Leipzig  . H. B. Gegen alle ,, Unreinigkeiten" der Haut können die Abreibungen mit feinem, feuchten Sande nicht helfen, ja bei eiternden und nässenden Ausschlägen würden sie das Uebel eher verschlimmern, als bessern. Der Sand wirkt hier rein mechanisch, ähnlich wie die früher vielfach gebrauchte Bimssteinseife; er entfernt aufgelagerte, ver­hornte und verdickte Oberhautzellen. Sie werden dieselben also nur bei gewissen trockenen Schuppenausschlägen, bei harter und spröder Haut, wie sie sich häufig an den Vorderarmen skrophulöser Kinder findet, anwenden können, wenn keine Entzündung der Grundfläche dabei besteht.

Oberlangenbielau. W. W. Ihr Leiden ist kein chronischer Gelenk­rheumatismus, sondern wahrscheinlich eine Rückenmarkserkrankung, die sich nicht aus der Ferne behandeln läßt. Vielleicht würde Ihnen, wenn Sie die nöthige Unterstützung zum Gebrauch eines Bades finden, ein Wildbad nüßlich sein( Warmbrunn, Teplitz  ).

Berlin  . B. B. Was wir von den Guyot'schen Theerkapseln halten? Nicht viel, am allerwenigsten aber soviel, als deren Erfinder davon in den Zeitungen Geschrei macht. Daß der Theer, innerlich ge­nommen, bei gewissen katarrhalischen Erkrankungen der Athemwege, namentlich aber den sogenannten trockenen Katarrhen mit Emphysem, welche mit hochgradiger Athemnoth verbunden sind, einen bessernden Einfluß haben kann, ist eine längst bekannte Thatsache. Wahrscheinlich verdankt er diese Wirkungen seinem Naphtalingehalte, denn das reine sublimirte Naphtalin, im Verhältniß von 1:50 in Weingeist gelöst und täglich 2 mal 5 Tropfen auf Zucker genommen, hat ganz dieselben Wirkungen und bringt die sogenannten asthmatischen Anfälle oft sehr schnell zum Schweigen, hat außerdem aber auch den Vortheil, die Ver­dauungsorgane nicht zu belästigen. Den Theer gegen alle derartigen Leiden als Universalmittel und zu konsequentem täglichen Gebrauch zu empfehlen, ist Unsinn, denn der beste Magen kann dadurch mit der Zeit zugrunde gehen, ganz abgesehen von den Nebenwirkungen, die er in anderen Organen des Körpers äußert. Unter allen Umständen fragen Sie in jedem Falle, in dem Sie jene theuren Kapseln anwenden wollen, zuvor den Arzt und trauen Sie nicht ohne weiteres den be­Dr. Resau. zahlten Zeitungsannoncen.

Redaktions- Korrespondenz.

Chemnitz  . R. S. Die eingesendeten Proben Ihres poetischen Talents zeigen, daß Sie zum Dichter nicht geboren wurden. Das Verlangen, Ihnen umgehend briefliche Auskunft zu geben, ob wir Ihr kleines Gedicht ,, Freiheit" aufnehmen wollen oder nicht, fonnten wir trotz der beigelegten Postmarke nicht erfüllen. Unsere Zeit ist nicht wohlfeil genug, um die Befriedigung solcher Dichterlaunen zu gestatten.

Glockenthal( Schweiz  ). W. W. Jhre ,, losen Blätter" gelangen demnächst zur

Prüfung.

Barmen. Abonnent K. Verschaffen Sie Sich den Leitfaden von Ahn. Ein Inhalts­verzeichniß wird den Heften der ,, N. W.  " neuerdings zugefügt. Auch bei den einzelnen Nummern wird es sich vielleicht machen lassen.

Petersburg. T. K- w. Das Porträt Alexander des ,, Siegreichen" so wird er fortan doa heißen! bringt die ,, N. W.  " nicht. Aber es ist nicht unmöglich, daß wir zu Ehren des milden Väterchens gelegentlich einmal eine Justration bringen; wir thun uns bereits nach einer Abbildung des Strides um, mit welchem die kriegsgefangenen türkischen Aerzte gehangen wurden, deren einziges Verbrechen ihr polnischer Name war. Uebrigens, im Vertrauen gefragt, Sie haben Sich wohl in der Adresse geirrt, Sie meinten nicht die Neue Welt" Sie meinten bie Gartenlaube", nicht wahr?

"

Breslau  . E. R. Daß der Say, bezüglich dessen Sie fragen, ob er sich zu einem Rebus verwenden lasse, für diesen Zweck geeignet sei, glauben wir schon darum nicht, weil wir ihn nicht verstehen. O. U. Warum die ,, N. W.  " nicht auch der ,, Breslauer Worgenzeitung" beigelegt wird? Nun, dafür gibt's mehrere Gründe, von denen der eine indeß schon völlig genügt: von der rothen ,, N. W.  " würde auf die blasse ,, Morgen­

288

zeitung" und ihre Gelehrten ein röthlicher Schimmer fallen, der die Erdemokraten Elsner, Semrau und Konsorten in den ganz ungerechtfertigten Verdacht bringen möchte, Sie könnten noch roth werden.

"

1

Stockholm  . B. S. Gibt es im hohen Norden auch so gefühlvolle deutsche Jüng linge? Nun, aufnehmen werden wir allerdings feines Ihrer Poeme; zu dem einen möchten wir Ihnen jedoch einige gleichfalls tiefgefühlte kleine Verbesserungen vorschlagen. Sie singen; Wenn ich zu dir geh Jn's Aug' dir seh' Voll Lust und Weh Dent' ich, du zartes Reh Theile der Liebe See Mit deiner Arme Schnee!" Wir find für folgende unscheinbare, aber, wie uns bedünkt, recht wirkungsvolle Erweiterung dieser schönen Strophe: Wenn ich zu dir geh' In's Aug' dir seh Voll Lust und Weh Ach herrieh! Ach herrjeh! Dent' ich, bu zartes Reh Theile der Liebe See Mit deiner Arme Schnee O weh! Oweh! Oweh! Zürich  . C. St. Ihre Arbeit soll bald geprüft werden. Die Photographien hat uns 2., der während der Reichstagsfession noch mehr als gewöhnlich in Anspruch ge­nommen ist, zur etwaigen Verwendung übergeben. Der für den V. bestimmte Artikel wird wohl bereits erschienen sein, wenn Sie diese Zeilen lesen.

1

Braunschweig  . M. Vm. Wenn Ihnen das betreffende Blatt nicht interessant genug ist, und wenn es Ihnen weniger auf die Tendenz eines Blattes ankommt, als auf die amüsante Unterhaltung bei der Zeitungslektüre, so müssen Sie eben ein anderes Blatt wählen. Die an uns gerichtete Bitte zeigt, daß Sie aus ganz unerfindlichen Gründen uns einen Einfluß zutrauen, den wir nicht im entferntesten besigen und befizen möchten. Mittweida  . E. J. L. Ihr Gedicht ,, Eine Kaiserthat" ist weder für die N. W." noch den ,, B." zu verwenden. Wir verherrlichen keinen Herrscher, auch nicht einen, der bald hundert Jahre todt ist und, mit Rücksicht auf seine Standesgenossen, bemerkens werth gute Geistes- und Charakteranlagen bewiesen hat. Die Thorheit des Volkes, welches allezeit bereit war und großentheils noch ist, jede Spur von Pflichtbewußtsein und Edelsinn bei Hochgebornen mit Bewunderung ,,, Liebe" und ,, unverbrüchlicher Treue" zu lohnen, darf nicht genährt, fie muß mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Meißen  , W. A., Schwabing  , Ein alter Freund, und Hof, Frau 2. E. Dankend San Francisco  . Frau A. J.-Pf. Wir werden Ihnen bald brieft. Nachricht zu­Tommen lassen. Berlin  . Hn. S. So rasch können wir uns bei der großen Menge der uns zur Frl. R. R. Prüfung zugehenden Mipte nicht entscheiden. Haben Sie freundlichst Geduld. Wenn wir Ihr Schreiben nicht, wie Sie gewünscht haben, unserm ärztlichen Herrn Mit­arbeiter übergeben haben und es selbst beantworten, so geschieht das, weil Ihr Leiden, darin bestehend, daß Sie ,, sichtlich dahinschwinden", seitdem Ihnen ,, die Grausamkeit der Eltern" den Verkehr mit dem Geliebten wehrt, unserer heiligen Ueberzeugung nach nur durch zwei Aerzte gehoben werden kann, nämlich durch den Geliebten selbst oder die Zeit! Da die Grausamkeit Ihrer Eltern vermuthen läßt, daß dieselben Sie dem ersten der Aerzte auch fernerhin nicht zur Behandlung anvertrauen werden, so bleibt Ihnen nur der erwähnte zweite Helfer, aber der gewiß. Berichten Sie uns Ende Mai oder Anfang Juni, ob er inzwischen seine Schuldigkeit gethan hat.

-

Hamburg  . K. N.   Wir sind Ihnen für Ihre frdl. Mittheilungen dankbar. Lassen Sie mehr von sich hören!

Schönenwerd  ( Schweiz  ). E. u. Sie haben ganz recht. Der Herr Pastor aus dem Unitrutthale hat nicht mehr gemuckt. Selbst Maulhelden sind die frommen Herren nur da, wo sie die Freidenkenden mit Maul körben versehen, wissen.

Reudnik. Schloffer F. M. Zur Beantwortung der Frage nach der Entstehung der Redensart ,, Der Bien' muß" Folgendes: Es gibt eine alte Anekdote, die bereits in einer Sammlung von Lügenmärchen, einem Anhang zur 1. Ausgabe des ,, Lalenbuches" von 1597, deren einzig bekanntes Exemplar sich auf der wiener Hofbibliothet befindet, ferner in Melanders Iocorum atque seriorum centuriae aliquot, Nr. 115( Frank­ furt  , 1603), dann in des Olorinus Baristus Ethnographia mundi, T. 1, Magdeburg  1610, und im ,, Kurzweiligen Zeitvertreiber" von 1666, S. 117, unter ,, Aufschneidereien" erwähnt wird, wonach ein lügenhafter Reisender, der im Auslande Bienen von der Größe eines Schafes gesehen zu haben vorgab, während die Bienenkörbe nicht größer gewesen seien als die in der Heimat, auf die Frage, wie die Bienen denn hineinfämen, die Antwort gibt: Dafür laß ich sie selbst sorgen. Andreas Achenbach   hat die Anekdote in den ,, Düsseldorfer Monatsheften" illustrirt, aber einem für sein Vaterland begeisterten Russen in der volksthümlich gewordenen Form: ,, Der Bien' muß" beigelegt.

( Schluß der Redaktion: Sonnabend, den 2. März.)

Zur Beachtung.

In einer mittelgroßen Stadt Süddeutschlands   bietet sich zwei jüngeren Bartei­genossen, einem Mediziner und einem Juristen, gegenwärtig günstige Gelegenheit, sich zu etabliren. Die etwaigen Reflektanten, namentlich der Arzt, müßten sich schnell entschließen, da die vorhandenen Lücken voraussichtlich bald ausgefüllt sein werden. Näheres durch die Redaktion.

Aufruf zur Bildung eines Jacoby- Preßfonds.

Die Unterzeichneten sind zusammengetreten, um durch Beiträge, einmalige oder jährliche, von Freunden und Gesinnungsgenossen einen Preßfonds zu stiften, der den Namen Johann Jacoby's   führen soll. Der große Volksmann, der jüngst dahingeschieden, hat für das Recht der freien Meinungsäußerung, als die Grundlage aller Freiheit, sein Lebenlang tapfer gekämpft und gelitten: durch das Werk, das wir beginnen, wird sein Andenken am besten geehrt. Der Preßfonds soll dazu bestimmt sein, verfolgte Schriftsteller zu unterstüßen, ihnen den Rechtsbeistand zu sichern, im Falle ihrer Haft die Angehörigen vor Noth zu schüßen, der freisinnigen Presse beizustehen, die Entwicklung von Volksblättern zu fördern. Die Geschäftsführung wird einem Ausschusse anvertraut, der durch die Beitragenden gewählt ist, für das erste Halbjahr werden die mitunterzeichneten fönigsberger Genossen die Konstituirungsarbeit übernehmen.

Kann die Thätigkeit dieses Fonds in reichlicher, dauernder Weise geübt werden, so wird damit ein gut Stück Arbeit zur Erringung des freien Staates geleistet, und in diesem Streben fühlen wir alle uns einig, stehen wir Schulter an Schulter. Beitrittserklärungen und Beiträge sind an Herrn L. Braun, Buchhändler, Königsberg   i/ Pr., Franzöfifchestr. 22, zu richten. Sämmtliche freisinnige Zeitungen und Zeitschriften werden, um kostenlose Aufnahme dieses Aufrufs ersucht.

Hermann Arnold, Kaufmann( Königsberg i Pr  .). Reichstagsabgeordneter Bebel( Leipzig  ). Joh. Ph. Becker( Genf  ). Leopold Braun, Buchhändler( Königsberg i/ Pr  .). Eli Behrend, Kaufmann( Königsberg i/ Br.). Borowsky, Gärtner( Königsberg i/ Pr  .). Reichstags­abgeordneter Demmler( Schwerin  ). Dr. Albert Dulk  ( Untertürkheim   bei Stuttgart  ). Gutsbesizer Ebhardt( Komorowen, Ostpreußen  ). Eichelsdörfer, Redakteur d. ,, N. Bad. Landesztg."( Mannheim  ). Rechtsanwalt Freitag( Leipzig  ). Buchhändler Geib( Hamburg  ). Gutsbes. Max Herbig( Maraunenhof bei Königsberg i/ Pr  .). Reichstagsabgeordneter Carl Holthof( Frankfurt   a/ M.). Ad. Harig- Bembe( Mainz  ). Xaver von Hasenkamp, Red. d. Beobachter"( Stuttgart  ). Carl Hirsch( Paris  ). Konditor Kallmann( Königsberg   i/ Pr. G. Fr. Kolb ( München  ). Ad. Kroeber, Holzhändler( München  ). Reichstagsabgeordneter Dr. Ferdinand Kronawetter( Wien  ). Dr. L. Kugelmann ( Hannover  ). v. d. Leeden, Hauptmann a. D.( Herzogswalde bei Böhmischdorf). J. Levy, Rentier( Berlin  ). Liebknecht, Reichstagsabg. ( Leipzig  ). Gutspächter Luce( Junkerken, Ostpreußen  ). Justizrath Martini( Danzig  ). Carl Mayer( Stuttgart  ). Dr. Meilitz( Berlin  ). Dr. jur. August Oppenheim( Köln  ). Gutsbesißer Prager( Littauen). Rechtsanwalt Payer II., Reichstagsabgeordneter( Stuttgart  ). Justizrath Dr. Reinganum( Frankfurt   a/ M.). John Reitenbach( Blicken). Maler Rekitzky( önigsberg i/ Br.). Rittinghausen, Reichstagsabgeordneter( Köln  ). Paul Singer, Raufm.( Berlin  ). Leopold Sonnemann  ( Frankfurt   a/ M.). Ludwig Walesrode  ( Stuttgart  ). Dr. Guido Weiss  ( Berlin  ). Jos. Zervas( Köln  ).

Der Mann, auf dessen Namen dieser Preßfonds gegründet wird, ist des schönsten Monuments würdig, und ein schöneres, edleres für die beste Sache, konnte ihm nicht gesezt werden, als hiermit geschieht. Wer von unsren Lesern ein Scherflein übrig hat für eine gute Redaktion der ,, Neuen Welt". der zögere nicht mit dem Beitritt.

-

Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Plagwiẞerstr. 20). Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .

-