gewesen sei, der auf seine metaphysischen Ansichten einzugehen ver­standen habe. Tiefe und Reinheit des Gemüthes, besonders aber ein großer Lebensernst sollen Charaktereigenschaften dieses Freundes gewesen sein. Eines Tages schrieb ein dritter über ihn an Gauß  aus Braunschweig   nach Göttingen  : Bolyai   wird dem hiesigen nahen Schüßenfeste sicher beiwohnen, aber nur als Philosoph, der bei solchen Gelegenheiten Stoff findet, über die Thorheiten der Menschen Betrachtungen anzustellen. Dies ist so seine Maxime, wie ich aus mehreren Fällen abstrahirt habe; er versäumt von dergleichen weltlichen Angelegenheiten so leicht' teine, nicht etwa, um mitzugenießen, sondern um seine Seelenruhe zu befestigen."

Noch war Gauß   noch nicht ganz 19 Jahre alt, noch hatte er seine Universitätsstudien lange nicht vollendet, als er auf dem Gebiete der Mathematik schon selbstschaffend auftrat. Es steht in der Wissenschaft vielfach ebenso wie in der Religion. Was die Alten gesagt und gelehrt, das muß wahr sein, eben weil es von den Alten herrührt. Daran zweifeln, es noch auf eine besondere Art bewiesen haben wollen, gilt als Anmaßung, Selbstüberhebung, gilt als Kegerei hier wie dort. Und doch ist es der einzige Weg, um auf der Bahn des Forschens nach Wahrheit weiter zu kommen: sich nämlich nie an das Ansehen einer Person zu binden; auch der schärfste Kopf kann irren und Selbstüberzeugung ist immer besser als der festeste Glaube. So erging es Gauß und gerade dadurch wurde er groß, gerade dadurch erhielt er seine Bedeutung für die Wissenschaft der Mathematik. Aus dem Alterthum besaß man vom Mathematiker Euklid   die Lehre, daß der Kreis nur in drei und fünf regelrechte Theile getheilt werden und daraus das Sechseck, Zehneck u. s. w. konstruirt werden könne. Niemand, wenigstens soviel man weiß, war es bisher eingefallen, einen Zweifel darüber zu hegen und einen Versuch zu machen, ob nicht noch mehr möglich sei. Gauß   that es. Er bewies, daß in einem Kreise auch ein Siebzehned konstruirt werden könne, was bis­her jeder, wenn es ihm gesagt worden wäre, für eine Unmöglich feit erklärt haben würde. Mit dieser Entdeckung, auf welche Gauß in seinem späteren Leben noch stolz war, betrat er das Feld des selbstständigen Schaffens und Forschens. Der Studiosus war dadurch schon Autorität geworden. An die Konstruktion des Siebzehnecks schloß sich überhaupt dann eine neue von Gauß   er­fundene Eintheilung des Kreises. In dieselbe Zeit fällt auch die Entdeckung der Methode von den kleinsten Quadraten, welche später in ihrer weiteren Ausbildung zu einer neuen Berechnung der Bewegung der Himmelskörper führte. Nachdem der junge Gelehrte schon als Student so Großes, Epochemachendes geleistet, gehörte er, wie leicht erklärlich, für immer der mathematischen Wissenschaft an. Wenn daher gesagt ward, daß er zu Michaelis 1798 in Göttingen   seine Studien vollendet habe, so gilt das nur der Form nach. Es heißt eben, Gauß hatte die drei Jahre, welche als gefeßliche Studienjahre an der Universität vorgeschrieben sind, hinter sich und konnte mithin seinen Namen, aus der Liste der Studirenden streichen lassen. Andere glauben damit ihre Studien vollendet zu haben, für Gauß   hatten sie erst begonnen. In immer tiefere mathematische Studien ließ er sich ein, immer weiter und weiter zog es ihn, zu untersuchen, wie zu begründen, neues zu schaffen. Bei seinem Abgange von der Universität Göttingen   arbeitete er schon an einem größeren Werke, arithmetische

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Untersuchungen enthaltend. Er wollte noch mehrere bedeutende Schriften dieser Richtung lesen und ging daher von Braunschweig  , wohin er, Göttingen   verlassend, zurückgekehrt war, nach Helmstedt  , um die dortige Bibliothek zu benutzen. Hier machte er die Be­kanntschaft des Mathematikers Pfaff, in dessen Hause er nachher wohnte. Das Werk aber, dessen Anfänge schon in das Jahr 1795 fallen, erschien in lateinischer Sprache und erfüllte alle Kenner und Fachgelehrten mit der größten Verwunderung. Durch die Unterstüßung Karl Wilhelm Ferdinands, des Herzogs von Braun­ schweig  , war es möglich geworden, im Jahre 1801 die arith metischen Untersuchungen im Drucke erscheinen zu lassen. Gauß  bezeichnete es später selbst als der Geschichte angehörend, und erklärte, er würde bei einer neuen Ausgabe daran nichts ändern als die Druckfehler. Dieses Werk allein hätte seinen Namen un­sterblich gemacht, denn mit ihm beginnt ein neuer Abschnitt in der Mathematik. Außer diesem epochemachenden Werke, war Gauß   mit noch verschiedenen kleineren Arbeiten beschäftigt. So berechnete er auch das Osterfest nach einer neuen Methode; eine andere Abhandlung erwirkte ihm von der Universität Helmstedt  die Doktorwürde.

Was der in so früher Jugend schon so bedeutende Mathema­tiker bisher geleistet, konnten nur Fachleute schätzen und würdigen. Aber es sollte sein Name auch ein von der ganzen gebildeten Welt gefeierter werden. In Palermo   entdeckte der Astronom Piazzi   am 1. Januar 1801 einen neuen Stern, zeigte diese Ent­deckung den deutschen und französischen   Astronomen an, aber schon nach ganz kurzer Zeit schien der Stern wieder verschwunden zu sein. Was man während seiner Sichtbarkeit hatte beobachten können, bot nur Unvollständiges und Unsicheres. Dennoch wurden diese Beobachtungen veröffentlicht und von verschiedenen Fach­gelehrten Berechnungen aufgestellt. Da gab auch Gauß nach den gegebenen Mittheilungen eine Berechnung heraus, welche aller­dings, von den übrigen sehr abwich. Man stuzte, stellte Berech­nungen an, und siehe, nach seinen Angaben war der Stern wiedergefunden. Gauß   hatte aus den mangelhaften Angaben Dieser Stern, der die Laufbahn des Sternes richtig berechnet. am 1. Januar 1802, also genau ein Jahr nach seiner Entdeckung, In ebenso wieder aufgefunden wurde, ist der Planet Ceres  . kurzer Zeit und aus ebenso wenigen Beobachtungen hat Gauß  die Laufbahn des am 28. März 1802 vom Astronomen Olbers in Bremen   entdeckten Planeten Pallas   berechnet. Schon an 31. Januar des Jahres 1801 war er in Anerkennung seiner Verdienste von der Akademie der Wissenschaften in Petersburg  zum forrespondirenden Mitgliede ernannt worden. Bald darauf erhielt er von der russischen Regierung einen Ruf zum Direktor der Sternwarte in Petersburg  , welcher Ruf sich noch mehrere­Zu jener Zeit male wiederholte. Gauß   lehnte jedesmal ab. faßte die hannoversche Regierung den Entschluß, in Göttingen  eine mit den möglichst besten Hülfsmitteln ausgestattete Stern warte zu erbauen, und sah sich bereits nach einem passenden Direktor um. Da lenkte Olbers   in Bremen  , der mit Gauß schon in Verbindung gestanden und ihn im Jahre 1802 persönlich kennen gelernt hatte, die Aufmerksamkeit auf diesen zwar noch jungen, aber doch schon so hervorragenden Mann. ( Schluß folgt.)

Die emaillirten schmiedeeisernen Kochgeschirre in der Gesundheitswirthschaft der Küche.

Von Dr. S. Oidtmann.*)

Als die Gartenlaube" in Nr. 44 des Jahrgangs 1877 einen Auszug aus meinem Buche über Küchenmetalle brachte, da wandten biele Leser sich an mich, um Bezugsquellen für bleifreie Email­tochteffel zu erfragen. Die nachfolgenden Mittheilungen sind be stimmt, den Hausfrauen ein sachliches Urtheil über Verläßlichkeit der Kochgeschirrglasuren zu verschaffen und ihnen Fabrikadressen anzugeben.

Herr Dr. A. Classen, Professor der Chemie an der poly­

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technischen Schule zu Aachen  , hat auf meine Veranlassung sich der Mühe unterzogen, vorläufig aus dreizehn verschiedenen Fabriken glasirte eiserne Kochgeschirre vergleichend zu prüfen. Er hat nicht allein qualitative und umfassende quantitative Analysen der Glasuren auf ihre Bestandtheile ausgeführt, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der Glasuren gegen anorganische und orga­nische Säuren geprüft und das Vorhandensein schwerer Metalle in den sauren Prüfflüssigkeiten und Speisen nachgewiesen.

* Aus: Gesundheitswacht am häuslichen Herd, den deutschen Hausfrauen und ihren Hausärzten gewidmet, in drei Büchern von Der Verfasser. Dr. H. Didtmann. Selbstverlag des Verf. 3. Buch, 2. Lief. Ungedruckte Fortsetzung des Manuskripts