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Die Sandwich- Inseln.
Von F. Rz.
( Schluß.)
Die Thierwelt der Inseln ist nicht besonders reich. Vierfüßige wilde Thiere findet man, wie auf den Südsee- Inseln überhaupt, nicht. Die Ureltern der Pferde, Schafe, Ziegen 2c., welche man an den grünen Abhängen der Berge weiden sieht, wurden durch Weiße nach den Inseln gebracht. Schweine waren einheimisch. Schlangen finden sich nicht vor. In den Bergen halten sich einige zum Theil prächtig gefiederte Vögelgattungen auf. Erwähnt sei hier, daß König Kamehameha I. einen ganz aus Federn ge= fertigten großen Kriegsmantel besaß, dessen Fabrikation der Tra= dition nach neun Generationen von Königen hindurch in Anspruch nahm. Von den das Material liefernden Vögeln besaß jeder nur zwei der dazu verwandten Federn von brillantem Gelb, und da diese Vögel nur in den gebirgig sten, unzugänglichsten Theilen der Inseln zu finden waren, so mag allerdings neben einer immensen Zahl von Vögeln ein großer Aufwand von Ge duld und Mühe zur Anfertigung dieses goldnen Mantels" nöthig gewesen sein. Kamehameha machte ihn später dem König Georg dem Vierten von
England
unter
derausdrücklichen Bedingung zum Geschenke, daß ihn niemand als der König selbst tragen dürfe.
Das Klima der Inseln ist ein
auf den Inseln angesiedelten Fremden zum größten Theile verloren. Besondere Waffen führen sie garnicht mehr. Die Kleidung der in den größeren Pläßen Wohnenden unterscheidet sich im Grunde garnicht von der der Weißen: leichte, bequeme Anzüge, als Kopfbedeckung breitkrempige Stroh- oder Panamahüte. Das weibliche Geschlecht, unter welchem mau zuweilen recht hübschen Gesichtern begegnet, trägt einen einfachen Ueberwurf von buntem Kattun, welcher, gleich dem Ornat eines Priesters,
angenehmes, da die Hize durch die Seewinde gemäßigt wird.| Es ist von solcher Gleichmäßigkeit, daß die Eingebornen kein Wort für den Begriff„ Wetter " haben. Das Thermometer steht das ganze Jahr hindurch meist um 80 Grad Fahrenheit. Der Regenfall ist an teine besondere Jahreszeit gebunden, wenn auch in den Wintermonaten etwas stärker als in der übrigen Zeit des Jahres. Zuweilen fegen jedoch heftige Stürme über die Inseln, welche die Temperatur herabstimmen.
Kommen wir nun zu den Ureinwohnern der Inseln. Die eingebornen Insulaner sind ein schöner, wohlgebauter Menschenschlag von nußbrauner Hautfarbe, mit glatten, schwarzen, zu weilen blonden Haaren. Intelligent und gutmüthig machen sie auf jeden Fremden einen guten Eindruck. Sie sind zum großen Theil der englischen Sprache mächtig. Wie bereits bemerkt, sind sie schon lange Christen, und Kirchen findet man auf allen Inseln in großer Anzahl. Ihre alten Volfssitten haben sie infolge der Wirksamkeit der Missionare und des Verkehrs mit den allmählich
von den Schul tern zu den Füßen reicht. Aus der Rinde eines Baumes verstehen sie mittels Schlagen und verschiedener Manipulationen einen löschpapierähnlichen, jedoch ziemlich haltba= ren Stoff zu verfertigen,„ Tapa" genannt, ihren ursprünglich einzigen Bekleidungsstoff, der jedoch allmählich ganz außer Gebrauch fommt. Allge
meine Sitte unter ihnen, sowohl un
ter dem weiblichen als unter dem männlichen Geschlecht, ist, sich zu bekränzen. Um Hals und Schultern liebt man Kränze von dicht aneinander ge= reihten Blumen und Guirlanden von Laubwerk zu tragen, eine Sitte, welche man auch auf den Gesellschafts- Inseln findet.
Ueber die Art ihres einstigen, heidnischen Got
tesdienstes konnte
Schreiber dieses wenig Zuverlässiges in Erfahrung
bringen, und über das Verhältniß der sich meist durch außerordentliche Körpergröße auszeichnenden alten Häuptlinge zum Volke" sei nur soviel bemerkt, daß erstere über letzteres eine Machtbefugniß besaßen, nach welcher vielen der europäischen Herrscher der Mund wässern würde.
Die ursprünglichen Wohnungen der Eingebornen bestanden aus niedrigen Grashütten primitivster Art, die größeren mit polygonalen Dächern versehen. Diese verschwinden allmählich. Allgemein greift man nach Holz und Stein als Baumaterial. Bauholz wird von dem 2000 englische Meilen entfernten Kali fornien eingeführt.
Ihre Nahrung ist zumeist vegetabilisch. Die Mahlzeiten werden von dem gewöhnlichen Volke in kauernder Stellung eingenommen. Das tägliche Hauptgericht ist der bereits erwähnte" Poi ". Eine Lieblingsspeise ist der aus einer Knollenfrucht bereitete Pia". Nächst dem Poi und Früchten aller Art machen Fische, welch, zum Theil gedörrt, zum Theil roh mit Salz genossen werden
"