Sattel sißen, sind gewandte Reiterinnen, und man sieht sie pfeil schnell auf den kleinen, einheimischen Pferden mexikanischer Ab­kunft durch die Straßen galoppiren. Auch die Musik wird in Honolulu gepflegt. Ein Piano darf in keinem Hause eines Weißen, der auf Bildung Anspruch machen will, fehlen, und ein aus öffentlichen Mitteln unterhaltenes, aus 25 jungen Hawaiiern be­stehendes Musikkorps, welches durch einen Deutschen ausgebildet wurde, gibt häufig auf einem öffentlichen Plaze Konzerte. Außer den bereits erwähnten hawaiischen erscheinen in Honolulu noch zwei englische Wochenblätter, deren Redakteure allerdings nicht selten, wegen verspäteten Eintreffens der erwarteten Schiffs nachrichten, behufs Füllung ihrer Spalten in peinliche Verlegen­heit kommen.

Im Hafen liegen außer zahlreichen Segelschiffen fast stets ein englisches, französisches und amerikanisches Kriegsschiff, welche drei Mächte aus gegenseitiger Eifersucht die Unabhängigkeit des König­reichs garantirt haben. Die Inseln waren früher eine Station

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für Walfischfahrer, und es liefen jährlich hunderte dieser Fahr­zeuge im Hafen von Honolulu ein. Doch wurde bekanntlich die amerikanische Walfischfänger- Flotte während des amerikanischen Bürgerkrieges durch ein südstaatliches Rebellen- Kriegsschiff und durch eine später erfolgte große Eistatastrophe fast gänzlich ver­nichtet, sodaß man jetzt nur selten Waler" vor Anker liegen sieht. Der Handel der Insel ist verhältnißmäßig bedeutend. Im Jahre 1876 betrug nach amtlichen Erhebungen der Werth der gesammten Einfuhr 1,811,000, der der Ausfuhr 2,241,000 Dollar. Am 18. Januar dieses Jahres feierte man in Honolulu den hundertjährigen Gedenktag der Entdeckung der Inseln durch Cook. Welche Veränderungen sind in diesem kurzen Zeitraum eingetreten! Wer weiß, wie nahe wir der Zeit sind, wo es keinen Landstrich mehr geben wird, unangebaut und groß genug zum Jagdrevier für einen Indianer oder Papua, wo das Dampfroß über die Trümmer der chinesischen Mauer dahinkeuchen und der letzte Wilde als Merkwürdigkeit in Weingeist aufbewahrt sein wird!?

Die Bedingungen der Ernährung.

Von Alfred Lange.

In der neuesten Zeit macht sich eine sehr berechtigte und hoffentlich folgenreiche Agitation gegen die Verfälschung der Lebensmittel seitens gewissenloser und gewinnsüchtiger Produzenten oder Kaufleute bemerklich. Ich habe es deshalb für zeitgemäß erachtet, in dem folgenden einen kleinen Beitrag zur Aufklärung über diese Frage zu geben. Man muß in der Besprechung wirthschaftlicher wie anderer allgemeiner Fragen Zeitperioden, in denen die eine oder die andere besonders hervortritt, wählen, um allgemein wissenschaftliche Erörterungen daran zu knüpfen, die Klarheit über jene Fragen zu verbreiten im Stande sind, will man überhaupt diesen Besprechungen einigen Einfluß verschaffen. Denn gewiß ist eine für diese oder jene Erscheinung interesselose Beit nur halb geneigt, sich über dieselben belehren zu lassen, und was darüber gesagt wird, bleibt nur lose im Gedächtniß auf gespeichert. Das für die meisten unentbehrliche Befestigungsmittel für neue Gedanken, das unmittelbare, frisch geweckte Interesse fehlt in diesen Fällen oder ist nur in unzureichendem Maaße vorhanden.

Die folgenden Betrachtungen halten sich übrigens fern von spezifisch physiologischen Spekulationen. Sie sind geschrieben vom chemischen Standpunkt aus und können daher keinen Anspruch auf allseitige Vollständigkeit erheben. Jene andere Seite der Nahrungsmittelfrage zu beleuchten wäre Sache des erfahrenen Mediziners.

Von allen instinktiven Trieben, die sämmtlichen organisirten Wesen, an deren Spitze der Mensch steht und deren unendliche Reihe nach Häckel von dem strukturlosen Protoplasmaklumpen) des Meeresgrundes, dem Bathybius, oder den einzelligen Algen, deren tausende in einem Wassertropfen leben können, gemeinsam sind, ist der ursprünglichste und gewaltigste, alle anderen erst be­dingende, der Drang nach Ernährung. Das kaum geborene Kind kennt noch keine andere Willensäußerung; was ihm nahe gebracht wird, steckt es ohne weiteres und häufig zum gerechten Ent­jezzen der Mutter in den Mund, und es hat in den ersten Wochen

*) Unter Protoplasma versteht man die zwar organische, aber unorganisirte, gallertartige bis dickflüssige, aus stickstoffhaltiger Materie bestehende Masse, welche im letzten Grunde das eigentlich das gesammte Lebensprinzip Tragende pflanzlicher wie thierischer Organismen ist. Die letztern seßen sich nämlich aus millionen und aber millionen der verschiedenartigst gestalteten, mit bloßem Auge garnicht oder kaum sicht baren Zellen zusammen, die also ganz wie die Bausteine eines Hauses aufzufassen sind. Diese Zellen nun, deren jede einzelne von mehreren, sehr zarten Häutchen umgeben ist oder auch unumhüllt sein kann, haben zum Inhalt vor allem jenes Protoplasma, welches, vermöge seiner Fähigkeit, die aufgenommenen Stoffe chemisch umzuseßen, zu verarbeiten und wieder abzugeben an die Orte des Verbrauchs, das im letzten Grunde Lebenerhaltende des Organismus darstellt. Aller Tod hat das Aufhören der Funktionen des Protoplasmas zur Ursache. Derartige Protoplasmamaffen, ohne irgendwelche Umhüllung, gallertartig, mit Wasser sich nicht mischend, obwohl für dasselbe durchdringbar, fähig, geeignete Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten, hat man nun in meilenweiter Ausdehnung auf dem Grunde des Meeres gefunden und hält sie für die niedrigste Form organischen Lebens.

seines Lebens sogar nur einen in geringem Grade entwickelten Geruch oder Geschmack. Es verlangt lediglich nach Befriedigung seines Hungers resp. Durstes, und die Mittel hierzu sind, da es nicht nur, wie der erwachsene Mensch, die durch Arbeit verzehrte Körpersubstanz zu ersetzen, sondern auch für ein Mehr im Interesse des Wachsthums zu sorgen hat, relativ in bedeutend größerem Maaße erforderlich, als es in spätern Jahren der Fall sein wird. Für den Erwachsenen stellt sich die Nahrungsfrage wesentlich so, daß seine Nahrungseinnahme und sein Kraftverbrauch in einem einfachen Verhältniß stehen müssen. Bei Verringerung der erstern tritt, wenn der Kraftverbrauch gleich bleibt oder noch sich steigert, eine entsprechende Abnahme der Körpersubstanz ein, während eine Verringerung des Kraftverbrauchs bei gleichbleibender oder vermehrter Nahrung eine Vermehrung der Körpersubstanz zur Folge hat.

Die Art des Kraftverbrauchs kann eine sehr verschiedene sein; er wird gemessen durch die nothwendige Nahrung bei Erhaltungs­diät. Ein Steinklopfer, ein Gelehrter arbeiten in qualitativ sehr verschiedener Weise und haben dennoch beide quantitativ dieselbe Summe von Arbeit verrichtet; während wiederum ein Mensch, der eine gewisse Zeit in einer niedern Temperatur verweilt hat, gezwungen ist, eine Wärmemenge auf Kosten seiner Körpersubstanz zu produziren, die gleich ist einerseits der Differenz zwischen der äußern ihn umgebenden Temperatur und der normalen Körper­wärme, und andererseits eventuell quantitativ äquivalent der Arbeit des Steinklopfers, des Gelehrten, und dies ohne im land­läufigen Sinne Arbeit" verrichtet zu haben; es war innere Arbeit.

Es bedarf dies letztere Beispiel, das ich wählte, um besonders deutlich den Satz zu illustriren, daß Arbeiten qualitativ sehr ver­schieden, dennoch quantitativ in Beziehung auf die individuellen Organismen, die Arbeitenden, gleichwerthig sein können, noch einer besondern Erläuterung. Es wird den meisten der Leser schon bekannt sein, daß der menschliche Leib wie überhaupt der thierische und pflanzliche Organismus eine innere Körperwärme, die für das Zustandekommen der Lebensprozesse unumgänglich erforderlich ist, besitzt. Dieselbe beträgt beim Menschen 35-40 Grad Celsius. und kann z. B. in den Achselhöhlen gemessen werden. Der Mensch produzirt sie, wie der Ofen, vermittels zugeführten Brenn­materials, indem er ein genügendes Quantum Nahrungsmittel aufnimmt, die besonders zur Verbrennung geeignet sind; hierher gehören die Fette, Zucker, Stärkemehl. Indem dieselben theil­weise chemisch verändert und von den Geweben des Körpers isolirt, mit dem durch Athmung aufgenommenen Sauerstoff der Luft im Blute in Berührung kommen, verbinden sie sich mit demselben, sie werden oxydirt, und das Produkt dieses Vor­ganges, die Kohlensäure, entweicht gasförmig bei der Aus­athmung*). Durch jede Vereinigung irgend eines Körpers aber

*) Man kann die Kohlensäure im Athem sehr leicht nachweisen, indem man den letzteren vermittels eines Röhrchens durch ganz klares Kalkwasser treibt; es wird die Kohlensäure vom Kalk festgehalten, sie