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Nußen bringen, besonders wenn der Wasserdoctor nicht so verbohrt und verbissen ist, jeden Arzt, der nicht zu seiner Fahne schwört, für einen Esel zu halten. Es führen eben mehr Wege nach Rom. Von einem Pfuscher ausgeübt, der wenig Erfahrungen besitzt und all' und jede Krankheit mit Wasser curiren will, steht die Wasserheilkunde tief unter der Arzneiquacksalberei.

Fuckau. B. E. Das Wundsein der Kinder ist häufig eine Folge von Unreinlichkeit. Waschen Sie die wunden Stellen fleißig und belegen Sie dieselben mit der in jeder Apotheke käuflichen, entfetteten Watte. Gegen Migräne ist recht starker Kaffee oft nüglich; ebenso eine Dosis von 2 Gramm salicylsaurem Natron.

Hamburg  . U. R. Herzklappenfehler sind unheilbar. Nur bei sorgfältiger Pflege und Lebensweise erreichen derartig Kranke ein höheres Alter. Jeder Arzt instruirt Sie über das von Ihnen zu beobachtende Verhalten, welches nicht bei jedem Herzkranken dasselbe und daher auch nicht Gegenstand der Berathung im Briefkasten sein kann. Bei Finger­geschwüren würden wir Ihnen in jedem Falle ärztliche Hülfe anrathen, denn wenn das von Ihnen beschriebene Verfahren nicht exact und der Einschnitt an der unrichtigen Stelle gemacht wird, so geht das Nagel­glied verloren.

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Magdeburg  . A. W. Ein rohes Ei kann für Kinder, welche der Mutterbruſt entwöhnt sind, ganz zweckmäßig sein und wesentlich zu deren Kräftigung beitragen. Solchen Patienten aber süßen Ungariein in der gleichen Absicht verabreichen, das nennen wir gradezu ein Ver­brechen, obgleich wir wissen, daß nicht wenige Aerzte mit diesem ,, Kräftigungsmittel" nicht allzu sparsam umgehen. Denn das, was in Deutschland   unter dem Namen ,, Tokayer" oder ,, Ruster Ausbruch" verkauft wird, ist weiter nichts als ein Gemisch von herbem ungarischen Landwein, Spiritus und Zucker, und mit demselben Rechte könnten Sie daher Ihrem Kinde etwa Kümmel- oder Pfefferminzliqueur zu trinken geben. Alkoholische Getränke sind niemals Kräftigungsmittel, sondern stets Reizmittel. Ihre zweite Frage beantworten wir schriftlich, wenn Sie uns Ihre Adresse angeben.

Glauchau  . Friedrich S. Wenn die sogenannten Sommersprossen im Hochsommer bereits in voller Blüthe stehen, so lassen sie sich in der Regel nicht vertreiben, sondern der damit Behaftete behält sie bis zum Winter, wo sie erblassen. Im Frühling läßt sich eher etwas dagegen thun, wenn man sein Gesicht nicht den direkten Sonnenstrahlen aussetzt und es abends mit kaltem Wasser wäscht, welchem man auf ein Liter zwei Theelöffel voll konzentrirter Glaubersalzlösung zuseßt. Lungen­frank scheinen Sie nicht zu sein, denn Hustenkrankheiten mit gelblichem Auswurf" pflegen, wenn das Lungengewebe gleichfalls erkrankt ist, nicht so lange Jahre zu bestehen. Gewöhnen Sie Sich an das Schlafen bei offenen Fenstern und waschen Sie jeden Morgen mit kühlem( nicht faltem) Wasser den ganzen Oberkörper. Dies wird Ihr Leiden bald erträglicher gestalten.

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Ohligs  . A. B. M. Der Genuß von Kaffee ist für Erwachsene, welche keines Anregungsmittels bedürfen, sehr oft von Nachtheil; für Kinder ist er ein Gift.

Berlin  . P. R. Bestreichen Sie Ihre Leberflecke mit schwarzer Schmierseife; lettere lassen Sie zehn Minuten lang einwirken, dann waschen Sie die Seife mit warmem Wasser ab und betupfen die Flecke mit einer zweiprozentigen spirituösen Karbolsäurelösung. Dieses Ver­fahren, in einem Zeitraum von 4-6 Wochen vielleicht zehnmal an­gewandt, wird die Leberflecke beseitigen, wenn dieselben, wie dies sehr häufig der Fall, einem mikroskopischen Pilze( Mikrosporon furfur) ihre Entstehung verdanken. Sind diese Flecke dagegen durch Pigments­ablagerung in den Zellen der Schleimschicht der Oberhaut entstanden, womit sich in der Regel eine Wucherung der Papillen der Lederhaut verbindet, sodaß sie über die Hautoberfläche hervorragen, so nüßt dieses Verfahren nichts, sondern Sie können sie nur dadurch zum Erblassen bringen, daß Sie sich in einer Apotheke eine schwache Aezkalilösung ( im Verhältniß von 1: 500) anfertigen lassen und damit täglich, aber vorsichtig, die Flecke betupfen. Alter Abonnent der ,, Berliner freien Presse". Ueber Leiden, wie das Ihrige, kann im offenen Briefkasten E. S. nicht verhandelt werden. Geben Sie Ihre genaue Adresse an. Verwenden Sie zum Verbande in fünfprozentiges Karbolöl getauchte Charpie, darüber eine Lage entfetteter Watte und über dieser Listee's Silf Protective. Der langwierige Eiterungsprozeß wird dadurch bald geheilt sein. Sie bekommen diese Dinge in jeder Apotheke.

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August T. in Glauchau   erhielt directe Antwort; P. M. in Neurode desgl.; Clara H. in Berlin   wolle sich entweder an einen dortigen Arzt wenden oder den Fall genauer beschreiben; das Leiden von Frau A. W. in München   erheischt genaue Mittheilungen bezüglich der Lebensweise, etwaiger früherer Krankeiten 2c.

Frl. Marie D. in Hamburg   wolle ihre genane Adresse angeben und ihren Zustand nochmals genau beschreiben, dabei auch erwähnen, wie sich die übrigen Körperfunktionen( Verdauung, Reinigung 2c.) ver­

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halten. Die übrigen bis zum 8. April eingegangenen Korrespondenzen wurden direkt beantwortet, wenn die genaue Adresse( Straße und Haus­nummer) angegeben war. Wer keine Antwort auf seine Privatanfragen erhielt, weil er die letzteren Angaben unterließ, wolle deshalb noch­Dr. Rejau. mals schreiben.

Redaktions- Korrespondenz.

Braunschweig  . A. F. Ihr legteingesandter Rösselsprung litt an ein paar kleinen Mängeln, doch waren dieselben leicht zu heben. Wir haben ihn, da das gewählte Sujet uns gefäut, zu baldiger Verwendung bereit gelegt.

Wüftegiersdorf. Ein junges Mädchen. Ob die Verfasserin der Gedichte in Nr. 31 und 32 des Vorwärts" verheirathet ist oder nicht, darüber können wir leider keine Auskunft geben.

Breslau  . Ein ehrlicher Liberaler. Jm Norddeutschen Reichstage hat der jezige Minister Dr. Friedenthal ebensowohl gegen die Bewilligung von Diäten für die Reichs­tagsmitglieder gestimmt, als im konstituirenden Reichstage und später. Der Antrag auf Diätenbewilligung ging im Norddeutschen Reichstage von Waldeck und im konstituirenden von Weber- Thünen aus. F. Tn. Sie drohen uns für den Fall, daß wir Ihr Gedicht Bosaunentlänge am Tage des jüngsten Gerichts" nicht gut finden, mit einer ganzen Sammlung ,,, bie Frucht zehnjähriger Arbeit"? Herr, so du kannst, laß diesen Kelch an uns vorübergehen!

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Crimmitschau  . A. Th. Eine Gedichtsammlung, die Ihrem Zwede Genüge leisten möchte, tennen wir nicht. Aber der ganze Schiller ist gegenwärtig ja so billig zu haben, daß er sich zu Geschenken der beabsichtigten Art auch Minderbemittelten empfiehlt. Sie werden allerdings gut thun, anfangs die Auswahl der Lektüre seitens der beschenkten jungen Leute zu überwachen. R. H. Der letzte schweizerische Krieg war der gegen

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den Sonderbund, der von den sieben unter dem Einfluß der Jesuiten   stehenden Kan­tone Luzern  , Uri, Schwyz  , Unterwalden, Bug, Freiburg   und Wallis   gebildet worten war. Eine Armee von gegen 100000 Mann, unter dem Befehle des eidgenössischen Oberst Dufour von Genf  , trieb die aufrührerischen Kantone nach hartnädiger Gegenwehr zu Baaren und sicherte die kapitalistisch- liberale Herrschaft in der Schweiz   gegen die Umsturz­versuche der ultramontan  - reaktionären Bartei.

Rosenthal(?). H. J. Von Ihrer freundlichen Erlaubniß, an Ihrem Gedichte ,, Das Menschenrecht  " Veränderungen vorzunehmen, machen wir teinen Gebrauch. Nehmen Sie uns die Erinnerung nicht übel, daß das deutsche Volt sich in erster Linie der Be zeichnung als ,, Volt der Denter" würdig machen soll, und erst in zweiter Linie als ,, Volk der Dichter" gerühmt wird.

Genua  . Deutscher   in der Fremde." Der Konvent der ersten französischen Re­ publik   hat nicht das Recht" gehabt, Gott abzufezen, sagen Sie! Nun, da muß der Bischof von Paris  , Gobet, sammt seinen Vikaren anderer Meinung gewesen sein, denn sie schworen auf Grund dieser Absetzung vor dem Konvent feierlich den christlichen Glauben ab. Wissen Sie übrigens auch, daß im Jahre 393 nach Chr. ein anderer ,, gefeßgebender Körper, der römische Senat unter Theodofius, dem sogenannten Großen, die alten römi­schen Götter absezte und dafür die Herrschaft des ,, Gottes der Christianer" proklamirte? hat der römische Senat dazu das ,, Recht" gehabt?

Wien  . K. Lb. Die Terzine bildet breizeilige Strophen, in denen entweder der 1. und 3. Bers des ersten Terzetts mit dem 2. des nachfolgenden, oder der 2. des 1. mit dem ersten und dritten des folgenden reimt. Dort sinkt, hier steigt die Wirkung. Apropos Sie wollen doch nicht etwa welche machen?

Kolberg  . 2. N. B. Der deutsche Philosoph Johann Gottlieb Fichte   war freilich ein Kind aus dem Volke, und zwar der Sohn eines Leinenwebers zu Rammenau   in der Oberlausiz: sein Geburtstag war der 19. Mai 1762.

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Fahrnbühl( Schweiz  ). 2. v. X. Während Ihres Erholungsaufenthalts in der Schweiz   beschäftigen Sie Sich mit der Poesie und fingen unter anderm: Soll ich mit dem Geschick nicht hadern? Ich hab' Gefühl, ich habe Adern, In denen wallt ein stürmisch Blut!" Wir glauben Ihnen, daß Sie Adern haben, glauben Sie und wählen Sie eine andere Beschäftigung. uns, daß die poetische nicht darunter iſt; Wilsdruff  . D. H. Wir freuen uns Ihres waderen Strebens und wünschen Ihnen immer steigenden Erfolg.

Hof. J. T. Ihr Wunsch bezüglich eingehender Auskunft über Freimaurerei   wird in einer der nächsten Nummern Erfüllung finden.

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Bünde  . L. Die Gedanken in Ihrem Gedichte ,, Der Invalide" lassen wenig zu wünschen übrig, aber die Form, in der dieselben zum Ausdruck gelangen, ist nicht schön. Aber Beherzigen Sie die Geibel'sche Strophe: Fließend Wasser ist der Gedanke, Wird er blizender In der Form gediegne Schranke durch die Kunst gebannt, Demant." Langenbielau. B. J. Ihre Verse sind auffallend sprach und reimgewandt, aber die Gedanken find nicht greifbar genug. Was haben Sie für eine Schulbildung genossen und was sind Sie?

A. Gerichtsvollzieher 8. Wir haben Ihre Zuschrift an unsern Mitarbeiter Herrn E. S., den Verfasser der Erzählung Exekution", gesendet und sind überzeugt, daß er Ihrem verlegten Ehrgefühl bereitwilligst Genugthuung geben wird. Daß Vorkommnisse und Einrichtungen, wie sie die erwähnte Erzählung berichtet, dem Richteramt der Deffent­lichkeit nicht entzogen werden dürfen, geben Sie gewiß zu. Dabei darf aber natürlich nur die Absicht vorliegen, ein verdammendes Urtheil gegen die fehlerhaften Einrichtungen und gegen solche Menschen zu provoziren, welche der ersteren Mangelhaftigkeit zu egoisti Wir können Sie übrigens versichern, daß wir in ichen, inhumanen 8weden ausbeuten. unserer eigenen politischen Pragis, die uns in vielfältige Berührung mit Gerichten und Beamten aller Art gebracht, unter andern auch sehr achtungswerthe Exekutoren getroffen haben.

Kopenhagen  . G. H. Sie sind uns als Mitarbeiter willkommen. Die eingesendete Uebersetzung ist recht gelungen, aber mit dem Originale verhält es sich ähnlich, als Sie fürchteten. Ueber diesen Punkt nächstens Näheres. Schilderungen skandinavischer Gegenden und Verhältnisse sind uns desto lieber, je eher sie eintreffen.

Bamberg  . F. T.   Die Sache scheint interessant und wichtig. Sorgen Sie für Beweise.

Mannheim  . E. T. Sie würden es für sehr gut halten, wenn die ,, N.." jedem ihrer Leser ,, jährlich ein gutes Delgemälde, aber nicht etwa einen schlechten Delbrud als Brämie gäbe"? Auf diesen famosen Gedanken wären wir ohne Ihre gütige Mitwirkung wirklich nicht gekommen! Nun haben wir uns aber auch gleich an die Ausführung ges macht und einem gewandten Maler den Auftrag gegeben, von irgendeinem Meisterwert vielleicht die Nacht des Corregio" oder so etwas- 50000 Kopieen anzufertigen. So­bald die fertig sind, bekommen Sie weitere Nachricht.

Paris  . E. B. Stizzen erhalten. Wünsche erfüllt. Frdl. Gr. Querfurt. Bädergesell A. R. Woher haben Sie das Material zur Blocksbergs geschichte? Ueber die Steno- Tachygraphie haben wir kein Urtheil. Was für ein Werk Corvins meinen Sie? ( Schluß der Redaktion: Sonntag, den 7. April.)

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Inhalt. Ein verlorener Posten, Roman von R. Lavant  ( Forts.). Die unbewußte Züchtung und Vererbung menschlicher Charaktere Ueber und Physiognomien und die Erforschung der Gesetze der menschlichen Zuchtwahl mittels der Photogeneagraphie, von Dr. H. Didtmann. Zimmer- Aquarien, von Dr. G. P. Einem schlummernden Kinde, Gedicht von Rosenstein. Weltausstellungsbriefe, I. Non possumus. Bacharach  ( mit Illustration). Darum keine Feindschaft nicht"( mit Illustration). Rösselsprung. Aerztlicher Briefkasten. Redaktionskorreſpondenz.

Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Blagwigerstr. 20). Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .

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