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und in die Lunge führen, in welch' letzterer das Blut durch Auf-| fernung nicht an Heilung zu denken ist, andererseits erschwert nahme von Sauerstoff verbessert und wieder gebrauchstüchtig gemacht wird.
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Die vorgenannten Theile, namentlich aber die Gelenkkapseln und die Knochenendtheile, sind es nun, welche bei den ver schiedenen, hier zu betrachtenden Gelenkerkrankungen eine wesent liche Rolle spielen, vor allem aber bei der sogenannten Verstauchung oder Verdrehung( Distorsion), weiterhin bei der eigentlichen Verrenkung( Luration). Erstere unterscheidet sich von Ser letzteren dadurch, daß der Verletzte sofort nach dem Stauche sein Glied ordentlich bewegen kann, wenn auch unter Schmerzen, was er bei der Verrenkung solange nicht oder nur wenig kann, bis das Gelenk durch künstliche Hülfe wieder in die richtige Lage gebracht ist.
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Die Verstauchung resp. Verdrehung besteht im wesentlichen in einer Zerrung, zu starken Dehnung und auch theilweise Zerreißung von Gelenkkapselbändern mit Austritt von etwas Blut in die Umgebung des Gelenks und in letzteres selbst; bei der Verrenkung findet derselbe Vorgang in viel bedeutenderem Grade statt und außerdem sind die Gelenkenden aus ihrer gegenseitigen Lage gewichen. Geschah letzteres nur theilweise, so nennt man sie Subluxationen, wenn mit Knochenbrüchen oder Wunden der Oberhaut oder Zerreißungen großer Gefäße und Nerven verbunden: komplizirte Lurationen. Den Verrenkungen ist am aller häufigsten das Schultergelenk infolge seiner freien Beweglich feit ausgesetzt; demnächst an der Hand die Daumengelenke ( das sogenannte„ Vergreifen", wonach der Daumen in Hyperex tensionsstellung nach dem Handrücken steht) und endlich das Fußgelenk. Das Wiedereinrücken verrenkter Gelenke, namentlich aber die Behandlung komplizirter Lurationen ist in jedem Falle Sache des Chirurgen, und nur, wenn ein solcher nicht zu beschaffen, kann man versuchen, das verrenkte Glied zunächst nach der Rick tung hinzuziehen, nach welcher es hinsteht, und dann, wenn es dadurch beweglich geworden ist, schnell in seine ordentliche Stellung zu bringen. Kann der Kranke das Gelenk garnicht freiwillig bewegen, schmerzt dasselbe heftig bei Bewegungsversuchen, und hört man bei den Einrichtungsversuchen ein fnisterndes Geräusch, oder ist sofort erhebliche Schwellung des Gelenks mit Ent zündungsröthe eingetreten, so sehe man unter allen Umständen von derartigen Manipulationen ab, lagere das Glied ruhig und mache kalte Umschläge bis zur Ankunft des Arztes, denn in diesem Falle liegt der Verdacht auf eine komplizirte Luxation mit Knochen bruch vor. In jedem anderen Falle von Verstauchung oder solchen Verrenkungen, die der Kranke oder ein Anderer wieder einrichten fonnte und die nicht mit Verlegungen der Oberhaut oder bedeutenden Blutunterlaufungen verbunden sind, schreite man aber sofort zur Anwendung der Massage.
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der eigenthümliche Bau des Gelenkes die Aufsaugung des gewöhnlich nur auf einen kleinen Heerd beschränkten und sich sozu sagen abkapselnden Blutergusses, es entsteht eine Blutstanung auch in den benachbarten Geweben, und sehr bald schwillt das Gelenk in größerem oder geringerem Grade an, es entzündet sich. Der weitere Verlauf fann sich nun sehr verschiedenartig gestalten; je nach dem Umfange des Krankheitsheerdes, nach der Art der Behandlung und nach dem Verhalten des Patienten fann das Leiden oft schnell wieder gehoben sein, oder es kann sich Monate, ja selbst Jahre lang hinziehen, dergestalt, daß das Gelenk entweder steif wird oder, wenn beweglich, bei jeder Anstrengung oder bei Bewegungen nach bestimmten Richtungen hin schmerzt.
Zum Theil sind diese Rückbleibsel davon abhängig, daß die eingerissenen Gelenkbänder nicht richtig wieder geheilt und vielleicht gekürzt sind, zum Theil davon, daß der Aufsaugungsprozeß des Blutergusses nicht vollendet ist, daß noch Rückbleibsel desselben, sowie der Produkte einer sich hinzugesellenden Entzündung vor handen sind, welche die Bewegungsfähigkeit des Gelenkes beeinträchtigen. Bei schwächlichen Personen, namentlich aber bei kränklichen, skrophulösen Kindern, kann sich sogar mit der Zeit aus einer so einfachen Verlegung ein Knocheneiterungsprozeß mit Zerstörung des Gelenkes entwickeln. Doch ist dieser Ausgang glücklicherweise bei gesunden Erwachsenen selten, und diese haben wir hier unter den Lesern dieses Blattes, welche mit Arbeiten beschäftigt sind, bei denen jene Erkrankung sehr häufig vorkommt, besonders im Auge. Früher bediente man sich, wie schon gesagt, in der Medizin fast ausschließlich in solchen Fällen der örtlichen Anwendung der Kälte, der Blutentziehungen, der spirituösen Einreibungen u. s. w., ohne dem Erkrankten damit wesentlich zu nützen. Tenn die Heilung kann nicht hierdurch, sondern ausschließlich durch Mittel bewirkt werden, welche die Aufsaugung des vergossenen Blutes beschleunigen und weiterhin die Blutstauung in den benachbarten Geweben verhindern.
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Das Blut strömt vom Herzen nach der Peripherie des Körpers, bis in die Fingerspitzen und Fußzehen, aus der Peripherie kehrt es nach dem Herzen zurück, und der letztere Weg ist daher auch derjenige, auf welchem jene Produkte der Verstauchung und Verrenkung zur Aufsaugung gelangen und vom Krankheitsherde entfernt werden. Der Natur kann man bei letzterem Bestreben zur Hülfe kommen, daß man derartige Blutergüsse durch Druck zertheilt. Das wußten schon unsere Großmütter, denn sie drückten die Brausche, welche der ungezogene Enkel am Kopfe mit nach Hause brachte, mit dem Messer kreuzweise breit. Dieses Drücken" in wissenschaftlicher Weise, unter Berücksichtigung der Anatomie der Gelenke und dem Verlaufe des Blutrückflusses zum Herzen Wir sagten oben, daß bei den Verstauchungen und Ver- entsprechend, ausgeübt ist die Massage oder das Massiren. Die renkungen eine Zerrung und theilweise Zerreißung der Gelenk Erfolge dieser Methode, in den ersten 4-6 Stunden nach dem bänder und ein größerer oder geringerer Blutaustritt in das Unfalle angewandt, sind oft geradezu wunderbar, denn während Gelenk selbst stattfindet; derselbe Vorgang, wie wir ihn auch bei sich viele solche Kranke oft wochenlang bei anderer Behandlung Quetschungen oberflächlicher Weichtheile beobachten, z. B. nach herumischleppen und arbeitsuntüchtig sind, vergehen hier oft nur Stock- oder Faustschlägen auf den Rücken oder in's Gesicht. Bei wenige Tage bis zu vollkommener Heilung ohne jedwedes Rückletzteren läßt sich der Verlauf ziemlich deutlich verfolgen. Die bleibsel. Ist schon akute, entzündliche Schwellung eingetreten, so Haut wird danach erst blauroth, dann blau oder grün, endlich) muß ihre Anwendung allerdings bis zur Beseitigung derselben hellgelb, und schließlich, nach Tagen oder Wochen, wieder normal.( durch dauernde Applikation von Kaltwasserumschlägen, oder wenn Diese eigenthümliche Färbung rührt davon her, daß in den Fällen, diese nicht vertragen werden: durch feuchte, warme Umschläge) wo Blut aus den zerrissenen Gefäßen in das benachbarte Binde unterbleiben; dann aber wird sie, wie unten beschrieben, vorgewebe eintritt, einestheils der Blutfaserstoff gerinnt, anderentheils genommen; denn viele veraltete Fälle sind dadurch noch geheilt der Blutfarbstoff die Blutkörperchen verläßt, sich in gelöstem Zu worden. Man unterscheidet beim Massiren verschiedene Arten: stande in die Gewebe vertheilt und dort verschiedene Verände die Effleurage, ein sanfteres Hinstreichen über die erkrankte rungen durchmacht, welche jene blaue, rothe, grüne und gelbe Stelle, besonders beim Beginn des Verfahrens, welches oft recht Hautfärbung bewirken, während die wässerigen Blutbestandtheile schmerzhaft ist; die Massage à friction, ein Kn ten und Ver( das Serum) bald aufgesogen( resorbirt) und wieder der Blutbahn streichen der erkrankten Theile, und zwar wird mit der einen zugeführt werden. Langsamer und sehr allmählich findet dies bei Hand quer zur Are des Gliedes gefnetet, mit der anderen in ben genannten festen Bestandtheilen des Blutes statt, sodaß eben dessen Längsare gestrichen; die Petrissage, ein Kneten mit beiden Wochen darüber vergehen können, ehe der Heilungsvorgang be- Händen; das Tampotement, ein Klopfen mit den Kanten beider endet ist. Noch böser gestaltet sich aber die Sache, wenn das Hände oder mit der Hohlhand oder mit den geballten Fäusten, Gelenk durch einen ähnlichen Vorgang betroffen wird. Außerlich besonders bei sehr veralteten Fällen und an größeren Gelenken, ist nach einer solchen Verstauchung und Verdrehung in den ersten um den Resorptionsprozeß anzuregen. Bekommt man einen Stunden oft nichts sichtbar. Nur der Schmerz bei Bewegungsfrischen Fall von Verstauchung oder( nicht komplizirter) wieder versuchen weist darauf hin, daß im Innern des Gelenkes eine eingerichteter Verrenkung zur Behandlung, so muß das zu masZerrung und ein Bluterguß stattgefunden hat. Letterer wirkt sirende Gelenk, wenn es stark behaart ist, zunächst rasirt werden, aber einerseits in dem, nicht aus Weichtheilen, wie das Muskel- weil sich sonst beim Reiben der Haut eine Entzündung der Haargewebe, sondern aus ziemlich festen, knorpeligen und sehnigen wurzelscheiden entwickeln könnte. Hierauf lagert man dasselbe Massen aufgebauten Gelenk wie ein fremder Körper z. B. fest auf einer Matraße oder auf einem Stuhl oder Tisch, mit wie ein in die Haut eingedrungener Splitter, ohne dessen Ent- untergelegtem Leinenpolster und wendet zunächst die Effleurage