407
welche Gnade er sich für die Gasbeleuchtung erbitte. Unverfroren erwiederte Naum: Monopol sämmtlicher Schaustellungen." Der Dragoman ( Dolmetsch ) sah den Eunuchen( Verschnittenen) und dieser den Geheimschreiber an, der Sultan sah gar niemanden an, denn er schlief schon wieder, aber 8 Tage später überbrachte dem Armenier ein Palikare( Hofgensdarm) den darauf bezüglichen Ferman( Regierungspatent) und forderte zum Erstaunen Naum's nicht einmal einen Backschisch.( Backschisch heißt wörtlich Tabaksgeld, nicht, wie allgemein angenommen wird,
Trinkgeld.) Der Ferman entschädigte ihn hundertfältig für die Kosten der Gasbeleuchtung, denn er machte ihn zum privilegirten Vampyr aller Theater und Cirkusdirektoren, von deren Bruttoeinnahmen er ihn 20 Prozent Rabatt zu erheben berechtigte. Auch unser Direktor Papanicola mußte zähneknirschend in diesen sauren Apfel beißen. Sein Gesuch um Aufhebung dieser Beutelschneiderei wurde vom Seraskierat abschlägig beschieden. In der Türkei gibt es feine Ausnahmen, weil es dort keine Regel gibt. ( Fortsetzung folgt.)
Parifier, genannt. Im Jahre 54 vor Chr. berief Cäsar eine Versamm lung von Abgesandten der gallischen Stämme nach Lutetia, das er nach der Zerstörung im Kriege wieder aufbauen und mit Befestigung versehen ließ. Späterhin war die Stadt vorübergehend Aufenthaltsort mehrerer römischer Kaiser, unter anderm anch der Julian des Abtrünnigen, der daselbst 360 von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen wurde. Um dieselbe Zeit ungefähr wich der Name Lutetia dem andern, Civitas Parisiorum, der bald in Parisia abgekürzt ward. 486 endlich nannten die Franken , nachdem sie die Stadt sich unterworfen hatten, dieselbe Paris . 508, drei Jahre vor seinem zu Paris erfolgten Tode, machte der Frankenkönig Chlodwig Paris zur Hauptstadt seines Reichs. Seit dieser Zeit, also jeßt seit 1370 Jahren, ist es der Mittelpunkt, das Herz des Frankenreichs geblieben. Von nun an vergrößerte es sich rasch, Handwerke und Künste kámen in Blüthe und der Handel die Seine hinab machte die Einwohner wohlhabend. In der Mitte des 7. Jahrhunderts ward das berühmte große Krankenhaus, das Hotel Dieu, gestiftet und am Ende des achten stattete Karl der Große Paris mit einer Normalschule aus, welche sich späterhin zu der das geistige Leben von ganz Europa lebhaft beeinflussenden Universität entwickelte. Im 9. Jahrhundert, in das uns unser Bild versetzt, war es den feindlichen Anfällen der Normannen ausgesetzt, welche, die Seine hinauffahrend, ihre Raubzüge über den ganzen Norden von Frankreich er= streckten. Ueber die damalige Größe der Stadt ist uns nichts genaues bekannt; erst aus dem 13. und 15. Jahrhundert sind zuverlässige An gaben aufbewahrt, nach denen die Einwohnerzahl damals schon auf 150,000 und im 15. Jahrhundert auf 300,000 angewachsen war. Daß schon vor tausend Jahren in der mächtigen Seinestadt ein reges, viel seitiges Leben herrschte und daß die früh enstandene Wohlhabenheit des glücklich ſituirten Theils seiner Bewohnerschaft auch durch die Raub und Mord drohenden Kämpfe mit den Normannen nicht vernichtende Schläge empfangen hat, das zeigt recht lebendig unser auf engem Raume eine Fülle verschiedenartiger Erscheinungen darbietendes Bild.
Eine Hochzeit in China . Wie überall, so ist auch in dem Reich der Mitte die Verheirathung zweier Personen von mannigfachen Sitten und Gebräuchen begleitet. Die Hochzeitsgebräuche sind bei Armen und Reichen selbstverständlich verschieden, und wenn ich einer Hochzeitsfeier lichkeit aus der vornehmeren Welt gedenke, so hoffe ich, nächstens eine solche aus den unteren Ständen vorführen zu können. Auch in China , ist die Verheirathung zweier Personen ein sehr wichtiges Ereigniß, und schon lange vorher werden dazu bedeutende Vorkehrungen getroffen. Der Vater des Bräutigams ist verpflichtet, seiner zukünftigen Schwieger tochter bedeutende Geschenke zu machen, die in Bezug auf ihren Werth sich nach den Vermögensverhältnissen desselben richten. Die Eltern der Braut sorgen für die Aussteuer, die aus kostbaren und mit schöner Stickerei versehenen Gewändern, goldenen Spangen und Armbändern und dergleichen besteht. Sehr häufig ist es auch Sitte, ihr eine Sklavin zur Bedienung mitzugeben. Für das junge Paar ist meistens ein eigenes Haus hergerichtet worden. Für die Ausschmückung mit Tapeten und Teppichen sorgen die reichen Freunde der Familie. Oft findet man die kunstvollsten Bilder in dieselben gestickt, und alle enthalten die Glückwünsche in vergoldeten oder dunklen Sammetbuchstaben. Am Vormittage des festgesetzten Hochzeitstages versammeln sich die geladenen Gäste im Hause des Bräutigams und können nicht müde werden, all' die Geschenke von neuem zu betrachten und zu bewundern. Sind alle beisammen, so wird die Braut abgeholt. Eine Musikbande schreitet vor ihr her und verkündet durch die scheußlichsten Töne das Nahen der rothen Brautsänfte. Raketen und andere Feuerwerkskörper werden vor dem Hochzeitshause abgebrannt, und der Lärm steigert sich von Minute zu Minute, bis man die Sänfte in dem Empfangszimmer abgesetzt hat. Von hier bis nach dem Brautgemach sind fast immer rothe Teppiche gelegt. Die älteste Dame der Gesellschaft begrüßt die Braut mit einigen beglückwünschenden Worten, worauf sie von den Dienerinnen zu dem Bräutigam geführt wird, der ihrer im Brautzimmer harrt. Im Empfangszimmer wird jezt alles zur Ceremonie bereit gemacht. Zwei große rothe Kerzen brennen auf dem Tisch und neben ihnen liegen einige Geschenke, beispielsweise ein Packet Gabeln, ein Spiegel, ein Maß, eine Geldwage, nie aber fehlen zwei kleine Hähne aus weißem Zucker Wirkung des Kamphers auf Erregung des Pflanzenlebens. und zwei durch eine rothe Schnur verbundene Becher. Zuerst tritt der Bräutigam herein und stellt sich vor den Tisch, nach ihm wird die In einer der vorhergegangenen Nummern der Neuen Welt" war vom Braut hereingeführt und nimmt an seiner rechten Seite Platz. Beide ärztlichen Standpunkt aus die das thierische Leben zwar erregende werfen sich darauf viermal gegen den freien Himmel hin auf die Knie, Wirkung des Kamphers besprochen, aber auch auf die Bedenklichkeit des Gebrauchs desselben als Medikament ohne ärztliche Anordnung und wechseln die Pläße und knien abermals viermal nieder. Dann tritt der Bräutigam seiner Braut entgegen nnd zum drittenmal wiederholen sie besonders auf die Sinnlosigkeit einer Verwendung als Universalmittel und einer darauf basirten sogenannten Heilmethode hingewiesen worden. das viermalige Niederknien. Eine Mischung von Wein und Honig wird Von Interesse und Nußen dürfte dagegen die Kenntniß seines Einflusses aus dem einen Becher mehreremal in den andern gegossen und abwechselnd an den Mund des Bräutigams und der Braut gebracht, ohne auf das Pflanzenleben sein. Es wurde schon im vorigen Jahrhundert daß sie davon trinken. Auch die Zuckerhähne werden beiden hin- beobachtet, daß in Wasser, in dem etwas Kampher gelöst war, frisch gehalten, und in gleicher Weise verfährt man mit allen übrigen Ge- abgeſchnittne Zweige des Fliederstrauchs sich viel länger frisch erhielten, als in reinem Wasser. Diese Versuche hat man neuerdings bestätigt schenken. Jetzt ist die Ceremonie beendet, und die Braut wird unter Borantragen der rothen Kerzen in das Brautgemach zurückgeführt, gefunden. Man hat dann ferner Samen von verschiedenen GemüseDie pflanzen und Blumen in Kampherwasser zum Keimen gebracht und be= während der Bräutigam in dem Empfangszimmer verbleibt. weiblichen Gäste begeben sich jetzt zu der Braut, um sie und ihre obachtet, daß mit wenigen Ausnahmen der Prozeß viel rascher vor sich Von Gemüsesamen Kleidung in Augenschein zu nehmen, denn bisjeßt war sie noch immer ging, als wenn man reines Wasser verwandte. durch einen großen rothen Schleier verhüllt. Ohne Scheu tadelt jede waren es besonders Kresse, Rettig, Gurken, Bohnen. Bei Kleesamen trat die Erscheinung nicht ein, wovon irgend welche nicht bekannte berücksichtslos, was sie an der Braut auszuseßen hat. Ihr Anzug, ihre Armbänder, ihre Fingernägel, ja selbst ihre Füße werden genau besondere Zufälligkeiten die Ursache sein können. Nun bringen zwar auch trachtet und gelobt oder getadelt. Der Bräutigam nimmt unterdeß die ganz besonderen Glückwünsche der männlichen Gäste entgegen. Am Abende aber vereinigt ein großes Fest alle Geladenen, und oft kehren erst mit Anbruch des Tages die fröhlichen Hochzeitsgäste in ihr Heim
zurück.
H. St.
Baris vor tausend Jahren.( Bild Seite 401.) Unser Bild führt uns in die ferne Vergangenheit der französischen Haupt- und Weltstadt, die mehr als jede andere Stadt der Erde ein Recht hat, sich die geistige Hauptstadt der Welt zu nennen. Der großen Gegenwart, deren sich Paris erfreut, und die durch die kindischen Dekapitalisirungsversuche seiner neuesten) Regierer nicht im entferntesten getrübt werden fonnte, entspricht seine Bedeutung in einer fast zweitausendjährigen Vergangenheit. Schon als der historisch größte Römer, Cajus Julius Cäsar , ganz Gallien , das Frankreich der Neuzeit, der römischen Welt herrschaft unterwarf, stand am Orte der heutigen Cité( der Altstadt) von Paris die Hauptstadt des keltischen Volksstammes der von den Römern sogenannten Parisier, von diesen Lutuhezi, d. i. Wasserwohnung, von den Römern Leucotetia oder Lutetia Parisiorum, die Kothstadt der
andre anregende Mittel, wie Chlor, Jod, Terpentinöl ähnliche, die Reimung beschleunigende Wirkung hervor, aber die Keimlinge werden in ihrer weiteren Entwicklung gehemmt und gehen, wie vergiftet, bald zugrunde. Das ist jedoch bei den in Kampherwasser entwickelten Keimlingen nicht der Fall. Sie entwickeln sich auch weiterhin kräftig und frisch. Diese Beobachtungen können also von Gärtnern, sowie für die Blumenzucht im Zimmer mit Nuzen verwerthet werden.
-
R.-L.
Milchbier. In einem Vortrage, den Chevallier über das Bier und seine Wichtigkeit als gesundheitliches Mittel hielt, betrachtet er das Bier als ein sehr nüßliches Getränk, da es mehrere, die Ernährung befördernde Salze enthält, daneben leicht affimilirbare stickstoffhaltige Substanzen und eine Menge die Respiration unterstüßende Stoffe. Er erwähnt als ein neues Produkt das Milchbier( bière de lait, milkbeer), das dazu bestimmt scheint, in der Hygieine der Ernährung eine wichtige Stelle anzunehmen. Es besteht aus denselben Bestandtheilen wie gewöhnliches Bier, nur wird beim Brauen statt Wasser Milch angewandt. Es hat eine gelbliche Farbe und eine Dichtigkeit von 0,980,