Ich frug die Kundigen von Ma'add und ihre Mannen Um Saba's Könige und was sie denn sannen und gewannen. Sie sprachen darauf: eitel Tand; denn der Zeiten Macht Verschont den König nicht, noch den Frommen, der die Nächte durchwacht. Ich sehe dort oben ein Firmanent in ewiger Schwingung, Aber verborgen für uns ist dessen inn're Bedingung. Wohlan! laß die Welt und bleibe, wenn du flug bist, ihr fern, Denn ihr vergönne ich fürwahr meine Freunde nicht gern. Wir sind die Geschicke; Sie sind wie Reiter, die ziehen, Oder wie Heere, die einmal siegen, das andere mal fliehen.

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In einer anderen Dichtung wendet er sich mit kühnen Worten gegen der Priester Lug und Trug:

Erwacht, ihr vom Wahne Bethörten, aus dem Wahne erwacht! Denn eure Dogmen sind Fabeln, listig von den Alten erdacht. Sie wollten nur irdisches Gut gewinnen und sie haben's erworben: Sie starben und mit ihnen ist das Gesetz der Elenden gestorben. Sie sagten, daß die Zeit dem Ende nahe, dem Ende der Welt, Daß von den Tagen nur wenig mehr bis zur letzten Stunde fehlt. Sie logen! denn wie wüßten sie, daß der Zeitpunkt gekommen? Verschließt euer Ohr den Lügen, die ihr von jenen vernommen. Sein atheistisches Glaubensbekenntniß enthalten folgende Strophen:

Auf einen Gottesmann hat das Volk seine Hoffnung gebaut, Der da leiten soll, wenn die Menge rathlos um die Retter schaut. Eitler Wahn ist's, denn die Vernunft allein ist der göttliche Leiter, Der am Morgen und Abend euch führet als erfahrner Pfadvorschreiter. Und in Bezug auf das Fortleben nach dem Tode: Wie sollte das wieder zum Leben erstehen, was einmal sein Ende fand, Nachdem das dürre Schilf entfachte den letzten Vernichtungsbrand?

Allem Anschein nach waren die großen Wallfahrten, die all­jährlich vom ganzen Orient nach Metta   stattfanden und heute noch alljährlich vorkommen oft von sehr unheiligen Hand­lungen begleitet, wie das ja auch mit treffendem Grunde von den christlichen Wallfahrten bis in unsere Tage gesagt wird. Da­gegen erhebt sich Maarry's warnende Stimme also:

Jungfrau, halt ein! Denn gewiß die Wallfahrt ist nicht Für Frauen und Mädchen bindende Glaubenspflicht. Im Felsthal von Mekka   da wohnen gar böse Gesellen, Unwürdige Hüter des Tempels und der heiligen Rollen. Die Schaibamänner*) sind betraut mit der Tempelwart. Wenn zur Kaaba   die Völker versammelt die Pilgerfahrt, Da stoßen sie paarweis die Leute in die heilige Kammer, Während sie selber taumeln vor Kazenjammer. All ihr Streben geht darauf, sich, Geld zu erlisten, Sie ließen für Geld in die Kaaba   selbst Juden und Christen. Ersetze die Wallfahrt durch das Gute, das du gethan, Drum, wenn eine Wallfahrt man heischt, sprich hurtig: wohlan! Seine Ansicht über die Religion, wenn man diesen Ausdruck hier gebrauchen darf, da es sich um ein reines Sittengeset handelt, faßt er in die Worte zusammen:

Religion ist's, gerecht zu sein, gegen alle Welt.

Biebt's eine Religion, die einem das Recht vorenthält? Mit diesen zwei Zeilen ist die Religion" des echten Menschen den Religionen, die auf Unterdrückung des Menschen beruhen und aller Unterdrückung Werkzeug sind, gegenübergestellt und treffend beantwortet durch eine Frage. Endlich kommt auch der Bessi

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*) Schaiba heißt die Familie, die bis auf den heutigen Tag die Kaaba   hütet.

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mismus bei Maarry voll und ganz zur Geltung. Er behandelt ein Thema, das auch unsere modernen Philosophen, von Schopen­ hauer   bis zu Mainländer traktiren, die Selbstvernichtung des menschlichen Geschlechts durch die Enthaltsamkeit Zeugung.

Der Erzeuger trägt die Schuld dafür, Daß in's Leben treten die Kinder,

Und wären sie Gewalthaber in den Städten,

Die Schuld trifft sie nicht minder.

Nur erhöhen kann's dir die Entfremdung Von deinen Leibessprossen

Und erhöhen ihren Groll gegen dich, wenn sie sind

Von den Edlen und Geistesgroßen:

Denn sie sehen den Vater, der sie schuldlos hinausgejagt

von der

In das Wirrsal des Lebens, welches kein Weiser zu lösen gewagt. Nach solchen Grundsäßen war es nur logisch und nicht mehr als billig, daß er, der seinem Erzeuger den Vorwurf macht, ihn erzeugt zu haben, zu dem Entschlusse kommt, sich dem gleichen Vor­wurf nicht auszusetzen.

Das hat mein Vater an mir gesündigt, Ich aber versündige mich an niemand.

Da sind wir also bei dem Nirwana des Buddha glücklich wieder angekommen. Das Zurückgezogensein auf sich selbst, die Selbstvernichtung, das ist dieser Weisheit letzter Schluß. Das ist dieselbe Lehre, die uns aus hundert Stellen des neuen Testa­ments entgegenstarrt, welche die Enthaltsamkeit, die Kreuzigung des Fleisches" fordern, an der das Christenthum seit mehr als achtzehnhundert Jahren arbeitet und mit jedem Jahrhundert mehr erfahren mußte, daß die Menschheit immer weniger geneigt ist, sich selbst zu kreuzigen. Und diese selbe Lehre tischt uns die moderne Philosophie auf, die in Mainländers Philosophie der Buddha, Christus, die Erlösung" ihren Gipfelpunkt erreicht. Philosophen des Islam sahen diese Selbstvernichtung in nicht weiter Ferne sich vollziehen sie haben sich getäuscht; Mainländer sieht sie in einigen hundert Jahren sich vollenden auch er wird. sich täuschen.

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Wohl wird die Menschheit nicht ewig bestehen, wie nichts ewig ist, ausgenommen der Stoff selbst, aber es ist Vermessenheit, der Menschheit die Bahnen vorzeichnen zu wollen und ihr zu sagen: Dort bist du am Ziel! Dort hast du zu endigen und dich selbst zu vernichten! Wo unser Wissen endlich ist, wann es am Ende sein wird, wozu uns quälen? Wir haben der Aufgaben so unendlich viele zu lösen, daß wir es den nachfolgenden Ge­schlechtern ruhig überlassen können, sich zu entscheiden, ob ihr Bedürfniß nach Fortschritt, das mit ihrem Können sicher Schritt halten wird, zu Ende ist oder nicht.

Als die Philosophen und Dichter des Drients in der Zeit des Verfalls des Chalifenreichs zum Pessimismus ihre lezte Zuflucht nahmen, brachen im christlichen Abendland die ersten schwachen Strahlen der Morgenröthe einer neuen Zeit hervor, welche die Kultur des Orients entzündet hatte. Heute ist es das unchristlich und materialistisch gewordene Abendland, das den Völkern des Orients die Leuchte einer höheren Civilisation, als sie der Orient je besessen, entgegenbringt und sie, wenn sie nicht schon zu ent­kräftet sind, zu neuem, schönerem Leben verjüngen, ihnen neue Bahnen zu höherer Vervollkommnung zeigen wird.

*) Die Philosophie der Erlösung von Phil. Mainländer, Berlin  , Theobold Grieben 1876.

Wie ein Communard den Versaillern entkam.

Es war am Sonnabend Abend der blutigen Woche", am| 27. Mai gegen 10 Uhr, als wir die Mairie von Belleville ver­ließen, um frische Luft zu schöpfen. In der Mairie war es wie in einem Schmelzofen. Das Geschrei der Verwundeten, die sich unter blutgerötheten Decken am Boden wanden, das Kommen und Gehen von Stafetten, die Verstärkung verlangten, die Ver­zweiflung der in ihrem letzten Zufluchtsort in die Enge getriebenen Besiegten, das Pfeifen der Granaten, der Brand der Docks von la Bilette, alles das zusammen brachte die Festesten zum Er­bleichen und faßte die Abgehärtesten an der Kehle. Alphonse Humbert, der einzige unter den Redakteuren des Père Duchesne",

dem ich Treue und Muth nachrühmen kann, das Mitglied des Communeraths X., sein Sekretär und ich durchirrten die Straßen von Belleville, wo jeder Schritt uns bewies, daß die Sache der Commune ihren Todeskampf kämpfte und bereits in den letzten Zügen lag. Die Föderirten waren zweifelsohne zahlreich, aber erschöpft und erschlafft; sie hatten nicht einmal mehr den Instinkt des Widerstandes. Alle Häuser waren überfüllt, viele schliefen auf, dem Pflaster oder lehnten sich schlummernd an die Wände, ohne jeden Schutz vor den Granaten, die auf dem Pflaster krepirten. Aber niemand ließ sich durch solche Kleinigkeiten stören, und wenn eine stärkere Explosion erfolgte, so rief man:

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