gebaut und soll zum Erfolg der Flotte viel beigetragen haben. Im Jahre 1571 trugen in der Schlacht bei Lepanto mehrere Schiffe Bat terien, die durch eiserne Schienen von hinten gesichert waren. Während der zwei folgenden Jahrhunderte ist eine weitere Entwicklung der ,, Idee" nicht nachzuweisen. Erst bei der Belagerung von Gibraltar erscheinen, gewissermaßen die Typen der heutigen Schiffsungeheuer, 10 Panzer batterien. Sie hatten geneigte Verdecke und waren bis auf eine Höhe von 5 Fuß mit einem Panzer von hartem Holz, Kork , Leder und eisernen Schienen gedeckt. Sie widerstanden längere Zeit, wurden aber schließlich durch die glühenden Kugeln von damals gradeso vernichtet, wie ihre noch viel kostbareren Nachfolgerinnen im dicken Stahlgewand durch die heutigen Hartgußgeschosse. Wenn das Volk nur recht fleißig und sparsam ist, um die Kosten erschwingen zu können, kommt vielleicht in Zukunft die, zwar seit dem genialen Jagd und Kriegsmann Baron Münchhausen auch nicht mehr neue, aber geniale Idee zur Ausführung, Wälle und Schiffe mit Gummi zu panzern. Glückliches Volk, das dies Ziel zuerst erreicht haben wird! R.-L.
Aerztlicher Briefkasten.
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Bremen . C. S- 3. Als ein einfaches Hautreizmittel kann der sog. Baunscheidtismus bei Muskelrheumatismen und dergleichen mitunter von Nußen sein. Doch erreichen Sie durch Schwißprozeduren und nachfolgende kühle Abreibungen ganz dasselbe, ohne daß die Haut zuvor durch das mit dem ganz unpassenden Namen ,, Lebenswecker" benamste Instrument Baunscheidts durchlöchert wird. Ueber den albernen Versuch des Erfinders dieser Heilmethode, mit derselben gegen alle nur erdenkbarer Krankheitsformen in's Feld zu ziehen, verlieren wir kein Wort.
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Berlin . Frau Franziska M. Ueber die Ursachen der ägyptischen Augenentzündung" wissen wir so wenig wie Sie; nur das eine steht fest, daß dieselbe in hohem Grade ansteckend ist. Einen Rath fönnen wir Ihnen jedoch nicht ertheilen, weil wir das Stadinm des Leidens nicht kennen; ob Trachombildung eingetreten ist?- inwieweit die Hornhaut mitleidet oder nicht? u. 1. w. Schr. G. Unreines Blut gibt es nicht, sondern nur unreinliche Menschen. Waschen- aber mit Seife und warmem Wasser!
Fernburg. S. 3. Gegen Ihre rothe Nase wollen wir Ihnen ein Mittel verrathen, welches dann in vielen Fällen gute Dienste leistet, wenn Sie Sich dieselbe nicht etwa durch zu reichlichen Genuß alkoholischer Getränke zugezogen haben. Es ist dies ein Theil Boray in 20 Theilen Wasser gelöst, abends zum Bestreichen der Nase angewandt.
breslau . Schlosser F. Sie scheinen ein arger Hypochondrist zu sein! Zunächst bilden Sie sich ein, an Kehlkopfsschwindsucht zu leiden, während jedenfalls nur ein einfacher Rachenkatarrh vorhanden ist, welcher verschwinden wird, wenn Sie Ihre Haut besser pflegen, morgens den ganzen Oberkörper mit kühlem Wasser waschen und nachher frottiren, außerdem aber Gurgelungen mit warmem Salzwasser brauchen; dann aber sollen wir Ihnen eine Substanz" anrathen, welche Finnen in rohem Rindfleische unschädlich macht, damit Sie Ihrem Lieblingsessen, dem rohen Fleische," nicht zu entsagen brauchen. Eine solche Substanz existirt nicht. Sie müssen also entweder das Fleisch gekocht oder gebraten essen, oder Sich an rohes Hammelfleisch halten; das ist finnenfrei.
Lindenau . K. W. M. Breite Warzen äßt man mit rauchender Salpetersäure, indem man es dabei sorgfältig vermeidet, die angrenzende Haut mit anzuäßen. Wegen Ihres Augenleidens wenden Sie Sich an einen Augenspezialarzt in Leipzig ( Dr. Schröter, Prof. Coccius). Ihre auf Geschlechtskrankheiten bezüglichen Anfragen sind ohne Untersuchung nicht zu beantworten.
Magdeburg . Sch. Die Größe des Luftraums, welchen ein Mensch für eine Stunde braucht, ohne sich durch seine eigene Kohlensäure und Ausdünstung die Luft zu verderben, beträgt 6 Kubikmeter für jeden Erwachsenen, 1/ 2-3 Subikmeter für jedes Kind. Ein Schlafzimmer
für 4 Personen, in welchem über Nacht kein Fenster geöffnet ist, müßte daher ca. 200 kubikmeter fassen, also 4 Meter hoch, 8 Meter lang und 61/2 Meter breit sein. Wer in einem kleineren Zimmer schafen muß, ist also zur Zufuhr frischer Luft während der Nacht genöthigt, entweder durch Deffnung eines Fensters im Schlaf- oder im Nebenzimmer. Trockne Mauersteinwände lassen allerdings Luft eintreten, denn jeder Windstoß auf der Außenseite einer Wand bringt eine Luftbewegung an deren Innenseite hervor. Die Porosität der Wände hört aber sofort auf, wenn sie feucht werden; daher der Nachtheil neuer, nicht ausgetrockneter Wohnungen und bewohnter Kellerräume. Lettere, in denen tausende armer Leute zu wohnen genöthigt sind, müßten polizeilich geräumt werden. Das ärmlichste Dachlogis, wenn. vor dem Ein
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dringen von Regen geschüßt, ist stets eine gesundere Wohnung, als das sog. Souterrain..
Rendsburg . R. Das Wort Hungertyphus", welches häufig von der Parteipreffe mißbraucht wird, wenn in irgendeiner Gegend der Fledtyphus unter der Arbeiterbevölkerung auftritt, dürfen Sie nicht so wörtlich nehmen, denn der Hunger an sich ist keine Typhusursache, sondern nur ein die Verbreitung des Typhus begünstigendes Moment. Auch kommt der Name Hungertyphus weniger dem exanthematischen oder Flecktyphus, sondern mehr dem Rückfallfieber( Typhus recurrens) zu, welches bisher fast ausschließlich das Proletariat in den Zeiten der Theuerung und des Mißwachses betraf. Um die Vortheile der Wohlhabenheit gegenüber der Armuth zu beweisen, braucht man nicht den Hungertyphus heranzuziehen. In Berlin ist, nach Casper , von tausend Armen ein Dritttheil schon im 5. Lebensjahre gestorben; von tansend Wohlhabenden das Dritttheil noch nicht im 40. Jahre. Von den Armen überlebt die Hälfte das 30., von den Wohlhabenden die Hälfte das 50. Jahr. Die Stoffzufuhr ist bei der ärmeren und arbeitenden Klasse eine relativ zu geringe, der Stoffverbrauch ein zu großer, sodaß ein im Mannesalter stehender Arbeiter gewöhnlich 5-10 Jahre älter aussieht, als er wirklich ist. Hierzu kommt denn noch bei Wohlhabenderen die bessere Pflege in Krankheiten, die nöthige Schonung in der Periode der Wiedergenesung u. s. w. Dinge, die der Aermere leider oft genug entbehren muß. Daß eine Besserung dieser ungünstigen Verhältnisse wer wollte dies leugnen? möglich ist, Dresden . E. M. Die Anfrage wegen Sommersprossen ist in einer früheren Nummer der ,, N. W." schon beantwortet.
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Die übrigen bis zum 28. Mai eingegangenen Briefe wurden direkt Dr. Rejau.
beantwortet.
Redaktions- Korrespondenz.
Gotha . W. B. Der Verfasser des von Ihnen zur Beurtheilung eingesandten dramatischen Versuchs hat offenbar garnicht unbedeutendes poetisch- dramatisches Talent, aber es fehlt ihm, wie es scheint, noch die Fähigkeit, seine Gestalten zu individualifiren alle sind wie nach einem Leisten zugeschnitten, insbesondere reden alle dieselbe Sprache, ia fie deklamiren sogar sammt und sonders, der prosaischen Anlage des Dialogs zum Troy, auch die einfachsten Gedanken in Jamben her. Dabei ist ein dramatischer Kardinalfehler zu rügen, daß nämlich die interessanteste Person des Stückes- der eigentliche Held erit am Ende auf der Szene erscheint und auch da im wesentlichen nur eine vassive Rolle spielt. Wenn der Verfasser, dessen vortreffliche Beanlagung nochmals betont sei, Zeit und Luft hätte, Lessings Dramaturgie recht eifrig und bis zu völligem Verständniß zu studiren, so scheint uns die Hoffnung, daß er es zu tüchtigen dramatischen Leistungen zu bringen vermöchte, nicht ungerechtfertigt.
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Laugallen. W. Ba. Wir würden lügen, wenn wir behaupteten, daß wir von Ihrer zweiten Zuschrift viel mehr verstehen, als von ihrer ersten. Nur soviel begreifen wir, daß Sie Ihre ,, wörtliche Bildzeichnung" in der N. W." veröffentlicht sehen möchten. Da deren Sinn uns aber vollständig unbegreiflich geblieben ist, so ist natürlich an eine Aufnahme nicht zu denken. Wie wenig deutlich und geschickt Sie Sich auszudrücken permögen, beweisen auch die Verse, welche Sie zur Berständigung" überschrieben haben: ,, Wahrheit finden Recht erdenken, Ist genannt Philosophie! Stets zu Licht; das Denten schwenken, Bu erreichen Wahrheitsziel, Als des Menschen Lebensgeistes Frei von jeder Frrthums Unrechts- Bürde." Chemnių. C. G. V. Auf Ihre umfangreiche Zuschrift antworten wir in nächster Nummer.
Würde,
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Magdeburg . A. V. Nicht übel, aber doch nicht reif. Sie scheinen ein hoffnungsvbller Anfänger. Mehren Sie den Schaz Ihrer Gedanken, üben Sie Sich in der Handhabung der Form, besonders der prosaischen dann kann's werden.-An den Eins fender der Magdeburger freien Bresse". Was haben Sie dagegen einzuwenden, daß W. Brandt Krankheiten heilen will?
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B. Frl. E. K. Ihre in einem halben Dußend von Gedichten sehr oft wiederholte Betheurung, daß Sie einsam durch's Leben schreiten, obgleich Sie ,, an Liebe nicht arm", hat unser lebhaftes Mitgefühl erregt. Aendern würden wir an dieser traurigen Thatsache aber durch die Veröffentlichung Ihrer poetischen Schmerzensergusse gewiß nichts. San Antonio ( Texas ). W. W. Senden Sie nur ein, was Sie in petto haben! Indessen wollen Sie bedenken, daß wir bei Schilderungen von Gegenden und Zuständen, die wir nicht nur nicht durch Augenschein kennen, sondern die auch selten treffend_ge schildert worden sind, eine gewisse Garantie für die Gewissenhaftigkeit des Verfassers haben müssen.
Wien . An den Einsender der ,, Konstitutionellen Vorstadt Zeitung". Der Artikel über oder vielmehr wider ,, die Berechtigung des Impfzwanges" enthält einige beachtens werthe Momente, ist aber doch wohl zur Weiterperbreitung durch die ,, N. W." nicht bedeutend genug. E. Ln. Wir haben in Madagascar leider feine Verbindungen. Auf welche Weise man über dortige Verhältnisse Erkundigungen der Ihnen erwünschten Art einziehen könnte, darüber werden wir Näheres zu erfahren suchen.
Flensburg . M. N. A. Ihr dramatischer Versuch So wählen unsre Gegner" zeigt in erster Linie, daß Sie keineswegs genügend die deutsche Sprache beherrschen, um mit Aussicht auf Erfolg an derartige literarische Leistungen gehen zu können. Sie sind in den Fehler sehr vieler Anfänger verfallen, indem Sie Ihre noch sehr der Pflege be dürfende Fähigkeit an der schwierigsten Art der literarischen Produktion versuchten. Mit Kleinem fängt man an!
Gebweiler. T. Die Insel Wampu gehört zur chinesischen Provinz Kanton und
liegt vor der Mündung des Berlfluſſes.
Erlangen . Dr. M. 2. Ihr Wunsch ist erfüllt.
Breslau . J. v. W. ,, Stizzen, Erzählungen, Fabeln und Räthsel" nehmen wir auf, wenn sie gut sind und mit der Tendenz der„ N. W." harmonicen. Also probiren Sie's.-141. Wir haben unsern Herrn Weltausstellungs- Korrespondenten um Beant wortung Ihrer Fragen ersucht.
Breslau . B. M., Stettin . B., Konstanz . M- f. Ihre Arbeiten sind für die ,, N. W." nicht verwendbar. ( Schluß der Redaktion: Sonntag, den 3. Juni.)
Inhalt. Ein verlorener Posten, Roman von R. Lavant ( Fortsetzung). Voltaire und Rousseau und ihre kulturhistorische Mission, von C. Fehleisen( mit dem Porträt Voltaire's ). Wie ein Ein Stück Kulturgeschichte des Mittelalters im Orient, von A. Bebel( Schluß). Communard den Versaillern entkami. Weltausstellungsbriefe.( III.) Wüstenpost( mit Illustration). Glücklich wie ein König." Das Alter der Panzerschiffe. Aerztlicher Briefkasten. Redaktionskorrespondenz.