Als die jenseitlose Welt,

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Lasciate ogni speranza").

Die Welt des heiteren Genießens, In Trümmer sant, schuldbeladen, Wurmzerfressen durch Sklaverei, Da brach für die Menschen an

Ein erdenberaubtes, träumendes Dasein.

Hoffnungssklaven des Himmels quälten sie sich, Freudenenterbt und heimathlos,

In irdischem Fluch, in irdischem Elend.

Wie ein Lottospieler

Harret auf des Glückes Loos,

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Entzogen wird ihm durch Hoffen, Ausgesogen durch Hoffnung,

Macht und Stärke von Hand und Hirn,

So flammerten sich an Hoffnung an Die Menschenkinder,

Und lebten den Tod und starben ihr Leben.

Da ein Dichter der Zeit

Auf die Hallen des Schreckens schrieb:

Die ihr eintretet, gebet die Hoffnung auf! Grau'nvoll klang das Wort

In die angsterbebenden, hoffenden Herzen.

*) In Dante's   ,, Göttlicher Komödie  " steht als Aufschrift zur Hölle der berühmte Vers: Lasciate ogni speranza voi ch' entrate!"

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Kommen seh ich ein neu' Geschlecht Lebensfreudiger Menschen, Wissend, daß sie müssen erzeugen, Wissend, was sie müssen vollenden. Ausgeträumt ist der öde Traum, Umgestürzt der Moloch des Hoffens:

Da quillt aus eigner Kraft dem Menschen Ungeahnte Segensfülle

Und ein Leben in Schönheit auf Erden.

Kommen seh ich ein neu Geschlecht,

Und wie die Griechen einst

Auf Weisheithallen schreibt es die Worte auf: Kenne dich selbst! Das ist: Mach' dich von Hoffnung frei! Freudig tönt das Wort

In den erwachten Herzen wieder.

Hoffnungslos, vollbewußt

Wirket dereinst am Weltenlauf

Der Mensch, der Verächter blinden Glücks, Ein Gebieter des Schicksals.

,, Laßt alle Hoffnung draußen, die ihr eintretet!"

Leop. Jacoby.

Weltausstellungsbriefe.

III. ( Schluß.)

Werfen wir jetzt einen orientirenden Blick auf die Bauten und die Gartenanlagen der Weltausstellung, die soeben, am 1. Mai, eröffnet worden ist. Zwei großartige Bauten nehmen unser Interesse vornehm­lich in Anspruch. Der eine Palast, der eigentliche Ausstellungs- oder Industriepalast, ist ein breiter, langer, aber nicht sonderlich hoher Bau, welcher eine viereckige Form hat, deren Seiten mit den Grenzlinien des Marsfeldes parallel laufen. Die Länge beträgt 706 Meter, die Breite 346 Meter, sodaß das Gebäude, einige Vorbauten mit hinzu­gerechnet, die Hälfte des ganzen Marsfeldraumes einnimmt. Fast ganz aus Eisen errichtet und mit Glasdächern versehen, erfüllt das Gebäude, ein Werk des genialen Baumeisters Hardy, seinen Zweck auf's beste. Luft und Licht sind überall und der Raum ist in praktischer Weise ausgenügt worden. Eine nähere Betrachtung ergibt, daß der Palast aus acht großen Hallen und einem breiten Hof besteht, welche in der Länge parallel laufen. Je vier liegen nahe bei einander, der Hof nimmt die Mitte ein. Der letztere enthält, grade im Centrum des Ganzen, einen eisernen, hübschen Pavillon, in welchem die Stadt Paris   eine Spezialausstellung abhält. Von diesem Pavillon dehnen sich nach Nord­westen und Südosten zwei Hallen aus, in welchen die Gemälde und andern Kunstgegenstände der verschiedenen Völker ihren Plaz gefunden haben. Ganz nahe der südöstlichen Pforte befindet sich die deutsche Kunstausstellung. Bekanntlich ist Deutschland   auf der Ausstellung nur durch die Werke seiner Maler und Bildhauer vertreten. Der Raum des Hofes zu beiden Seiten des Pavillons und der Kunsthallen ist un­bedacht, wird aber bei regnerischem Wetter mit Segeltuch überdeckt werden, sodaß er immer als Promenade benutzt werden kann.

Die eine Hälfte des ganzen Palastes, also vier jener obengenannten Hallen, und zwar die, welche nordöstlich vom Hofe liegen, gehört den französischen   Ausstellern an, die andere Hälfte ist für die übrigen Völker reservirt. An der Ausstellung betheiligen sich folgende Nationen: England, Vereinigte Staaten  , Schweden  , Norwegen  , Italien  , Japan  , China  , Spanien  , Desterreich, Ungarn  , Rußland  , Schweden  , Belgien  , Griechenland  , Danemark  , Central- und Südamerika  , Luxemburg  , Monaco  , Portugal   und Niederlande  . Außerdem in besonderen Pavillons Persien  , Marokko   und Tunis  . Die Türkei   fehlt.

Sowohl in der französischen   wie in der ausländischen Abtheilung ist die Ausstellung der Produkte so arrangirt, daß die Maschinen und Rohprodukte sich an der Außenseite befinden, während die Kunstindustrie dem innern Hofe benachbart ist. Auf leichte Weise kann man indeß, wenn man an irgendeinem Punkte der Längsseite eintritt, Schritt für Schritt vorrückend, die Fabrikation vom Rohprodukt bis zum kompli zirtesten Lurusartikel verfolgen. Die vier nebeneinanderlaufenden Hallen der ausländischen Abtheilung werden quer von den Räumen, die den Völkern zuertheilt sind, durchschnitten. Deshalb ist es möglich geworden,

daß der Besucher, welcher die Hallen rechtwinklich durchschreitet, alle Produkte eines Landes nacheinander beschauen kann. Schreitet derselbe aber parallel mit dem Hofe in grader Linie fort, so durchschneidet er die verschiedenen Abtheilungen der Länder, findet aber in jeder derselben stets dieselbe Art von Erzeugnissen und kann Vergleiche zwischen den Industrien verschiedener Völker anstellen. Das ist in der That ein sehr praktisches Arrangement, welches allerdings schon im Jahre 1867 zur Anwendung kam, damals aber weniger Erfolg hatte, weil der Induſtrie­palast nicht viereckig, sondern rund, ovalförmig war.

Dort, wo die fremdländischen Abtheilungen in den Hof münden, ist den Architekten Gelegenheit gegeben, ihre Kunst zu zeigen. Jedes Land hat hier eine Façade entweder aus Stein oder Holz oder sonstigem Baumaterial erbaut, die im nationalen Stil gehalten ist. So finden wir bei Belgien   die Façade eines fürstlichen Palais aus Ziegeln und Blaustein mit Säulen aus schwarzem, braunem, und grünem Marmor, bei Rußland   ein Bauernhaus aus Rundholz, bei Portugal   eine Nach­bildung der voetischen Bogengänge des berühmten Klosters der Hierony­miten von Billam, bei der Schweiz   statt des herkömmlichen berner Häuschens eine elegante Kuppel 2c.

Die beiden Längsseiten des Industriepalastes werden von zwei breiten Maschinenhallen begrenzt, die aber trotz ihrer Größe nicht aus­gereicht haben. Die Franzosen haben für ihre Maschinen noch be­sonders zwei fast ebensogroße Hallen an der Nordseite des Marsfeldes hergerichtet.

Architektonische Schönheit besißt der Juduſtriepalast als ein Ganzes genommen gewiß nicht, aber darauf wurde von Anfang an keine Rück­sicht genommen, weil dann bei einem solchen Kolossalbau, der überdies nur provisorisch errichtet ist und im nächsten Winter wieder abgebrochen werden soll, die Kosten zu hoch gekommen wären. Einzig und allein die Breitſeitenfaçade nach der Seine und dem Trocadero zu, ist mit besonderer Rücksicht auf einen schönen ästhetischen Anblick geschmückt und ornamentirt worden, so weit es eben ein eiserner Bau zuläßt. Die Wirkung dieser Façade liegt aber doch hauptsächlich in ihrer Größe und den drei riesigen Kuppeln, an den beiden Enden und in der Mitte, dort wo sich das Haupteingangsportal in den innern Hof befindet. Breite flache Treppen führen zu demselben hinauf, auf den Bostamenten derselben sehen wir zahlreiche Statuen und Topfgewächse. Der ziemlich breite Raum zwischen den Treppen und dem Anfang der Jenabrücke ist in einen prächtigen Garten mit Rosen und bunten Blumenbeeten ver­wandelt. In diesem Garten, sowie an den Seiten des Palastes sind noch zahlreiche Häuschen, Kioske, Tempel 2c. zerstreut, auf die ich später zurückkommen werde.

Das zweite große Gebäude steht auf der Spitze des Trocadero­hügels. Es schließt das Ausstellungsterrain im Nordwesten ab. Hinter demselben liegt ein kreisrunder Platz, die Place du Roi de Rome", neuerdings auch Trocaderoplatz genannt, welcher von Häusern um­geben ist..

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Der Trocaderopalast ist von den Architekten Devioud und Bourdais