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ist bekannt, wie Kaufleute, Schiffseigenthümer und Kapitäne aller Nationen Europas das Opium dazu benußen, um die Chinesen auf ihre Schiffe zu locken und dann unter scheinbarer Ratifizirung eines Miethskontraktes, den die Unglücklichen im berauschten Zustande unter schreiben, als Sklaven unter dem Namen Kulis nach Nordamerika und Brasilien zu verkaufen.

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Doch zurück zu den chinesischen Gegenständen auf der Ausstellung, die fast alle Meisterwerke der chinesischen Industrie genannt werden können. Der Trocaderopalast sowohl wie die chinesische Abtheilung in dem großen Marsfeldgebäude sind voll von den seltsamen, theilweise sehr geschäßten Waaren. Unter ihnen zeichnen sich nächst den Leder­arbeiten und der Tusche, die bekanntlich nur in China und Japan vollendet schön bereitet wird, die Email- oder Schmelzarbeiten aus, welche darin bestehen, daß man Gegenstände aus Gold, Silber, Kupfer, Stein, Eisen und Porzellan mit flüssigem Glas überdeckt. Mischt man diesem Glasflusse gewisse Metallogyde bei, so nimmt er verschiedene Farben an, die dann, mosaikartig auf die Oberfläche des zu emaillirenden Objektes gebracht, eine überaus prächtige Ansicht gewähren. Die chinesi­ schen Emailarbeiten zeichnen sich nun besonders durch die sanfte, har­monische Abstufung der Farben aus, durch die Genauigkeit, mit welcher die sandkorngroßen Mosaike durch Gold- und Silberfäden von einander getrennt sind und durch die imponirende Größe der Vasen, Krüge, Schilde 2c., welche mit dem Email bedeckt werden. Ein Geheimniß war es uns Europäern bis vor kurzem, wie es den Chinesen und Japanern möglich sei, auf Porzellan den sogenannten Zellenschmelz( email cloi­sonné) zu befestigen. Sie bedecken die Oberfläche eines Porzellan­gegenstandes zuerst mit einem engen Nezze ganz schmaler Silber- oder Goldfäden, die auf unbegreifliche Weise senkrecht auf dem Porzellan befestigt werden. In die so entstandenen Zellen wird dann mit größter Vorsicht verschiedenfarbiges flüssiges Glas hineingegossen. So kommt das ganze Stück in den Ofen, aus welchem es, sobald der Prozeß des Aufschmelzens vorüber ist, mit Vorsicht herausgezogen wird, sodaß beim Erkalten keine Risse entstehen. Dann werden die Zellen wiederum ge= füllt, und derselbe Prozeß wiederholt sich solange, bis alle Zellen bis zur Höhe der Goldfäden gefüllt sind. Dann wird die ganze Oberfläche auf's sorgfältigste polirt. Man kann sich einen Begriff machen, wie subtil gearbeitet werden muß, wenn man bedenkt, daß die Zellen kaum 1/8 Linie hoch sind und doch mehrmals angefüllt werden müssen. Ein Kenner gibt den chinesischen und japanischen Emailarbeiten stets den Vor­zug vor den europäischen, die weit schneller, aber auch weniger fein her­gestellt werden. Eben jetzt geht durch die Zeitungen die Notiz, daß Herr Ravené, der bekannte Fabrikbesizer in Berlin , seine japanischen Arbeiter wieder entlassen hat. Dieselben kamen vor Jahresfrist nach Berlin , um hier den deutschen Arbeitern die Handgriffe ihrer Kunst zu lehren. Es hat sich aber herausgestellt, daß es sich weniger um be­sondere Kunstgriffe, sondern vielmehr um Ausdauer und vorzüglich um Zeit handelt. Herr Ravené hält es nun nicht der Mühe werth, diese Zeit zu opfern, um die wahrhaft schönen chinesisch- japanischen Kunst­objekte herzustellen. Jeder Liebhaber muß es bedauern, daß das Zeit­alter des Dampfes" uns Europäern faktisch die Herstellung solcher Sachen verwehrt. Gewiß, schnelle Arbeit hat ihre gute Seite, aber sie darf zum Vortheil einiger Kapitalisten auch nicht so rasend betrieben werden, daß der gute Geschmack darunter leidet. ,, Gut Ding will Weile haben," sagt ein altes Sprüchwort, und wenn wir in dieser Beziehung von unseren ,, asiatischen Brüdern" etwas mehr lernten, so könnte das nichts schaden. Jedenfalls hätten wir Deutschen dann nicht auf der Ausstellung in Philadelphia das Prädikat ,, billig und schlecht" erhalten. Billig sind nun allerdings die chinesischen und japanischen Arbeiten dieser Art nicht. Ein reicher Engländer hat z. B. in diesen Tagen für eine einzige Base, freilich von Meterhöhe, die anständige Summe von 50,000 Francs bezahlt. Solche Verschwendung kann sich nur ein sehr reicher Liebhaber erlauben. Dazu muß übrigens bemerkt werden, daß besonders die Japaner sehr wohl wissen, wie übertrieben hoch ihre Waaren von manchem europäischen Millionär, der nicht weiß, was mit dem Gelde anfangen, geschätzt werden. Und dumm sind die Herren mit der platten Nase und den geschlitten, schlauen Augen auch nicht, deshalb normiren sie die Preise hier in Europa wohl zehnmal höher als in ihrem Vaterlande. Auch verstehen sie sich schon auf den modernen Schwindel und verkaufen miserable, nachlässig fabrizirte Dinge, die bisweilen sogar lädirt sind, als Kostbarkeiten ersten Ranges. Bei den Chinesen, die im ganzen ein ehrliches Volk sind, habe ich diese Art Prellerei noch nicht beobachtet. Man muß ihnen überhaupt in mancher Beziehung Achtung zollen für die Bietät, mit welcher sie an ihren ein­heimischen Sitten und Gebräuchen festhalten und sich nur ungern den Einflüssen unserer modernen Kultur hingeben. Sie beobachten scharf, ind die Gebrechen unserer modernen Gesellschaftszustände sind ihnen nicht unbekannt. Das Mißtrauen, daß sich ähnliche auch bei ihnen einfinden, hindert sie daran, sich europäiſiren zu lassen, wie es bei den Japanern der Fall ist, die, von dem äußerlichen Glanz und Pomp unserer reichen Stände entzückt, ohne weiteres Reformen nach abend­ländischer Weise bei sich einführen. Ganz äußerlich prägt sich dieser Gegensatz zwischen den beiden ostasiatischen Völkern hier auf der Aus stellung in der Kleidung aus. Die Chinesen haben sämmtlich ihre Nationaltracht beibehalten, während die Japanesen mit Cylinderhut und schwarzem Frack einherstolziren. Dieser Nachäffungstrieb der letzteren macht sich höchst komisch, da er im Grunde nicht auf weiser Ueberlegung und scharfer Kritik unserer Gebräuche und Sitten beruht, sondern mehr

auf der Kurzsichtigkeit, welche ihnen alles bei uns im rosigsten Lichte erscheinen läßt.

Alles, was die Chinesen und Japanesen fabriziren, trägt in seinen Verzierungen jenen baroden Geschmack an sich, der sich hauptsächlich in Darstellungen der furchtbarsten Thierfraßen und komplizirtesten Arabesken äußert. Aber durch die Feinheit und Sauberkeit der Arbeit gewinnt auch alles einen Anstrich von Zierlichkeit und Eleganz, an welcher sich selbst die französischen Kunstarbeiten ein Muster nehmen können. Ich erwähne nur noch die Eisenguß -, Metall-, Holz-, Elfenbein- und Leder­waaren, ganz insbesondere auch die chinesischen Möbel und japanischen Schulgegenstände. In den ersteren drückt sich das Bestreben der Chinesen aus, wirklich nachahmungswürdige und bequeme Gegenstände unserer Industrie sich anzueignen. Da finden wir Schränke, Stühle, Tische, Etageren, Kana­pees, Schemel, Wandschirme, Spiegelrahmen, Kisten, Kasten, Koffer 2c., meist alle aus Holz, mit Schnißereien über und über bedeckt, dazu kost­bare Ueberzüge aus Seide und andere Gewebe, welche seit alter Zeit meisterhaft in China hergestellt werden, endlich auch die be ähmten Fächer und elfenbeinernen Schachfiguren von unbeschreiblicher artheit. Der Thee, das Hauptprodukt Chinas , fehlt selbstverständlich au.') nicht. Japan , in seinem Nachahmungstrieb, hat eine vollständige Schul­einrichtung nach modern europäischem Muster ausgestellt. Bekanntlich wird den Japanern von oben herab, von ihrem Kaifer, Mikado ge nannt, der wieder von den europäischen Mächten beeinflußt wird, die Kultur gewissermaßen aufgezwungen. Mit welchem Erfolge, das ist jezt noch schwer zu beurtheilen. Bekanntlich ist es die Politik fast aller Kolonialmächte gewesen, bis zu einem gewissen Grade die Kultur des fremden Landes im europäischen Geschmack zu begünstigen, um den Verkehr zu erleichtern und dadurch größere Handelsvortheile zu er­zielen. Das ist alles ganz schön, wenn nur wirkliche Humanität ein Wort mitspräche, und nicht blos Egoismus, der schnell bereit ist, den Reichthum des halbcivilisirten Landes aufzusaugen und im Tausch da­gegen eine nur oberflächliche europäische Bildung zurückzuerstatten. Japan wird es vielleicht später noch einmal bereuen, so plötzlich den westlichen Bewohnern der Erde Thor und Thür geöffnet zu Inben, wenn mit deren Bildung" auch alle Uebel und Unkrautgewächse der­selben eindringen. Wie jeder weiß, breitet sich Unkraut schneller aus, als nüßliches Gewächs. Wenn ich durch die japanischen Räume des Marsfeldpalastes gehe und le die Schulbücher, Landkarten, aus­gestopften Vögel, Bilderbogen, Schreibhefte, Wandtafeln, Schulbänke, Tintenfässer, Uebersetzungen der deutschen, französischen und englischen Klassiker betrachte, so werde ich den Gedanken nicht los, daß den armen japanesischen Schulkindern bei dieser Sintfluth von Novitäten ganz dumm im Kopfe werden muß, weil isten ja alles und jedes, was nnsern Kindern ganz natürlich ist, höchst fremdartig erscheinen muß. Im alltäglichen und häuslichen Leben sini sie ja noch ganz an heimisce Art und Sitte gewöhnt und werden deshalb wohl zum größten Theil nicht wissen, weshalb und wozu sie sich alle die fremden Dinge imt Hand und Kopf aneignen sollen. Ich bedaure sie ein wenig, nicht des­halb, weil sie lernen sollen, sondern weil ihnen zuviel zugemuthet wirt. Die Einpaukerei" scheint in Japan tüchtig in Schwange zu sein, und solches Vollstopfen mit unverdauten Kenntnissen nügt wahrlich nicht viel. Es werden sich in Japan deshalb bald alle jene Uebelstände herausstellen, welche auch bei uns nicht ausbleiben, wie man in der vortrefflichen Sack'schen Schrift: Gegen die Prügelpädagogen" uach­lesen kann. Auch bei uns bringt ja das Einpanken der mannichfaltigsten und verschiedensten Kenntnisse hauptsächlich zuivege, daß unsere Knohen und Jünglinge keine Zeit haben, sich mit dem ernsteren sozialen Leven zu beschäftigen und deshalb später aus Unverstand und Gewohnheit biedere Bourgeois und unterthänigste Diener jeglicher Regierung werden. Alles schickt Wissen ist gut, aber nicht jeder soll alles wissen wollen. sich nicht für einen. Sei jeder in seinem Fache kenntnißreich und tüchtig, so wird er durch seine Arbeit nüßen können und zugleich it finden, sich an dem politischen und sozialen Leben mit eignem Willer: kraftvoll zu betheiligen. ( Schluß solgt.)

und

Eiweißgehalt in Getreide und Kartoffeln. Liebig hat wieder­holt darauf hingewiesen, daß im Getreidekorn der Eiweißgehalt damit der Nährwerth von außen nach innen abnimmt. Das feinste Weizenmehl, das sogenannte wiener Kaisermehl, aus dem innersten Theile des Korns hergestellt, verdankt seinen Preis nur dem Umstand, daß es sich für die Kunstpräparate der höheren Koch- und Backkunst besser eignet. Durch die zwar kostspieligen Zusäße von Eiern, Butter und anderen guten Dingen gewinnt es erst für den Feinschmecker auch den Nährwerth wieder, den es durch die Art des Mahlens sonst ver­loren hatte. Wäre es möglich, nur die Hülsen vom Getreidekorn zu entfernen und den ganzen übrigen Theil zu Mehl zu zerkleinern, so würde dieses 30 Prozent Kleber( Eiweißstoff) enthalten, also zwei Dritttheile mehr, als das gewöhnliche Mehl. Jedenfalls sind bei der jeßigen Art des Mühlenbetriebes die sogenannten gröberen Sorten Mehl die nahrhafteren. Auch bei den Kartoffeln nimmt nach neurren Untersuchungen der Eiweißgehalt von der äußeren Schale nach der Mitte zu ab, und zwar im Verhältniß von 121 zi 100. Die Kar­toffeln werden jetzt als Speise je nach Landesbrauch und Gewohnheit bald mit der Schale gekocht, bald werden sie vorher, und dann unter großem Substanzverlust, abgeschält. Für alle Haushaltungen, die von