roth, gelb, und zweihundert Jahre vor Aristoteles   vermochte die Menschheit, wie uns Xenophanes zeigt, in dem siebenfarbigen Regenbogen nur erst die drei Farbenabstufungen: purpur, röthlich und gelb zu unterscheiden.

Mit diesem Entwicklungsprozeß der Sinnesempfindbarkeit muß die sonst völlig räthselhafte Thatsache in Verbindung gebracht werden, daß im ganzen Alterthum eine der prachtvollsten Natur­erscheinungen, das Funkeln und Leuchten des Meeres in grünlich­blauem Phosphorlicht, den Menschen so gut wie unbekannt geblieben ist. Nirgends in den zahlreichen poetischen und beschrei­benden Stellen der altorientalischen und der klassisch- antiken Literatur, welche vom Meere uns Kunde geben, wird des Meer­leuchtens direkt Erwähnung gethan*); selbst Plinius  , dessen Natur­geschichte in 37 Büchern uns eine mit Fabeln jeglicher Art durch flochtene Zusammenstellung alles Merkwürdigen vorführt, was den Völkern der alten Zeit aus der Natur bekannt war, weiß nichts von dem wunderbaren Phänomen; er erzählt nur, daß gewisse Bohrmuscheln, wenn man sie im Dunkeln aus dem Wasser nimmt, wie mit einer leuchtenden Masse überzogen erscheinen.

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Ueber die unvergleichliche Schönheit und den märchenhaften Eindruck der Naturerscheinung des Meerleuchtens herrscht unter allen späteren und neueren Berichterstattern und Forschern nur eine Stimme der Bewunderung. Columbus auf seiner zweiten Entdeckungsreise im Jahre 1502 bemerkt aus der Gegend von Puerto Bello, am Isthmus von Panama  : Nachts gleichen die tobenden Wellen großen Flammen, durch die leuchtenden Theilchen veranlaßt, welche die Oberfläche des Wassers in diesem See und im ganzen Lauf des Golfstroms bedecken. Alexander v. Humboldt berichtet: Ueberall, wo die Welle an einen harten Körper an­schlägt, überall, wo das Wasser nur erschüttert wird, glimmt ein blizähnliches Licht auf. Unbeschreiblich prachtvoll ist das Schau­spiel in dem Meere der Tropenwelt, das bei finsterer Nacht eine Schaar sich wälzender Delphine darbietet. Wo sie in langen Reihen kräuselnd die schäumende Fluth durchfurchen, sieht man durch Funken und intensives Licht ihren Weg bezeichnet. Darwin  beschreibt den Anblick, den ihm das Meer unter dem Kap Horn  in einer sehr dunkeln Nacht darbot: Es wehte eine frische Brise und alle Theile der Oberfläche, die am Tage als weißer Staub

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Fig 19 Leuchtinfusorien. Für die ,, Neue Welt" gezeichnet und geschnitten.

erschienen, glühten mit blassem Lichte. Das Schiff trieb zwei Das Schiff trieb zwei Wogen flüssigen Phosphors vor sich her, und eine lange, schim­mernde Milchstraße folgte ihm nach; soweit das Auge reichte, glänzte der Kamm einer jeden Welle. Bennet sah auf seiner Reise im September 1832 in der Nähe des Aequators   das Atlantische Meer so stark leuchten, daß es rund umher einer einzigen, feurigen Masse glich. Ein anderer Reisender, Strehler, fuhr in derselben Gegend durch ein wahres Feuermeer. Der Himmel erschien rabenschwarz und die See so hell, daß man um Mitternacht hätte eine Fliege auf dem bleichen Segel erkennen fönnen. Ein Plazregen verwandelte das Meer gleichsam in eine aufkochende Gluth. Bei Triest   hat man an stillen Herbst­abenden Gelegenheit, an den Ufern der Adria das Phänomen

*) Wohl finden sich mehrfach einzelne unbestimmte Aeußerungen, Beiwörter u. s. w., die vielleicht auf das Meerleuchten gedeutet werden fönnen; ein wirklicher Hinweis aber auf die doch so auffallende Natur­erscheinung ist vielleicht nur die Stelle in dem Periplus( ,, Umschiffungs­reise" des farthagischen Seefahrers Hanno zu erblicken, der um 500 vor Chr. lebte. Es heißt darin, südlich von Cerne. habe man das Meer wie mit Feuerströmen brennen sehen. Und auch die Aechtheit des Textes dieser Stelle kann in Zweifel gezogen werden.

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in einem milderen Glanz und doch in überraschender Schönheit zu beobachten, vor allem dort in der melancholischen Felsenbucht, wo das Schloß Miramare   in den Fluthen sich spiegelt. Bliz­funken rinnen bei jedem leisen Athemzuge der Wellen an den Felsen auf und nieder, und Feuerstreifen und Glühsterne tauchen in lichtem Blau aus dem Dunkel der Tiefe empor. Zuweilen aber schimmert die ganze Meeresoberfläche bis weit hinaus in leisem, geisterhaften Lichte, wie es der Verfasser einmal im vorigen Herbst in einer unvergeßlichen Novembernacht auf einer Meer­fahrt nach Italien   erlebte.

Nachdem über die Ursache des Meerleuchtens unter den Ge­lehrten lange gestritten worden, steht heute, hauptsächlich durch die eingehenden Untersuchungen von Ehrenberg, Quatrefages und Panceri, soviel fest, daß die Träger dieser Erscheinung in der lebenden Thierwelt zu suchen sind. Wenn wir den in eigenem Lichte leuchtenden Haifisch, den uns Bennet beschrieb( Squalus fulgens), hinzuzählen dürfen, so sind unter den Erzeugern des Meerleuchtens alle Hauptstämme des Thierreichs vertreten, der­gestalt, daß die Stärke und Ausdehnung der Lichterscheinung zu­gleich mit der Anzahl der sie hervorbringenden verschiedenen Thier­arten zunimmt, je tiefer wir in die Entwicklungsreihe hinabsteigen.