er für die Leistungen seines Schiffes eingenommen und diese sprachen allerdings für sich selber. Als wir im galvestoner Hafen vom Lande aus den in der Bai liegenden Hohenstaufen" be trachteten, war dieser ruhige, trockne Mensch voll Begeisterung und rief: Liegt er nicht da wie ein lebendes Wesen? Sieht er nicht aus wie eine schmucke Braut?" Als Disziplinär hielt er seine Mannschaft in vollkommenster Ordnung, ohne je eine Strafe zu verhängen, und an Bord war alles gewissenhaft reinlich und zweckdienlich. Er war der bravste Mensch und lebte sammt seiner schmucken Schiffsbraut wohl noch heute, wenn ihn nicht sammt ihr in den ostindischen Meeren ein Cycloneorkan verschlungen hätte wahrscheinlich infolge seiner mangelhaften wissenschaft­lichen Erziehung.

-

Man urtheile darüber nach Thatsachen. Er hatte kein anderes Mittel, die geographische Länge seines Schiffsortes zu finden, als Chronometer und Taschenuhren, wozu mitunter das Auswerfen der Logleine( um die Geschwindigkeit des Schiffs zu messen) trat. Er hatte offenbar keine Kenntniß in, und kein Mittel zu Mond­und Sternbeobachtungen, und nicht einmal Sternfarten. Er wußte gewiß nicht, daß uns die Meeresströmung in fünf langen Wochen schon ganz nahe an Westindien   herangetrieben hatte, sonst würde er eine Laterne in mondloser Nacht vorn ausgehängt und dem im Vorderkastell ausschauenden Matrosen ganz besondre Wachsamkeit eingeschärft haben. Denn hier ist eine sehr belebte Schiffsstraße für den Verkehr zwischen Nord-, Mittel- und Süd­ amerika  , der meist durch Schooner aus Neuengland   vermittelt wird. Aber es war keine der nöthigen Vorsichtsmaßregeln gegen einen Zusammenstoß getroffen.

530

Ich hatte mich bei der ungewohnten Hize in eine Hangmatte gebettet, welche von einer Rae des Hintermastes herab und über Die Schiffswand hinaus über das Meer hing, um die köstliche Nachtkühle zu genießen und die unbeschreibliche Pracht des Stern­himmels, des Meeresleuchtens und eines unaufhörlichen Wetter leuchtens aus fernem, dünnen Gewölfe zu beobachten; denn ich hatte hier einen ungleich freieren Umblick als auf dem dicht mit Segeln besetzten Schiffe selbst. War es nun der große, günstige Witterungswechsel, der mich in gehobenste Stimmung versezte, oder haben wirklich viele Beobachter recht, welche Himmel, Land und Meer Westindiens   schöner als irgendwo sonst schildern- kurz, ich sog den Naturgenuß in vollen Zügen ein und konnte nicht einschlafen. Da erblicke ich plötzlich ein Schiff unter vollen Segeln im rechten Winkel auf uns zukommen, und zwar befand es sich schon in allergrößter Nähe. Mein Schreckensruf und der es war der erste Schiffsoffizier famen zu gleich. Der letztere war mit einem Sprunge am Steuerrad und drehte rechts ab und wie durch ein Wunder sauste und rauschte das fremde Fahrzeug vorn dicht an unserm Bugspriet vorüber, ohne uns zu berühren. Wir waren gerettet, durch dieses braven Mannes Geistesgegenwart gerettet. Denn daß zwei mit wahrer Dampferschnelligkeit im rechten Winkel aufeinanderstoßende Schiffe wenig. Aussicht auf Ganzbleiben haben, leuchtet wohl ein. Drüben am Bord kein Laut kein Mensch an Deck außer dem Matrosen am Steuer, welcher auch geträumt und genickt haben mochte, wie unser wachhabender Matrose, keine Laterne aushängt. Der Offizier, sonst der ruhigste Mensch, stürzte mit Windeseile vorwärts nach unserm Schläfer, rüttelte ihn unsanft zusammen und hielt ihm eine lange, eindringliche Strafpredigt aber leise, um dem Kapitän nichts zu verrathen.

eines andern

-

-

-

-

-

Nach dieser Aufregung konnte ich lange nicht schlafen. Ich mochte zuletzt ein paar Stunden geschlafen haben, als mich der Offizier weckte, um mir das erste amerikanische Land zu zeigen. Es war das mächtige Vorgebirge Samana auf der Insel San Domingo  

, welches durch das allererste Morgengrauen hervor­dunkelte. Am Abende desselben Tages hatten wir schon die süd­lichste Spize Cubas in Sicht und am nächsten Morgen waren wir auf der Höhe des Kap San Antonio  , der westlichen Spize Cubas. Wieder einen Tag später, und wir schwammen durch die schmuzig- grünen Fluthen, welche das Meer nahe den Mississippi­mündungen kennzeichnen; endlich am Abende dieses Tages, mit dem letzten Sonnenstrahle, liefen wir in den nächsten texanischen Hafen, den von Galveston  , ein. Dies erwähne ich, weil solche Leistungen noch heute von Segelschiffen höchst selten übertroffen werden.

Der erste Amerikaner, den wir zu sehen bekamen, war der Lootse. Sein Betragen war höchst sonderbar; denn anstatt sofort von seinem Boote zu uns an Bord zu steigen, umsegelte er ein-, zwei, dreimal das Schiff, so daß selbst der Kapitän nicht wußte, was er daraus machen sollte. Dann segelte er wieder davon, ohne ein Wort zu verlieren. Wir zerbrachen uns noch den Kopf darüber, als er wieder herankam und nun ohne weiteres an Bord stieg, das Steuerruder übernahm und den Kapitän zu sich winkte. Es konnte einem ängstlich dabei zu Muthe werden. Jetzt erscholl das Kommando des Kapitäns: Alle Auswanderer an Backbord!" Wir wußten, was das hieß, und gehorchten. Eine Minute später kam das Kommando:" Alle an Steuerbord, rasch!" und beide Kommandos wurden noch mehrmals wiederholt. Ich bemerkte, daß nach jedem der Schlamm und Sand des Meeres­bodens aufgewühlt wurde, fühlte, daß unser Schiff mehrmals den Boden berührte, ohne daß wir siten blieben, und begriff nun den Zweck dieses originellen, wohl selten erlebten Manövers. Die Barre vor dem galvestoner Hafen, die hohle Gasse, durch welche wir einlaufen mußten," hatte blos 8% Fuß Wasser, unser Schiff hatte noch immer 9 Fuß Tiefgang( es ist ein Glück," sagte der Kapitän zu mir, als das Manöver gelungen war, daß wir so­viel unterwegs verzehrt haben; bei der Abfahrt hatten wir 10 Fuß Tiefgang wir wären in keinen teranischen Hafen hinein­gekommen"). Das Manöver hatte den Zweck, durch schnelles Umlasten des Schiffes mit dem Kiele soviel Sand und Schlamm vom Boden aufzuwühlen, daß wir eben gerade noch darauf hin­rutschen konnten.

Das erste amerikanische Land, welches wir in der Nähe sahen, vom letzten Sonnenstrahl vergoldet, sah ebenso sonderbar aus. Nichts als Sand, auf dem Sande eine aus Brettern erbaute, nicht eben große Stadt, ein einziger fümmerlicher Baum( später sahen wir in den Straßen sogenannte Schattenbäumchen, eine chinesische Art Esche, jüngst erst angepflanzt, welche aber rasch wächst), fein Mensch am Hafen, der uns ein Willkommen hätte zurufen können, ein einziger Mensch überhaupt zu sehen, der am Strande   in einem Einspänner spaziren fuhr, worauf nachher ein zweiter in einem Boote an uns herankam, heraufstieg und sich in die Kajüte einquartirte der Zollwächter, der das Schmuggeln verhindern sollte, wenige Schiffe das war alles.

-

-

Doch ja ein Willkommen wurde uns zutheil: beim Ein­laufen tummelte sich eine außerordentlich große Zahl Schweine­fische, so groß wie junge Wale, um uns herum und schien uns durch allerhand Sprünge und durch vieles Auftauchen über den Wasserspiegel bis zu halber Leibeshöhe belustigen zu wollen. Wir lachten und klatschten Beifall, und die muntere Bande überbot sich immer mehr in ihren Kunststücken. Es ist bekannt, daß dieses Thier die Menschengesellschaft ebensosehr liebt als der Delphin und trotzdem würdigt der lieblose Mensch diese Freundschaft durch fleißiges Harpuniren! durch fleißiges Harpuniren! Jst das nicht auch menschlich? Wir schliefen noch eine Nacht, die letzte, an Bord des Hohen­staufen".

Ueber die Kunst zu heilen.

Von Dr. R. K.

Es gibt nicht zwei Leute, besonders Laien, die über den Werth der Heilkunst einig wären. Die einen können die ärztliche Kunst, Krankheiten zu heilen, nicht hoch genug anschlagen. Sie beobachten sich auf das genaueste, bei dem geringsten Uebelbefinden rennen sie zum Arzt, sie wollen, um des Erfolges sicher zu sein, gleich im Anfang etwas thun, gegen alles verlangen sie ein Mittel. Kein Wunder, daß sie eine ganze Apotheke bei sich führen und

mit rührender Gewissenhaftigkeit ihre Tropfen und Pulver ver­schlucken. Bei jeder ernstlichen oder längeren Erkrankung trom­meln sie womöglich hundert Aerzte zusammen, scheuen sich nicht, Schäfer und alte Weiber um Rath zu fragen, und verschwenden eine Masse Geld auf Wundermittel und Wunderkuren.

Die anderen wer könnte sagen, ob sie die Mehrheit bilden lachen über die Thorheit jener Gläubigen. Sie halten von den