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innenwand zuführen. Das Thier ist sowohl in seinem Körper, wie in seinen Fühlern der größten Zusammenziehung und Ge­staltveränderung fähig. Bei jeder ungewöhnlichen Berührung schließt die Seeanemone ihr Fühlerhaupt mit einem plößlichen Rud, der schon manchem Zuschauer, welcher das Thier bis dahin für gar nicht beweglich hielt, einen Schreck einjagte, in sich genau wie eine Knospe zusammen, und nichts anziehenderes fann es geben, als dann diese Knospe allmälich zur prachtvollsten Blume sich entfalten zu sehen. Die Zeichnung der Seeanemone geht durch die ganze Farbenskala hindurch und ist meist von intensivster Reinheit. Zuweilen ist der Körper gelb oder blau­grau und alle Fühler purpurroth; bei der grünen Seerose ist jede der mehr als hundert Tentafeln olivengrün mit violetten und rosa Spizen; nicht selten sind die Fühler gestreift und ge­fleckt, so daß das ganze Thier aussieht wie mit Juwelenschmuck behangen. Eine solche Seerose nun hat unser Bernardinerkrebs sich als Freundin erwählt.

Die englischen Forscher Forbes und Gosse haben zuerst ausführliche Berichte über dieses Bündniß veröffentlicht. Ein in den tieferen Meeresschichten des Atlantischen Ozeans und des Mittelmeeres weitverbreiteter Einsiedlerkrebs, der nach seinem Entdecker Priedaux den Namen Pagurus Priedauxii erhalten hat, wohnt in einem Schneckenhaus, auf welchem sich stets aus­nahmslos eine liebliche Seerose, die Mantelaktinie( Actinia oder Adamsia palliata) angesiedelt findet. Ihr Zylinderkörper ist in seinem unteren Theile röthlich braun, während nach oben die Farbe in ein glänzendes Weiß übergeht, das Ganze aber ist mit rosig purpurnen Flecken gesprenkelt, oben umgeben von einem blaß- scharlachenen Randsaum; alle Fühler jedoch sowie unten die Fußscheibe sind schneeweiß. Ihre Gestalt hat die Eigenthümlich­keit, daß der Zylinder nicht, wie bei den übrigen Seerosen, freis­förmig, sondern ovalrund ist, indem die Fußscheibe in zwei seit liche Lappen sich ausbreitet.

Goffe erzählt: Ich habe oft mit Interesse darüber nachgedacht, auf welche Weise wohl das gehörige Größenverhältniß zwischen der Mantel- Seerose und dem Schneckengehäuse des Krebses, bei dem allmälichen Wachsthum der Seerose im Gleichgewicht bleibe. Offenbar besteht nämlich ein solches richtiges Verhältniß zwischen beiden, indem die jungen Mantelanemone auf kleinen, die aus­gewachsenen auf großen Schneckengehäusen sizzen. Der Krebs fann, wie wir wissen, von einem kleineren Schneckenhaus in ein größeres übersiedeln. Was aber wird dann mit der Mantel­Seerose? Wenn die Krebse ihre Quartiere wechseln und die oben darauf sigende Adamsia verlassen, so wird ja die Verbin­dung aufgelöst und wir sollten also regelmäßig die einen ohne die anderen finden. Das geschieht aber niemals..

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zu lösen, über das Gefühl. Eine Thatsache ist besser als ein Exemplar. Und so nahm ich aus meiner Sammlung ein aus­gewachsenes Natika- Schneckengehäuse und legte es in die Nähe des in Disharmonie gerathenen Trio's. Der Einsiedler fand so­gleich das neue Haus und begann unmittelbar es zu unsersuchen. Er wendete es mit der Mündung nach aufwärts, faßte sowohl die Außen- als Innenlippe mit einer Klaue und begann nun es über den Boden des Gefäßes hinzuziehen. Gelegentlich ließ er mit einer Klaue los, betastete das Innere und setzte dann seinen Marsch fort. Ein Geschäft rief mich ab und als ich nach ungefähr einer Stunde zurückfehrte, fand ich den Einsiedler be­quem in seiner neuen Wohnung eingerichtet; die alte aber lag verlassen in einiger Entfernung. Schnell fehrte ich sie um, zu sehen, was aus der Adamsia geworden. O weh! feine Adamsia war da. Als aber nun gerade der Einsiedler an die Wand des Aquariums herankam, sah ich zu meiner großen Genugthuung, daß das alte Freundschaftsbündniß ungebrochen fortdauerte. Die Adamsia hing bereits mit dem einen Fußlappen auf dem neuen Gehäuse, offenbar auch mit dem anderen. Aber bei der Stellung der Gruppe konnte ich keine volle Gewißheit darüber erlangen. Indem ich mir nun den Zusammenhang der Dinge mit einer Lupe genauer betrachtete, sah ich, daß die Adamsia mit einer kleinen Fläche des mittleren Theiles ihrer Fußscheibe an der Unterseite des Kopfbruststückes des Krebses selbst anhaftete.

,, Nun ist dieses Anhaften an dem Krebs ein Umstand, welcher unter gewöhnlichen Verhältnissen, soweit mir bekannt, nicht Play greift. Deshalb mußte ich ihn für ein außerordentliches und zeitweises Auskunftsmittel halten, die Seerose von dem alten auf das neue Gehäuse zu schaffen und um sie in die richtige Stellung auf demselben zu bringen. Müssen wir daraus nicht mit Nothwendigkeit schließen, daß, sobald der Einsiedlerkrebs das neue Gehäuse passend gefunden hatte, auch die Seerose davon in Kenntniß gesetzt wurde? Daß sodann in den zwei darauf folgenden Stunden letztere ihre Anhaftung an das alte Gehäuse lockerte, und daß sie, an die Brust ihres Beschützers sich an­legend, von ihm zu dem neuen Hause getragen wurde, wo sie unmittelbar darauf begann, sich einen festen Halt zu sichern, gleich dem, den sie eben verlassen hatte?

,, Elf Tage nach diesen Beobachtungen bekam ich einen ande­ren interessanten Aufschluß über diesen merkwürdigen Freund­schaftsbund. Die Adamsia hatte seit dem Wohnungswechsel kein gutes Aussehen. Sie haftete zwar zum Theil sehr gut, den einen Tag in größerer, den anderen in geringerer Ausdehnung an dem Schneckenhaus, aber meist hing ein beträchtlicher Theil der Fuß­platte an dem Gehäuse herab. Der Einsiedlerkrebs dagegen fühlte sich offenbar behaglich und zeigte durchaus keine Neigung, in sein altes Logis zurückzuziehen. Am 2. Mai fand ich die Adamsia ganz losgelöst und hülflos auf dem Boden des Gefäßes unter dem Krebse liegend, der, wenn man ihn störte, mit seinem Schneckenhaus davonlief und seine Gemahlin im Stiche ließ. Ich glaubte nun, es sei aus mit meinem schönen Schüßlinge. Gleichwohl, wie groß war mein Erstaunen, als ich nach wenigen Stunden die Adamsia wieder prächtig auf ihrer alten Stelle sah, breit angeheftet auf dem Gehäuse und von frischerem Aussehen als viele Tage vorher. Aber sonderbar, sie haftete fast in der umgekehrten Lage wie sonst an dem Gehäuse. Hier lag offenbar eine Probe irgend eines Verstandes vor, die zu entdecken ich

,, Auf der anderen Seite, wenn auch die Seerose ihre Wohnung verändern kann, auf welche Weise sucht sie ein neues Schnecken­gehäuse? Wenn sie die alte Behausung zugleich mit dem Krebs verläßt und zugleich mit eine neue in Besiz nimmt, wie kommt Einheit in den Willen beider und in ihr Thun? Wie theilen sie sich einander ihre Gedanken mit? Da die Seerose nicht an dem Krebse festhängt, sondern an dem Gehäuse, da sie also in ihren gegenseitigen Bewegungen unabhängig von einander sind, wer ergreift die Initiative? Wer macht sich auf, die neue Woh­nung zu suchen und zu welchem Zeitpunkte der Uebersiedelung begibt sich auch das Andere daran? Ueber alle diese Fragen hatte ich eifrig nachgedacht, bis ich endlich einen Aufschluß bekam.mir vornahm. ,, Am 16. Januar 1859 fing ich mit dem Schleppneße einf Indem ich also das Gehäuse mit der Aquariumzange sorg­ungefähr halb ausgewachsenes Exemplar der Seerose Adamsiafältig bis zum Wasserspiegel hob, löste ich die Adamsia behutsam palliata auf einem etwas kleinen Schneckengehäuse der Natica los und ließ sie auf den Boden fallen. Dann legte ich das monilifera, bewohnt von einem Pagurus Priedauxii, der für Gehäuse mit seinem Insassen nahe zu der nun freien Seerose. sein Logis schon etwas dick zu sein schien. Ich setzte sie in ein Kaum berührte der Einsiedlerkrebs die Seerose, als er sie mit wohleingerichtetes weites Aquarium, dessen Inhalt sich in vor­seinen Scheeren anfaßte, erst mit der einen, dann mit beiden, trefflichem Zustande befand, und hatte das Glück, beide, den und ich sah augenblicklich, was er beginnen wollte. Höchst ge­Krebs und seine Adamsia im Aquarium einzubürgern. Beide schickt und erfahren machte er sich daran, seine schöne Freundin erfreuten sich in ihrer häuslichen Gemeinschaft einer vortrefflichen wieder auf sein Gehäuse zu bringen. Er fand sie, wie sie mit Gesundheit und fühlten sich ganz wie zuhause. Jedoch bemerkte der Fußscheibe nach oben lag; sein erstes Geschäft war, sie um­ich nach drei Monaten, daß die Adamsia nicht mehr so wohl auszudrehen. Abwechselnd mit den beiden Scheeren zugreifend, und sah. Dazu gab auch der Krebs Anzeichen, daß er unbehaglich eingeengt sei, indem er seine vorderen Körpertheile weit heraus­streckte. Ich konnte mich jedoch noch nicht entschließen, dem Krebse ein weiteres Schneckengehäuse anzubieten, indem ich fürchtete, er möchte, von der neuen Wohnung Besiz nehmend, seine See­rosen Freundin verlassen, diese würde dann sterben und ich sie verlieren.

,, Endlich siegte das Verlangen, eine wissenschaftliche Aufgabe

dabei die Adamsia ziemlich scharf ins Fleisch kneipend, wie es schien, hob er sie in die Höhe, bis er ihre beiden Fußplatten gegen einen bestimmten Theil des Gehäuses, wo sie früher ge­haftet hatte, drücken konnte. Dann hielt er, sie fest andrückend, ungefähr zehn Minuten ganz still. Dann zog er behutsam erst die eine Scheere, darauf die andere weg. Indem er sich, froh über das gelungene Werk, in Bewegung setzte, hatte ich die Freude, zu sehen, wie die Seerose viel schöner haftete und nun