Forschungen im Camerongebiete stellten neun Jahre später Reichenow  , Buchholz   und Lühder an, von welchen letterer dem Klima erlag, Wenn der Leser einen Blick auf die Karte von Afrika   wirft, was un­bedingt beim Lesen der vorliegenden Forschungsgeschichte nothwendig ist, so wird er finden, daß die eingebildete Linie, die wir den Aequator nennen, ein Dreieck an der westlichen Küste durchschneidet, dessen Schenkel die Flüsse Gabun   und Ogowai bilden. Hier war es, wo der Franzose Pierre Belloni du Chaillu den anthropoiden Affen Gorilla   im Jahre 1856 entdeckte. Von den geographischen Gesellschaften lächerlich gemacht und ohne jegliche Unterstützung drang der brave du Chaillu 1864 in das Land Aschango, wo er ein merkwürdiges Zwergvolt, die Obongo fand. Seine Landsleute Aymes, Barbedor und de Langle drangen an den Wasserfällen des gewaltigen Stromes Ogowai in das gleichnamige Hochland. Den Spuren des Kapitäns Tuckey, der im Jahre 1816 bei der Erforschung des Flusses Congo   mit seiner ganzen Expedition zu Grunde ging, folgten Robertson, Douville, Owen und Graca, welche durch den Congo in das Gebiet seines Nebenflusses Onango drangen. Wie Baker als Pascha, Rohlfs als Derwisch, Heug­lin als Elfenbeinhändler und Livingstone als Missionär ihre Reise­unternehmungen stüßten, so suchte Ladislaus Magyar, ein gebore­ner Ungar, in das Innere Afrikas   als Negerhäuptling zu dringen. Er war im Jahre 1847 nach Congo   gekommen und heirathete die Tochter eines Negerhäuptlings von Bihe. Von den bewaffneten Sklaven seiner Frau begleitet, drang er in die Urwälder der Flußgebiete des Coanzo, Dafabi und des oberen Zambesi  . Im Jahre 1857 besuchte ein einzelner, schußloser Mann Adolf Bastian   die Ruinen von San Salvador  , der einst mächtigen Haupstadt Congos. Die 1873 in Berlin  gegründete deutsch  - afrikanische Gesellschaft hat unter Dr. Güßfeld eine Expedition ausgerüstet, welche von Kabinda an der Loangoküste in das Innere vordringt und sich auf permanente Stationen an der Küste stüßt. Etwas weiter südlich haben in demselben Jahre die Engländer unter Lieutenant Grandy dieses Gebiet in Angriff genommen, um längs dem Congo nach dem unbekannten Kern des äquatorialen Afrika  zu gelangen. ( Fortsetzung folgt.)

,, Tief unter der Erd'." ( Schluß.)

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tragenden umher, in lauten Wehklagen den Jammer ihres Herzens offenbarend oder stumm und bleichen Antliges, die Spuren durchwein­ter Nächte, in den gerötheten Augen, auf die todten Lieben hinblickend. Auch Unbetheiligte mußten sich mit Thränen in den Augen abwenden, wie sie die verbrannten und zum Theil gräßlich entstellten Männer liegen sahen. Die Wohlthätigkeit regte sich zwar unmittelbar nach dem Unglücksfall in hohem Grade; der Rath und der Bezirksausschuß kamen zu außerordentlichen berathenden Sigungen zusammen, ein Hülfskomite hat sich gebildet und von auswärts treffen zahlreiche Liebesgaben ein, aber wie viele sind der Wunden, die werkthätige Menschenliebe nicht heilen kann?

Die Särge wurden auf dumpf rollenden Wagen durch die Straßen gefahren, wie zur Zeit der Cholera- Epidemie, und schmerzgebeugte Gestalten mit kummererfülltem Angesicht schlichen daran vorüber. So­weit die Todten nicht aus den umliegenden Ortschaften waren und von den Angehörigen reklamirt wurden, brachte man sie mittels der Werk­bahn nach dem Bahnhofe und von da nach dem Gottesacker der Stadt. Der Zustand des Schachtes selbst ist übrigens derart, daß die Arbeit in demselben zum Theil schon wieder aufgenommen werden konnte.

Am 6. Dezember 11 Uhr vormittags fand für die Verunglückten in der Marienkirche ein Trauergottesdienst statt, zu welchem sich soviele Besucher eingefunden hatten, daß sie der Raum der letzteren nicht zu fassen vermochte. In langen schwarzen Reihen waren die Belegschaften des Brückenbergs, die trauernden Hinterlassenen und Theilnehmenden aus allen Kreisen der Bevölkerung nach der Kirche gezogen, wo die Trauerrede des Geistlichen nicht selten durch herzzerreißendes Schluchzen und Wehklagen der Frauen unterbrochen wurde. Am Nachmittag sind sie dem Schoße der Erde übergeben worden und dort werden sie in süßem Schlafe ruhen vom harten schweren Tagewerk, das sie bis zum letzten Athemzug treu und redlich vollbracht die Helden der Arbeit" Lunzenau  , im sächsischen Muldenthale, 7. Dezember 1879. Dr. Max Vogler  .

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Neujahrsempfang in einer Negerfamilie.( Bild Seite 160.) Profit Neujahr! ruft Alt und Jung, Arm und Reich einander am 1. Januar zu. Warum denn? Weil die Erde, dieser winzige Körper im unermeßlichen Weltraum, auf welchem uns das Schicksal unsern Wohnort angewiesen, wieder einmal ihren Rundlauf um die Sonne vollendet hat. Wer kann sagen, zum wievieltenmale? Die Natur kennt keine Zahlen. Der Mensch hat den Zahlenbegriff erfunden, damit er im Endlosen regelnd eingreife. Indem er die Einheit zur Potenz erhob, hat er mit sichtbaren Zeichen( Ziffern) die Unendlichkeit der Zahl aufgebaut, mit der er die Himmelsräume mißt. Diese Theorie, verbunden mit Naturbeobachtung, lernte ihn den Kalender machen. Der. Gebrauch, den Ablauf des eingebildeten Zeitraums, den wir Jahr nennen, zu feiern, ist uralt. Der Vater der Geschichte, Herodot  , er­zählt uns, daß die Aegypter der Göttin Neitha, der Urmutter der Sonne, die in Saïs   verehrt wurde, in der Neujahrsnacht in allen Häusern Lampen anzündeten; jedenfalls die Versinnbildlichung der Geburt des Lichtes aus dem Dunkel. Die Juden feierten den Neu­jahrstag zugleich als Adams Erschaffungstag. Das mag wohl die christlichen Kalendermacher, die Priester, bewogen haben, das Fest der Beschneidung Jesu auf den 1. Januar zu verlegen. Ihre türkischen und chinesischen Kollegen waren in Betreff des Neujahrs anderer An­sicht, und so entstand ein heilloses Durcheinander, um welches sich Mutter Erde auf ihrem Rundlauf nicht im geringsten kümmert. Um das Datum nur einigermaßen mit der immer richtig gehenden Stern­uhr des Himmels in Einklang zu bringen, haben die Römer die Monate Julius und Augustus eingeflickt, die Päpste schalteten zwölf Tage und wir schalten alle vier Jahre einen Tag ein. Den Persern war der Neu- Kuz( Jahresanfang) ein Festtag, an welchem man sich mit Eiern beschenkte; den Römern war der Neujahrstag ein dies fau­stus( Glückstag), an welchem man sich Geschenke darbrachte, welche Strena hießen, woraus wahrscheinlich die heute noch in Frankreich   und Belgien   üblichen Etreunes entstanden sind. In Deutschland   sucht man sich von der Sitte der mündlichen und schriftlichen Neujahrsgratulation immer mehr zu emanzipiren. Anders ist es in der Neuen Welt, wo dieselbe eifriger als je gepflegt wird. Dort gehört Neujahr zu den be­liebtesten Festtagen und ist ebenso unterhaltend für den Gratulanten, wie für die, welche die zahlreichen Neujahrbesucher empfangen. Mit

Der Hergang des Zwickauer Unglücks wird von dem Direktorium des Brückenberg- Steinkohlenbauvereins so geschildert: Die Baue des in Vorrichtung befindlichen( 4.) Flößes waren sämmtlich mit Mann­schaft belegt, und wurde dieselbe, ca. 53 Mann, sofort getödtet. Die Arbeiter auf den oberen Flößen flüchteten nach der Explosion und eilten nach dem Verbindungs- und Fluchtwege des 4. Schachtes, durch welchen auch eine große Anzahl in den vierten Schacht und von da nach außen entkamen. Ein großer Theil aber, und zwar 36 Perso­nen, wurden von den nachfolgenden Brandgasen überrascht und fanden den Erstickungstod, während ihre Arbeitsörter, die sie im Schreck ver­lassen hatten, frei von schädlichen Gasen blieben. Die Explosion hat den Wetterscheider zwischen dem ersten und zweiten Füllort zerstört, und war daher die Befahrung der Baue des vierten Flößes zur Zeit un­möglich und an eine Rettung der darin befindlichen Mannschaften nicht zu denken." Erst nach Wiederherstellung des Wetterscheiders und der Einwechselung eines neuen Fördergerüstes das im Schacht befind­liche war durch die Gewalt der Explosion verbogen worden- welche Arbeiten bis 2 Uhr nachmittags dauerten, konnten die ersten Leichen zu Tage gefördert werden. Inzwischen gingen die Frauen von ein­gefahrenen Bergleuten weinend nach der Unglücksstätte, welche, um den großen Andrang von Menschen zu verhüten, durch die Schußmannschaft und Feuerwehr besetzt wurde. Die Verheerung im Schachte war eine grenzenlose. Man fand z. B. beladene Hunte, die ca. 60 Zentner wiegen, unter einander geworfen. Aus dem Umstand, daß die Ver­unglückten, welche auf der Sohle des Schachtes in einer Tiefe von 660 Metern arbeiteten, in den Strecken meistentheils mit dem Kopf nach vorwärts liegend gefunden wurden, schließt man, daß dieselben auf der Flucht ereilt worden sind. Mehrere Leichen waren total ver­brannt und konnten nur schwer rekognoszirt werden; so hatte z. B. eine Frau noch bis zum 4. Dezember abends trotz dreimaligen Suchens ihren Mann nicht herauszufinden vermocht. Der mit mehreren Ar­beitern vom 4. Schacht, nachdem er die in diesem arbeitenden Leute in Sicherheit gebracht, zur Hülfe herbeigeeilte Steiger Weber ist mit seinen unerschrockenen, braven Begleitern ein Opfer seines Muthes und größter Sorgfalt wird Toilette gemacht und selbst in weniger bemittel­seiner Todesverachtung geworden. Obgleich die Rettungsarbeiten unter Betheiligung der obersten Beamten, die selbst mit in die Grube fuhren, so energisch wie möglich betrieben wurden, gelang es doch erst nach und nach, die Leichen zu Tage zu fördern. Die Emporgebrachten wurden sofort den an der Unglücksstätte anwesenden Aerzten übergeben. Die Ueberlebenden schildern die Szenen, die sich bei der Katastrophe ereig neten, als herzzerreißend. Im ganzen sind der letteren 89 Männer zum Opfer gefallen, von welchen, soviel bis jetzt festgestellt werden fonnte, 52 verheirathet waren, und die zusammen 113 Kinder hinter­lassen. In langen Reihen waren die Todten im Werkszimmerschuppen und in einem Nebengebäude auf Stroh gebettet und mit Segeltuch überdeckt worden; so lagen sie zur Rekognoszirung für die Augehörigen bereit. Es ereigneten sich Szenen, die auch ein Herz von Stein hätten erweichen müssen. Einzeln oder in kleineren Gruppen standen die Leid­

ten Häusern läßt man an diesem Tage für den Puzz der Damen und für die Bewirthung der Verschwendung einmal die Zügel schießen. Ein reich mit Leckerbissen und Weinen besetzter Tisch harrt der Gäste, sie zum leckeren Schmause ladend. Unser Bild führt uns in die farbige Gesellschaft der Vereinigten Staaten Nordamerikas  . Das alte Mütter­chen im Hintergrunde, das noch die Peitsche des Pflanzers gekostet hat, kann sich in den gewählten Ton ihrer Enkel und Kinder nicht finden. Ihre stattliche Tochter, deren Gesicht mehr einer ungeschälten Kartoffel, wie der mediceischen Venus ähnlich sieht, preiset dem Schwarm der Gäste mit nimmermüder Zunge die Erzeugnisse ihrer Kochkunst und kommandirt die Verbeugungen ihrer Töchter. Diese interessanten schwarzen Schönheiten, die auf die duftigen Namen Rosa und Viola hören, haben sich in buntschillernde Kostüme von modernstem Schnitt geworfen und das krause Wollhaar mit gemachten Blumen be-­