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steckt. Lachend zeigen sie die weißen Zähne zwischen den wulstigen Lippen und sind im Innern entzückt über die Grazie, mit der sie die weißen ,, Ladies" nachahmen. Der schwarze Gentleman in seinem Feiertagsstaat hält sich gewiß für unwiderstehlich. Warum auch nicht? Für Miß Rosa ist er das Ideal männlicher Schönheit und das ist doch die Hauptsache. Zierlich fuchtelt er mit dem Bambusstöckchen und drückt seinen Hut an den pochenden Busen, während er mit einer Verbeugung die diplomatische Aeußerung macht:„, wie herzlich! O wie saftig!" Der Schlauberger! Man weiß nicht genau, ob sein bewundernder Ausruf dem Fräulein Rosa oder dem Schinken gilt. Der bestens herausgewichste Stutzer, der seine etwas zu groß ausgefallene Linke an die Kravatte statt zum Herzen führt, hat schon des Guten zu viel ge= than und stammelt ziemlich holperig, des süßen Weines voll", seine Neujahrgratulation. Bei Mutter Chloë hat er sich unmöglich gemacht. Sie sendet ihm durch ihre Hornbrille einen flammenden Blick des Abscheues zu. Die zwei Gäste im Hintergrunde in abgetragener Kleidung und mit zweifelhaften Manieren stellen sich als Geschäftsfreunde des eben abwesenden Herrn des Hauses vor. Der Himmel, der sie mit gutem Appetit gelegnet hat, mag wissen, wie oft sie dieses Manöver heute schon wiederholt haben. Troßdem sie sich mit wahrer Gier auf den Schinken, die Marmeladen und Pasteten stürzen und, wohl nur in der Zerstreuung, einige Pfannkuchen in den Rocktaschen verschwinden lassen, hat die Hausfrau auch für sie ein artiges Wort, ein verbindliches Lächeln, denn heute ist new years day und der Zutritt auch denen gestattet, die nicht zu den ständig Eingeladenen des Hauses gehören. Unser Bild, welches die komische Seite des amerikanischen Negerlebens ausbeutet, soll nicht etwa den Beweis führen, daß die farbige Gesellschaft der vereinigten Staaten aus lauter Karrikaturen besteht; es gibt auch unter den Schwarzen ehrenwerthe Handwerker und Kaufleute, Richter und Lehrer, die um so höher in unserer Achtung steigen, wenn wir bedenken, daß sie sich ihr gesammtes Wissen und Konnen in der kurzen Spanne Zeit eines Menschenalters angeeignet haben. Sie haben den unumstößlichen Beweis geliefert, daß sich alle menschlichen Rassen unter günstigen Verhältnissen fortentwickeln tönnen. Dr. M. T.
Mammuthfang durch ureuropäische Höhlenmenschen.( Bild S. 161.) Unsere Abbildung führt uns in eine ungemein weit zurück liegende Periode der Erdentwicklung, in die Tertiärzeit, während welcher auf europäischem Boden ein Volk unter Verhältnissen wohnte, die den jezigen in feiner Weise, insbesondere nicht in klimatischer Hinsicht, glichen. Deutschland muß damals, vor der Erhebung der Schneegebirge. ein warmes, subtropisches Klima gehabt haben, wie heute das südliche Griechenland , Sizilien und Aegypten . Wohl gibt uns keine Tradition, feine Volkssage davon Bericht, allein die Höhlen des Lefsethales in Belgien , diejenigen der Dordogne in Frankreich , die Kentshöhle, die Wookeyschlucht und die Höhlen von Somersetshire in England, der Hohlefels bei Blaubeuern, die Höhle bei Schelfingen unweit Ulm , der Schelmengraben bei Regensburg , die Höhlen in Westfalen und mehrere Grotten in Mähren , welche die Ureinwohner Europas als ihre Wohnstätten wählten, sind unwiderlegliche Dokumente, daß der Mensch mit dem Mammuthelephanten, mit dem Nashorn, mit dem Höhlenbären, dem Höhlenlöwen und anderen längst ausgestorbenen Thieren zusam men gelebt haben muß. In einer solchen Höhle auf der Schwäbischen Alp fand man nach Wegräumung der obersten Erd- und Tropfsteinschichten die Spuren des vorhistorischen Volks, die Reste seiner Mahlzeiten, vor allem eine große Menge seiner Werkzeuge. Wenn man diese einfachen Geräthe in die Hand nimmt, mit welchen sich der Ureuropäer versah, um sich seinen Lebensunterhalt zu verschaffen, wenn man die Waffen betrachtet, mit deren Hilfe er das Mammuth, den Höhlenlöwen, den Höhlenbären bekämpfte, so staunt man über den ungeheuern Abstand der Kulturstufen von heute und sonst. Da gibt es noch kein Metall, welches erst viel, viel später in der Geschichte der Menschheit seine Rolle spielt. Alles ist gefertigt aus Stein und Bein, vieles wohl auch aus Holz, welches lettere sich freilich nicht erhalten hat. Aus Stein geschlagen sind die Aexte, die zum Hauen des Holzes wie für den Kampf gegen Thiere und Menschen dienten; aus Stein die Speer- und Pfeilspißen, aus Stein die kleinen Sägen, die Bohrer u. s. w. Der Flint- oder Feuerstein, der, zerschlagen, bekanntlich so leicht scharfe Kanten bildet, wurde zur Anfertigung solcher Waffen und Geräthschaften am liebsten benutzt; doch griff man auch zu anderm Material, Granit u. s. w., und man schliff die zubehauenen Werkzeuge. Solche polirte Steine aus später Zeit finden sich zumal in den Pfahl bauten der schweizer Seen, des Laibacher Torfmoores und in den auf der norddeutschen Ebene so zahlreich vorkommenden Hünengräbern.
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Aus dem Bein der Röhrenknochen der wilden Pferdes und verschiedener Wiederkäuer stellte man Pfriemen, Nadeln, Harpunen her, während der Kinnbacken des Höhlenbären mit seinem scharfen Eckzahn sich zum Spizhammer trefflich eignete, dessen man sich zum Zerschlagen der markhaltigen Röhrenknochen bei der Mahlzeit bediente. Den armseligen Schmuck der Ureuropäer bildeten Pferdezähne, die man durchbohrte, aneinanderreihte und wie Perlenschnüre als Halsketten trug, wie es heute noch die Bewohner des Feuerlandes( Südfpiße Amerika's) zu thun pflegen. So zogen die rauhen Männer jenes Steinvolkes, mit Bärenfellen umgürtet, aus ihren Höhlen zur Jagd in den Wald oder auf die Halde, um Rennthiere oder Höhlenbären zu erlegen. Diesen beiden Thieren gehört weitaus die größte Mehrzahl der in den Höhlen Inzwischen gefundenen vom Mahl übrig gebliebenen Knochen an. heimsten die Frauen und Kinder Waldfrüchte, Wurzeln, Pilze, Flechten, Vogeleier ein; auch richteten wohl die Weiber Fellkleider mit knöcherner Nadel und Zwirn aus Gedärm zu, oder sie strickten aus Binsen Nezze zum Fischfang. Da traf es sich wohl, daß eine Jagdgesellschaft beim Durchschweifen des Urwaldes mit einem Höhlenlöwen, der an Kraft und Größe den jezigen Tiger übertraf, oder mit einer Hyäne harten Strauß durchzufechten hatte. Doch lebten auch schon, wie uns Julius Cäsar und später das Nibelungenlied erzählt, in den deutschen Wäldern der Urstier, der Wisent, der Schelch und das Elen. Die Dickhäuter, welche sich durch den dichten Wald in das nahe gelegene Sumpfthal einen Pfad getreten hatten, eine langbehaarte Nashornart und ein rothbehaarter Elephant, das Mammuth, blieben im allgemeinen wohl ziemlich unbelästigt von dem Höhlenmenschen, denn dieser verstand aus den prächtigen Stoßzähnen des Mammuths, dem Elfenbein, nicht viel zu machen; auch war das Fleisch dieses Thieres wohl ebenso ungenießbar, wie das des noch heute lebenden Elephanten; nur die Zunge und der Rüssel des Mammuths galten als Leckerbissen. Doch schon um dieser Stücke willen, so darf man annehmen, stellte das Jägervolk dem dickfelligen Riesenthier zuweilen nach. Mit den geringen Waffen freilich fonnte man dem ungeheuern Thier wenig anhaben; sicher jedoch stellte man ihm Fallgruben, wie auch jetzt der Neger dem Elephanten. Wenn es gelang, einen solchen Waldriesen in die Falle zu bringen, mag es ein Fest für den Stamm gewesen sein, wie es unsere Abbildung darstellt. Dann strömte Alt und Jung, vom kleinen Kind bis zur alten Höhlenahne, die an Krüden heranhumpelt, zusammen, um mit wilder Lust zuzusehen, wie das arme, in Wuth und Angst brüllende Thier allmählich durch zahlreiche Steinwürfe und Verwundungen zu Tode geDr. M. T. quält ward.
Literarische Umschau.
,, Deutscher Handwerker- und Arbeiter Notizkalender für das Schaltjahr 1880." Nürnberg , Verlag von Wörlein& Comp. Dieser Notizkalender enthält in dauerhaftem Einbande neben dem Kalendarium die für Arbeiter und Gewerbtreibende wichtigsten Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung, das Haftpflichtgeseß, das Lohnbeschlagnahmegeseß, das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, die hauptsächlichsten Bestimmungen bezüglich des Postverkehrs innerhalb des deutschen Reichs und im Bereiche des Weltpostvereins, endlich den eigentlichen, jedem Tag im Jahr seinen Theil leeren Raumes für Aufzeichnungen gewährenden Notizkalender. Für den spottbilligen Preis von 50 Pfennigen hat die Verlagshandlung geboten, was geboten werden konnte.
,, Ausgewählte Reden und Schriften von Robert Blum . Herausgegeben von Hermann Nebel." Leipzig , Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei. Ein gewiß zeitgemäßes und dankenswerthes Unternehmen, Robert Blum , einen der allerbesten und allerunglücklichsten unter den deutschen Volksmännern in seinen Reden und Schriften wieder aufstehen zu lassen, zu einer Zeit, da sein Denken und Trachten, sein Wollen und Wirken die lachenden Erben der Volksbewegung in den legten vierziger Jahren, oder richtiger, die oft nicht einmal heimlich hohnlachenden reaktionsliberalen Erbschleicher derselben, so sehr bemüht sind, vergessen zu machen oder in falschem Lichte erscheinen zu lassen. Die einzelnen Lieferungen sind so billig( 10 Pfg.), daß jedermann die Anschaffung ermöglicht ist. Heft 1 enthält: die Rede über die deutschen Grundrechte, gehalten in einer Wählerversammlung im Schüßenhause zu Leipzig am 16. August 1848; Heft 2: die Redüber den Waffenstillstand mit Dänemark , gehalten im deutschen Barlae mente am 16. Sept. 1848; Heft 3: der Tod des Pfarrers Ludwig Weidig ; Heft 4: Aus Blums letzten Lebenstagen.
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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortseßung). Ueber Fremdwörter im Deutschen , von M. Wittich.( V.) Eigenthümliche Freundschaftsbeziehungen in der Thierwelt. Naturgeschichtliche Skizzenbilder von Dr. L. Jacoby( II. Die Freundschaft des Einsiedlerkrebses und der Seerose).- Irrfahrten.-Afrika und seine Erforschung. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil( Fortseßung).- ,, Tief unter der Erd'." Von Dr. M. Vogler( Schluß). Neujahrsempfang in einer Negerfamilie( mit Illustration). Mammuthfang durch ureuropäische Höhlenmenschen( mit Jllustration). Literarische Umschau.
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