südlichen Seite, auf. Sodann windet er sich durch die breite Gebirgs­fette zwischen der großen Tiefebene und dem atlantischen Ozean und stürzt dann über 30 große Wasserfälle und immense Stromschnellen als der große Fluß hinab, welcher zwischen den Wasserfällen von Vellala und dem atlantischen Ozean dahinströmt.

Unsere Verluste sind sehr groß und mein Schmerz ist noch frisch über den Verlust meines letzten weißen Freundes, des braven und treuen Francis Pocock, welcher über den Fall von Massassa am 3. Juni hinabgestürzt wurde. Am selben Tage wurde ich mit sieben Mann beinahe in die Tiefe der Maoafälle hineingeschleudert, und sechs Wochen später wurde ich und die ganze Mannschaft der ,, Lady Alice" über den schrecklichen Wasserfall von Mbelo herabgezogen, wobei wir nur durch ein Wunder entkamen. Mein treuer junger Diener Kalulu, ein auf der frühern Reise vom Sklavenhändler gekaufter und in England er­zogener Bursche, ist auch unter den Todten. Henry M. Stanley  ."

Ein Telegramm vom 22. August meldet die glückliche Ankunft der Expedition in San Paulo de Loanda, einer portugiesischen Faktorei am atlantischen Ozean unter dem 9. Grad südlicher Breite. Albuquerque  , der Gouverneur dieses weltvergessenen Bostens, betrachtete die Viel­geprüften als Gäste der Regierung und bot Stanley ein Kanonenboot zur Reise nach Lissabon   an.

Groß war die Mühe und groß der Erfolg. Dem unerschrockenen, der 185 seiner Begleiter betrauert und dem Sorge und Anstrengung die Haare bleichten, ist es gelungen, die Ideale seiner Vorgänger Livingstone und Cameron zu verwirklichen. Er hat den ganzen Lua­labafluß befahren und dessen Identität mit dem Congo festgestellt. Späte Geschlechter werden die Wagefahrt des modernen Ddysseus, gleich Jasons Argonautenfahrt und Alexanders Zug nach Indien  , poetisch berherrlichen. Alles, was sonst noch zur Erforschung Afrikas   unter­nommen wurde, verblaßt im Ruhmesglanz dieses Journalisten, wie sich Stanley mit großer Vorliebe nennt.( Siehe Karte Seite 185.)

Um unser Thema gründlich durchzuführen, müssen wir auch die minderbedeutenden Forscher anführen. Gleich Cameron und Stanley traten sie alle in Livingstones Fußstapfen. Baines und Chapman durchzogen von der Walfischbai bis an den Zambesi   das Land, um unsere Kenntniß Südafrikas   weiter auszubauen; der deutsche Zoolog Fritsch durchwanderte von 1864 bis 1866 den Oranjefreistaat und das Bedschuanenland behuss naturwissenschaftlicher Beobachtungen; der Württemberger Karl Mauch   schlug sich mit echtschwäbischer Bähigkeit wie ein Bettler in Südafrika   durch, entdeckte Goldfelder am Tati und eine riesige Ruinenstadt Zimbabje, die man mit dem salomonischen Ophir in Verbindung zu sezen versuchte. Den Reisenden Eduard Mohr, Anton Hübner und Vinzent Erskine verdanken wir die Entdeckung des Flusses Limpopo  , die Beschreibung des jetzt so oft ge= nannten Zululandes dem David Leslie, Wolf Drummond und Sir Theophilus Shepstone  .

Gleich Karthago   und Rom   sollte auch Cetewayos Militärstaat durch Gold zu Grunde gehen, denn wie am Oranjefluß die Diamanten, so brachte in Transvaal  , dem Ländersaum, der das Zululand vom indischen Ozean trennt, das Gold eine neue Ordnung der Dinge her­bor. Hier gelang es dem deutschen Afrika  - Reisenden Karl Mauch  , Goldfelder zu entdecken und zwar in den Tati- Niederlassungen. Die Ausbeute war zuerst eine ärmliche, bald jedoch forschte man weiter und fand im nördlichen Transvaal   bei Maraba und Lydenburg neue Fund­stätten, welche die glänzendste Ausbeute versprachen. Im ganzen Transvaal   wohnten bis dahin kaum 30,000 Weiße und etwa 230,000 Matateesen, die zumeist zu den Bedschuanenstämmen gehören, seit der Entdeckung der Goldfelder strömen australische Goldgräber, Abenteurer von Natal und vom Kap in Massen herbei und die rein englische Be­völkerung wird an Zahl bald die holländische derart überflügelt haben, daß die Besizergreifung des Goldlandes durch das englische Gouverne­ment nur als die natürliche Folge der veränderten Zustände erscheint. Die Verluste an Menschenleben bei Rorkes Drift und anderwärts sieht Frau Britannia nur als heilsamen Aderlaß an, weil sie ihren Soldaten­bestand nur aus mittellofen Edelleuten und geworbenem Plebs zusam menstellt.

So sehr man auch mit den freiheitsliebenden und ihrer Unab­hängigkeit beraubten Boers sympathisiren kann, so muß man den Eng ländern doch Verdienste zugestehen, welche sie über die holländischen Freistaaten weit erheben. Zuerst haben sie der entwürdigenden Stla­verei in den südafrikanischen Kolonien ein jähes Ende bereitet. Die Boers schrieen über die Sklavenemanzipation und nannten sie einen Raub ihres Eigenthums; die Portugiesen, trotzdem sie geseßlich den Sklavenhandel verbieten, versklaven die Eingeborenen in ihren Kolo­nien nördlich vom Limpopo   und zu Angola  , die Engländer jedoch Schüßten die Eingeborenen in ihren Menschenrechten und verschafften ihnen in Wahrheit die persönliche Freiheit. Ferner waren die Frei­staaten fast Jahr für Jahr den Einfällen der Zulus   preisgegeben und eine gedeihliche Entwicklung der Kolonisten konnte unter diesen Um­ständen kaum Platz greifen. Jezt, wo England die Zulustämme fast umschlossen hält und ihren Strategen Cetewayo in der Kapstadt   hinter Schloß und Riegel faltgestellt hat, werden diese sich friedlich verhalten müssen, wenn sie nicht ausgerottet sein wollen. Endlich haben die Holländer, wie schon oben angedeutet, nichts für die Afrikaforschung gethan, während England den Expeditionen allen erdenklichen Vorschub eiftet, welche vom Oranjefluß und neuerdings vom Tugela- River aus

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die Kalahariwüste kreuzten und ins Innere vordrangen. Von den Kap­ländern aus sind fast alle deutschen Forscher unter englischem Schuh ins Innere Afrikas   vorgedrungen. Außer den obengenannten Mauch, Hübner und Mohr hat in jüngster Zeit Dr. Holub aus Prag   diese Gegenden durchforscht. Von den Resultaten dieses Reisenden, der sich die Mittel zu seinen kühnen Unternehmungen in den Goldfeldern des Transvaal   und den Diamantenfeldern von Oranje erworben hat, be­richten wir weiter unten.

Friedrich von Hogendorp, ein Bewohner Natals, schreibt fol­gendes über Cetewayos Unterthanen: Das Volk der Zulus   ist allen andern Kaffernstämmen weit überlegen und es ist sich dieser Ueber­legenheit sehr wohl bewußt. Ohne die Hottentotten und Buschmänner mitzuzählen, welche der Zulu am gründlichsten verachtet, behandelt er auch die Basutos, Fingas und Blattnasen wie Hunde, und zwar so selbstverständlich, wie der Türke den Christen als Bestie traktirt. Diese Hegemonie der Zulus   findet ihre natürliche Erklärung in der Schönheit und Stärke des Individuums. Ganz jung sieht er abscheulich aus, mit seinem runden Bäuchlein, das auf zwei magere Beine gestüßt ist, aber mit dem Wachsthum gewinnen die Formen an Schönheit. Mit 15 Jah­ren ist der Zulu ein kräftiger Bursche von athletischen Formen mit glänzend schwarzer Haut. Sein Gesicht ist wohlgebildet und seine klei­dung besteht in der Regel nur aus einem Thierfell, das er malerisch um die Schultern schlingt. Die Engländer, welche sich auf schöne Men­ſchen verstehen, sagen vom Zulu: Jeder Zoll ein Gentleman. Er ist durchaus nicht heimtückisch, sondern handelt offen und ehrlich. Im Krieg ist der Zulu tapfer und übt eben so wenig Gnade, als er je um Schonung fleht, aber nach erfochtenem Sieg ehrt er den Gegner und Rausch an und der famose Natal- Rum wird diese kriegerische Rasse bald schändet die Leichen nicht. Leider trinkt er sich mit Vergnügen einen sicherer ausrotten, als die Gewehre der Engländer."

Im äquatorialen Often, wo deutsche Missionäre durch die Ent­deckung der Schneeberge vorgearbeitet hatten, wie wir schon im ersten Artikel angedeutet haben, wurde durch deutsche Forscher ein weites neues Gebiet der Wissenschaft erschlossen. Hier in dem großen voll­ständig unbekannten Dreieck, welches sich vom Aequator bis zum 10. Grad nördlicher Breite erstreckt und von den grausamen Neger­stämmen der Galla und Somali bewohnt wird, hat der unermüdliche Baron von der Decken seinen Eifer mit dem Leben bezahlt. Schon seine erste Expedition wurde auf unerwünschte Weise gehindert, indem er mit dem Plane, sich mit dem Reisenden Albrecht Roscher   aus Ham­ burg   in Verbindung zu sezen, nach Afrika   gegangen war und in Zan­sibar erfahren mußte, daß Roscher   am 19. März 1860 in Hisonguny, unweit des Nyassasees, dem Pfeil eines Mörders erlegen sei. Erfolg reicher war seine zweite Expedition( 1861-62), bei welcher er nebst dem englischen Geologen Thornton bis an den Kilimantscharo( 3. Grad südlicher Breite) vordrang. Auf einer dritten Reise nach diesem Schnee­berge gelang es von der Decken, begleitet von D. Kersten aus Alten­ burg  , bis zur Höhe von 4300 Meter anzusteigen, nicht aber, das Land der feindseligen Massai zu durchreisen. Eine neue Expedition mit zwei eigens in Europa   erbauten flachgehenden kleinen Dampfern im Juli 1865 führte Karl von der Decken auf dem Dschuba stromaufwärts bis über Bardera; aber das Schiff scheiterte am 26. September und von der Decken wurde ermordet. Der Rest der Expedition entkam unter Brenners Leitung. Letzterer ward von der Familie des Ermordeten beauftragt, Nachforschungen über die Leiche anzustellen; nach Auffindung derselben konstatirte er das traurige Ende des von der Decken und machte gleichzeitig interessante Reisen im Lande der südlichen Galla, während der mit gleichem Auftrage ausgesandte Württemberger Theodor Künzelbach zu Magdischu im Somalilande 1868 dem klimatischen Fieber erlag. Was das so wenig bekannte Somaliland   betrifft, so hat 1854 schon Burton eine Expedition dorthin geleitet und dabei den ur­alten Staat Härär besucht. Auch Henglin drang 1853 bis zu dem Vorgebirge, wo sich die Gewässer des rothen Meeres mit dem indischen Dzean vermählen, wurde aber durch die Wildheit der Bewohner zum Rückzug gezwungen.

So sind wir an jenem Glied der Forschungskette angelangt, mit dem wir diese geschichtliche Zusammenstellung begonnen haben und bleibt uns nur noch die Schilderung der zu Afrika   gehörigen Inseln übrig. Madeira  , die Inseln des grünen Vorgebirges und die canari­schen Inseln haben Alexander von Humboldt  , Leopold von Buch  und der Botaniker Schacht geschildert. Auch Madagaskar  , die Jusel des indischen Ozeans, die sich vom 11. bis zum 24. Grad südl. Breite erstreckt, und sich lange dem europäischen   Einfluß zu entziehen wußte, ist uns, namentlich seit das herrschende Volk der Howas mit dem Christenthum beglückt wurde, mehr und mehr bekannt geworden. Neben den Franzosen Legével de Lacombe, Charnay, Barbié du Bocage hat die Deutsche Ida Pfeiffer   zur Kenntniß dieser Perle des indischen Ozeans beigetragen.

Die Erfahrungen der tausendjährigen Anstrengungen lehren uns, daß ohne Einrichtung fester Stationen die praktische Ausnußung der Forschungsreisen nicht möglich sei. Die Nothwendigkeit dieser Maßregel scheint auch dem Gründer der internationalen afrikanischen Gesellschaft zur Erforschung und Civilisirung Afrikas  , dem König der Belgier  , Leo­pold dem Zweiten, einzuleuchten. Sein zu diesem Zweck im September 1876 gegründetes Unternehmen hatte die glänzendste Unterstüßung an Geldbeiträgen. Schon im Juni 1877 waren 332000 Francs tapitali­