Expedition einen Sturm zu bestehen; nur ein Schiff kehrte nach Lissa­ bon   zurück, das andere mit Cortoreale selbst blieb verschollen. Den Bruder zu suchen, segelte nun Miquel Cortoreale 1502 von Lissabon  ab, kehrte aber auch nicht zurück. ( Fortsetzung folgt.)

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Elch im Kampf mit Wölfen.  ( Bild Seite 232 und 233.) Unser Bild stellt einen Recken des Thierreichs, das Elch, im Kampfe mit seinen Feinden, den Wölfen, vor. Im Haushalt der Natur spielt es in Deutschland   keine Rolle mehr, es ist eine Rarität, eine Aus­nahme geworden, die das Gnadenbrot fürstlicher Thierfreunde verzehrt. Mit dem Verschwinden des Urwaldes ist das Elch in Deutschland   un­möglich geworden. Ein Naturgesetz verurtheilt die Riesenthiere zum Tod und Untergang, während das Infusorium( das kleinste im Wasser lebende Wesen) unsterblich, unausrottbar ist. Dieses Gesez ist werth, beachtet zu werden, denn es gilt auch in gewissem Betracht für das Große der Menschenwelt. Die drohenden Burgen und die mächtigen Klöster sind in Staub und Trümmer gesunken und aus den Hütten der mühbeladenen Leibeigenen sind unsere stolzen Städte empor­geblüht. Der Vortheil, den das Kleine vor dem Großen voraus hat, ist die Zahl. Das Elch( Alces palmatus) oder Elen( von dem slavi schen Worte Jelen  , der Hirsch, abgeleitet) ist ein gewaltiges Thier. Die Leibeslänge eines erwachsenen Elchhirsches beträgt 2,6 bis 2,9 Meter, die Länge des Schwanzes ungefähr 10 Centimeter, die Höhe am Wider­rift 1,9 Meter, am Kreuze einige Centimeter weniger. Sehr alte Thiere können ein Gewicht von 500 Kilogramm erreichen; als Durchschnitts­gewicht müssen jedoch 3-400 Kilogramm betrachtet werden. Der Leib des Elch ist verhältnißmäßig kurz und dick, breit an der Brust, hoch, fast höckerig am Widerrist, gerade am Rücken, niedrig am Kreuze. Es ruht auf sehr hohen und starken Beinen von gleicher Länge, welche mit schmalen, geraden, tiefgespaltenen und durch eine ausdehnbare Bindehaut vereinigten Hufen beschuht sind; die Afterklauen berühren leicht den Boden. Auf dem kurzen, starken und kräftigen Halse sitzt der große, langgestreckte Kopf, welcher vor den Augen verschmälert ist und in eine lange, dicke, aufgetriebene, sehr breit nach vorn abgeſtuzte Schnauze endet. Diese ist durch die knorpelige Nase und die den Un­terkiefer weit überragende, dicke, sehr stark verlängerte, höchst bewegliche, gefurchte Oberlippe fast verunstaltet. Die kleinen und matten Augen liegen tief in den stark vortretenden Augenhöhlen; die Thränengruben sind unbedeutend. Große, lange, breite, aber zugespizte Ohren stehen nach seitwärts gerichtet am Hinterkopfe, neigen sich aber oft schlotternd gegen einander. Das Geweih des erwachsenen Männchens besteht aus einer großen, einfachen, sehr ausgebreiteten, dreieckigen, platten, schau­felförmigen, gefurchten Krone, welche an ihrem äußeren Rande mit zahlreichen Zacken fingerförmig beseßt ist, und wird von kurzen, dicken, gerundeten mit wenigen Perlen besetzten Stangen getragen, welche auf kurzen Rosenstöcken sigen und sich sogleich seitlich biegen. Im Herbste bemerkt man beim jungen Bocke da, wo das Geweih auf sigt, einen dichten Haarwulst, im nächsten Frühjahre erhält er die Rosenstöcke, im zweiten einen etwa dreißig Centimeter langen Spieß, welcher erst im folgenden Winter abgeworfen wird. Allmälich zertheilt sich das Geweih mannigfaltiger. Im fünften Jahre entsteht eine flache Schaufel, verbreitert sich fortan und theilt sich an den Rändern in immer mehr Zacken, deren Anzahl bis in die zwanzig steigen kann. Das Geweih erreicht ein Gewicht von etwa zwanzig Kilogramm. Die Behaarung des Elen ist lang, dicht und straff. Sie besteht aus ge­terbten, dünnen und brüchigen Grannen, unter denen kurze, feine Wollhaare sizen; über die Firste des Nackens zieht eine starke, sehr dichte, der Länge nach getheilte Mähne, welche sich gewissermaßen am Halse und an der Vorderbrust fortsett und bis 20 Centimeter lang wird. Sonderbarerweise sind die Bauchhaare von rückwärts nach vorn gerichtet. Die Färbung ist ein ziemlich gleichmäßiges Röthlichbraun, welches an der Mähne und den Kopfseiten in glänzendes Dunkelschwarz­braun, an der Stirne ins Röthlichbraune und am Schwanzende ins Graue zieht; die Beine sind weißlichaschgrau, die Augenringe grau. Vom Oktober bis zum März ist die Färbung etwas heller, mehr mit Grau gemischt. Alle hier aufgezählten Merkmale trägt das Männchen. Das weibliche Elch ist ein wenig fleiner, trägt kein Geweih und hat längere und schmälere Hufe, sowie fürzere nnd wenig nach auswärts gerichtete Afterklauen. Sein Kopf erinnert an den eines Esels oder Maulthiers. Im Winterkleide unterscheidet sich das weibliche Elenthier bom Hirsche durch einen senkrecht gestellten, schmalen Streifen unter dem Feigenblatte. Das plumpe Geschöpf mit seinen Kälbern durch mißt Moräste, welche weder Mensch noch andere Thiere gefahrlos betreten tönnten, mit Leichtigkeit. Sümpfe und Moore sind zum Gedeihen und Wohlbefinden des Elchwildes nothwendig, das sich haupt­sächlich von den niedrigen Gebüschen der Weide und Zwergbirke äst, mit besonderer Leckerhaftigkeit aber auch von den fleischigen Wurzeln einiger Wasserpflanzen, welche es tauchend gewinnen muß. Grafend sich zu äsen, wie andere Hirsche thun, vermag es nicht, weil es die lange, schlotternde Oberlippe daran hindert; deshalb fabelten Julius Cäsar   und Plinius  , daß es rückwärts weiden müsse. Pausanias   weiß, daß blos das Männchen Hörner trägt, gesteht aber, nie eins gesehen zu haben. Erst Kaiser Aurelian ließ mehrere Exemplare nach Rom  bringen, um mit den herchnischen Hirschen" seinen Triumphzug zu schmücken. Im Mittelalter wird das Thier oft erwähnt, namentlich auch

im Nibelungenliede, wo es unter dem Namen ,, Elt" vorkommt. Wenn die Sage recht berichtet, wäre zu dieser Zeit das Elenthier durch ganz Deutschland   bis zum äußersten Westen hin vorgekommen; denn grade bei der Beschreibung der Jagd Sigfrieds im Wasgau heißt es:

Ab­

Darnach schlug er wieder einen Wisent und einen Elk, Starker Auer viere und einen grimmen Schelf." Die Zeiten sind vorüber: Auer und Schelch sind vollkommen aus­gestorben, Wisent und Elch sind nahe daran; der erstere existirt in einigen hundert Exemplaren im bialowiczer Wald auf russischem Boden, der lettere in 76 Exemplaren im ibenhorster Forst bei Memel  . gesehen von diesen unter strengster Aufsicht stehenden Gehegen findet man das Elch in den höheren Breiten aller waldreichen Länder Europas  und Asiens  . In unserm Erdtheil ist es auf die baltischen Niederungen, außer Ostpreußen   also auf Litauen  , Kur- und Livland  , sowie auf Schweden   und Norwegen   und einige Strecken Großrußlands beschränkt. In Norwegen   bewohnt es die östlichen Provinzen des Südens, in Schweden   die daranstoßenden westlichen oder, mit anderen Worten, die ungeheuren Waldungen, welche das sogenannte Kjölengebirge bedecken, namentlich also Wermeland, Dalekarlien, Herjedalen, Desterdalen, Hede­marken, Guldbrandsdalen und Valdersdalen. Weit häufiger als in Europa   lebt das Elch in Asien  . Es breitet sich hier über den ganzen Norden bis an den Amur aus und kommt überall vor, wo es große, ausgedehnte Wälder gibt, nach Norden hin, soweit der Baumwuchs reicht. Im Stromthale der Lena, am Beikalsee, am Amur  , in der Mongolei   und in Tungusien   hält es sich noch immer in ziemlicher Anzahl.

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Dr. M. T.

Zur Geschichte des Klaviers. Von allen Musikinstrumenten hat wol feines soviel für die Verbreitung musikalischer Ausbildung in die weitesten Kreise beigetragen, als das Klavier; die Hauptursache dafür liegt wohl weniger in seiner Bedeutung als Konzertinstrument als in seiner Selbständigkeit, welche es wie kein anderes außer der Orgel besitzt, und wodurch es sich mit unverhältnißmäßiger Schnelligkeit seinen Platz in der Familie eroberte. Einige kurze Mittheilungen über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte desselben dürften deshalb auch die Leser der Neuen Welt intereffiren. Als Grundlage für alle Klavier- Saiteninstrumente betrachtet man das Monochord( Einsar), welches bereits bei den Griechen zur Anwendung gekommen sein soll. Es bestand aus einem zwei bis vier Fuß langen und etwa drei Zoll breiten Brettchen, auf welchem, auf einem beweglichen Stege ruhend, eine Saite gespannt war, die mit dem Finger angerissen, den Ton zum Gesang angab. Da man, um die verschiedensten Töne anzugeben, den Steg entsprechend verschieben mußte, was, wie leicht begreiflich, höchst mühselig war, so legte man bald mehrere im Ton verschiedene Saiten nebeneinander und brachte Holzleistchen( Tasten), also eine Art Klavia­tur, darunter an, auf denen sich Messing- oder Eisenstiftchen befanden, welche beim Niederdruck der Tasten die Saiten erklingen machten. Eine dem heutigen Klavier äußere Aehnlichkeit erhielt es aber erst, als man um das 12. oder 13. Jahrhundert die Saiten und Tasten auf zwanzig vermehrte und das Ganze mit einem Kasten umgeben hatte. Aus diesem entwickelte sich im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts das ziemlich vollkommene Klavichord. Gegenüber den, heute unter den verschiedensten Namen das Klavier vertretenden Instrumenten war frei­lich dies noch höchst unvollkommen. Töne, welche zwischen denen lagen, für welche die Saiten abgestimmt waren, konnten nur durch stärkeres Anschlagen der Stifte an die Saiten erzeugt werden, was einmal feinen reinen Klang und dann auch öfteres Zerspringen der Saiten zur Folge hatte. Diesem Uebelstande half man dadurch ab, daß man jeder Saite an einer andere Stelle noch eine zweite Taste unterlegte und auch die Töne bald überhaupt vermehrte. Eine bedeutende Verbesserung erhielt es aber im Jahre 1725 durch den Organisten Daniel Faber zu Crailshain im Ansbachischen, welcher für die halben Töne eigne Saiten und zur Verstärkung des Tones jeder Saite noch eine zweite hinzu­fügte. Das Klavichord ruhte auf Füßen und hatte Tafelform, der Kasten war ungefähr sechs Fuß lang, nicht ganz zwei Fuß breit und sieben bis acht Zoll hoch. Neben ihm hatte sich aber bereits ein Kon­furrent entwickelt, der aufrecht stehende Flügel, Klavicitherium genannt. Man nimmt an, daß es zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden sei und zwar als Weiterentwicklung des Cymbal oder Hackebrett. Der Ton wurde bei diesem Instrument nicht durch Anschlagen, sondern durch Reißen der Saiten erzeugt, was dadurch geschah, daß man an Stelle der Messing- oder Eisenstiftchen Züngelchen, anfangs aus kielen von Rabenfedern, später aus Messing und zuletzt aus getrockneter Ochsen­haut oder Leder anbrachte. Verbessert wurde dieses Instrument na­mentlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts; von den verschie= denen Arten der Veränderung wollen wir nur die Anbringung von Pauken und Trompeten nebst eines Flötenregisters erwähnen. Das wichtigſte Entwicklungsmoment ist jedoch die Einrichtung eines Hammer­mechanismus, man streitet darüber, wem die Ehre dieser Erfindung gebühre; die einen behaupten, daß ein Paduaner Bartolomeo Cristo folin, die andern, daß der Organist Christof Gottlieb Schröter zu Nordhausen   der Erfinder dieser Einrichtung sei. Veranlassung dazu mag das um 1690 von dem kurfürstlich polnischen Kammermusikus Pantaleon Hebenstreit   erfundene Pantaleon, ein in der vergrößerten Form des Cymbals erbautes Instrument, dessen Saiten mittels frei