mit der Hand geführter Hämmer angeschlagen wurden, gegeben haben. Um 1716 soll auch bereits ein Franzose Namens Marius der Akademie der Wissenschaften zu Paris   drei Modelle zu Hammerklavieren vorgelegt haben. Sei dem, wie ihm wolle, Schröter legte 1721 zwei verschiedene Modelle seines bereits 1717 erfundenen Instruments dem dresdner Hofe vor. Da er selbst mittellos war und auch nicht die erwartete Unter­stügung erhielt, so mußte er die Ausführung dem königlich polnischen und dem churfürstlich sächsischen Hof- und Landorgelbauer Silbermann überlassen, welcher bereits im Jahre 1726, nachdem er den schröterschen Mechanismus vervollkommnet hatte, das erste Pianoforte verfertigte. Der alte Flügel behauptete jedoch trotzdem noch das Feld, bis ein Schüler Silbermanns, Joh. Andreas Stein zu Augsburg  , im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts dem Instrument einen solchen Grad von Vollkommenheit verlieh, daß es sowohl das Klavichord als auch den Kielflügel für immer verdrängte. Verschiedene Verbesserungen, wie z. B. die von Lenker in Rudolstadt   erfundene Dämpfung, ferner die Anwendung von blau angelaufenen Stahlsaiten, welche dem Rost größeren Widerstand leisten u. dgl. waren schon vorhergegangen.

( Schluß folgt.)

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Der Einsturz der Taybrücke in Schottland.  ( Fortseßung statt Schluß.) Der Würgengel des Jahres 1877 begann seine Arbeit bei Smyrna in Kleinasien  . In der Ebene von Magnesia stürzte am Neujahrstag die Sardesbrücke unter einem Eisenbahnzuge zusammen. Die Kata strophe fostete 32 Menschen das Leben. Dann feierte er bis zum 17. Februar, an welchem Tage er in Rußland   bei Rostow   einen Bahn­zug über den Damm hinunterwarf. Zahl der Todten und Verwun­deten unbekannt. Auf der Station Gagny   der französischen   Ostbahn, unweit Paris  , stieß am 5. März der von Paris   kommende Kourierzug mit einem Güterzug zusammen. Vier Todte. Der am 15. März über den östlichen Theil Europas   fegende Sturm war Ursache eines Zusam­menstoßes auf der Eisenbahn Waldenburg  - Breslau   und eines Brücken­einsturzes zwischen Woronesch   und Rostow  ( Rußland  ). Nach der bis­herigen Zusammenstellung von Leben und Güterverlust zu urtheilen, beansprucht Rußland   die erste Rubrik der Unfallstabelle; am 5. April hat es schon wieder den Sturz eines Kurierzugs von einem Damm zwischen Dünaburg   und Wilna  , am 14. Mai eine Entgleisung bei Liman und Byt und am 18. Mai den Zusammenstoß eines Lastzuges mit einem Truppenzuge bei Pitesti   zu verzeichnen. Nicht weit von Pitesti   stürzte die Eisenbahnbrücke über die Aluta( Rumänien  ) am 21. Mai mit zwölf Waggons in den Fluß. Mitten im Vorspiel des orientalischen Krieges hatte man gar keine Zeit, die Anzahl der Todten und Verwundeten festzustellen. Man sollte denken, Gevatter Tod  , der ,, alle Hände voll" im Orient zu thun hatte, würde den Occident mit seiner Thätigkeit verschonen, aber nichts von alledem. Er fand noch immer freie Augenblicke, um am 5. August einen Zug bei Großgerau ( Darmstadt  ) und den andern am 10. zwischen Mezthal und Weißenhöhe ( preußische Ostbahn) zur Entgleisung zu bringen und den üblichen Ge­winn an Lebensverlust einzuheimsen. Tags drauf fand ein Zusammen­stoß an der Märkisch- Posener Bahn bei Görizyn und auf der Linie Baris Boulogne statt. Auch das bei Eisenbahnunfällen selten genannte Desterreich hat den Sturz eines Zuges vom Damm auf der Pilsen­Briesener Bahn und eine Entgleisung bei Neu- Szöny zu verzeichnen. Am 24. September stieß bei Charkow   in Rußland   ein Verwundeten transport mit einem Güterzug zusammen. Anzahl der Todten, wie gewöhnlich, unbekannt. Der Oktober dieses Jahres ist unheilschwanger. Am 2. entgleiste bei Langenberg vor Riesa   der Leipzig  - Dresdener Zug ( fünf Waggons und die Lokomotive stürzten in den Kanal), am 4. wurden infolge einer Dammrutschung 6 Waggon der böhmischen Nord­westbahn zertrümmert und am 7. stürzten zwischen dem so oft genann­ten Woronesch   und Rostow   sieben Waggons mit tscherkessischen Gefan­genen in den Don  . Am 11. ist schon wieder ein Brückeneinsturz an der Berlin  - Koblenzer Bahn bei Melsungen  , am 18. eine Explosion beim Tunnelbau der Moselbahn und am 25. eine Entgleisung bei Liegniz zu melden. Der letzte Tag dieses Schreckensmonates hat sogar zwei Zusammenstöße bei Valenciennes   in Frankreich   und auf der Nilbrücke zwischen Alexandrien   und Kairo  ( Aegypten  ) aufzuweisen. Auch im November streckte die Sense des grimmen   Schnitters Menschengarben hin. Am 10. ereignete sich bei Arnsberg   und bei Ossiach  , am 15. bei Hamm   ein Eisenbahnunglück mit den üblichen Todten und Verwundeten. Am 21. stießen auf der Warschau  - Wiener   Bahn zwei Güterzüge mit solcher Behemenz zusammen, daß 16 Wagen zertrümmert wurden; am selben Tage stürzte zwischen Banger und Arnwich in Wales   ein Postzug mit der zusammenbrechenden Brücke in den Fluß Allen hinab. Der Dezember war gnädig, er begnügte sich mit dem Leben von nur drei Arbeitern, welche bei einer Dynamitexplosion im Gotthardtunnel ver­unglückten.

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Das Jahr 1878 debutirt mit einer brennenden Eisenbahnbrücke von Holz.. Im nordamerikanischen Staat Konnektikut   stürzten am 15. Januar bei der Station Farmington River drei Passagierwagen in den Fluß. Was nicht elend verbrannte, fand seinen Tod in den Wellen. Konstatirt wurden 15 Todte, das Fahrpersonal nicht mit­gerechnet. Am 20. entgleiste bei der Station Lyschößky( auf der Bahn­linie Brest- Grajewo) der mit dem Marstall des Kaisers von Rußland  beladene Güterzug. Zwei Lokomotiven und 17 Waggons sammt den Bereitern und Pferden wurden zerschmettert. Nach den Gräueln des orientalischen Krieges schien selbst der Tod müde geworden, denn die nächste Entgleisung mit blutigem Ausgang datirt vom 2. März und hat sich auf der Mährisch- Schlesischen- Bahn zwischen Olmüz und Troppau   begeben. Am selben Tage explodirte an der Nordseite des Gotthardstunnel eine Mine, welche zwei Arbeiter tödtete und zwei verwundete. Auf der Eisenbahnlinie zwischen Tours   und Le Mans wurde in der Nacht zum 31. März die Brücke von Verman von dem durch Regengüsse geschwollenen Bach fortgerissen. Eine Lokomotive mit 18 Waggons eines Güterzuges und das Fahrpersonal ist in der reißen­den Fluth verschwunden. Nach einer längeren Pause entgleiste am 26. Mai ein Schnellzug der Westfälischen Eisenbahn zwischen Alten­becken und Driburg  . Drei Tode. Damit Rußland   nicht aus der Uebung kommt, hat sich auf der Odessaer Eisenbahn in der Nacht zum 30. Mai ein schweres Unglück zugetragen. Ein Arbeitszug stieß mit einer ihm entgegenkommenden Lokomotive zusammen. Das Resultat war ein Trümmerhaufen von Waggons, unter welchem 16 Menschen begraben lagen. Am 28. Juni stürzte ein im Bau begriffener Tunnel bei Schwelm   auf der Düsseldorf  - Hörder Bahn ein und verschüttete sieben Arbeiter. Am 1. Juli entgleiste infolge eines Felssturzes ein Eisenbahnzug zwischen Lyon   und Genf   und fiel über die Böschung herab. Der von Wien   am 11. Juli abends abgelassene Kourierzug stieß gegen 1 Uhr morgens in der Station Wels infolge unrichtiger Weichenstellung auf einen mit Schlachtvieh beladenen Güterzug. Der Anprall war furchtbar. Die Maschine hat sich durch die Güterwagen hindurch in die Viehrampe festgerannt, die Wagen wurden zum größten Theil zertrümmert. Lokomotivführer und Heizer wurden durch den ausströmenden Dampf vollständig verbrüht. Bei einem am 13. Juli auf der Brester Bahn zwischen Vitré   und Chateaubourg   vorgekommenen Eisenbahnunglück wurden sünf Personen getödtet und zehn verwundet. Am 26. Juli stürzte bei Augsburg   der erste Pfeiler der über den Lech  führenden Eisenbahnbrücke ein. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Destomehr Opfer forderte eine zu Fratesti in Rumänien   am 7. August stattgefundene Dynamitexplosiou. Russische   Soldaten befrachteten dort einen Eisenbahnwagen mit Kisten voll Dynamit, als eine dieser Kisten zur Erde fiel und explodirte. Die Wirkung war schrecklich. 15 Sol­baten wurden getödtet, 31 verwundet, die Eisenbahnstation wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt, und sechs Eisenbahnwagen sind in Atome zersplittert worden. Am selben Tage stieß der Pittsburg­St. Louisschnellzug( Amerika  ) mit einem Frachtzug zusammen. 15 Menschen todt, 50 verwundet. Am 31. ein ähnlicher Eisenbahnunfall zwischen Chatham und Dover  . 5 Menschen todt, 50 verwundet. Mitte September wieder einmal eine Dynamitexplosion im Gotthardtunnet und zwar die elfte. Zwei Arbeiter todt, fünf verwundet. Die zweite Hälfte des Monats bietet eine ununterbrochene Reihenfolge von Bahn­unfällen. Am 24. entgleiste der Wien  - Pariser   Schnellzug, acht Wagen zertrümmert, zur selben Zeit stürzte die eiserne Brücke bei Niramont zusammen; Tags darauf eine furchtbare Explosion im Gotthardtunnel und zwei Entgleisungen, die eine bei Bebra  , die andere bei Unterdrau­burg. Im Oktober arbeitet der Tod immer im Großen. Gleich im Anfange dieses Unglücksmondes, am 3., spielte sich auf der so oft ge­nannten Woronisch- Rostower Bahn eine entsegliche Katastrophe ab. Militär- und Güterzug stießen zusammen, wobei 16 Waggons zer­trümmert wurden. Diesmal erfahren wir wenigstens, wieviel Offiziere und Aerzte das Leben eingebüßt haben, nämlich von jeder Sorte zwei. Die Amerikaner sind in der Aufnahme der Todtenlisten gewissenhafter. Sie melden uns, daß bei dem Zusammenstoß vom 9. zwischen Silwer­lake und Boston   25 Menschen getödtet und 150 verwundet worden sind. Am 11. entzündete sich der Petroleuminhalt eines Güterzuges bei der englischen Station Dunfermline  . Der Zug verbrannte. Am 19. meldet man schon wieder 12 Todte und 40 Verwundete infolge eines Zusam menstoßes bei Pontypriord in Wales  . Im November ist nur ein Unfall und zwar am 25. auf der ungarischen Staatsbahn zwischen Hatwan und Rakos zu vermelden, wobei zwölf aus Bosnien   eben heimgekehrte Reservisten schwer verwundet wurden. Am 11. Dezember figurirt schon wieder die Rostower Bahn auf der Unfallstabelle. Infolge verfaulter Schwellen entgleiste ein Militärzug. Die Zahl der Verwun deten übersteigt 200. ( Schluß folgt.)

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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortsetzung). Das neue Recht im neuen Reich, von P. D.( IV.) Der Geheimmittelschwindel, von Emanuel W.( Fortseßung). Irrfahrten von L. Rosenberg( Fortsetzung).- Forschungsfahrten im nördlichen Polargebiet. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil( Fortseßung). Elch im Kampf mit Wölfen( mit Illustration). - Der Einsturz der Taybrücke in Schottland  ( Fortseßung). Zur Geschichte des Klaviers.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Südstraße 5). Expedition: Färberstraße 12. II. Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .