gesetzt worden sind, wollen wir einige derselben anführen und beispielsweise erläutern.
Ungemein zahlreich sind Personenbezeichnungen, in welchen uns die Wortstämme Gund, Hilo, Hadu, Badu oder Patu, Wig begegnen, welche sammt und sonders Kampf, Krieg und Schlacht bedeuten. Ebenso oft finden sich Bildungen mit dem Stamme von Hari welches Heer, d. i. reisiges Kriegsvolk, bedeutet. Die Waffen, wie der Ger( d. i. die Lanze zu Stich und Wurf), das Schwert, der Schild, der Kampf und seine verschiedenen Erscheinungsphasen, der Sieg, der Ruhm, der daraus wächst für den tapferen Degen, alle die Eigenschaften, welche Sieg und Ruhm erwerben helfen und bedingen, geben Anlaß zu solch' friegerischen Namen. Daher die vielfache Verwendung von Eigen schaftswörtern, wie hart, strengen Muthes und von ausharrender Kraft; mar gleich berühmt, viel besprochen ,,, viel beschreit", wie das 16. Jahrhundert sagt; palt, polt oder bald, bold, soviel wie tapfer, kühn bedeutend, peraht, perht, brecht, bert gleich prächtig, glänzend, hold, älter vald, ald, walt, von dem Zeitwort walten, rich gleich reich, mächtig u. a.
Wie übermächtig der Hang zu und die Freude an Kampf und Krieg war, zeigt sich auch darin, daß selbst in Frauen namen jene Elemente antlingen, wie in Brunhild , Kriemhild , Gerhild, Germuth, Gertrud, Walburg und in vielen anderen. Das darf uns keineswegs wunder nehmen, wenn wir hören, wie die Frauen unserer Altvordern mit in den Kampf zogen und während der Schlacht in dem Lager oder der Wagenburg auf die Häute, welche wie Planen über die Wagen gespannt waren, schlugen und einen kriegerischen Lärm hervorbrachten, um die kämpfenden Männer anzufeuern. Von ihrem Todesmuth berichten römische Geschichtsschreiber, daß oft nach verlorenen Schlachten Frauen sich selbst entleibten, zum Theil an den aufgerichteten Deichseln der Wagen sich erhängten. Ja, einmal, als die größte Verzweiflung nach verlorener Schlacht Germanenweiber ergriff, und sie sich und den Ihren Schande und Sklaverei ersparen
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wollten, ergriffen sie ihre Kinder bei den Füßen, stießen sie mit den Köpfen auf die Erde, brachen ihnen so das Genick, warfen die Leichen den Römern ins Angesicht und stürzten sich selbst mit nackten Brüsten in die Speere der Feinde!
Wer denkt dabei nicht an die tapfere Brunhild der deutschen Sage, welche sich nur dem als Mann ergeben wollte, der sie in Waffenkampf und Kraftspielen überwand, sowie an den häufig in der Sage wiederkehrenden Zug, daß viel umfreite edle Frauen nur dem sich als Gattin beugen wollen, der ihnen auch im harten Kampfspiel sich überlegen zeigte? Hinter diesen wie hinter der sagenberühmten Brunhild stecken aber die Walküren , jene göttlichen Jungfrauen, die nach dem Glauben der Alten nach einer Schlacht über die Wahlstatt gingen und die Tapferen, deren Wunden auf der Brust waren, suchten und mit sich nahmen nach Walhalla , wo die Recken bei ewigwährender Jagd und Kampfspielen, unterbrochen nur von Schmaus und Zechgelag in Odins Saal, ein herrliches Leben führten.
Welch' wildes Naturleben blickt uns aus solchen Namen entgegen! sagt ein bedeutender Namenforscher, Otto Abel.
Ja, ein wildes Naturleben, denn die innigste Verwobenheit der Gemüther mit der umgebenden Natur, namentlich mit der Thierwelt, muß vorausgesetzt werden, soll dem Kulturforscher anders eine Erscheinung wie die germanische Thiersage klar werden. Und bei der Personenbezeichnung wurden denn auch Anleihen in der Thierwelt gemacht. Am häufigsten begegnen uns der götterbegleitende, siegverheißende Wolf, der in Mythologie und Leben eine große Rolle spielende Eber, der Rabe des Wotan , der Schwan, die Schlange( Lind) und viele andere. Auch hier war die Anwendung auf Frauen üblich, sodáß moderne Salondämchen wohl ihr Näschen rümpfen dürften, so etwa über Mädchennamen wie Wolfshild, oder Eberswind, oder Bertramna, welches lettere Glanzrabe bedeutete. Aber auch andere jagdbare Thiere, wie der Auerochse, der Elch und das verschollene Wisent begegnen uns in den ältesten Namen. ( Schluß folgt.)
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Der Geheimmittelschwindel.
Von Emanuel W. ( Schluß.)
Man wird es gerechtfertigt finden, wenn wir nach den angeführten Proben trügender Gewinnsucht das Urtheil fällen, daß alle Geheimmittel insgesammt nur Beutelschneiderei sind und fein einziges den ausposaunten Erfolg besißt. Wie sollten auch die nicht den Fachkreisen entstammenden Erfinder" im stande sein, wirklich ein neues Heilmittel anzugeben! Ist doch die Wissenschaft selbst von der durch Jahrhunderte gepflegten Ansicht abgekommen, daß durch Arzneien allein Krankheiten gehoben werden könnten. Die Wundersäfte der Pflanzenwelt, welchen das Mittelalter übergroße Wirksamkeit andichtete, die geheimen Arzneikräfte gewisser Mineralien haben der wissenschaftlichen Beobachtung gegenüber sich nicht als stichhaltig erwiesen und werden von einer neueren medizinischen Richtung eher vermieden, als angewendet. Es ist selbstverständlich, daß die Geheimmittelfabrikanten jene Umwälzung in den wissenschaftlichen Anschauungen nicht unbenuzt vorübergehen lassen und sofort in modernem Gewande nach neuestem Zuschnitt auftreten.
Dr. Airy's Naturheilmethode betitelt sich eine Schrift, welche bei F. A. Richter in Leipzig erscheint( laut Annonce in der 130. Auflage), und den Anschein erwecken will, als ob ihrem Heilverfahren jene neuen Methoden zugrunde lägen. Des Pudels Kern ist, daß vier untrügliche Mittel gegen allerlei Leiden empfohlen werden, welche nur vom Verleger zu beziehen und natürlich sowohl unverschämt hoch im Preise, als werthlos, ja theilweise schädlich sind. Es werden versendet: Pain- Expeller, eine Tinktur von spanischem Pfeffer, für 1 M. 80 Pf., Materialwerth 30 Pf.; Sarsaparillian, ein etwas Jodkalium enthaltender Auszug aus Sarsaparilla und Chinawurzel, Preis 4 Mark 50 Pf., Materialwerth 60 Pf.; Pillen aus Eisenpulver, Palapensalz u. a., 60 Stück für 1 M., Materialwerth 25 Pf.; Calming Pastilles, dicke, harte Täfelchen, aus Zucker und Anisöl bestehend, mit Lakrizensaft gefärbt; Preis pro Schachtel 1 M., Materialwerth 25 Pf.
Naturheilmethode, welche untrügliche Hülfe allen Leidenden gewähren sall. Die dazu dienen sollenden Mittel sind Pulver, Pillen und Thee, letzterer ist aus gegen 18 gewöhnlichen Heiltheesorten, wie Stiefmütterchen, Sennesblättern u. f. w. zusammengesezt; 9 Packete Thee und 10 Packete Pulver kosten 28 Mart, wären aber um 5 Mark herzustellen.
Das Naturheilmittel von Siegm. Fränkel in Berlin , sicheres Mittel gegen, Nieren und Blasenleiden, besteht aus zerschnittenen Blättern der Bärentraube, Preis 9 Mark, Werth 50 Pf.
Wir können den Leser nicht mit Aufzählung aller kursirenden Geheimmittel ermüden; Wittstein führt in seinem Buche über 800 an. Di. Spekulanten sind eben auf jedem Gebiete zuhause; sie wissen alles besser und können alle Krankheiten heilen. Nur einige der größten Reklamehelden wollen wir herausgreifen. Da ist vor allem der Erfinder des Königs( jetzt Kaiser-) tranks, der Hygienist, Gesundheitsrath, wie er sich selbst nennt, Jacobi in Berlin . Seine Universalmedizin heilt folgende schwere Krankheiten:
Milzbrandvergiftung, Magenkrebs mit gänzlicher Magenverschließung, tödtlichste Herzkrankheit mit täglich vielmaligen heftigen Herzkrämpfen, unheilbare Erblindung, wo auch Operation nicht möglich ist, mehr als zwanzig- und dreißigjährigen Rheumatismus mit theilweiser Lähmung( nach einer einzigen kleinen Flasche), heftigste Lungenentzündung, schwere Strofeln und Drüsenleiden, schwere Menstruationsleiden, eingewurzelte Gelbsucht, Gehirnentzündung( nach einigemal Trinken; einer der an Gehirn erweichung wochenlang auf den Tod gelegen, ist nach dem Verbrauche einer kleinen Flasche am dritten Tage spazieren gegangen), hektische Schweiße, heißer Brand und heftigstes Wundfieber( nach einmaligem Trinken und Umschlägen selbst bei Milzbrandvergiftung), Wassersucht, Epilepsie, Blasen- und Nierenstein, Gicht, Kopffolif, Kopftrampf, Knochenfraß, Salzfluß, Krebs, Rückenmarksdarre im höchsten Stadium, alle Hautkrankheiten und Geschwüre, Hämor