rhoiden ,,, Medizinvergiftung", Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, der kleinen Uebel garnicht zu gedenken. Alle diese Wunder­furen werden durch hunderte von Attesten bescheinigt, die, um Aufsehen zu erregen, in einer ganz neuen, wahrscheinlich von Jacobi erfundenen Orthographie geschrieben sind. Die Medizin besteht aus sieben Nummern, von denen Hager und Jacobsen zwei untersuchten. Das Ergebniß ist, daß der Königstrank aus einer dünnen, mit Zucker versezten Tamarindenabkochung besteht, welcher etwas Weinsäure, Spiritus und ein rother Farbstoff zu­gesezt ist. Nr. 1 enthält eine Spur Faulbaumrindenaufguß und Pfefferminze; Nr. 7, gegen Epilepsie, Krämpfe und Veitstanz, enthält etwas weniger Zucker und Weinsäure, dafür aber einen sehr dünnen, wässerigen Auszug von Baldrian und Myrrhe. Der Preis einer Flasche ist 12 M., Materialwerth 40 Pf.

Ueber den Malzertrakt von Joh. Hoff in Berlin äußert sich Wittstein folgendermaßen: Derselbe ist ursprünglich ein ge­wöhnliches Braunbier, versetzt mit dem Auszuge eines bitteren Krautes( Bitterklee, Kardobenedikt) und der Faulbaumrinde, das aber im Laufe der Zeit und vorzugsweise wohl infolge der damit vorgenommenen und veröffentlichten chemischen Untersuchungen, manche Abänderungen erlitten hat und gegenwärtig als ein gutes, gehaltreiches Bier betrachtet werden kann. Was aber seine Heil­kräftigkeit betrifft, so kann es nichts mehr und nichts weniger wirken, als andere gute und ertraktreiche Biere, und jede weitere Anpreisung in dieser Richtung ist eine Lüge. Der geforderte Preis beträgt wenigstens sechsmal mehr als sein Materialwerth."

Daß die Schwindsucht für jene Herren heilbar ist, wird nie­manden wunder nehmen. Als Kuriosum führen wir an, was ein Dr.(?) Kriel in Berlin in einem Schriftchen gegen dieselbe empfiehlt: Der Harn des Kranken soll mit einem noch warmen Hühnerei gekocht werden. Guten Appetit!

Gegen Trunksucht offeriren H. Günther in Altona , P. H. Rungel in Wandsbeck, F. Vollwann in Guben und auch ein Fräulein Kretschmer in Berlin werthlose Nichts­nußigkeiten.

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Dringend zu warnen ist vor allen Augenmitteln, welche durchweg schädlich sind. Der Augenbalsam von C. Müller in Berlin , von M. Reichel in Würzburg und von W. Jen sen Vandiest in Mecheln enthalten Quecksilberoryd, das Augenwasser von J. P. H. Hette in Regensburg enthält Opium; von B. Kraft in Kalbe a. S., Dr. Gräfe, Stroinski in Breslau enthalten Zinkvitriol. Bei der großen Empfind lichkeit des Auges kann ein jedes falsch angewendete Mittel die schlimmsten Folgen nach sich ziehen. Ebenso verhält es sich mit den Gehörölen. Auch die Epilepsie ist durch Geheimmittel heilbar; nicht weniger als 18 solcher Menschheitsbeglückungen führt Wittstein an; die von Killisch in Berlin und von E. Karig in Berlin enthalten schädliche Bestandtheile.

Zum Schlusse wollen wir noch die Schönheitsmittel einer spezielleren Betrachtung unterwerfen, da gerade sie sich eines ungemeinen Absages erfreuen. Sie sind wie alle übrigen Ge­heimmittel theils werthlos und theuer, theils schädlich. Letztere wollen wir besonders hervorheben, zuvor aber unsern Leserinnen als Ersatz für die zerstörten Verheißungen jener Essenzen einige Rathschläge geben.

Die Schönheit des Körpers steht in engstem Zusammenhange mit seinem physischen Wohlbefinden, es wird daher die Kos­metit, welche jene zu erhalten lehrt, von der gesammten Lebens­weise und dem Gesundheitszustand des Individuum bedingt. Alle kosmetischen Mittel können nur gegen äußere Einflüsse die Haut schützen, meistens ist jedoch eine ungesunde Hautfarbe das begleitende Merkmal innerer Krankheiten, besonders der Ver­dauungsstörungen, und sind daher die Kosmetika, solange jene Ursachen nicht beseitigt werden, selbstredend erfolglos. Einem häßlichen Teint durch Schminken aufzuhelfen, ist nicht nur vom Standpunkte des wahrhaft Schönen, sondern auch vom medizini schen aus zu verwerfen. Die aufgetragenen Pulver verstopfen die Poren und verhindern die Athmung der Haut; sie bewirken, daß die natürliche Farbe immer mehr graugelb wird, wie man dies bei Schauspielern beobachten kann. Viel gesündigt wird auch dadurch, daß aus Metallpulvern( Bleiweiß, Zinkweiß, Wismuthweiß) bereitete Schminken zur Anwendung fommen, welche Anlaß zu Hautkrankheiten geben. Um sich eine schöne, d. i. gesunde Teintfarbe zu erhalten ist vor allem größte Sauber keit des gesammten Körpers, häufiges Baden und Waschen mit Seife, die unerläßliche Bedingung. Die Gesichtshaut verträgt oft die Anwendung von Seife nicht, da besonders die jetzt im

Handel existirenden Füllseifen zu viel freies Alkali enthalten, welche die Haut spröde und rissig macht. Gute Kernseifen sind schwierig zu erlangen, auch die Delseifen, wie die sog. Marseiller, sind meist nicht milde genug und Glycerinseifen sind nur vor­theilhaft für den Fabrikanten. Für die zarte Haut ist das beste Waschmittel die in jeder Apotheke käufliche Mandelkleie; gegen Pustelbildung und entzündliche Röthung empfiehlt sich, jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen das Gesicht mit einer Lösung von 50 gr. Boray in 1 Liter Wasser zu befeuchten und bei Ver­meidung von Zug dieselben eintrocknen zu lassen; bei dem darauf vorzunehmenden Waschen ist Seise nicht anzuwenden. Auch gegen Röthung der Nase, sofern dieselbe nicht etwa durch übermäßigen Genuß spirituöser Getränke hervorgebracht wird, ist obige Lösung mit Erfolg benutzt worden.

Das in neuester Zeit vielfach annoncirte Menyl des Che­miker Nieske in Dresden ist nach der Illustrirten Zeitung " vom 26. April 1879, Nummer 1869, eine spirituöse Lösung von Benzoësäure, Salicylsäure und Thymol, welche mit ätherischen Delen parfümirt ist. Sein Menylpulver besteht aus Zinkweiß, Talkstein und einer Spur Phenol. Der Nußen des ersteren Mittels ist zweifelhaft, letzteres kann nur schädlich wirken.

Soll die Haut mit Glycerin geschmeidig gemacht Teen, so ist darauf zu sehen, daß dasselbe in bester Qualität als destil­lirtes zur Anwendung kommt und bis zu einem Viertel seines Ge­wichtes mit Wasser verdünnt wird, da es sonst eher reizend als lindernd wirkt.

Von den Damen nicht gern gesehene Hautunzierden sind die Sommersprossen und Leberflecke. Beides sind Farbstoff­ablagerungen in der Oberhaut, über deren Entstehung man mehr vermuthet als man weiß. Die gebräuchlichsten Heilmittel gegen dieselben beruhen darauf, die gefärbte Oberhaut durch beizende Stoffe zu entfernen. Der ärztliche Briefkasten der Neuen Welt" von Nr. 29. Jahrg. III. 1877/78 bespricht beide Erscheinungen.

Für diejenigen unserer Leser, welche nicht im Besitz dieser Nummer sind, bringen wir das an dieser Stelle von Dr. Resau gesagte zum Abdruck. Er empfiehlt gegen Sommersprossen Schutz des Gesichtes wider die direkte Einwirkung der Sonnenstrahlen, Man wasche dasselbe im Frühjahr abends mit kaltem Wasser, welchem man auf ein Liter zwei Theelöffel voll konzentrirter Glaubersalzlösung zusetzt." Andrerseits wird oft das schärfer wirkende Quecksilbersublimat empfohlen, seiner Giftigkeit wegen darf es jedoch nur unter ärztlicher Kontrole angewendet werden.

Auch die Entfernung der Leberflecke stößt auf große Schwierig­feiten; das von Dr. Resau angegebene Mittel ist rationell. ,, Die Flecke sollen mit schwarzer Schmierseife bestrichen werden; nach 10 Minuten wäscht man die Seife ab und betupft die Flecke mit einer zweiprozentigen, spirituösen Karbolsäurelösung. Nach zehn­maliger Anwendung dieses Verfahrens in einem Zeitraum von 4--6 Wochen werden die Flecke beseitigt sein, wenn sie, wie dies sehr häufig der Fall ist, einem mikroskopischen Pilze( Mikrospo­ron furfur) ihre Entstehung verdanken. Sind diese Flecken da­gegen durch Farbstoffablagerungen in der Oberhaut entstanden, wobei sie als flache Warzen erscheinen, so betupft man die Flecke vorsichtig mit einer schwachen Aezkalilösung( 1: 500), welche man sich in einer Apotheke anfertigen läßt."

Von den käuflichen Schönheitsmitteln sind manche nicht un­brauchbar, obgleich sie nicht entfernt die in den Reklamen aus­posaunte allseitige Wirkung haben. Eines guten Rufes erfreut sich zur Erhaltung eines frischen Teints und als( wenn auch sehr schwach wirkendes) Mittel gegen Sommersprossen die Bilionese. Durch seinen hohen Verkaufspreis, Mark, für ein nicht zn großes Fläschchen, dessen Realwerth 20 Pf. beträgt, wie auch durch seine übertriebenen Anpreisungen ist es unter die spekulativen Geheimmittel zu rechnen. Man kann sich dasselbe am einfachsten selbst bereiten, indem man 1 Theil kohlensaures Kali, 2 Theile Borax, 2 Theile Eau de Cologne , mit 30 Theilen Wasser vermischt. Der Birkenbalsam von Dr. Fr. Lengiel besteht aus Potasche, Wasserglas, Seife, Gummi arabicum, Glycerin und ätherischen Delen, kostet 4 Mt., und hat 40 Pf. Materialwerth; bei seinem großen Gehalt an freiem Kali fann dasselbe nur schädlich wirken. Kosmetikum von Simerling gegen Hautübel, Sommersprossen u. s. w. ist eine Mandelmilch mit Benzoëtinktur und Citronensaft. Kosmos- Pomade aus indischem Pflanzenfett von J. Pohlmann in Wien ist gewöhnliche Pomade mit Ricinusöl und Resedaextraft. Eau