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d'Atiroma , feinste flüssige Schönheitsseife, durch deren Gebrauch jegliche Hautfehler leicht und schmerzlos" beseitigt werden sollen, ist ordinäre Natronseife, die mit Nelken, Zimmt und Pfeffer minzöl versetzt ist; Preis 57 Pf., Materialwerth 14 Pf. Eau de Hébé gegen Sommersprossen wird aus Citronen, Essigsäure und Lavendelspiritus bereitet. Eau de Lys von Lohse, das viel Reklame macht, besteht aus Zinkoryd, Talksteinpulver, Glycerin und Rosenwasser, kostet 3 Mt., Materialwerth 75 Pf., Wirkungswerth gleich 0. Epidermaton von Löhr gegen Flechten, Sommersprossen, Schinnen ist Brunnenwasser mit etwas Benzoëtinktur versetzt, Preis 1 Mit., Materialwerth 40 Pf. Flechtensalbe von F. Schwarzlose in Berlin und J. G. Schwarz in Breslau eine gewöhnliche Salbe mit Perubalsam und Karbolsäure, iſt vier­mal so theuer als sie werth ist. Pasta di Roma von Gruber in Wien soll, abends eingerieben, dem Teint ein frisches, blühen­des Aussehen verschaffen, ist gewöhnliche Salbe mit Bolus ( weißem Thon), Glycerin, Seife und Benzoë; sie kostet 2 Mt. 40 Pf., ist fünfmal zu theuer.

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Minder unschädlich sind folgende Geheimmittel, vor deren Gebrauch wir dringend warnen müssen, da sie giftige Substanzen enthalten, deren Anwendung der Arzt uur in speziellen Fällen un seiner Ueberwachung gestattet. Aus Quecksilbersalzen be­reitet sind: Albion aus Paris ( auch noch bleihaltig), Cos­metik Wash von Goulland und Kalgdon in Norda me­rifa, Esprit d'Amaranth von Apotheker Kleinigki, Flech tenwasser von Dr. A. v. S., Salbe gegen Hautkrankheiten von Fontaine in Paris , Pomade contre pityriasis du cuir chevelu von Dr. Alain in Paris , welche Kopfgrind und Schuppen beseitigen soll. Mittel gegen Sommersprossen von Hoefeld, sowie das aus der Kronenapotheke in Mäh­ risch- Ostrau . Salbe gegen Sommersprossen aus Wien , das Kalosin von Treu, Nuglisch& Co. in Wien , nach der Reklame ,, vegetabilische, vollkommen unschädliche Essenz, um

die Haut von Sommersprossen zu befreien"; es enthält keine Spur Vegetabilien, dagegen Quecksilber und Zinksalze. Lait antéphé­lique von Candes& Co. in Paris besteht aus Quecksilber­und Bleisalzen. Das Damenpulver von J. Pohlmann in Wien , eine rothe Schminke, ist bleihaltig, ebenso Snow- withe Euamel for whitening of the Complexion und Snow- white orientale Cream von Phalon und Sohn, ferner auch das russische Schönheitswasser von Frau Schmarl in München .

Die Lehre, welche aus den hier angeführten Thatsachen spricht, wird sich der Leser selbst ziehen. Man lasse sich unter feinen Umständen verleiten, von Geheimmitteln Gebrauch zu machen, mögen sie auch unter den bestechendsten Namen und mit den vor­züglichsten Attesten versehen auftreten. Sie sind nichts als Schwindel, der auf den Aberglauben spekulirt, gegen jede Krank­heit müsse es doch eine wirksame Arznei geben. Noch eine an­dere Art Geheimmittel treibt ihr Unwesen, welche in weniger prächtigem Gewande auftritt, an Verbreitung und Nichtsnubig­feit ihnen aber nicht nachsteht: es sind dies die sogenannten sym­pathetischen Kuren. Dergleichen Unsinn auszuroften ist nur die Aufklärung im Stande. Ueber die Vorgänge in unserem Körper machen sich die meisten Menschen gar keine oder, was noch schlimmer ist, falsche Vorstellungen. Möchte doch ein jeder be­denken, daß es weit schwerer ist, gesund zu werden, als sich gesund zu erhalten. Dieses aber muß gelernt werden; das nöthige Lehrmaterial ist in der populären medizinischen Literatur genügend vorhanden. Einen ehrenvollen Platz in derselben nimmt der Begründer dieses Strebens, der verstorbene Prof. Bock_aus Leipzig , ein; sein Buch vom gesunden und kranken Menschen" und noch mehr das kleinere und billigere Werk: Volks- Gesund­heitslehre" verdienten in aller Hände zu sein. Auch für die Schule wäre Unterricht über die Vorgänge im Organismus wich­tiger, als mancher andere jetzt stark betriebene Gegenstand.

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Irrfahrten.

Von Ludwig Rosenberg. ( Fortsetzung.)

Weinberg muß sehr böse sein. Er that heute, als ob er mich nicht sähe. Wenn das Strafe für meinen Freimuth sein soll, so muß ich lachen! Ich verachte diese Kreatur, die mir als das Prototyp der ganzen menschlichen Schlechtigkeit erscheint; und jedesmal, wenn sie in meinen Gesichtskreis geräth, überfällt mich eine Art von Schauder.

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Eben im Begriffe das Haus zu verlassen, betrat Louise Bürger die Hausschwelle. Sie sprach nichts, war noch bleicher und trauriger als sonst und ging langsam, leicht grüßend hin auf. Ihr Aussehen hatte mir nicht den Muth gegeben, sie an zureden und dann war auch dieser Weinberg dort, der jedes Wort gehört hätte. Mit liebevoller Theilnahme folgten ihr meine Augen und als sie sich abwandten, bemerkten sie den Bäcker, wie er höhnisch lächelte und eine für mich unverständ­liche Bemerkung zu einer Person hinter ihm machte. Willenlos sprang ich einige Schritte vor, sah aber das Thörichte meines Beginnens ein und ging fort, um meine Geschäfte zu erledigen. Mein Haß gegen alle selbstsüchtigen Menschen war bei dieser Gelegenheit einmal wieder durchgebrochen. Ich fluchte laut, wie ein gebildeter Fuhrmann! Und ich hatte Grund, ich hatte einen Grund! Ich war bis zum Opernplaz gekommen, die Straße Unter den Linden " heraufgegangen. Ueberall glänzen des Leben und Treiben; Karossen jagten einher, hohe Offiziere machten auf stolzen Rossen Parade, die Posten am Thore präsentirten, rings Sorglosigkeit, Lust und Freude, als wenn alle Welt glücklich zu sein die triftigste Ursache hätte als

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Als ich heute mein Zimmer betrat, lag ein Brief für mich bereit, dessen Aufschrift mich den Absender nicht gleich erkennen ließ. Mit gewiffer Neugierde öffnete ich ihn. Man bat mich, zu einer wichtigen Mittheilung an einen bezeichneten Ort zu tommen. Darunter stand Paul Gerstmann. Ich ging hin. Ein junger Mann, nahe den dreißiger Jahren stellte sich mir vor. Nach einer langen Anrede kam er zu seinem Zweck. Rennen Sie Fräulein Bürger?" Gewiß," antwortete ich ,,, ich fenne

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das Fräulein!"" In welcher Beziehung stehen Sie zu der Dame?" In welcher Beziehung?" frug ich. In gar keiner, d. h. in keiner näheren," ergänzte ich mich. ,, Wir ken­nen uns. Ich schäße die junge Dame, ich achte sie. Warum diese Frage?" ,, Ist das die Wahrheit?" frug er son­derbar erregt." Ja," gab ich fest zurück, ich lüge nie!" Dann danke ich Ihnen, und als Zeichen meiner Anerkennung nehmen Sie die Mittheilung entgegen, daß die junge Dame eine Dirne ist. Ich weiß genug. Leben Sie wohl!" Mit diesen Worten verschwand der Antwortende. Der Mensch muß verrückt sein. Morgen werde ich Fräulein Bürger um Aus­kunft bitten.

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Ich stand nach einer fast schlaflosen Nacht müde und mür risch auf. Nach dem Mittagessen werde ich Bürgers aufsuchen. Aber am Mittag war niemand zuhause. Ich klopfte ein dugend­mal vergebens. Räthselhaft, dachte ich und suchte mein Bureau auf. Kaum war ich am Abend ins Haus getreten, so begegnete ich aufgeregten Gesichtern. Fräulein Bürger liegt im Sterben, hörte ich. Ich eilte, nein, ich flog die Treppen hinauf. Die Nachricht hatte mich tief erschüttert. Ich drängte mich zu Bür gers Zimmer. Auf ihrem Bette lag Louise; dann und wann schrie sie auf. Als sie mich erblickte, richtete sie sich etwas em por. Sie fiel aber ohnmächtig wieder zurück. Man wußte nicht, was mit ihr vorgegangen. Ich lief zum Arzt. Nach einer Stunde hatte ich einen gefunden. Wir liefen mehr als wir gingen. Vergiftet," sagte er, als er seine Untersuchung vor genommen. Milch, schnell Milch!" Die Kranke war indeß nicht zum Trinken zu vermögen. Man zwang sie. Sie brach sie wieder heraus. sie wieder heraus. Es ist zu spät," sagte der Doktor; ,, ich muß dem Gericht meinen Platz räumen. In zwei Stunden spätestens ist die Kranke eine Leiche!"

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Auf einem Stuhl saß die Mutter; ohne Laut, farblos, vor sich hinstarrend. Ich trat an sie heran, um sie zu trösten. Alles umsonst. Sie gab feine Antwort. Louise wälzte sich auf dem Lager, sie suchte zu sprechen. Sie gab mir einen Wink.