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das Pianoforte, je mehr es allen Kreisen zugänglich wird, dazu bei­tragen, daß jene Anlagen der Menschennatur zur Entwicklung gelangen, ohne welche unser Dasein denn doch ein allzu prosaisch- nüchternes sein würde.

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dicksten Qualmwolken entlockt. Beide scheinen aus irgend einem ver­steckten Felsennest der Sabiner- oder Volstergebirge zur Stadt gekom­men und dort, um auszuruhen und einen kühlen Trunk zu thun, arg­los in eine der Schenken alten Schlages eingetreten zu sein, in welchen das Volk der deutschen und skandinavischen Künstler seine Lieblings­fneipe schätzt. Die drei Künstler im Hintergrunde zur Rechten, deren Ein Steuerzettel aus dem vorigen Jahrhundert. Daß die Gestalten und Köpfe sich nur undeutlich aus der Dämmerung lösen ,,, sächsische Höflichkeit" nicht neueren Datums ist, sondern sich schon in sind, nach ihrer Erscheinung zu urtheilen, die echten eingerömerten Stammgäste der Schente. Sie sehen mehr auf guten Wein, wie auf nachstehendes Schriftstück, welches vor mehr als 150 Jahren abgefaßt alter Zeit selbst bei heiklen Gelegenheiten glänzend bewährte, beweist reinliche Bedienung. Der junge, blonde Inglese"( Inbegriff aller ist, und durch einen Zufall in unsere Hände gelangte. Eine Reichs­Wohlanständigkeit in Italien ) ist noch ein Grünhorn, ein Neuer, einer, gräfin v. Flemming wird da in folgender Form zur Bezahlung ihrer der noch reine Wäsche, ein sorglich geknüpftes Halstuch, gutsigende rückständigen Steuern aufgefordert: Kleider trägt und seine Hände wäscht. Um so leichter allerdings mag es ihm gelingen, schon durch sein Aussehen und seine Haltung Eindruck auf Auge und Herz des braunen Mädchens zu machen. Aber er hüte sich, in die großen dunkeln und doch so leuchtenden Sterne zu blicken. Schon so mancher Künstler hat aus solchen dort seine Seele nicht wie der oder doch nur wund und krank zurück zu retten vermocht. Und folgt er der Schönen in die felsige Heimath, so kann er gewärtig sein, daß der Dolchstoß des heißblütigen Nebenbuhlers seiner Bewerbung ein blutiges Ende bereitet. Dr. M. T.

Zur Geschichte des Klaviers.( Schluß.) Die ersten von Silber­mann gebauten Pianofortes hatten Flügelform, die mit Tafelform rühren von dem Instrumentenmacher Friederici in Gera her. Der Hoforganist Gerber zu Nordhausen baute 1742 das erste aufrechtstehende Instrument( Flügelform), dies ist somit als der Vorgänger des heuti­gen Pianino zu betrachten. Verfertiger des ersten wirklichen Pianinos ist hingegen der londoner Fabrikant Southwell ( Anfang dieses Jahr hunderts), Pape führte es 1815 in Frankreich ein und 1821 wurde es von Grüneberg in Halle gebaut. In England und Frankreich stand, während in Deutschland das Klavichord seine Rolle spielte, dessen Schwesterinstrument, das Harpsichord, in hohem Ansehen; später das verbesserte Kindermann'sche Klavier, bis dort von verschiedenen Seiten, namentlich von dem Schotten Broadwood und dem Deutschfranzosen Erard die deutsche Mechanik so große Verbesserungen erfuhr, daß sie unter dem Namen ,, englische" Mechanik dauernd den Vorzug vor allem Welch' großartigen Anklang das so verbesserte Instrument fand, beweist der Umstand, daß allein die Fabrik von Broadwood and Sons in London von 1780 bis 1861 124,048 Stück anfertigte. Aber nicht minder groß ist der Aufschwung dieser Industrie auf dem Konti­nent und Amerika ; namentlich nimmt Deutschland an dieser Produktion hervorragenden Antheil und neben den großen und weltberühmten Fabriken von Wien , Leipzig , Dresden , Stuttgart , Berlin , Kassel , Braun­ schweig partizipirt fast jede mittlere Stadt an der Erzeugung des so beliebten Familien- Musikinstruments. Ein nicht unbeträchtlicher Theil der in deutschen Etablissements gebauten Pianofortes wandert ins Aus­land, namentlich nach Amerika und Rußland , und manche Fabriken sind mit ihrem Absatz hauptsächlich auf den Export angewiesen. Gleich dem früheren Klavier fehlte es auch dem Pianoforte nicht an Aus­wüchsen und Spielereien und neben den angebrachten Pauken und Trompeten sei nur des von dem bereits erwähnten Pariser Pape er­bauten Instruments gedacht. Es hatte die Form eines achteckigen Theetisches, konnte vermittelst einer Feder auf der als Fuß dienenden Säule gedreht werden, so daß die Klaviatur, welche gleichfalls durch Federdruck sichtbar gemacht werden konnte, beliebig einer der daran Blaz genommenen acht Bersonen zugänglich wurde. Ein dritter Feder­Blatz genommenen acht Personen zugänglich wurde. Ein dritter Feder druck ließ eine zweite Klaviatur sichtbar werden und ermöglichte somit die Verdoppelung des Konzerts. Daß die Verbesserungen desselben nach allen Richtungen auch neuerdings noch vielfach Gegenstand des Nachdenkens sind, liegt auf der Hand, und wir lesen von der Anbrin­gung doppelter Klaviaturen, welche die Ausführung schwieriger Musik­stücke erleichtern sollen u. dergl. Auch die so viel von sich reden machende Elektrizität hat sich bereits dieses Gebiets bemächtigt, und ein erfinde­rischer Kopf hat vor gar nicht langer Zeit erst dieselbe an Stelle der bisherigen Mechanik verwandt. Zieht man die mächtige Entwicklung, welche das Klavier bis heute aufzuweisen hat, in Betracht, so ist an­gesichts des allgemeinen rapiden Fortschritts der Jeßtzeit noch gar nicht abzusehen, in welch ungeheurem Grade der menschliche Erfindungs­geist dieses Instrument zum Gegenstand seiner Spekulationen machen fann und wird. Mancher, der das zweifelhafte Vergnügen hat, musit lustige Zimmernachbarn zu besißen, welche, in totaler Berkennung des Endzweckes dieses Instruments, unbarmherzig. die Saiten desselben malträtirend, ihn zur Verzweiflung bringen fönnten, mag vorläufig darin Trost finden, daß ja fast alles Gute, bevor es allseitig erkannt wurde, von Ausschreitungen nicht verschont blieb. Und so wird auch

Gnädige Frau,

Ew. Hochreichsgräfl. Excell. werden sich annoch zuentsinnen ge­ruhen, welchermaßen beym Hochlöbl. Ober- Steuer- Collegio Sie zu Ab­führung derer wegen Dero Steuer- baren Grundstücken hinterstelligen Dvatember- Steuern an 307 Thlr. 15 gr. 6 pf. incl. dieserhalben auf­gelaufener Unkosten, umb leidliche Termine angesuchet, und, inhalts er­theilter Deroselben bereits communicirter Signatur, verstrichene Wey­nachten 1721 und Ostern dieses Jahres darzu determinirt worden, Dieselben auch besage ausgestellten Interim- Scheins den ersten Termin an der Helffte obbemelter Post neulichst bezahlen laßen. Nun dann die Gelder völlig zur Verrechnung gebracht werden; Als habe bey Ew. der andere Termin auch allbereit verflossen, und nöthig seyn will, daß schuldig erachtet, anbey vor die Persohn unter bittende, Sie wollen Hochreichsgräfl. Excell. dießfalls geziemende Anregung zuthun mich die Erlegung der anderen Helffte an 153 Thlr. 19 gr. 9 pf. des nech­sten zubesorgen, und die sonst unumgängt. Execution hinterziehen zu­helffen geruhen, worzu man denn umb soviel mehr necessitiret werden Rechnung aufs Jahr 1721 bis dato nicht eingelanget, und dahero mit dürffte, nachdem die wegen Dero Ritter- Guths- Nerdeschüß zuvollziehende der zuschlüssenden Creyß- Rechnung einzig und allein darauf gewarttet werden muß. Ew. Hochreichsgräft. Excell. wolle also auch dieserwegen nicht beschwerlich fallen dürffe, immaßen solche, vermöge eines allergn. nöthige Anstalt verfügen, damit man Deroselben mit der Execution Rescr. d. d. 4. Mart. 1716 en general auf die Ritter- Güther selbst retundiret, iedoch Dieselbe meines Drts damit allezeit lieber verschonet sehen möge, als Der ich mit besondern egard beharre Ew. Hochreichsgräfl. Excellenz

Dreßden,

am 29. May 1722.

Den 3. Jun. 1722.

Hat obstehendes Schreiben der Frau Gräfin von Flemming Excell. der Executor Leon­hardt in Dero Hause allhier eingehändigt.

pp. ME.

Ob Ihro Hochreichsgräfl. Excellenz zu bezahlen geruht haben und ob der Executor allen Leuten gegenüber so höflich war, steht dahin. Kg.

Literarische Umschau.

Verlag der Niederrheinischen Volkszeitung". Zur Naturgeschichte der ,, Kölnischen Zeitung ". Crefeld , Der Verfasser dieser Widersprüchen, grundlosen Verdächtigungen und wie die sonstigen Kenn Schrift ist Ultramontaner und gibt eine Blumenlese von Unwahrheiten, zeichen eines gesinnungstüchtigen" liberalen" Blattes alle heißen mögen. Zu bedauern ist nur, daß er, einmal an der Arbeit, sich nur auf das Verhältniß seiner Partei zur Kölnerin" beschränkte und nicht das Kapitel der Preßkorruption mehr im allgemeinen zum Gegenstand seiner Polemik genommen hat. Stoff würde ja das seitherige Betragen der liebenswürdigen Dame vom Rhein genugsam geliefert haben; die meines Interesse erhalten als dies jetzt der Fall sein kann. an sich empfehlenswerthe Schrift hätte dadurch auch mehr ein allge

Sprechsaal für jedermann.

nrt.

Der Fabritarbeiter Ernst Wilhelm Hauschild, aus Chemni gebürtig, hat sich vor drei Jahren auf die Wanderschaft begeben, ohne bis jetzt seiner Mutter und Geschwistern über seinen Verbleib Nachricht zu geben. Unterzeichneter bittet höflichst, falls jemand Kenntniß von dem jezigen Aufenthaltsorte Hauschilds haben sollte, ihm gefälligst Mittheilung hiervon machen zu wollen. Bemerkt wird, daß der Ge suchte einen lahmen Fuß( sogen. Krummfuß) hat. Schloßchemnitz bei Chemnitz , Leipzigerstr. ( Sachsen ).

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Oskar Hauschild.

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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortsetzung). M. Wittich. Der Geheimmittelschwindel, von Emanuel W.( Schluß). Irrfahrten, von 2. Rosenberg ( Fortsetzung). Forschungsfahrten Die deutschen Vor- und Taufnamen, von im nördlichen Polargebiet. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil( Fortseßung). Der Einsturz der Taybrüde in Schottland L. ( Schluß). Die Albanesen( mit der Ansicht von Prisren).- Künstlerstudien( mit Illustration). Zur Geschichte des Klaviers( Schluß). Ein Steuerzettel aus dem vorigen Jahrhundert. Literarische Umschau. Sprechsaal für jedermann.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig ( Südstraße 5). Expedition: Färberstraße 12. II. Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei zu Leipzig .