der mit einem seiner Füße seinen Arm gleich einer Boa Constrictor umschlungen, und zwar mit solcher Gewalt, daß er geglaubt habe, seine Hand würde in Stücke gerissen. Daß das Gefühl schrecklich gewesen ist, glauben wir dem Erzähler recht gern. Befreien konnte er sich aus dieser nichts weniger als angenehmen Umarmung erst, nachdem er mit einer Eisenstange den Fuß resp. Arm des Ungeheuers in Stücke ge­schlagen hatte. Ein Stück des Thieres brachte er mit an die Ober­fläche, es maß acht Fuß übers Kreuz. Der Taucher ist der Meinung, daß das Thier im stande sei, fünf bis sechs Männer festzuhalten. Nach den Beobachtungen und Mittheilungen über diese fürchterlichen Geschöpfe dürfte einiges Licht über die Schauergeschichten und Märchen von der Seeschlange bewonnen sein; jedenfalls ist der Beweis geliefert, daß diese nicht allein das Produkt der menschlichen Phantasie gewesen sind.

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Die Sternwarte des Benediktinerstifts Kremsmünster.  ( Bild Seite 257.) Unser Bild stellt die elfhundertjährige Kulturstätte Deutschlands   vor. Kremsmünster   hat durch all die wechselreichen Zeiten treu an seiner schönen Mission festgehalten; es hat mit rastlosem Fleiß den Boden urbar gemacht, es hat an dem edlen Werke der Erziehung der Jugend in selbstloser Weise durch Jahrhunderte mit glänzendem Erfolge gearbeitet. Statt, wie die überwiegende Mehrzahl der Mönche, aus dem Verband der Menschheit sich loszulösen und sich blindlings dem Dienst der Kirche zu widmen, haben die Jünger des heiligen" Benedikt es verstanden, sich mit der profanen Welt auf einem für beide Theile vortheilhaften Fuß zu erhalten. Ihre Ordensregel schreibt ihnen nicht nur Gebet und gute Werke, sondern auch Arbeit vor. Sie haben wacker gearbeitet unter den germanischen Barbaren als emsige Förderer des deutschen Urwaldbodens und als Lehrer und Bildner des deutschen Volkes. Wo immer Benediktiner   sich niederließen, da sank der Urwald unter den Streichen ihrer Aexte und verwandelte sich rasch die Wild­niß in Ackergrund, Wiesen, Gärten und Weinberge. Sie sind die Vor­läufer der modernen landwirthschaftlichen Vereine, denn schon in den ältesten Zeiten waren ihre wohlbebauten Klostergründe wahre Muster güter und Versuchsstationen, von denen aus sich allmählich durch die Macht des Beispiels die besseren Kulturmethoden in weitere Kreise ver­breiteten. Was sie im Mittelalter in ihren Zellen als fleißige Chronisten, als Bewahrer der aus den Stürmen der Völkerwanderung geretteten geistigen Schäße des klassischen Alterthums, als Forscher auf dem Ge­biete der Wissenschaften geleistet, wie sie die Kirchenmusik, die Architek­tur, die Dichtkunst gepflegt, die Miniaturmalerei auf den alten Berga­mentrollen zur Kunst entwickelt haben, das weiß jeder, der das rege Thun und Treiben in den Mauern der Benediktinerklöster von St. Gal­ len  , St. Blasien  , Fulda   und Corvei kennt. Sie alle aber übertrifft an Ruhm und Alter das Stift Kremsmünster   im alten Traungau ob der Enns. Die Klostergeschichte von Kremsmünster   ist so könnte man fast fagen die Kulturgeschichte von Süddeutschland  . Zwischen der Enns  , dem Hausruckwalde, dem Attersee   und der Donau   dehnte sich der Traungau aus, welcher wie das ganze Land vom Jahre 765 bis 778 unter der Herrschaft des bayrischen Herzogs Thassilo II. stand. Die Enns   bildete die Grenze zwischen Bayern   und dem Reiche der wilden Avaren. Wo jezt lachende Fluren, von fruchtbaren Obstbäumen um­säumt, das Auge erfreuen, wo nun Städte und Dörfer liegen, in ihren Mauern fleißige Bürger und tüchtige Landwirthe bergend, wo jetzt das Dampfroß mit schrillem Pfiff die Ebene durcheilt im Dienste des nim­merrastenden Weltverkehrs und nur die Trümmer verfallener Schlösser auf steilen Hügeln an vergangene Zeiten gemahnen, waren vor elf Jahrhunderten noch dichte Wälder, noch ungefüge die Menschen, in ihren Sitten kaum gebändigt durch die neue Lehre, welche von den alten Bischofsigen Lorch   und Passau   in diese Gegenden getragen wurde. Die Bayernfürsten Odilo   und Thassilo haben im Lande mehrere Klöster gegründet und reich ausgestattet. Diese Stiftungen aber übertraf jene des Münsters an der Krems  , welches zum Andenken an Gunther, Thassi­lo's jungen Sohn, der auf der Hochjagd durch einen Eber tödtlich ver­wundet wurde, im Jahre 777 erstand. In wahrhaft reizender Gegend liegt das Kloster auf einem Hügel oberhalb des gleichnamigen Markt­fleckens am linken Ufer des Kremsflusses( Oberösterreich  ). Von der Höhe aus, auf welcher der gewaltige Komplex der Klostergebäude mit der imposanten Sternwarte weithin die Gegend beherrscht, erblickt das Auge das liebliche Kremsthal mit seinen üppigen Fluren, aus denen die weißen Bauernhöfe traulich hervorschauen; waldgekrönte Vorberge vermitteln den erhabenen Hintergrund der Alpenkette, die mit ihren bläulich schimmernden Konturen das schöne Landschaftsbild harmonisch abschließt. Ein waderer Menschenschlag bewohnt diese Gegend; des Landmannes unverdrossener Fleiß hat Wiese und Acker wohlbestellt, und zur Sommerszeit mogen die Getreidefelder in reichem Segen. Die Stiftung Thassilo's sah schon das mächtige Walten der Frankenkönige,

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sie erfreute sich der segensreichen Schöpfungen Karls des Großen, unter der Herrschaft der Agilolfinger wuchs sie empor zu immer größerem Ansehen im Lande ob der Enns  . Bei den verheerenden Zügen der Ungarn   im Anfange des neunten Jahrhunderts theilte auch das Kloster die traurigen Schicksalsschläge der Ostmark; dem Kaiser Heinrich den Zweiten dankte das verwüstete Haus seine Wiederherstellung. Es sah die gewaltige Bewegung der Kreuzzüge, das Blühen des Ritterthums in den sang- und dichtungsreichen Zeiten der Hohenstaufen. Der fried­lichen Regierung des Babenbergers Leopold, des Glorreichen, der das Stift aus der Gewalt der Schirmvögte befreit hatte, folgten trübe Zei­ten; Schaaren von Mongolen und Tataren verheerten das Land, viele Jahre voll Verwirrung und Elend brachen herein. Auch die Jahre des Schreckens überwand das Stift, mit Rudolph von Habsburg traten bessere Zustände ein. Jahre kamen und gingen und mit ihnen das eherne Zeitalter der Reformation. Kremsmünster  , dessen Verdienste nach mehreren Richtungen, wie schon oben angedeutet, nicht bestritten werden sollen, war bis zur Zeit der Reformation in der Hauptsache eine Stätte stiller, friedlicher Gelehrsamkeit, aber es wurde von da ab das Arsenal der konfessionellen Kämpfe und hat in sehr entscheidendem Maße auf den Charakter seiner Bauern eingewirkt. Gerade als die frommen Patres die Blüthezeit des beschränkten Unterthanenverstandes gekommen wähnten, brachen die blutigen Bauernkriege aus. Im Juni 1626 beherbergte das Kloster als unfreiwilligen Gast den mächtigen Bauernführer Stephan Fadinger  . Auch die Drangsale des dreißig­jährigen Krieges blieben Kremsmünster   nicht erspart. Dem unseligen Bruderzwist folgte die Türkeninvasion und der spanische Erbfolgekrieg. Unter Karl VI.   schienen bessere Zeiten zu kommen und durch die prag­matische Sanktion der Friede und der Thronbesiz für seine Tochter Maria Theresia   gesichert. Leider war es nur eitel Schein. Erst mit ihrem großen Sohne Joseph kamen die ersehnten Jahre der Erholung, welche die tief eingreifenden Reformen dieses guten Regenten förderten. Wohl hat er den Besitz und die Macht Kremsmünsters geschmälert, dafür aber seine Bewohner ihrem wahren Berufe, der Lehrthätigkeit, wiedergegeben. Unser Jahrhundert brachte Kremsmünster   neben ver­schiedenen elementaren Bedrängnissen auch die feindlichen Einfälle der Franzosen  , welche in seiner Schazkammer und Bibliothek gehörig auf­räumten. Die Einschränkungen des kirchlichen Einflusses hat die Bene­diftiner in die Reihen der Opposition getrieben und auf dem politischen Schachbrett, Verfassungs- oder Kulturkampf genannt, stehen ihre Aebte, die Landtagsmarschälle sind, immer links. Aber auch ihre Schulen stehen auf der Höhe der Zeit und verfügen über vorzügliche Lehrkräfte. Halten sie doch traditionell die Fahne der Bildung und Aufklärung hoch, und waren sie doch Musteranſtalten schon zu Zeiten, da der Staat noch das Unterrichtswesen nach engherzigster Schablone regulirte. Be­weis dafür, daß Männer wie Anastasius Grün  ( Graf Auersperg) und Grillparzer   ihren Elementarunterricht in Benediktinerschulen genossen. So ist das alte Münster an der Krems  , fest und unwandelbar in allen Stürmen der Zeiten, am 18. August 1877 in ungebrochener Kraft an die Schwelle des zwölften Jahrhunderts seines Bestehens gelangt. Da es den Sturm und Drang   des Jahres 1848 mit maßvoller Haltung abgewehrt und seine Institutionen den modernen Vorschriften anbe­quemt hat, so kann es getrost noch mancher Sekularfeier entgegensehen. Dr. M. T.

Weibliche Professoren. Wenn in der gegenwärtigen Zeit irgend­wo einmal ein weibliches Wesen zum Doktor promovirt oder wohl gar den Professorentitel erwirbt, so wird das als etwas ganz Seltsames in die Welt hinausposaunt und die Freunde der vielbekämpften und wenig begriffenen Frauenemanzipation thun sich auf den ,, Kulturfortschritt" etwas zugute. So machte neulich die Notiz durch die Zeitungen die Runde: Fräulein Jda Brown, im Staate Maine   in Amerika   ge­bürtig, ist zum Professor der Mathematik an der Wellesley- Universität ernannt worden." Als ob nicht schon vor hundert Jahren und früher Frauen akademische Würden erlangt hätten. Agnesi, Maria Gaetana, bekleidete von 1750-1752 die Stelle eines Professors der Mathematik an der Universität zu Bologna  ; die 1741 geborne Angelika Kauffmann  erhielt von der Akademie zu London   die Würde einer Professorin der Malerei. Die Universität Halle ernannte die Dorothea Christine Leporin zur Doktorin der Medizin, und dieselbe praktizirte auch bis zu ihrem 1762 erfolgten Tode. Im Jahre 1807 bestand Regina Sophia v. Sybold das medizinische Examen und von der Universität zu Gießen ward ihr das Ehrendiplom als Doktor der Geburtshülfe ertheilt; ebenso wurde Charlotte Heiland im Jahre 1817 zum Doctor Es ist also keineswegs eine großartige ,, Er­rungenschaft der Neuzeit", wenn heutzutage hie und da eine Universität Frauen zum Studium zuläßt und denselben, wenn sie etwas Tüchtiges gelernt, akademische Würden ertheilt.

medicinae ernannt.

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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortseßung). Die deutschen Vor- und Taufnamen, von M. Wittich( Schluß). Die Urgeschichte der Menschheit, von Dr. A. Prowe. Irrfahrten, von L. Rosenberg( Fortsetzung). Die Fort schritte der Technik, von H. W. Fabian. I. Die Verwerthung der Wasserkräfte. B. Erforderliche Maschinen und Apparate( 2. Apparate zur Umseßung mechanischer Arbeit in Wärme). Forschungsfahrten im nördlichen Polargebiet. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil ( Fortseßung). Ein Riesentintenfisch( mit Illustration). Die Sternwarte des Benediktinerklosters Kremsmünster  . Weibliche Professoren.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Südstraße 5). Expedition: Färberstraße 12. II. Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei zu Leipzig  .