In gutem Bier, welches aus wirklichem Malz bereitet wurde, kommen phosphorsaure Salze in ansehnlichen Mengen vor. Die anderen Bestandtheile solcher Bierarten haben sowohl nährende als belebende Wirkung, und daher kommt es, daß mäßiger Ge­brauch ächten, reinen, malzreichen Bieres nicht selten den besten Erfolg hat für Schwächliche, Genesende und Schwerarbeitende. Man nannte richtiges Bier auch flüssiges Brot; eine Bezeichnung, die, figürlich genommen, sehr zutreffend ist.

Durch das Einreißen der allgemeinen Ueberstürzung und Gewissenlosigkeit sind die Nahrungs- und Genußmittel immer mehr und mehr verfälscht und erkünstelt worden. Daß man jetzt Bier trinkt, welches niemals auch nur eine Spur von Malz und Hopfen sah, Cichorie aufnimmt anstatt Kaffee, Milch genießt, die niemals der Brust eines Säugethieres entquoll, von Wein Ge­brauch macht, der ohne alle und jede Beziehung zur Weintraube ist, pflanzliche und thierische Zubereitungen aufzehrt, die mit den schädlichsten Körpern versetzt wurden, hat ungewöhnlich großen Einfluß auf den Volksgeist, indem es denselben frankhaft ab­ändert durch Erzeugung körperlicher Leiden, pathologischer Geistes­und Gemüthsverfassungen bei den einzelnen, die Gesellschaft und all' deren Interessen schädigt.

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Zu den aus dem Genusse verfälschter Nahrungsmittel ent­sprungenen Uebelständen kommt noch die Zunahme des Wirthshaus­lebens und des Tabakrauchens, besonders des Cigarrenrauchens in geschlossenen Räumen. Ein ganzes Heer von Krankheiten führt auf diese Quelle sich zurück. Man weiß, daß in England, auf dem Kontinente Europas ebenso wie in Nordamerika die Leiden des Gehirns und Nervensystems seit einigen Jahrzehnten in sehr bedeutendem Maße zunehmen. Dies hängt nicht nur mit Ueber anstrengung aller leiblichen und seelischen Kräfte durch den immer heftiger werdenden Kampf um den Bissen Brot und um den Groschen zusammen, sondern auch mit dem Genusse verfälschter Speisen und Getränke und mit dem Fluche des Wirthshauslebens in seiner neumodischen, Leib und Seele vergiftenden Form.

Aufblühen, Wiederaufblühen des Familienlebens ist das beste Mittel zu einem guten diätetischen Regiment, zu Wiederherstellung der ganzen Gesundheit des Volkes. Daß der Familienvater in Wirthshause sitt, Bier oder Wein trinkt, Tabak raucht und poli­tisirt, lästert oder gar spielt und sonst der Moral entgegenhandelt, hat folgende diätetische Nachtheile für ihn selbst und für seine Familie. Er selbst erkrankt und verkürzt sein Leben, schädigt seine Wirthschaft, seinen Geist, sein Gemüth, seine Sitte. Seiner Familie werden zahlreiche Mittel zu anständigem Lebensunterhalt, richtiger Ernährung entzogen. Das Oberhaupt der Familie schwebt in der Gefahr des Schlagflusses, die Glieder der Familie balgen mit Blutmangel sich umher und, bei frühzeitigem Tode oder Siechthum des Ernährers, mit Blutmangel und mehr oder minder entsetzlichem wirthschaftlichen und sittlichen Elend. Meidet der Familienvater das Wirthshaus und sucht er sein

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ganzes Glück im Hause, bei seinen Nächsten und Liebsten, so bieten der normalen Ernährung aller unendlich weniger Hemm­nisse sich dar, als in dem entgegengesezten Falle: alle erhalten ihr Dasein länger, alle bleiben gesunder, lebenskräftiger, sitten­reiner, und haben, wie die Welt noch ist, mehr Aussicht zu Er­langung von Wohlstand. Dadurch wird der Fortschritt des Proletarierthums auf der einen und der großen gesellschaftlichen Erkrankungen auf der andern Seite gehemmt, damit auch die Hize des Kampfes um das Bestehen gemäßigt, viel Anlaß zu Ueberstürzung und Gewissenlosigkeit ans der Welt geschafft und der betrügerischen Fälschung von Nahrungsmitteln eine Zahl von Wegen versperrt.

Erquickung und Belebung, Anregung bedarf unser Organismus neben der Ernährung; auch müssen wir demselben Mittel zuführen, welche als Sparmittel der Leibesmasse sich verhalten und so uns befähigen, ohne Ueberfüllung des Magens gut und fräftig uns zu ernähren und Nervenkraft übrig zu behalten für die höheren Interessen des Seelendaseins.

Die kaffeeartigen Getränke, die gegohrenen und geistigen Flüssigkeiten, die Würzen und Gewürze, endlich die Rauch, Schnupf- und Kaumittel kommen hier in Betrachtung. Mit dem Wunsche, daß Rauch, Schnupf- und Kaumittel ebenso, wie destil­lirte Geister der Teufel hole, und daß die, welche einer Anregung, Belebung, Erquickung bedürfen, an Würzen und Gewürze, Kaffee, Thee , Chokolade, allenfalls an reines Bier und ächten Wein sich halten mögen, hebe ich hervor, wie folgt. Keine aus nahr­haften Materien pflanzlicher oder thierischer Art bereitete Suppe oder andere Speise erquickt, belebt, regt an, wenn sie nicht mit Würzen, namentlich frischen, duftenden Kräutern und Wurzeln, mit Bucker, Salz, Essig u. dgl. m. versetzt wurde. Man kann ohne Würzen leben; aber man erschlafft. Nicht blos der Mensch, auch alle anderen Thiere haben den Drang, derartige Aromatika aufzunehmen. Diese letteren regen nicht nur das Nerven- und Gefäßsystem, sondern auch die Verdauung selbst an, und dürfen aus diesem Grunde in feiner Nahrung fehlen.

Bezüglich der eigentlichen, der scharfen Gewürze sei aus­gesprochen, daß es unrecht wäre, dieselben ohne weiteres zu ver dammen; denn es gibt Fälle, in denen Pfeffer oder irgendein anderes Gewürz der heißen Erdstriche mit größtem Vortheil ge­braucht wird. Aber im allgemeinen dürfte es sich doch empfehlen, diese Pflanzentheile möglichst sparsam zu verwenden, weil deren Einfluß auf den Organismus ein ziemlich energischer ist und manche Apparate heftig dadurch gereizt werden. Am besten ist es, nicht an Gewürze sich zu gewöhnen, sondern derselben nur ausnahmsweise sich zu bedienen, unter gewissen Umständen, wo es darauf ankommt, die Verdauung, das Nervensystem und die Organe des Blutumlaufs vor Erschlaffung zu bewahren, ent­sprechend anzuregen und so der Entstehung gewisser Krankheiten vorzubeugen. ( Schluß folgt.)

Die Urgeschichte der Menschheit.

Von Dr. A. Prowe. ( Schluß.)

Wir sprachen jedoch oben nur von Indogermanen. Sie find blos ein Bruchtheil der Mittelländer", zu denen auch Jberer und Kaukasier, Semiten und Hamiten gerechnet werden. Wie unvorstellbar dem Sprachforscher die Verwandtschaft der Sprachen dieser s. g. mittelländischen Völkerfamilie ist, kann ein Laie sich gar nicht denken. Muß aber dennoch selbst der scharfsinnigste Sprachforscher schließlich doch, ob noch so widerstrebend, sich der offenbar unwidersprechlichen Annahme beugen, daß alle diese Völker Eine Familie sind, so bleibt ihm nur der Ausweg übrig: Schön! dann sind jedoch diese Völker vor Jahrhunderttausenden von einander sprachlich getrennt worden. Hier widersetzt sich meist wieder, ob noch so versteckt, im tiefsten Grunde nur der menschliche Hochmuth, der die unendliche Kleinheit seiner persön­lichen Lebensdauer sich nicht noch ärger will zum Bewußtsein bringen lassen.

Denn was ist der einzelne Mensch mit siebzig bis achtzig­jähriger Lebenszeit, wenn sein Volk schon viele Jahrtausende gelebt hat? Wie unbedeutend, wie nichtig erscheint unsre ganze fünftausendjährige Weltgeschichte, wenn vorher Jahrmillionen die Spezies Mensch bereits ein ungeschichtliches Dasein gelebt hat?

Gleichwohl kommt es in der Wissenschaft auf unsere Empfin­dungen nicht an, wenn wir Wahrheit suchen. Sie gleicht dem Speer des Achill und heilt dieselben Wunden, die sie schlug. Umgekehrt könnten die Jünger der Wissenschaft sich bitter beklagen, daß ihnen die Forschung immerdar verleidet und erschwert wird durch früh eingeimpfte und täglich wieder anmaßungsvoll ge­predigte Lehren, die unbasirt, wie sie sind bei jedem Fort­schritt des Gedankens ihr immer aufs neue in den Weg geschleu­dert werden. Freie Bahn, nichts weiter, fordert die Forschung. Aber berechtigte Einwendungen muß und wird sie stets freudig begrüßen. Wir führen einige an.

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Die Frage nach dem Urzustande der Menschheit läßt sich ver­nünftigermaßen am besten beantworten, wenn man die rohesten Zustände der Gegenwart zu Rathe zieht. Nun aber gibt es auf dem ganzen Erdboden kein Geschlecht, das ohne Feuer und Sprache, kletternd, blos von Früchten auf Bäumen lebte. Darum nennt Oskar Peschel alle jetzt lebenden Völker schon civilisirt.

Ein einziger Stamm könnte noch gefunden werden. Stanley hat ihn am Mittelcongo entdeckt. hat ihn am Mittelcongo entdeckt. In Urwäldern lebt er dort, und Folgendes ist's, was der große Entdecker darüber schreibt: