50 000 Thaler, nicht wahr? zurück und arbeiten dann wacker - zurück und arbeiten dann wacker auf den Ruin unserer bisherigen Verbündeten hin."
„ Und so gedenkst du Senkbeil zu unserem Bundesgenossen zu machen?"
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Damit nicht. Aber anders! Die Trennung von der Kompagnie muß in größter Freundschaft mit Senkbeil geschehen und nur die Entzweiung mit Alster zum Grund haben. Ist sie geschehen, so erzähle ich dem guten Senkbeil eine Geschichte, wie man unbewußt und ganz wider seine Absicht mit seiner schönen Frau sich liebe Freunde und getreue Bundesgenossen erkauft."
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Der Justizrath schob sich die Brille zurecht und schaute seinen Sohn scharf an.
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Schweder und die Senkbeil ja, wenn man Beweise hätte," meinte er dann, beifällig nickend. " Die Beweise dafür habe ich so gut wie in der Hand. Aber ich denke, auch noch für mehr für die Kombination Alster und die Senkbeil Beweise zu erhalten." , Deine blühende Phantasie, mein Lieber, spielt dir da doch einen, wie mir scheint, ziemlich dummen Streich. Ich kann die schöne Senkbeil unmöglich für so haarsträubend geschmacklos halten, um ihr eine Liaison mit dem eingebildeten Einfaltspinsel, dem Alster, zuzutrauen zumal, wenn der Tausendsappermenter von Schweder für ein Weiberherz der verführerischeste von euch jungen Lebemännern allen in unserm guten P. in Wahrheit ihr Freund ist, statt blos der des blinden Hessen , ihres Mannes." Wichtel junior machte ein indignirtes Gesicht.
,, Ueber Weibergeschmack gedenke ich mit meinem Herrn Papa nicht zu rechten. Aber was ich weiß, das weiß ich eben. Und so weiß ich denn auch, daß Schweder, der uns alle zur Zeit, als die Verbindung mit Senkbeil zustande kam, mit einem ganzen Neß von Intriguen umsponnen hatte, mehr als eine Zusammenfunft der Sentbeil mit Alster vermittelt hat, und daß er die ausgesprochene Absicht gehabt hat, seine Freundin als Köder für unsern Freund Alster zu gebrauchen, der denn auch glücklich heute noch eisenfest an diesem Köder zu hängen scheint."
Womit freilich noch lange nicht bewiesen ist, daß die löbliche Absicht Schweders, dem ich übrigens solche Streiche sehr gern zutraue, ausgeführt worden ist."
" Mag dem sein, wie ihm wolle. Können wir beweisen, daß Schweder die Absicht gehabt und daß es ihm gelungen ist, so ist Senkbeil sein und Alsters Todfeind und Alster ist in unseren Händen. Beweisen wir, daß er die Absicht gehabt, ohne daß es ihm gelungen ist, so ist gleichfalls das Bündniß Schweder- Senkbeil zerrissen und das zwischen Senkbeil und Alster auf's äußerste gelockert. Könnten wir aber etwa beweisen, daß Alster nur der Genasführte Schweders, vielleicht mit Wissen der Senfbeil, gewesen ist, so ist das Tischtuch zwischen Alster einerseits und Schweder und Senkbeil andrerseits zerschnitten, nicht wahr, cher papa?"
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,, Ganz leidlich kalkulirt, mein Bester. Führe also einen von diesen, jedenfalls nicht übermäßig leichten Beweisen."
,, Eben darum werde ich ihn führen. Der Schweder soll an mich denken. Hat mich der unverschämte Kerl doch noch damit zu verhöhnen gewagt, daß er mir andeuten ließ, in der Wahl der Waffen werde er mir, wenn ich die gewünschte Genugthuung von ihm haben wollte, in jeder Beziehung freieste Hand lassen." Der Justizrath lachte. Da fennt er meinen vorsichtigen Herrn Sohn freilich schlecht."
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Dem jungen Herrn schien an der weiteren Erörterung dieses Themas nicht viel gelegen.
" Was wird nun aber deine Thätigkeit in dem bevorstehenden Kampfe sein?"
" Ich werde den, Tagesforrespondenten in der öffentlichen Meinung ruiniren, mein Bester, und meinen alten Freund Alster im Verwaltungsrath unserer Bahn unmöglich machen und ihm die garnicht hoch genug zu schäßende öffentliche Meinung, alias Volkesstimme Gottesstimme, auch so auf den Hals heßen, daß er sich wundern soll, mein alter Freund."
Der Doktor Wichtel schaute seinem würdigen Erzeuger mit einer Miene in das unbeschreiblich hämisch grinsende Habichtsgesicht, als wenn er an dem gesunden Verstande des Sprechers gelinden Zweifel hege.
,, A la bonne heure!" sagte er." Das sind allerdings gewaltige Perspektiven, auf Ehre! Der Wille ist gut, aber
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Aber"- der Justizrath sah verächtlich auf seinen Sohn herab,„ ein Aber gibt's da nicht, mein Lieber. Wenn einmal
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der alte Wichtel ernstlich gewollt hat, so hat er auch gehandelt und seine Absicht ausnahmslos erreicht, und wenn's galt, mit einer gauzen Welt von Widersachern fertig zu werden. Das ganze Geheimniß des Erfolges ist: man darf in den Mitteln nicht wählerisch sein, unsere ärgsten Feinde, die bewußten Schwarzröcke, sind unsere glänzenden Vorbilder: der Zweck heiligt die Mittelhähä!"
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Der Justizrath, dessen Stimme energische Verbissenheit athmete, Das Gesicht seines rieb sich ungeheuer behaglich die Hände. Sohnes hatte den Ausdruck verwunderten Zweifels verloren; beinahe bewundernd schaute er jetzt auf den Alten. Er kannte ihn. Wenn der einmal ernstlich wollte, insbesondere wenn er ein so reges Interesse daran gewonnen hatte, jemandem ein Bein zu stellen oder gar, einen Menschen zugrunde zu richten, dann war er Wunder zu leisten im stande, das hatte er hundertmal bewiesen, und Freund und Feind fürchteten ihn mit gutem Grunde. „ Nun denn," meinte Wichtel Sohn; so müßte es eben mit dem Teufel zugehen, wenn wir den Herrn Schweder nicht unterkriegten."
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Wie lange bedarfst du zu deinen Operationen?" fragte
der Alte.
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„ Acht bis vierzehn Tage, denke ich."
" Gut bis dahin werde ich auch mit der Hauptsache fertig sein. Also, an die Arbeit!"
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Wenige Tage darauf fand eine Sigung des Eisenbahnverwaltungsrathes statt.
Der völlige Ausbau der Bahn nach den weitestgehenden Projekten war beschlossene Sache. Heute handelte es sich hauptsächlich darum, die Kostenanschläge zu prüfen. Sie waren unter der Oberleitung des Oberbauraths Schneemann auf das sorgfältigste bis in die Details ausgearbeitet. Herr Alster hatte eben eine längere Rede vom Stapel gelassen, worin er die Genauigkeit der Berechnungen und die auf Billigkeit und Solidität in gleicher Weise angelegten Voranschläge als mustergiltig und über alle Anfechtung erhaben gepriesen hatte.
Da ergriff der Justizrath Wichtel das Wort. Auch er pries die Umsicht und den Fleiß, welche bei der Ausarbeitung der Kostenberechnungen obgewaltet hätten. Vorzüglich habe er zu loben, daß der Hauptgesichtspunkt dabei die möglichste Billigkeit Er habe nun einen Vorschlag zu der Ausführung gewesen. machen, bezüglich dessen er von vornherein der allgemeinen Zuſtimmung sicher sei, da es sich dabei um eine jedenfalls nicht unbedeutende Ersparniß handle. Er beantrage, daß der Bau des großen Viadukts über das Perlethal, das größte Bauwerk auf den in Angriff zu nehmenden Strecken, dem Baumeister Waldstein als Subunternehmer übertragen werde unter der Bedingung, daß dieser den Viadukt um wenigstens fünf Prozent billiger herstelle, als ihn die vorliegende Kostenberechnung veranschlagt habe.
Der Justizrath erntete reichen Beifall. Auch Alster hatte nicht das Mindeste gegen den wichtel'schen Antrag einzuwenden, umsoweniger, als ein sonst hauptsächlich durch sein hartnäckiges Schweigen glänzendes Mitglied des Verwaltungsraths den Wunsch aussprach, bei den Verhandlungen mit Waldstein möge das allverehrte und hochbewährte Verwaltungsrathsmitglied Herr Alster den Verwaltungsrath vertreten. Alster glaubte, Wichtel werde dagegen Widerspruch erheben oder wenigstens eine solche Vertretung des Verwaltungsraths für überflüssig erklären, aber er täuschte sich, Wichtel sagte und that nichts dergleichen, und der Wunsch des seiner Gewohnheit untreu gewordenen Schweigers wurde einstimmig zum Beschluß erhoben, mit dem einzigen Zusage, der von demselben Sonntagsredner ausging, über dessen Redseligkeit alle seine Kollegen verwundert den Kopf schüttelten, daß Alster im Interesse der gesammten Aktionäre bemüht sein möge, eine, wenn möglich noch höhere Kostenermäßigung als fünf Prozent von Waldstein herauszuschlagen.
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Und es gelang Herrn Alster , wider und über alles Erwarten, Er bekam nach längeren diesem Wunsch gerecht zu werden. Unterhandlungen von Waldstein nicht nur einen um fünf Prozent mäßigeren Preis für das gewaltige Bauunternehmen zugebilligt, sondern dieser verpflichtete sich sogar, um zehn Prozent billiger zu arbeiten, als der schneemann 'sche Kostenanschlag berechnet hatte.
Das war ein Erfolg, der nur durch den schlechtverhehlten Grimm einigermaßen getrübt wurde, welcher den dicken Oberbaurath erfaßte, als ihm von dieser Mittheilung Kunde ward.