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daß, wenn einige Verbesserungen, die er in kurzem zu prüfen hoffe, adoptirt würden, die Aussichten auf Erfolg wesentlich vergrößert wer­den dürften.

Da man dem Nordpol   zu Wasser und zu Lande nicht beikommen konnte, versucht man es mit dem Luftballon. Glück auf!

Die Republiken Südamerika's   in ihrer Vergangenheit und Gegenwart.

Historische Stizze von Dr. Mar Vogler.

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Es war im Jahre 1522, als der Spanier Andagoya auf einer der weiteren Erforschung des dreißig Jahre vorher der damaligen Welt durch Christoph Columbus   erschlossenen neuen Erdtheils Amerika   gel­tenden Fahrt an ein Flüßchen Namens ,, Biru" gelangte und hier die Kunde von einem blühenden Reich im Süden, dem Reich der Inkas  , erhielt. Die Folge dieser neuen Nachricht war, daß Francisco Pizarro  , Diego Almagro   und Fernando de Luque, drei andere unternehmende Spanier, die berühmte biruanische Entdeckergesellschaft" bildeten und die ersteren beiden in den Jahren 1526-1532 die Eroberung Perus  bewirkten. Hier fand man in der That hochkultivirte, ackerbautreibende Indianerstämme, deren goldreiches Land von dem Geschlecht der Inkas beherrscht wurde. Diese Inkas leiteten ihre Abkunft von den Göttern" ab, gehörten ursprünglich dem Aymaravolke an, wanderten an der Spize des Quichnavoltes vom Titicacafee aus und gründeten der Sage nach die Stadt Cuzco  . In letzterer herrschte als erster Inka der my­thische Manco- Capac, etwa von 1021-62. Die Erweiterung des Rei­ches geschah im Anfang auf friedlichem Wege und mit Schonung der Eigenthümlichkeiten der verschiedenen, vorher im Lande seßhaften India­nerstämme. Zu höchster Machtentfaltung kam das Inkareich unter Tu­pac- Yupanqui( 1439-75), welcher das mächtige Volk der Chinchas unterwarf und die Grenzen seines Gebiets im Norden bis gegen Quito  , im Süden bis Chile   ausdehnte, und unter Huayna- Capac( 1475-1525), der Chile   zur Tributleistung zwang, Quito   eroberte, die inneren Un­ruhen unterdrückte und die staatliche Organisation vollendete. Von diesem wurde das Reich unter seine Söhne Huascar, welcher( 1526­1532) in Cuzco   regierte, und Atahualpa  , der seine Residenz in Quito  aufschlug, getheilt. Atahualpa   vereinigte nach der Ermordung des Bruders das Reich wieder unter seiner alleinigen Herrschaft( 1532), wurde aber schon 1533 auf Befehl Pizarro's  , der im Jahre 1530 mit seinen spanischen Banden in Peru   eingefallen war, hingerichtet und als sein Nachfolger, ein zweiter Bruder, Manco- Capac II., eingesetzt. Der Legtgenannte bemühte sich, die spanische Herrschaft wieder abzuschüt­teln, indeß ohne Erfolg und zog dann mit 40 000 seines Volkes in die Gegenden am Ucayali, wo er 1553 starb. Seine Nachfolger herrschten nur unter spanischer Botmäßigkeit, und als die Grausam­keiten der weißen Eroberer in der Folge auch dieses Schattenkönigthum vernichteten, flohen die noch vorhandenen zahlreichen Sprößlinge des alten Fürstenhauses in die abgelegenen Gebirgsgegenden des Landes und bewogen die Treuen ihres Landes zu Aufständen. Den lezten Freiheitskrieg unternahm der Inka von Tubac- Amaru, der im Jahre 1780 mit den aufständischen Indianern bis vor Cuzco   rückte, indessen, gleich seinen Vorgängern, auch keinen Erfolg aufzuweisen hatte. Die noch jetzt vereinzelt unter den peruanischen Indianern vorhandenen Nachkommen der Inkas leben meist in Armuth.

Die Kultur, die sich unter der Herrschaft dieser Sonnensöhne", wie sich die Inkas nannten, entwickelt hatte, war in der That eine den Verhältnissen nach bedeutende. Die Inkas selbst wohnten in herr­lichen Palästen, und ihre nächste Umgebung und Dienerschaft bestand aus den Söhnen des hohen Adels. Als Insignien ihrer Herrschaft trugen sie eine rothe wollene Quaste nebst einer schwarzen und weißen Feder auf ihrer Kopfbedeckung, die in einer Art metallener Haube be­stand. Um den Fürsten   mit möglichster Raschheit die Nachrichten selbst aus den entlegensten Theilen des Landes zu übermitteln, war ein Korps von Schnellläufern organisirt. Wenn ein Unterthan vor dem Inka   er­schien, so mußte er vorher die Schuhe und guten Kleider ausziehen, eine Last auf den Rücken nehmen und während der Audienz die Augen niederschlagen. In seiner Jugend genoß der Inka   eine asketische Er­ziehung, bei seinem Regierungsantritt huldigte man ihm durch das Darbringen einer weißen Feder, worauf er zunächst eine Zeit lang in stiller Zurückgezogenheit und unter freiwilligem Fasten um seinen Vor­gänger trauerte. Erbberechtigt war der älteste Sohn der Hauptfrau des Königs. Dem Verkehr dienten vier von dem großen Plaße Cuzco's  aus nach den vier Himmelsgegenden und in die verschiedensten Provin­zen des Reichs führende Kunststraßen. Dieselben hatten je eine Breite von 5-8 Metern, waren mit behauenen Quadern, stellenweise sogar mit zementirten Ziegeln gepflastert, zu beiden Seiten mit Mauern ein­gefaßt und mit zwei Reihen von Bäumen bepflanzt. Ihre Herstellung war zuweilen äußerst schwierig und bedurfte nicht selten bedeutender Felssprengungen. In bestimmten Entfernungen befanden sich die Quar­tiere, um den Inkas auf der Reise als Herbergen zu dienen, und Wasserleitungen versorgten Menschen und Thiere. Mancherlei Ueber­reste dieser Inkastraßen, deren bedeutendste sich in den Cordilleren zwi­schen Jauja und Tarma befinden, legen neben zahlreichen anderen Kunstdenkmälern und Alterthümern noch heute von der hohen Kultur­

entwickelung im Reiche der ,, Sonnensöhne" beredtes Zeugniß ab. Die sich über den Rücken der unwirthlichen Cordilleren durch zwanzig Brei­tengrade hinziehende Inkastraße, dieses Bewunderung erregende Riesen­werk, welches bekanntlich u. a. Alex. v. Humboldt   in Erstaunen sette, ist größtentheils gepflastert oder in Stein ausgehauen und troßt dem Zahn der Zeit nun schon seit 6 Jahrhunderten. Auch auf Brücken und Kanäle legten die alten Peruaner, gleich den Azteken im Norden, gro­ßen Werth. Von anderen Wunderwerken findet man heute noch die Ruinen von prächtigen Tempeln, in denen die von den Inkas auf den Schlachtfeldern erbeuteten Siegestrophäen aufgehangen waren, so Spu­ren eines Sonnentempels, eines Palastes, eines Jungfrauenklosters, ferner Götterbilder, thönerne, künstlerisch geformte und verzierte Ge­fäße; endlich sind auch noch zahlreiche alte Mumien vorhanden. Die Bauwerke der Inkas hatten kleine, viereckige Fensteröffnungen; als Dachbedeckung wurde das im Gebirge wachsende lange Gras, Ychu ge­nannt, verwendet. Das Innere bestand aus geräumigen Hallen, aus denen man in kleinere Gemächer gelangte; die Wände waren allenthal­ben mit goldenen Thiergestalten und Blumen von seiner, sehr geschmack­voller Arbeit geziert. An steinernen Nägeln hingen Spiegel aus hartem, glänzend polirtem Stein mit konkaver und konverer Oberfläche; in den Nischen waren Geräthe und meist nach phantastischen Zeichnungen Haus­götter aus Gold und Silber ausgestellt. Eine ganze Ruinenstadt findet man jenseit Villa in Pachacamac; die Häuser sind von kleinen Ziegeln erbaut, die Dächer verschwunden und die inneren Räume mit Sand erfüllt. An den 612 Meter hohen Mauern des Tempels, der sich auf einem terrassenförmig emporsteigenden Berge befand, erblickt man hier und da noch die Scharlachfarbe, mit welcher sie überzogen waren. Dieser Tempel war dem Erschaffer der Erde  ( Batscha- Erde; Camac­Schöpfer) gewidmet und wurde von Pizarro   zerstört. Die Chroniſten jener Zeit berichten, daß seine Thore mit Gold plattirt und mit Edel­steinen besetzt waren; welche Schäße mag erst das Innere geborgen haben.... Uebrigens zeugen eine Menge großartiger Denkmäler und Bauwerke aus weit über den ersten Jnka, den oben erwähnten Manco­Capac, hinausliegenden Zeiten dafür, daß im heutigen Peru   und Bo­ livia   bereits früher eine Civilisation bestand, auf welche die der Inkas gleichsam aufgepfropft wurde. ( Fortseßung folgt.)

Modethorheiten vergangener Jahrhunderte. II.

Wie man

den Vogel an den Federn, so erkennt man den Menschen an der Klei­dung, und verschwindet auch die Individualität des Aeußeren mehr oder weniger, seitdem die Mode ihre Tyrannei ausübt und die Men­schen nach einer Schablone uniformirt, so drückt sich doch der Charakter der Zeit in der Bekleidung aus. Jede Abgeschmacktheit der Mode deutet deshalb auf einen krankhaften Zustand in der Gesellschaft. Inwieweit die lettere von derartigen Unarten angesteckt werden kann, zeigt selbst am deutlichsten die Art und Weise des Auftretens der Opposition. So finden wir in einer ernsten Schrift, welche durch das frivole Trei­ben der Mode zu Ende des 17. Jahrhunderts veranlaßt wurde, Stellen, in denen die entblößten Körpertheile mit einer Genauigkeit und in einer Weise beschrieben werden, die das darob empfundene Wohlbehagen des Verfassers leicht erkennen lassen. Und troßdem behauptet er, daß die Entblößung nicht allein Sünde sei und laufe wider den Katechis mus". Für jeden, mit der Geschichte Vertrauten, ist es klar, daß die Ueppigkeit hauptsächlich in den herrschenden Gesellschaftsschichten der früheren Zeit zu Hause war und daß die niederen Stände, abgesehen von ihrer materiellen Lage, schon infolge der gegen sie getroffenen be­hördlichen Maßnahmen nicht im Stande waren, dem Gößen des Tages seinen Tribut zu zollen. Ihre ökonomische Stellung gab aber den tonangebenden Kreisen erst die Möglichkeit zu ihrem üppigen Treiben. Die Unterschiede, welche seitens der Obrigkeit bei Erlaß der Kleider­ordnungen zwischen den verschiedenen Ständen gemacht wurden, zeigen uns sehr deutlich die ökonomische Abhängigkeit und Unterdrückung der niederen von den höher gestellten Volksschichten. Jene waren es denn auch, welche vereint mit den besseren Elementen der höheren Klassen gegen die Prunk- und Genußsucht nebst ihren Ursachen zu Felde zogen und ein edleres Streben an deren Stelle seßen wollten. Die Refor mation mit ihren Bauernkriegen und die französische   Staatsumwälzung des vorigen Jahrhunderts sind die sprechendsten Beispiele. Man mag über die Ausschreitungen jener großen Bewegungen noch so sehr zetern, wer die Gefühlsverrohung der herrschenden Stände jener Zeiten fennt, wird diese gewaltsamen Außbrüche der Volksleidenschaft, die wie ein reinigendes Gewitter in die das ganze Gesellschaftsleben verpestenden Künste fuhren, erklärlich wenn nicht entschuldbar finden. Und Stickstoff war wahrlich in reichlichen Massen oorhanden. Denn was soll man zu einer Zeit sagen, wo man die Kleider so weit ausschnitt, daß die Brüste völlig entblößt waren, wenn, wie es beim Einzug Ludwigs XI. in Paris   im Jahre 1461 geschah, drei der schönsten Mädchen diesen bekannten ,, Freund der schönen Bürgerinnen" ganz nackt mit Gedichten empfingen! Ein ähnliches Schauspiel führte die Stadt Lille   vor Karl dem Kühnen im Jahre 1468 auf. Unter den bei dieser Gelegenheit aufgeführten Schauspielen befand sich auch das Urtheil des Paris  , wo­bei die drei Göttinnen der Mythe gemäß völlig nackt erschienen. Das seit der letzten Pariser Weltausstellung viel von sich reden machende Bild Hans Makarts, den Einzug Karl's V. in Antwerpen   darstellend, ist bekannt, ebenso der historische Stoff, nach welchem sich bei den zu