verbunden, Hermes zwischen den Fingern der rechten Hand schwingen und durch ihre gegenseitige Berührung silberhell ertönen ließ. Sowie das Kind den süßen Ton hört, wird es erregt und greift nach dem neuen Geräth, das später für den wildschwärmenden Chor des erwachse­nen Gottes ein unentbehrliches Instrument werden sollte, aber ehe Hermes dasselbe ausliefert, ist er, der musikalisch hochbegabte und viel­gepriesene Erfinder von Kithara   und Hirtenflöte, selbst ganz verloren in die Klangwirkung, die er durch seine neue Gabe hervorruft. Viel leicht gab es eine Sage, welche die Erfindung der helltönenden Cymbeln und ihre Ueberreichung durch Hermes an den jungen Weingott, den die Römer Bacchus nannten, näher motivirte, vielleicht kam es dem Künstler auch nur darauf an, eine vielbekannte Quelle von Tonempfindungen zu benußen, um ihre Wirkung auf die Seele desjenigen Gottes zu zeigen, unter dessen besonderem Schuß eine seltene Art der künstlichen Divination, aus Klangwirkungen zu weissagen, stand. Die volle Be­deutung dieses seltenen Fundes, den die deutsche Kommission für Aus­grabungen in Olympia gemacht hat, wird man allseitig erst würdigen, wenn Photographien und Gypsabgüsse dieses wahrhaft einzigen Meister wertes in alle Boltskreise gedrungen sein werden. Daß durch diese Gruppe nicht blos die Geschichte der antiken Kunst einen bisher oft vermißten sichern Prüfstein für die zweite Blüthenepoche der griechischen Plastik erhalten hat, sondern auch der modernen bildenden Kunst ein neuer Ausgangspunkt für das Studium der Antike in kunstideeller wie kunsttechnischer Bildung geboten wird, ist sicher. Ob sie desselben sich bedienen wird, der steigenden Fluth des immer gröberen Realis­mus gegenüber? Wir wollen es hoffen! Y.

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Angenehme Ueberraschung.( Bild Seite 329.) Wenn es Auf­gabe der Kunst ist, uns auf Momente die Konflikte und Unvollkommen­heiten des sozialen Lebens sowohl, als die Widersprüche in unserem Innern vergessen zu machen, so mag die Forderung, daß der Künstler für das Leben zu schaffen habe, als unbegründet erscheinen. Soll doch grade das, was einen nicht unbeträchtlichen Theil des Lebens ausmacht: Leid, Schmerz, Haß, Kummer, furz, alle Schattenseiten des menschlichen Daseins, durch die Einwirkung eines Kunstwerks auf uns unvollkommene Menschenkinder verbannt werden! Aber in diesem Erfolge liegt wohl zugleich sehr klar der Zweck und die eminente Bedeutung des künft­lerischen Schaffens für das Leben. Denn indem wir uns zeitweilig aus dem Zu­beispielsweise durch das Anschauen eines Gemäldes stande der Unvollkommenheit in einen Zustand möglichster Vollkommen­heit versetzt fühlen, ist uns das erstrebenswerthe Vorbild gegeben, nach dem wir unser Dasein zu gestalten haben. Wie kein anderer hat des­halb auch der Künstler das Dichterwort: ,, Greift nur hinein ins volle Menschenleben," sich zur Richtschnur zu nehmen und durch seine künst­lerische Behandlung des gegebenen Stoffes zu zeigen, daß die uns oft als trostlos erscheinende gemeine Wirklichkeit sich sehr wohl schön ge­stalten läßt, wenn wir nur den allen Menschen gegebenen ,, Götterfunken", Bernunft genannt, richtig anwenden. Je einfacher der Stoff, je mehr das Empfinden des Künstlers sich dem der gesammten Menschheit nähert und diesem verwandt ist, umſomehr wird der Künstler sich dieser ver­ständlich machen und sie zu sich in das Reich des Schönen hinaufziehen. Eine der volksthümlichsten Gattungen der Kunst dürfte wohl aber un­streitig die Genremalexei sein. Bei den Alten schon gepflegt, hat sie in der Neuzeit noch weit mehr an Bedeutung gewonnen. Wesentlich trägt dazu bei außer ihrem Charakter das große ihr zur Verfügung stehende Stoffgebiet, welches das ganze menschliche Leben umfaßt. Bestimmte Zustände, die einfachsten Vorgänge, 3. B. wie einer gähnt, schnupft oder sich irgendwie beschäftigt, ferner Tanz, Familienszenen und Ausbrüche der Leidenschaften, Kampf mit Naturkräften u. dgl. sind Vorwürfe für die Darstellung des Genre. Welcher ersprießliche Wirkungs­freis der Malerei auf diesem Gebiete vorliegt, dürfte die kurze An­deutung schon hinreichend ergeben. Den Beweis dafür mag aber unsern Lesern unser Bild erbringen. Wem wäre nicht die hier dargestellte ein­fache Szene bekannt, welche der Künstler dem Leben abgelauscht und in meisterhafter Weise wiedergegeben hat! Man muß die Freude kennen und miterlebt haben, welche alle Glieder einer ländlichen Familie ergreift, wenn glückliche Umstände eine Vermehrung des für sie so nüßlichen Viehstandes herbeiführen, um sie mit solcher Treue auf die Leinwand zu bannen, wie im vorliegenden Falle. Aber unser Mütterchen hat noch einen ganz besondern Grund zur Freude. Sie hat, seitdem ihr treuer Lebensgefährte sie auf Nimmerwiederkehr verlassen, die Wirth­schaft ihren Kindern überlassen, und ruht nun im räumlichen ,, Auszugs" stübchen aus von den anstrengenden Lasten und Mühen ihres arbeits­reichen Lebens. Aber ganz mag und kann sie nicht auf Thätigkeit

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verzichten, und was liegt näher, als daß sie sich, um diesem Hang zu genügen, die Pflege ihrer gefiederten Lieblinge dazu in erster Linie aus­ersehen. Haben sie doch so oft ihre Speisekammer reichlich mit Eiern versehen und ihr manch' schönes Stück Geld eingebracht. Ja, sie hat rechnen gelernt in den vielen Jahren, und uns will bedünken, als hätte die Freude in ihrem Gesicht nicht allein das neuerwachte Leben, welches da unerwartet in den kleinen Küchelchen zutage trat, zur Veranlassung, sondern vielmehr die blanken Markstücke, die ihr aus dem in Aussicht stehenden erhöhten Eierverkauf bereits sicher sind und mit deren Hülfe sie dann ihren lieben kleinen Enkeln so manche Freude zu bereiten gedenkt. Schau sie dir nur genau an, lieber Leser, und du wirst zu­geben, daß wir recht haben. Dies in so vorzüglicher Weise, ohne alles Beiwerk, dargestellt zu haben, ist das Verdienst des Antonio Rotta  . Er ist slovenischer Abstammung, hat aber auf der Akademie zu Venedig  seine künstlerische Ausbildung genossen, wie er überhaupt in Italien  lebt. Früher Historienmaler, hat er sich jetzt ganz dem Genre gewidmet und mit seinen Leistungen viele Erfolge errungen. Wir glauben's und sind der Ueberzeugung, daß er auch die Leserinnen und Leser der Neuen Welt" durch die ,, angenehme Ueberraschung" für sich gewinnen wird.

nrt.

Die älteste europäische   Zeitung wurde etwa 50 v. Chr. zit Rom   in etwa zwanzig Exemplaren hergestellt ,,, Acta diurna  "; die älteste deutsche Zeitung von der ein fast vollständiger Jahrgang stammt in der Universitätsbibliothek zu Heidelberg   aufbewahrt wird aus dem Jahre 1609. Ihr vollständiger Titel lautet buchstäblich:

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Relation:

Aller Fürnem­

men vnd gedenkwürdigen Historien, so sich hin vnd wider in Hoch vnd Nieder- Teutschland, auch in Frankreich  , Italien  , Schott und Engelland Hisspanien, Hungern, Polen  , Siebenbürgen  , Wallachey, Moldaw, Türkey 2c. Jun diesem 1609. Jahr verlauffen vnd zutragen möchte.

Alles auff das trewlichst wie ich solche bekommen vnd zu wegen bringen mag, in Truck ver­fertigen will.

zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts ist auch das älteste sächsische Blatt, die ,, Leipziger Zeitung", die diesen Titel seit 1810 führt, ent­standen. Von 1660 an hieß sie ,, Neu einlaufende Nachricht von Kriegs­und Welthändeln" und war dem Postverwalter in Pacht gegeben. 1695 bekam sie den Titel ,, Leipziger Post- und Ordinairzeitungen", der 1711 in ,, Leipziger Postzeitungen" umgeändert wurde.

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Stahlfedern werden nach ungefährer Schätzung wöchentlich circa 40 Millionen verbraucht; zur Herstellung dieser Zahl sind etwa 640 Centner Stahl nöthig. Die ersten Stahlfedern wurden nachweislich 1803 von Wise in Birmingham  ( England) und 1820 von James Perry bei London   gefertigt, während als sicher angenommen wird, daß es schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts in England Schreib­federn aus Stahl gab. Eine Feder passirt, che sie zum Gebranch fertig ist, etwa zwölfmal die Hand des Arbeiters in verschiedenen Maschinen und es dauert fast drei Wochen, ehe sie aus dem dünnen Stahlblech geschnitten, gebogen, gehärtet, gespißt, gespalten und probirt, in Kästchen verpackt zum Verkauf bereit ist.

Literarische Umschau.

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Der gegenwärtige Stand der Waldschuhfrage". Von Georg Vollmar  , Leipzig  , Heimanns Verlag( Erich Koschny) 1880. Die Be­deutung des Waldes für den Ackerbau und mithin für die Volkswirth­schaft überhaupt ist allgemein bekannt; auch ist die Wissenschaft längst über eine endgültige Lösung dieser Frage im Klaren. Der Verfasser der genannten Schrift führt nun den Nachweis, daß auf dem Gebiete der Forstkultur die Praxis der Theorie nicht entspricht. Außerdem zeigt er an Beispielen, welche er den bedeutendsten Staaten Asiens  , Afrika's  , Amerika's und Europa's   entnommen, den gegenwärtigen Stand des Waldschußes, sowie die traurigen Folgen einer maßlosen Entwaldung. Demnach kann das Schriftchen allen Freunden einer rationellen Volkswirthschaft nur aufs beste empfohlen werden.

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Inhalt. Ein verlorner Mann, von Hermann Hirschfeld( Fortsetzung). Brennstoffe und Wohnungsheizung, von Rothberg- Lindener ( Fortsetzung). ( Fortseßung). Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph v. B.. Irrfahrten, von L. Rosenberg( Fortsetzung). Forschungsfahrten im nördlichen Polargebiet. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil( Fortseßung). Die Republiken Südamerikas  in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Historische Stizze von Dr. M. Vogler. Modethorheiten vergangener Jahrhunderte. II. Die älteste europäische   Zeitung. Hermesstatue des Praxiteles( mit Illustration). Angenehme Ueberraschung( mit Illustration).- federn. Literarische Umschau.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Südstraße 5). Expedition: Färberstraße 12. II. Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei zu Leipzig  .

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