das Lebendige als solches setzt. Wie gezeigt, hat das mechanistische System für sich die ganze empirische Anschauungswelt, die ge­sammte exakte Wissenschaft, den eraften Darwinismus und die fosmische Geschichte der Weltensysteme; gegen sich hat es nur einige teleologisch- mystische Schwärmerei.

Der Anthropomorphismus, auch in der bruno- häckel'schen Gestalt hat für sich die leicht erregbare Phantasie und poetisirende Schwärmerei, gegen sich indessen alles das, was der Mechanismus für sich ins Feld führen dürfte. Hier Erkenntniß und Wahrheit, dort Mystik und Träumerei; hier ein Wer­den und Entwickeln nach Mechanik und Ge­

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Darwinismus und die kosmische Geschichte des Sonnensystems bekämpfen und verneinen. Diese letteren Männer des wissen­schaftlichen Konservativismus, so einseitig und verrannt ihr Be­ginnen, sie bleiben sich wenigstens konsequent; während hingegen die Aufnahme der Monadologie von Seiten der ursprünglich darwinistischen Naturphilosophen zu nichts weiterem führt, als zur völligen Verwirrung in philosophischen Dingen, zur vollendeten Mystik und zum Spiritismus. Realen Beweis hierfür liefert Prof. Zöllner in Leipzig   mit seiner ganzen mediumistischen Sippe im vier­dimensionalen Raum. Fragen wir nach dem Grunde dieser Verwirrung in philosophischen

ſetz, dort Konstanz   und freie Wahl nachgeliningen, so kann derselbe nur erkannt werden

innerem Ermessen; hier Mechanik an sich und Werden der Teleologie, Ethik und Aesthetik, dort Teleologie an sich und Verneinung der Mechanik; hier weder böse noch gut, weder schön noch häßlich an sich, dort aprioristisch gut und auch schön; hier ein bloßes Sein an sich, weder ein optimistisch noch ein pessi= mistisch bestimmtes, dort ein aprioristisch optimistisches Sein, ein ethisch ästhetisches an sich.

Wohl wissen die Herren Caspari und Häckel, daß sie nicht der Mechanik zu ent­behren vermögen; daher die Phraseologie Caspari's von der wahren Freiheit unter dem Mantel eines sie zart umfassenden Ge­sezes, daher die Zerstörung des eigensten Fundamentes, das Aufgeben des Monismus und die Wiederbelebung der dualistischen Denkart; denn dualistisch ist es gedacht, neben der Nothwendigkeit an sich noch eine Frei­heit an sich anzuerkennen.

Eines schließt mit Nothwendigkeit das andere aus; es sei denn, daß wir den Widersinn zum Ausgangspunkt aller Betrach­tung nehmen wollten? Jeder absolute Wider­sinn ist aber an sich ein Widerspruch. Einen solchen zugegeben, hörte die Mechanik auf, Mechanik zu sein; Gesez würde Phrase; Will­für Gesetz; Verstand und Logik Frrsinn.

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Sollte Häckel es nicht wissen, daß er sich mit 1) Stuter aus dem 15. Jahrhundert.( S. 359.) dem Begriffe der Atomseele im Sinne der

in der Vernachlässigung wahrhaft logischer und philosophischer Forschung gegenüber der induktiven Methode der Naturforschung, wie sie in den letzten Jahrzehnten zu beobachten

war.

Zwar hält der Stamm der induktiven Schule noch an dieser fest, und es sind bis­her hauptsächlich nur die Genannten, welche der Spekulation zum Opfer fielen; allein das steht fest, daß die einfache Naturbetrachtung im engern Sinne dem Kausalbedürfniß des Menschen nicht genügt, und daß demzufolge früher oder später immer wieder eine höhere Art der Forschung, die philosophische, in den Vordergrund treten muß. Naturforscher aber, ohne sorgfältiges Studium unserer großen Philosophen, bei denen plötzlich allgemeinere, wie die mehr spezifisch fachmäßigen Bedürf nisse zutage treten, werden daher leicht ein Opfer dieser Bedürfnisse, indem sie nun in der neuen, jedoch nur oberflächlich gewonnenen, Einsicht ihr früheres eigenstes Fundament in blindem Eifer zugrunde richten.

Kommen wir noch zur Würdigung der bruno'schen Monadenlehre im philosophisch­fritischen Sinne, so ist es klar, daß diese Lehre keinen Begriff hat von wahrhaft kritisch tiefer Auffassung. In ursprünglicher Naivetät ist ihr die ganze Welt monistisch, begriffliche Unterschiede kennt sie nicht. Der berühmte Descartes', der das Ding an sich und die Erschei­nung zur begrifflichen Trennung bringt, ist ihr unbekannt; Bruno fand eben ohne weitere tri­tische Bedenken überall die­selbe gleiche Einheit( monas), nach der er auch das Jch konzipirte.

bruno'schen Philosophie in Widerspruch stellt mit seinem ganzen Ausgangspunkt früheren Forschen? Fast hat es den Anschein.

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Seine natürliche Schöp­fungsgeschichte, die Häckel  populär machte, bewegt sich lediglich innerhalb der Gren­zen einer universalen kosmi­schen Entwicklungsgeschichte ( vgl. S. 289, 4. Aufl.), seine Deszendenztheorie schließt sich an der kosmologischen Gas­theorie. Wörtlich schreibt Häckel Seite 654 dortselbst: ,, Der Wille ist bei den höhe­ren Thieren ebenso entschieden stark, wie bei charaktervollen Hier Menschen entwickelt. wie dort ist er eigentlich niemals frei, sondern stets durch eine Kette von ursäch­lichen Vorstellungen bedingt." Man sieht, wie Häckel hier

Die Unkenntniß des von Descartes   begründeten kriti schen Ausgangspunktes der Philosophie von Seiten Bruno's ist natürlich, denn die Lebzeit des Descartes  ( 1596-1650) fällt faum noch in die Bruno's, der 1548 geboren ist. Ganz anders stellt sich indessen dieses Ver­hältniß schon bei Leibniz  ( 1646-1716), und das, was Bruno nicht zum Vorwurf gemacht werden kann, die Nichtbeachtung des philo­sophischen Kritizismus, muß desto mehr ein Vorwurf sein gegen Leibniz   und noch mehr gegen die derzeitigen Wiederbeleber der bruno'schen Philosophie, nachdem ein Kant und ein Schopenhauer den von Descartes   begründeten Kritizismus weiter mit großer Schärfe zum Ausbau brachten.

2) Kopftrachten aus dem 15. Jahrhundert.( Seite 359.)

völlig noch in mechanistischem Sinne denkt, erst mit der Aufnehmung der brunoschen Philosophie arbeitet Häckel gegen Häckel, indem bei der Auffassung der ganzen Welt nach der Vorstellung des lebenden Ichs, von einer Entwicklungsgeschichte der Organismen schlechter­dings nicht mehr die Rede sein kann.

Die häckel'sche Atomseele, das caspari'sche biologische Atom schließen auch ein die preyer'sche Hypothese von der Anfangs­losigkeit der organischen Welt. Die hahn'sche Auffassung der Geologie als Organismen- Versteinerungslehre zeigt, wohin solche prinzipielle Verirrungen führen; es stellt sich das Paradoxon heraus, daß ursprüngliche Darwinisten sich in Harmonie bewegen mit den Ptolemäern unserer Zeit, die da von vornherein den

Bruno war Charakterphilosoph, und im Gegensatz zur asketisch­mittelalterlichen Selbstbetrachtung muß immerhin seine dichterisch­anthropomorphistische Einheitsphilosophie als ein Fortschritt be­trachtet werden. In philosophischer Beziehung war sie die Wieder­geburt der antiken Vorstellungsart.

Im großen und ganzen machen sich in der neuen Geschichte der Philosophie zwei Hauptrichtungen geltend, die eine ist die