aus, während er niederdeutsch ist, de vrient gleich der Freund! Freilich schwimmt sich's hier sehr schlecht gegen den Strom! Auch ist die Sache ja nicht so wichtig, daß das Leben daran hinge, es macht uns aber eben Freude, dem Bildungsdünkel eins am Zeuge zu flicken und ihm zuweilen eben das, worauf er sich etwas zugute thut, als im Grunde genommen ungebildet und mangel­haft begründet nachzuweisen!*)

Wenn Wiarda und andere Namenforscher behaupten, die Namen der Deutschen   hätten nie etwas Schlimmes bedeutet, so darf das wenigstens ganz bestimmt auf die Familiennamen, wie wir sahen, nicht ausgedehnt werden. Bei solchen, die von lieben Eltern dem Kinde gegeben wurden, ist dies selbstverständlich, nicht so bei Familiennamen, die zum Theil einem als Zunamen oft von anderen erst in späteren Jahren beigegeben wurden und oft in nicht freundlicher Gesinnung erfunden und gebildet wurden, wie oben schon erwähnt. Diese wurden und werden denn oft auch gern geändert von ihren Trägern. Ebenso änderte man solche, welche durch allmähliche Umgestaltung an Worte von ekel­hafter oder sonst unangenehmer Bedeutung anklingen. Verfasser fannte eine Familie, die Brühschwein hieß; deren damaliges Haupt taufte sich um in Brühwein, das Publikum war aber boshaft genug, ihn nun Brechwein zu nennen, was zu etwelchen Klagen auf Verbalinjurien Anlaß gab! Bu solcher Aenderung bedarf man aus Rechtsgründen heute der obrigkeitlichen Be­willigung.

Das Namenändern auch aus anderen Gründen spielte eine größere Rolle seinerzeit, als sich heut übersehen läßt. So hieß der berühmte Maler Lukas Cranach   ursprünglich Lukas Sünder, und den später üblichen und fast allein bekannten Namen legte er sich nach seinem Geburtsort bei; ebenso wandelten ihre Namen die beiden Gelehrten Doktor Andreas Bodenstein   und Johann Mayer nach ihren Geburtsorten Karlstadt   im Würzburgischen und Eck in Schwaben  : beide sind bekannt durch ihre gelehrten

* Der Verfasser schickt hier seine Angriffe auf den Bildungsdünkel an die falsche Adresse; denn man spricht das V in Vilmar wie w und den Namen Devrient französisch, also ungefähr Devrieng, nicht aus Bildungsdünkel, sondern einfach, weil er allgemein so gesprochen wird und weil sich die Träger der Namen selbst so gesprochen haben. Unser Mitarbeiter und Freund W. wird gewiß auch das winzige Stückchen Freiheit respektiren, welches darin besteht, daß jeder bei der Bestim­mung der Aussprache seines Namens ein gewichtiges Wörtlein mit zureden hat.

D. Red.

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Kämpfe mit Luther  . Der berüchtigte Abenteurer Casanova   wurde einst polizeilich zur Rede gesezt, auf Grund welches Rechts er sich des Namens eines Herrn von Seingalt   bediene; darauf ant­wortete er: ,, Auf Grund des Rechtes des Alphabets!"

Die Pseudonymität, das Annehmen falscher Namen bei Schriftstellern ist bekannt, ebenso bei Künstlern, die durch einen fremdklingenden Namen sich mit dem Nimbus des Fremden um­geben wollen, sintemalen das Sprüchwort sagt: Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande!

In Bayern   hat der Kurfürst Ferdinand Maria   im J. 1677 seinen Unterthanen nachdrücklich verboten, sich ohne landesherr­liche Bewilligung heute so und morgen anders zu nennen. Und schwankend ist noch heute für manch' braven Landmann die Schreibung seines eigenen Namens, wie Steub in seinem ober­deutschen Namenbuch beweist. Diese Landleute brauchen sich aber deshalb nicht zu schämen, noch der große Winckelmann   schrieb sich bald mit einfachem t, bald mit d! Und der Dichter Fleming, der bedeutendste unter den Sängern des dreißigjährigen Krieges, schrieb sich bald Flemming, bald Fleming, auch Fläming und Flämming. Interessant ist der Umstand, daß auch bei uns Anleihen in der Namenbildung von den Romanen zahlreich gemacht worden sind. Die reinlateinischen Namen Altroms würden wohl eine sehr magere Heerschau ergeben, die Quintus, Sextus, die Calvus, Niger  , Rufus, nach der Zahl, vom kahlen Scheitel, vom schwarzen oder rothen Haar so genannt, und die Curier, Furier und Spurier würden auch nicht viel buntes Leben hineinbringen in die ita­lienische Namenwelt. Da treten uns aber in strahlendem, bedeu­tungsvollen Glanz entgegen die longobardischen Namen Bertaldi ( Berthold), Grimaldi( Grimwald), Rambaldi( Reinbold), Rinaldi ( Reinold), Sismondi  ( Sigismund), der große Dichter Dante trug einen deutschen Familiennamen, nämlich Alighieri, d. i. Adelger, und der Alte von Caprera  , Garibaldi  , ist ein deutscher Speer­amteswalter, ein Speerschwinger, und der jezige König Umberto hat seinen Namen dem deutschen Humbert entlehnt, was wohl soviel bedeutet, wie einen, der sich Ruhm im Kampf gegen die Hunnen erwarb. Bei den Franzosen sprechen wir die Namen Bernard, Eynard, Evrard, Gerard, Gautier, Thierry und viele andere als ursprünglich deutsche   an, sie sind gleich Bernhard, Eginhart, Eberhard, Gerhard, Walther, Dietrich. Ebensolche Entlehnungen ließen sich auf der spanisch- portugiesischen Halb­insel nachweisen und noch vielfach anderwärts.

Wohnungsheizung und Ventilation.

Von Rothberg- Lindener.

( Fortsetzung.)

Bei Vorführung dieser Ansprüche an Ventilation unserer Wohnungen und angesichts der Thatsache, daß bisher nur in verschwindend wenigen Fällen durch besondere Einrichtungen den selben wirklich genüge gethan ist, wird uns ohne Zweifel auch hier der unter wechselnden Einkleidungen dem Inhalt nach darauf hinauslaufende Einwand gemacht werden, daß die Nothwendig keit der Ventilation doch wohl keine so zwingende sein könne, da auch ohne sie die Menschheit bisher existirt habe und die Leute groß, stark und alt geworden seien, wobei man allemal vergißt, daß diejenigen, welche den Nachtheilen schlechter Einrichtungen erlegen sind, und zwar zum größern Theil schon im Kindesalter, eben nicht mehr existiren, um als warnende Beispiele menschlicher Unkenntniß vorgestellt werden zu können; daß wir die Wirkungen dieser Schädlichkeiten auf den menschlichen Körper mit hunderterlei Krankheitsnamen symptomatisch bezeichnen, und die ursprünglichen Siechthums- und Todesursachen in den bezüglichen Listen fast nie zu finden sind. Mangelhafte Ernährung und Hunger, Ueber anstrengung oder einseitige Thätigkeit, sowie verpestete Athmungs­luft sind als Grundursachen immer nur unter anderen Rubriken zu finden.

Dazu kommt noch, daß, zum Theil wenigstens, die Luft­erneuerung aller Wohnräume durch die sogenannte spontane Venti­lation bewirkt wird. Diese ist der Undichtheit der Wände, Thüren und Fenster zu verdanken; der Luftwechsel kann bei großer Mangel­haftigkeit dieser Theile bis zu 50 Prozent des Rauminhalts pro Stunde steigen, je nach der Zahl der Außenwände und dem

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Temperaturunterschied zwischen der inneren und äußeren Luft. Wäre das nicht der Fall, so würden wir allerdings wohl häufig einer, vielleicht spontane Erstickung" benannten Todesursache begegnen, wie ja in der That das Ereigniß bei Einpferchung einer großen Zahl von Menschen in einem engen Raume, wie z. B. innerhalb dick ummauerter, fensterloser Gefängnißräume oder auf Schiffen schon hin und wieder eingetreten ist. So auf dem Dampfer Londonderry  ", wo der Kapitän bei stürmischem Wetter, nach dichtem Verschließen der Luken, zweihundert Menschen in die große Kajüte kommandirte und deren Thür versperren ließ. Die Luftvergiftung geschah unter diesen Umständen so rasch, daß nach einigen Stunden schon zweiundsiebzig Menschen den Erstickungstod gefunden hatten.

Die spontane Ventilation ist nur in den seltensten Fällen genügend, um andre Fürsorge entbehrlich zu machen; am ehesten in großen, gutgeheizten, wenig bewohnten Räumen, während enge, viele Menschen bergende, mangelhaft geheizte Wohnungen, ob­gleich wegen dünner Wände, schadhafter Thüren und Fenster der Luftzug ein verhältnißmäßig lebhafter sein kann, doch durchweg mit Ventilationsvorrichtung versehen sein müßten.

Soviel nun auch über den hygienischen Werth oder Unwerth der Wohnungen in dieser Beziehung noch zu sagen ist, so können wir diese Frage hier doch nur insoweit behandeln, als sie mit der Heizung zusammenhängt. Sie lautet demnach also: in welcher Weise kann man verlangen, daß nach dem heutigen Standpunkt des Wissens und technischen könnens zur Zeit des Heizens