429 Humor die Flasche Wein leer und als ich endlich zu Bett ging, schlug es vom Kirchthurm 2 Uhr.--- Wolkenbauers Faktotum war in aller Frühe bei mir. Ich solle zum Doktor kommen. Er ließe mich dringlich darum bitten. -- Ich schickte den Alten mit energischem Protest zurück.--- Wolkenbauer hat wieder geschickt. Diesmal stellte er mir durch einen Zwischenmanu viel Geld zur Verfügung, wenn ich die Papiere aushändigen wollte. Er machte mir weitgehende Versprechungen und betheuerte auf das schmeichelhafteste seinen Respekt. --- Ich dachte bei einer nochmaligen Belästigung die Polizei zu Hülfe nehmen zu wollen und komplimentirte den Vermittler zur Thür hinaus. Die Zeitungen sind voll von Berichten über die gestrige Ver- sammlung. Alle bemühen sich, die Sache zu verdrehen und zu verhüllen. Man bemängelt meine Rede und fährt fort, seine Unschuld zu betheuern!---- Als ich heute Mittag durch die Stadt ging, wurde ich überall gegrüßt. Es waren besonders Kleinbürger, Handwerker und Arbeiter, die mir auf diese Weise ihr Beifallsvotum gaben.-- (Fortsetzung folgt.) Dem Schicksal abgerungen. Novelle von Kudotph von A...... (Fortsetzung.) Fritz Lauter sprang auf von seinem Stuhle und schritt hastig ans Fenster, das er öffnete, wie um frische Luft zu schöpfen. Willisch machte eine Wendung, aber ohne sich zu erheben, und sagte: 'S kommt Ihnen wohl vor, als wenn die Geschichte zum Davonlaufen wär'? Ist's auch beinah' die und manche andre. Wenn ich Ihnen z. B. meine Geschichte erzählte die Geschichte, wie man Rittergutsbesitzer wird, ich denke, die würd' Ihnen auch interessant sein, denn Sie sind, wie gesagt, eine ehrliche Haut, aber Sie wollen so was wahrscheinlich nicht hören" Fritz schaute unverwandt ins Freie; nach einer Pause ant- wortete er jedoch: Nein, erzählen Sie, nur beantworten Sie mir vorher eine Frage! Was Sie mir erzählen wollen, wirft auch ein un- günstiges Licht auf meinen Chef, Herrn Schweder?" Wie man's nimmt!" Willisch zuckte mit den Achseln.In den Augen einer Unschuld, wie Sie sind ja! Vom Stand- punkte so eines Menschen aber, wie ihn die Welt heutzutage braucht und, wissen Sie, verdient, eines so recht mit allen Hunden gehetzten Menschen, wie man sagt, der das Leben nimmt, wie's ist, und immer nur sieht, wo er bleibt, für so einen müßt' ich mit nein antworten, im Gegentheil sogar." Nun, so erzählen Sie nur." Schön, aber Sie müssen Sich wieder hersetzen zu mir. Denn die Bauern da unten in der andern Ecke machen ihre langen Ohren noch länger und möchten gar zu gern hören, was wir reden. Und von dem, was ich Ihnen jetzt sagen werde, dürfen die Kerle nichts hören, das gäb' einen schönen Spektakel!" Lauter nahm seineu alten Platz wieder ein und Willisch begann: Ich bin also Rittergutsbesitzer und habe mich auf diesen schönen Posten vorbereitet als, na, es will mir garuicht mehr recht über die rittergutsbesitzerliche Zunge, mit Respekt zu melden als Dieustmann. Und zwar bin ich durch mein Verdienst als Dienst- mann so avancirt. Ja, scheu Sie mich nur so zweifelnd an, junger Herr von der Feder, hätt' ich meine Sache nicht so aus-. gezeichnet gemacht, als ich in der blauen Bluse steckte und für zwei Thaler den Tag und diverse Extraspesen des vornehmen Herrn Schweder sein'n Spion machte" Spion?" Um Fritz Lauters Mund legte sich ein verächt- licher Zug.Spion?" ft-agte er noch einmal, als Willisch, der einen gewaltigen Schluck aus dem großen Schoppenglase genommen hatte, nicht sogleich antwortete. Wenn man als Dienstmann was verdienen will, junger Herr, da darf man sich die Kommissionen, die man kriegt, nicht erst hinten und vorne besehen, ehe man sie ausführt. Ich kannte den Herrn Schweder als den noblen Herrn, bei dem's auf ein paar Thaler nie angekommen ist, und da griff ich natürlich mit beiden Händen zu, wenn der mir was zu thun gab. Außerdem kam mir's riesig spaßig vor, daß ich den reichen Alster und die superklugen Rechtsverdreher, die Wichtels, ausspioniren sollte. Was war da Böses dabei, wenn ich alle Morgen dem Herrn Schweder, wie ein vortragender Rath seinem Minister, meinen Bericht abstattete, wo der Herr Juftizrath am Abend vorher seinen Wein getrunken hatte, was für eine Schauspielerin der Herr Alster oder der junge Herr Wichtel zum Souper bestellt hatte, und was dergleichen schöne Beschäftigungen, wie sie die reichen Herren vorhaben, mehr sind?" Was für ein Interesse konnte das alles aber für Herrn Schweder haben?" Was für ein Interesse? Na, sehr einfach, oder vielmehr garnicht einfach, sondern ein doppelt und dreifaches Interesse, zu Anfang dacht' ich, die Geschichte wäre sehr einfach, der Herr Schweder wollte blos wissen, wie bei Alsters der Hase läuft, um das famose Mädel, die Tochter vom alten Alster, bequemer wegschnappen zu können--" Was reden Sie da für Thorheit, Herr Willisch," fuhr Fritz Lauter dazwischen.An Wanda Alster hat Herr Schweder gewiß niemals gedacht in dem Sinne, wie Sie es meinen, und und wenn er an sie gedacht hätte? nun, es ist Thorheit, von so etwas nur zu reden--" Seh einmal ein Mensch an, wie Sie wieder warm werden, wenn man auf die schöne Wanda zu sprechen kommt." Herr Willisch, ich bitte--" Schon gut. Ich sage nicht ein Wort, d. h. ich fahr' ruhig fort in meiner Erzählung. Sehen Sie, vorläufig war ich cttso auf den Holzweg gerathen; nicht die Tochter wollte der Herr Schweder erobern, sondern für's erste den Alten, und den auch nicht für sich, sondern für seinen Freund Senkbeil. Ich sag' Ihnen, das war feine Arbeit wie der den alten Alster und die Wichtels an der Nase herumgeführt hat, bis sie endlich auf die Kompagnieschaft mit dem Senkbeil hineinfielen, der hol' mich der Teufel! so elend bankerott gemacht hätte, wie nur einer, wenn die gescheiten Herren, die die Eisenbahn in der Tasche hatten und die viele Arbeit von der Eisenbahn mitbrachten in die unvernünftig groß angelegte Fabrik, wenn die nicht ins Garn gegangen wären." Ich kann den Zusammenhang nicht finden in dem, was Sie erzählen, Herr Willisch. Durch die Kenntniß der Thatfachen, wo der Justizrath seinen Wein trank und mit was für Schau- spielerinnen sein Sohn und Herr Alster, von dem ich solche Dinge übrigens nicht so ohne weiteres glaube, zusammenkamen, gewinnt doch niemand bestimmenden Einfluß auf Männer von soviel Ver- stand und in unabhängiger Stellung!" Und doch hat er's, der feine Herr Schweder. Er hat den andern ihre Schwächen abgelauscht, er hat dann mit ihnen ge- kneipt, hat sie mit schönen Damen zusammengebracht, und wenn sie windelweich waren vor Vergnügen und Gemüthlichkeit, hat er sie beschwatzt; und das versteht er, so in schwachen Augen- blicken auch die gescheitesten Leute tanzen zu lassen, wie er pfeift, soweit müssen Sie ihn doch kennen, denk' ich. Aber lassen Sie mich nur weiter erzählen. Wie er die nun in der Kompagnie mit Senkbeil drin hatte, mußten sie auch Geld'rausrücken zu der großen Zeitung anfangs hat wohl der Justizrath's meiste gegeben gehabt, dann aber mußte der Alster ordentlich dran glauben. Nun spielt er in politischen Sachen die erste Geige, die großen Bankgeschäfte und Aktiengesellschaften müssen ihm um den Bart gehen, bei unseren Eisenbahnbauten macht er einen Riesenschnitt--" Halt!" rief Fritz Lauter.Das ist nicht wahr, das ist zum mindesten ein großer Jrrthum. Ich weiß ganz gewiß, daß Herr Schweder keine Bahnaktien hat und überhaupt mit der Bahn in keiner Geschäftsverbindung steht." Willisch lachte.Sehr schön," sagte er.Das hat aber auch niemand behauptet. Daß ich ein Rittergutsbesitzer bin, das wissen Sie doch auch ganz gewiß, Herr Lauter, wie?" Was hat das damit zu thun?" fragte Fritz zurück. Nr. 3«. mo.