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heere heim und ließen, weil in Bellinzona 20 000 Mailänder sich! ansammelten, 600, geschrieben sechshundert Mann Besayung, zur Sicherung des oberen Livinenthals im Dorfe Giornico zurück.

nde.( Seite 454.)

Graf Torello, der mailändische Befehlshaber, glaubte, mit diesen 600 Schweizern leicht fertig werden zu können, und musterte 15 000 Mann seiner besten Truppen zu dieser Unternehmung

aus.

Der in Giornico ansässige Hauptmann der Liviner verband mit schweizerischer Tapferkeit italienische List, und verhalf den Eidgenossen zum Siege. Richter Stanga, dies war der Haupt­mann, rieth den Eidgenossen, die abschüssigen Wiesen in der Nähe des Dorfes mit dem Wasser des Tessins zu überschwemmen und dann mit Eisstacheln, resp. Fuß­eisen versehen, den Feind auf der Höhe zu erwarten.

Am 28. Dezember( 1478) rückten die 15000 Mailänder an und konnten auf dem mit Glatteis überzogenen Ter­rain, der Abhänge wegen, nicht in geordneten Reihen vorwärts kommen. Nachdem das Bergvolt an dem Stür­zen und Purzeln der An­greifer sich hinreichend ergötzt hatte, stürzte es mit Unge­stüm auf den an Zahl über­legenen Feind; ein furcht­bares Gemezzel begann und in wilder Flucht eilten die Mailänder, mehr denn 1500 Gefallene zurücklassend, nach dem befestigten Bellinzona zurück.

Noch jezt, nach vier Jahr­hunderten, erzählt man im Volke vom Hauptmann der Luzerner , dem Tuchhändler Frischhans Theiling, dessen Tapferkeit den Mailändern schier übernatürlich erschien.

Und noch zu Ende des 18. Jahrhunderts erlebte dieser Theil der Südschweiz das höchst eigenthümliche und schreckliche Schauspiel, daß das Morden und Mezzeln bis in die stillen Hochgebirgs­thäler fortgesetzt wurde, daß ein russisches Heer unter Suwarow von der Lom­ bardei her heraufzog und mit den Franzosen harte Kämpfe an den beiden Abhängen des St. Gotthard , in den Schluch­ten des Tessin und in den Felsenklüften des Val Tre­mola( Thal des Zitterns) be­stand. Noch erinnert in die­sem, von häufigen Lawinen­stürzen heimgesuchten Thale die Inschrift: ,, Suwarow victor"( Suwarow Sieger) an den grauenvollen Feldzug. Selbst das Hospiz auf dem St. Gotthard , zum heutigen Kanton Tessin gehörend, ent­ging nicht der Zerstörungs­wuth der Menschen. Als Seume , vom Spaziergang nach Syracus zurückkehrend, über den St. Gotthard wan­derte, fand er die Umfassungs­mauern des Hospiz ohne Dächer, im Innern große Schneemassen beherbergend. Noch mehr aber als die Menschen richteten verheerende Naturereignisse, hier vielleicht mehr, als in einem andern Theile der Schweiz , Zerstörung und Ver­nichtung an.

In der Nähe von Biasca , der Station der Gotthardbahn ,