erhebt sich ein umfangreicher, gewaltiger Schuttkegel seit dem Jahre 1512. Am 28. Februar des Jahres 1512 war es, als um Mitternacht der Berg sich herabsenkte und mehr denn drei­hundert Häuser des alten Biasca für immer mit allem Fastnachts­jubel, der darin grade herrschte, begrub.

Die Schuttmasse sperrte das Thal und die Gewässer ver­wandelten es durch die erfolgende Stauung in einen See, der zwei Jahre später sich Bahn brechend, die Gegend unterhalb des Ortes plötzlich mehrere Klafter hoch überfluthete und, dem Lago maggiore zueilend, ungeheure Verheerungen anrichtete. Jährlich, wenn im Winter nach starken Schneefällen ein heftiger Südwind daherstürmt und Thauwetter bringt, oder die Frühlingssonne die hochgelegenen Schnee- und Eisfelder erwär­mend, gewaltige Lawinen zu vernichtendem Sturze entfesselt, werden Viehherden, größere und kleinere Wohnpläge, sowie zahl reiche Menschenleben vernichtet. Und doch wird wieder in un­mittelbarer Nähe dieser Unglücksstätten zur Anlage neuer Wohn­plätze geschritten und unterhalb der mit Sturz und Steinschlägen drohenden Felswände gewohnt, geliebt und geheirathet, als ob von Gefahr keine Rede wäre.

450

In der Schreckensnacht vom 9. zum 10. Januar 1863 wurde das Dorf Bedretto von einer Lawine derartig zugedeckt, daß an Rettung nicht gedacht werden konnte. In derselben Nacht wurde Airolo ebenfalls von einer Lawine bedroht. Eine kolossale Schneemasse senkte sich in der Richtung auf das Dorf; zum Glück theilte sie sich oberhalb des Dorfes, doch war ein Theil dieser. Lawine stark genug, den oberhalb Airolo stehenden Wald sammt dem Erdreich fortzureißen und die Trümmer bis in die Schlucht des Tessin hinabzuwälzen. Airolo liegt an einem Plaze, der, gradezu gesagt, ein Niedergehen von Lawinen förmlich heraus­fordert, und noch im Monat April 79 zerstörte eine Lawine ein Haus von Airolo , wobei natürlich die vier Bewohner desselben ihren Tod fanden.

Von mehreren Ortschaften, wie z. B. von Bodio ( Poststation), das am Fuße steiler, schwarzer Felswände gelegen ist, berichten uns Volkssagen, daß sie schon einmal gänzlich von Felsstürzen

verschüttet wurden, und mehr als ein Dorf an der vom Gotthard zum Lago maggiore führenden Landstraße hat die Bezeichnung: ,, im Frühjahr den Lawinen in hohem Grade ausgesetzt," in den Reisebüchern erhalten.

Wie schon vorher angedeutet, hat der Kanton Tessin die größten Gegensäßte auf seinem nur 2818,4 Quadratkilometer umfassenden Gebiete aufzuweisen. Von der üppigen tropischen Vegetation, die südlich die Ufergegenden der großen Seen schmückt bis zu den öden, dürftigen Stein- und Eisfeldern, in der Region des ewigen Schnees den Charakter der vegetationslosen Polar­gegend annehmend finden wir alle Abstufungen und Uebergänge, oft durch lokale Verhältnisse scharf markirt, in interessanter, oft mehr romantischer als anmuthiger Szenerie.

Wenn wir von Norden kommend aus dem Val tremola( Thal des Bitterns) an einem hellen Morgen herausschreiten, erblicken wir im Halbkreise von Südost bis Nordwest ein wahres Meer von Felskuppen und Bergzipfeln, das, in die blaue Luft empor­ragend, die mannichfachsten Formen aufweist.

Unter uns in der Tiefe liegt Airolo , und wenn wir zu dieser Ortschaft hinabsteigen und unsere Wanderung ins Land hinein beginnen wollen, müssen wir vorläufig die Aussicht auf Schnee­und Eisfelder aufgeben, denn die Straße, der einzige Weg, geht in der Tiefe, durch die Schluchten und Bergeinschnitte, die schon die Wasser der Vorzeit gewühlt und gerissen haben.

Unterhalb Airolo , das dicht am Südabhange des St. Gotthard liegt, geht es durch großartige Felsengallerien auf eine niedriger gelegene Gebirgsterrasse hinaus, die früher jedenfalls der Boden eines Sees war und jetzt ein Plateau bildet, auf dem mehrere Ortschaften sich erheben. Unsere Straße gegen Süden weiter verfolgend, gelangen wir bei Dazio grande( großer Zoll) aus dem hellen Tageslicht in ein unheimliches Dunkel; wir gelangen in eine grausige Schlucht, deren eigenthümliche Reize für starke Nervensysteme berechnet sind. Zwischen Granitwänden stürzt mit Brausen und Rauschen der Tessin in die unheimliche Tiefe, häufig genug gigantische Felsblöcke mit Donnergepolter im jähen Sturze mit hinabreißend. ( Schluß folgt.)

Wohnungsheizung und Ventilation.

Von Rothberg- Lindener.

( Schluß.)

Neben diesen, den wirthschaftlichen Vorbedingungen und An­forderungen der Gegenwart in verschiedenem Maße Befriedigung gewährenden Einrichtungen zur künstlichen Erwärmung unserer Behausungen finden sich bereits vereinzelt die Anfäße zu solchen, welche im Laufe der naturgemäßen Weiterentwicklung aller Ver­hältnisse in Zukunft in allgemeineren Gebrauch kommen zu sollen scheinen. Wir haben dabei einige Arten von Centralheizung im Sinne, welche gegenwärtig in Anlage und Wirkung ihre Er­probung erfahren theils in öffentlichen Gebäuden, theils in großen und opulenten Privathäusern. Ueber die Vorzüglichkeit der einen oder anderen der jetzt ausgeführten Centralheizungen führen die, Konstrukteure und Interessenten an denselben noch Streit. Bis zu der Zeit, da die Frage ihrer Anwendung die breiten Schichten des Voltes unmittelbar zur Theilnahme und Beurtheilung auf­fordert, mögen sich noch mancherlei Verbesserungen herauskrystalli­firen. Es jei hier aber gestattet, noch die Vortheile zu sfizziren, welche zwei der uns am werthvollsten scheinenden Arten der Centralheizung für die allgemeinen wirthschaftlichen Verhältnisse des Volkes in Zukunft zu bieten im stande sind und dadurch dent bewußten Streben nach Verbesserung eine Richtung vor­zuschlagen.

-

Wir betrachten zu dem Zweck die Warmwasserheizung und die Dampfheizung. Die erstere scheint uns am geeignetsten, um den Uebergang zu einer nicht nur einzelne Häuser, sondern ganze Häuserviertel und Stadttheile umfassenden Centralheizung zu ver­mitteln. Das warme Wasser, welches von einem Heizofen etwa im Keller aus in eisernen Röhren durch alle Wohn­räume eines Hauses geleitet wird und eine Temperatur von 80 bis 100 Grad R. hat, gibt eine angenehme, wenig strahlende, gleichmäßige Erwärmung, einzelne Räume lassen sich leicht ein und ausschalten, die Bedienung ist leicht und die Reinlichkeit durchaus gewahrt. Die Ventilation muß durch besondere Ein

richtung hergestellt werden, die aber bei nachträglicher Anwendung dieser Heizmethode selbst in alten Häusern nicht schwierig ist, da zahlreiche Schornsteine zu diesem Behufe frei werden.

Die Nachtheile dieser Heizeinrichtung bestehen darin, daß die Wirksamkeit in horizontaler Richtung vom Feuerungsherd aus nicht erheblich weit, nicht über 10 Meter, in Anspruch genommen werden kann, und daß die Röhren bei unaufmerksamer Zuführung äußerer Ventilationsluft, oder wenn ein Theil der Räume längere Zeit unbenutzt steht, im Winter einfrieren können; auch ist die Anlage nicht billig. Außerdem müssen zum Kochen doch noch für jede Wohnung besondere Defen vorhanden sein.

Diese Nachtheile einer Heizungsanlage mit erhiztem Wasser scheinen jedoch auch noch durch eine neuere Konstruktion, die eines fombinirten Warmwasser- Heiz- und Kochapparats" im wesent­lichen behoben. Dieser Apparat benutzt den meidinger'schen Füll­ofen als Verbrennungsherd und umgibt den Ofenschacht mit einem mit Wasser gefüllten Mantel, das durch die glühenden Koks erhitzt wird. Das heiße Wasser wird durch Röhren in die Wohn­räume geleitet und heizt dieselben, während der Apparat selbst in der Küche steht. Die abgehenden Gase einer sehr ökonomischen und vollkommenen Verbrennung werden allein zum Kochen benutzt, ehe sie in den Schornstein in mäßiger Temperatur abgeleitet

werden.

Diese Vorrichtung wird auch für kleinere Wohnungen in großen, fasernenartigen Miethshäusern nutzbar zu machen sein, da diese Centralheizung etagenweis angelegt werden kann. Ein Apparat ist hinreichend, um darauf für 30 Personen die Mahl­zeit zu kochen und 10 Zimmer in vortheilhaftester, angenehmer und gesunder Weise zu heizen. Für kleinere Wohnungen kommt noch in Betracht, daß bei solcher Heizmethode jede Feuersgefahr oder sonst mögliche Beschädigung ausgeschlossen wird, welche zeit­weis ohne Aufsicht älterer Personen gelassene Kinder häufig herbei­