Der alte Peter warf einen etwas entrüsteten Blick auf den Herrn Redakteur, der, seiner Meinung nach, doch sehr unverdient zu sehr hoher Ehre kam.
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" D, ich ich, der gnädige Herr Oberstlieutenant belieben zu scherzen. Wenn der Herr Oberstlieutenant befehlen-" " Schon gut. Der alte Peter kann ruhig in seine Klause gehen, ich werde den Herrn führen. Bitte!"
Aber der alte Peter ließ sich in seinem Diensteifer nicht so leicht abweisen. Er sprang mit einer für sein Alter wunderbaren Geschicklichkeit vor den Herren eine Treppe hinauf, riß eine mäch tige Flügelthür von kunstreich geschnigtem Eichenholz auf und zischelte hinein:
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„ Jean der Herr Oberstlieutenant von Steinach wollen mit dem Herrn von der Zeitung zusammen eintreten bei Seiner Gnaden."
Sofort erschien der in die dunkelrothe Hauslivrée gekleidete Kammerdiener des Barons von Felseck in der Thür, machte eine tiefe Verbeugung gegen die Kommenden und schritt dann rasch nach dem Arbeitszimmer seines Herrn, um seine Meldung zu machen.
Eine klangvolle, tiefe Männerstimme rief, wie es den Anschein hatte, freudig überrascht:
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Mein lieber Steinach? So nun, das trifft sich ja prächtig. Dann bitte ich die Herren, gleich hier einzutreten."
Und kaum waren die Worte verklungen, als eine hohe, nur mäßig nach vorn geneigte Greisengestalt an der vom Kammerdiener zurückgeschlagenen Portière erschien.
" Ich heiße die Herren willkommen. Sie, mein lieber Steinach, kennen gewiß den Herrn Berichterstatter und Redakteur Lauter, den ich jetzt wohl zum erstenmal zu sehen das Vergnügen habe?" Der Direktor von Steinach drückte warm und mit herzlichfreudigem Gesichtsausdruck die Hände, welche ihm der greise Schloßherr entgegenstreckte; Friz Lauter verneigte sich respektvoll, aber ohne jede Spur von Dienstbeslissenheit und selbstvergessender Unterwürfigkeit, ja selbst ohne Befangenheit; er fühlte sich von der Aufgabe, welche er mit allen Kräften seines Geistes und Körpers zu erfüllen sich vorgenommen hatte, so gestärkt und erhoben, so ganz und gar eingenommen, daß drückende und beengende Gedanken garnicht in ihm aufzusteigen vermochten.
" Ich habe den Herrn zwar auch erst in diesem Augenblick kennen gelernt," erwiderte der Herr von Steinach, aber da er mich versicherte, daß er in der verzweifelten Lage, in welche unser Weltwinkel im Augenblicke immer tiefer hineinkommt, Vorschläge zur Abhülfe zu machen habe, so brachte ich ihn umfolieber mit
Meer!
Poesie und Wahrheit.
Aus deiner Fluthen geheimnißvollem Schoß Mit dichterischem Vorgefühl
Ließ einst das wunderbare Volk der Griechen Geboren werden der Schönheit Urbild Und Gottgestalt.
Heute, nach Jahrtausenden,
Ward kund die Deutung dieser Poesie:
Aus dem niedern Wust
Und aus den Ungethümen allen,
Die das Meer gebar,
In fürchterlichem Kampf hat sich herausgerungen
Der Mensch,
Und er wird einst in sich vollenden Die Gottnatur der Schönheit.
Leop. Jacoby.
Gottfried Wilhelm von Leibnitz( Jllustr. S. 508), der Begründer der deutschen Philosophie des 18. Jahrhunderts, wurde am 6. Juli 1646 zu Leipzig , wo sein Vater Professor der Rechte*) war, geboren, besuchte die dortige Nikolaischule und bereits mit dem 15. Jahre ( Ostern 1661) die Universität, um sich dem Studium der Jurisprudenz zu widmen. Von großem Einfluß auf ihn muß der dort als Lehrer fungirende, besonders um die Geschichte der alten Philosophie verdiente Jakob Thomasius gewesen sein, denn Leibniz gab bald das Studium
*) So behauptet die Mehrzahl der mir zur Verfügung stehenden Biographieen, wohingegen Tennemann in seinem Grundriß der Geschichte der Philosophie' und Ueberweg in seinem gleichnamigen Werke angeben, er sei Professor der Moralphilosophie gewesen. Wer recht hat, vermag ich nicht zu entscheiden. D. Verf.
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hierher, als ich alles darum gäbe, wenn ich solche Vorschläge zu hören bekäme, und grade aus diesem Grunde zu Ihnen, mein lieber und verehrter Freund, gekommen bin."
"
,, Vorschläge zur Abhülfe?" fragte der Freiherr, nachdem er in einem hochlehnigen Armstuhle Platz genommen und seinen Besuch durch eine verbindliche Handbewegung zum Sizen eingeladen hatte. Meinen Sie beide das im Ernst? Wie läßt sich abhelfen, als mit Eisen und Blut, wenn, um mit unserm großen Schiller zu reden, der durch die Ordnung der Natur und die eherne, unerbittliche Entwicklung der Geschichte zum Sklaven Gewordene mit einem Ruck die Kette bricht, und was läßt sich auch nur versuchen, wenn in einem Gebirgsland, wie das unsre, Wolkenbrüche die Bäche in Ströme und die Pfützen in schäumendes Meer verwandelt? Sie wollen Vorschläge zur Abhülfe machen, junger Mann?"
Wenn der Freiherr von Bergen- Felseck gemeint haben sollte, es werde ihm leicht gelingen, dem jungen Zeitungsschreiber zu imponiren und ihm zu Gemüthe zu führen, wie thöricht es von so einem jungen, unerfahrenen und doch wohl recht zweifelhaft gebildeten Manne wäre, sich um also wichtige und schwierige Angelegenheiten zu kümmern, dann hätte er sich doch enttäuscht sehen müssen.
Frizz Lauter hatte dem Redner fest und voll ins Gesicht gesehen, und fest und ohne Verlegenheit antwortete er, während die Augen der anderen beiden Herren scharf beobachtend auf ihn gerichtet waren.
Wenn den Sklaven die Natur und die Geschichtsentwicklung an die Kette geschmiedet haben, nun, so ist es auch die Natur und eine Phase in der Geschichtsentwicklung, welche die Ketten gelegentlich einmal brechen. Aber ich wollte mir nicht erlauben, Sie, Herr Landesältester, mit meinen theoretischen Anschauungen zu behelligen. Ich möchte mich einfach praktisch an die augenblicklich hier vorliegenden Fälle halten und bitte deshalb, Sie und auch der Herr Direktor von Steinach möchten diese Bettel lesen, welche den Wortlaut einiger Depeschen enthalten, die ich vor noch nicht einer halben Stunde nach P. aufgegeben habe. Dieselben enthalten wenigstens in den Keimen die von mir gemeinten Vorschläge."
Fritz Lauter erhob sich und reichte zwei Blätter Papier , welche er aus seiner Brieftasche genommen hatte, dem Baron von Felseck mit höflich- ernster Verbeugung.
Der Freiherr nahm die Blätter in Empfang und überflog sie rasch. Dann reichte er sie dem Herrn von Steinach. ( Fortsetzung folgt.)
der Rechte auf, um sich dem der Philosophie hinzugeben. 1663, vor seinem Abgange nach der Universität Jena, schrieb er bereits eine philosophische Schrift unter dem Titel: ,, De principio individui". In Jena war es namentlich der Unterricht des Mathematikers und Philosophen Erhard Weigel , welcher ihn zum Studium der Mathematik und Philosophie anregte. Im Jahre 1664 nach Leipzig zurückgekehrt, verfaßte Leibniz wiederum eine gelehrte Abhandlung, welcher bis 1666 noch zwei weitere folgten und bewarb sich mit diesen um die juristische Doktorwürde, wurde aber abgewiesen, weil er noch zu jung sei und man nicht ältere Bewerber hintenanstellen wollte. Hierauf ging er nach Altorf und promovirte dort am 5. Nov. 1666, indem er die Schrift , De casibus perplexis in jure" bertheidigte. Eine Professur, die man ihm an derselben Hochschule antrug, lehnte er ab, suchte vielmehr durch den Umgang mit Gelehrten und Staatsmännern sich in den Wissenschaften zu vervollkommnen. In Nürnberg kam er mit Alchymisten in Berührung, jenen mystischen und mystifizirenden Vorgängern unserer heutigen Chemiker. Von großem Einfluß war jedoch auf ihn der Verfehr mit dem Baron v. Boineburg , welcher, früher Minister des Kurfürsten von Mainz , eine bedeutende Stellung einnahm. Mit diesem ging Leibniz nach Frankfurt , von dort nach Mainz , wo er sich dem Kurfürsten Johann Philipp durch die Schrift: Neue Methode, die Jurisprudenz zu erlernen und zu lehren", vorstellte. In Mainz verfaßte unser Autor auch eine Schrift gegen den Atheismus, arbeitete mit dem Hofrath Lasser an einer Verbesserung des Corpus juris und verfaßte verschiedene Abhandlungen für Boineburg . Wichtig ist aber vor allem die Idee, Ludwig XIV. von seinen Eroberungsplänen, welche dieser gegen Deutschland hegte, abzubringen, indem Leibniz diesem eine Eroberung Aegyptens plausibel zu machen suchte. Er hat diesen Plan in mehreren Schriften behandelt, ging auch zu diesem Zweck nach Paris anscheinend war er als Führer des jungen Boineburg dort
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