räumt."

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jetzt unterhältst du dich ganz vortrefflich und bist fast aufge­Es war schon recht spät, die feurigen Ungarweine hatten ihre Schuldigkeit gethan, die Wangen glühten und die Augen blitzten, die Unterhaltung fing an, in Lärm auszuarten und die ganze Gesellschaft hatte sich in kleine Gruppen aufgelöst, von denen eine größere Palermo spielte; ein Jäger aus Steiermark hatte sich an das Piano gesezt und gab heimische Jodler zum besten und in den Pausen wurde bald auf der, bald auf jener Seite ein schwung­volles magyarisches oder ein melancholisches böhmisches oder polnisches Lied angestimmt und andere Stimmen fielen gelegent­lich ein. Man hatte es sich bequem gemacht und die Uniformen aufgeknöpft und die Halsbinden gelockert, die Fenster waren auf gerissen worden, um dem dichten Tabaksrauch, der wie eine Wolke über den erhitzten Köpfen lagerte, Abzug zu gewähren und beim Anstoßen passirte es häufiger und häufiger, daß ein Glas klirrend in Scherben ging. Nur Curt und sein Nachbar von der Artillerie setzten in einer Ecke, unbekümmert um den wirren Lärm umher, ihr Gespräch fort und warfen nur ab und zu einen flüchtigen und theilnahmlosen Blick auf die stetig wechselnden Gruppen oder lauschten einige Augenblicke einer ihre Aufmerksamkeit erregenden

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Melodie. Plötzlich sah ich, wie Borkiewicz und der Dragoner, die bisher im Zimmer auf und ab und von einer Gruppe zur andern gegangen waren, bei der einen längere, bei der andern kürzere Zeit verweilend, sich in nächster Nähe Curt's an einem eben frei werdenden Tischchen niederließen, ohne daß Curt, der ihnen den Rücken zukehrte, es bemerken konnte. Unwillkürlich trat ich in die Nähe, lehnte mich an eine Säule und rauchte meine Cigarrenie in meinem Leben habe ich deutlicher und unabweislicher das Vorgefühl einer Katastrophe gehabt. Sie sollte nicht ausbleiben.

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Plötzlich brach der Ulan in ein konvulsivisches Gelächter aus, das wohl nicht ganz echt und natürlich war er konnte sich, schien es, gar nicht wieder beruhigen, jeder seiner Versuche, zum ruhigen Unterhaltungston zurückzukehren, ging in einem neuen Anfall ausgelassenster Heiterkeit unter, sodaß der Artillerist, dessen ernſtes wettergebräuntes Gesicht sich zu einem leichten Lächeln verzogen hatte, fragte: Ja Borkiewicz, was hast du denn eigent­lich? So habe ich dich in meinem ganzen Leben noch nicht lachen hören es muß ja ein ganz kapitaler Spaß gewesen sein, der dir da erzählt worden ist." ( Fortsetzung folgt.)

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Ueber die Lösung eines zweihundertjährigen physikalischen Problems.

Von Rothberg- Lindener. ( Fortsetzung.)

Die Gravitationstheorie von Dellingshausen haben wir uns bis jetzt vorbehalten, obgleich sie auf frühere Veröffentlichungen hin schon von Isenkrahe mit den andern kritisirt wurde. Aber Dellingshausen hat darauf, wie schon oben erwähnt wurde, mit ausführlicher Erwiderung und weiteren Ausführungen seiner An­fichten geantwortet, sodaß wir uns wegen seiner Theorie am besten an diese letzte Publikation halten.

Dellingshausen will sich mit der Grundlage seiner gesammten Naturanschauung und-Theorie in Gegensatz stellen zu derjenigen fast der ganzen naturforschenden Welt, indem er die Lehre vom Zusammengeseßtsein der Materie aus Atomen durchaus verwirft, dagegen eine kontinuirliche Erfüllung des Raumes mit unterschied Loser Materie zur Voraussetzung nimmt. Er formulirt seine Grundsätze selbst dahin: Die Materie ist kontinuirlich; und die alleinige Ursache aller Naturerscheinungen ist die Bewegung." Er meint, daß daraus ohne irgend welche weiteren Voraus­segungen sämmtliche Naturerscheinungen erklärt werden können; wir werden beiläufig beobachten, ob das wirklich so ausnahmlos der Fall ist. Da auch Dellingshausen ohne Theilung seiner gleichartigen Materie nicht vorwärts kommt( die rein äußerliche Trennung der Materie in Körper und deren sichtbare Verschieden heiten verlangen das schon), stellt er sich die Sonderung in ,, Ur­partikeln"( das ist Dellingshausens Ausdruck nicht, sondern hier nur gebraucht, um dem Verständniß entgegenzukommen, da Del­lingshausen keine Moleküle anerkannt, und soll das bedeuten, was als selbstständige Existenz, mit von der Zeit unabhängigen Eigenschaften, alle besonderen Naturvorgänge überdauert) als in gewissen einheitlichen Bewegungsquantitäten bestehend, vor. Er ge­brauchte früher für diese Einheiten das Wort ,, Vibrationsatom", will es aber jetzt zur Vermeidung von Mißverständnissen ersetzen durch die gleichlautenden Ausdrücke: stehende Wellen, oder stehende Wärmewellen"; an anderer Stelle findet er auch den Ausdruck ,, Wirbelatome" gut. Jedes dieser materiellen Urpartikeln bildet nach ihm ein dauerndes System von Bewegung, welches nach allen Seiten fortschreitende Wellen ausstrahlt. Da aber auch von allen Seiten solche fortschreitende Wellen auf den angenommenen ersten Punkt herkommen, so müssen stehende Wellen entstehen, die durch relativ ruhige Knotenflächen von einander getrennt sind. Wie bei den bekannten chladni'schen Klangfiguren eine metallne Scheibe durch relativ ruhende Knotenlinien in schwingende Einzel­theile zerlegt wird, so kann man sich durch Ausdehnung dieser Betrachtung auf die dritte Dimension ein Bild der dellingshausen schen stehenden Wellen" machen, deren Inhalt sich in lebhafter Oszillation befinden kann, während die Oberfläche ruhig ist. D. sagt darüber: Wir müssen uns also die Körper im Innern auf die Weise vorstellen, als ob sie wie die organischen Körper aus Bellen gebildet wären, mit dem Unterschiede jedoch, daß die

Zellenwände nicht aus einer feinen Membran wie bei den Pflan­zen, auch nicht aus Wachs, wie bei den Honigscheiben bestehen, sondern aus den die Wärmewellen von einander trennenden und geschlossenen Knotenflächen gebildet werden. Diese Zellen sind die kleinsten Theile der Körper." Diese Vorstellung ist bei näherem Zusehen und Ueberlegen durchaus nicht so einfach, als ihr Urheber sie hinstellt. Ohne Zögern werden wir ihm die Be­rechtigung zugestehen, sich dem allgemeinen Konsens der Atomistiker entgegenzustellen, zumal da er deren Theorie mit zum großen Theil guten und scharfen Gründen angreift und die seinige als ein Mann von Kenntniß und Verstand vertheidigt. Er fertigt die in der That ziemlich allgemeinen Auspuhungen und Ueber­treibungen der atomistischen Theorie mit verdientem Spott ab und kennzeichnet die Schwäche derselben in folgender Weise: Die realen Objekte, d. h. die Atome und die leeren Räume, d. h. das Nichts werden gleichwerthig neben einander gestellt. Will man die verschiedenen Qualitäten der Körper erklären, so beruft man sich, da man sich nicht anders zu helfen weiß, auf die verschiedene Natur(?) der Atome. Sollen die Aggregatzustände erklärt werden, so erweisen sich die Atome erst recht als völlig untauglich, und man greift nach den molekularen, anziehenden und abstoßenden Centralfräften, ohne anzugeben, was sie sind, wie sie wirken, noch wie sie an den Atomen haften. Die Atome werden dabei nach Belieben bald als starr, bald als vollkommen elastisch vor­ausgesetzt; in der Chemie vereinigen sie sich nach Avogadro paar­weise zu Molekülen und irren wie zwei Fliegen, die sich begatten, im leeren Raume umher; in den Kohlenstoffverbindungen hängen sie nach Kekulé wie Bienenschwärme aneinander. Die Gase sind " Mückenschwärme". Isenkrahe hat mich diesen Vergleich gelehrt. Die Atome find polar mit positiver und negativer Elektrizität beladen und trotz ihres geringen, ein Zehnmilliontelmillimeter nicht übersteigenden Durchmessers mit mächtigen anziehenden und Aber es wird doch von Seiten abstoßenden Kräften begabt;..." der Atomistiker strengster Observanz, nämlich der Chemiker, nicht etwa vergessen, daß sie es im Grunde nur mit einer Hypothese zu thun haben. D. führt selbst eine Stelle aus Wurg Die Wurz ,, Die atomistische Theorie" an, woraus das klar hervorgeht, wenn auch ebenderselbe über den Gegenstand sich an anderer Stelle über­schwänglicher ausläßt, indem er sagt: ,, die atomistische Theorie bildet die Grundlage der modernen Ansichten über die Beschaffen­heit der Materie. Wie alle richtigen Theorien, ist sie mit der Zeit groß geworden und nichts hat sie bis jetzt in ihrem Auf­schwung gehemmt; wie alle fruchtbaren Ideen, ist sie selbst in den Händen ihrer Gegner ein Förderungsmittel für die Wissen­schaft geworden. Die Hypothese hat heute nur noch wenige Gegner und leistet allen Angriffen derselben erfolgreichen Wider­stand." Hier thut Wurz nur dasselbe wie Dellingshausen ,

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