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Es steht in den soeben erwähnten Voraussetzungen auf derselben Grundlage, enthält daher auch mancherlei analoge Schlüsse und Ausführungen, geht aber in andern Punkten und Konsequenzen noch weiter. Des besseren Vergleichs wegen seien daher von jezt ab beide Theorien gleichzeitig nebeneinander besprochen.

Die anderssohn'sche Theorie beschäftigt sich, nachdem sie New­ton's Stellung zu der Frage klargelegt, logischerweise ebenfalls zuerst damit, die alte Vorstellung einer Fernewirkung: wenn unter einer solchen die Ursache einer Aenderung der Konfigura­tion materieller Systeme verstanden wird, zwischen denen keine derartige sichtbare oder nachweisbare materielle Substanz sich be­findet, welche ihrer bisher beobachteten Natur nach zur Ueber­tragung der dynamischen Einwirkung geeignet erscheint..." auf einen vernunftgemäßeren Boden zu bringen, indem nach Erörte­rung des Unterschiedes zwischen ,, stofflich" und wägbar" darüber bemerkt wird: der unserm Kausalitätsbedürfniß eingestandener maßen widersprechende Begriff einer Wirkung räumlich entfernter Massen ohne vermittelndes Bindeglied ist nun offenbar in dem Augenblick hinfällig, wenn sich irgend welcher den Raum erfül­lender Stoff zur Uebertragung jener räthselhaften Kraftäußerungen geeignet erweist."

Die kontinuirliche Raumerfüllung der Materie bei Dellings­ hausen   schließt schon ein, daß die Räume zwischen den Sternen dabei einbegriffen seien; übrigens aber will er den Zustand seiner fontinuirlichen Materie in dem Weltraum durchaus nicht als von ganz abweichender Qualität von den uns bekannten Stoffen an­gesehen wissen, so wie ein Theil der Naturforscher den Licht- und Wärmeäther betrachtet, während andere denselben als im höchsten Maße verdünnte Luft ansehen. D. eifert zwar überhaupt gegen den Gebrauch des Wortes ,, Aether  ", aber wenn wir auch über seine

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Zusammensetzung aus Erfahrung garnichts wissen warum sollten wir diesen Stoff nicht bis auf spätere, genauere Kenntniß ,, Wärme­oder Lichtäther" nennen, zu Ehren des Umstands, daß seine Existenz uns durchdie Wärme- und Lichtstrahlen bewiesen wird, wenn wir dabei auch nicht mehr annehmen, daß der Aether nur für diese beiden Arten der Bewegung ganz speziell geschaffen sei! Die Haupt­sache ist, daß wir diese dünne Substanz im Weltraum als Kraft oder Bewegung übertragend erkennen; darüber sagt Anderssohn: Nachdem wir aber wissen, daß Wärme in mechanische Arbeit wandelbar ist, also selbst in ihren Schwingungen Energie besigt, sowie daß dieselbe auch vermittels Strahlung durch den künstlich hergestellten luftleeren Raum übertragbar ist; daß ferner gleich­zeitig und gemischt mit den Lichtstrahlen uns ein noch größeres Quantum Wärmestrahlen von den selbstleuchtenden Sonnen durch den Weltraum zugeht; da ferner nachgewiesen ist, daß diese Uebertragung Zeit erfordert, so daß Licht- und Wärmestrahlen, die in einem Moment von der Sonne ausgesandt werden, über 8 Minuten im Weltraum verweilen, ehe sie zu uns gelangen: so ist dieses Vorhandensein von Energie im Weltraum ein durchaus vollgültiger Beweis für das Vorhandensein von materieller Sub­stanz, die wir eben Lichtäther nennen." Ueber den Aether   be­merkt A. bald darauf noch Folgendes: Für das Gewicht dieser Thatsachen sind die Hypothesen, welche man speziell über die Natur und Eigenschaften der Aethermoleküle zu setzen beliebt, von geringem Belang; Elastizität, als eine Form der Cohäsion, fann man Uratomen, wie denen des Aethers als einzelnen natür­lich nicht zuschreiben ,. lich nicht zuschreiben,... sie kann dieser Materie nur als einem Ganzen, und zwar weil sie unbegrenzt und nach allen Richtungen Energie tragend vorgestellt werden muß, zugeschrieben werden." ( Fortsetzung folgt.)

Betrachtungen über die Gesundheitspflege des Volkes.

VI. Pflege der Muskeln.

Von Dr. Eduard Reich.

Gymnastik und Arbeit, Muskelarbeit, dies gehört zur Pflege der Muskeln. Und diese Pflege ist von außerordentlicher Bedeu­tung für das ganze leibliche und seelische Leben, für Gesundheit und Wohlfahrt, für Glück und Zufriedenheit; denn die Muskeln sind nicht blos Bewegungsorgane, sondern sind auch hervorragende Stätten des Umsages der organischen Materie, Hauptquellen der Wärmebildung. Bei jeder Zusammenziehung der Muskelfasern wird Wärme frei und Stoff zersetzt, eine bestimmte Menge und Art von Verbindungen. Andere Materien werden durch die Thätigkeit der Nerven zersetzt, und auch da wird Wärme frei. Diese in den Nerven und Muskeln frei werdende Wärme dient zur Unterhaltung der Lebensvorgänge, wogegen die in den Mus­keln und Nerven zerfallenden Stoffe größtentheils durch Lunge, Haut und Nieren ausgeschieden werden. Sezzen die Nerven, ins­besondere aber die Muskeln, nicht genug der angesammelten Materien um, so entstehen krankhafte Zustände, die manchmal eine beträchtliche Höhe erreichen und schließlich den Tod veran­laffen.

Muskel- und Nervenarbeit sind beide gleich nöthig für den Haushalt des Leibes. Diejenigen, welche allzu angestrengt mit Sen Muskeln und kaum mit den Nerven arbeiten, erkranken, und die, welche allzu angestrengt mit den Nerven und kaum mit den Muskeln arbeiten, erkranken wieder. Die besten Lebens- und Gesundheitsverhältnisse bekunden jene Nationen und Volksklassen, welche nicht wie Maschinen arbeiten, sondern ein gewisses Maß von Geistesbildung besitzen und auf diese Art ihre Muskelthätig keit durch einen bestimmten Grad von Nerventhätigkeit kom pensiren.

Das mit den Händen arbeitende Volk wird durch Pflege des geistigen und gemüthlichen Lebens sehr wohlthuend auch für seine rein förperliche Gesundheit berührt und gewinnt, indem es körper­lich und seelisch zugleich gesundet, die physischen und moralischen Grundlagen einestheils materiellen Wohlstandes, anderntheils innerer Zufriedenheit.

Beschäftigen wir uns hier mit der Pflege des Muskellebens. Einfaches Gehen in freier Luft ist die unterste Stufe der Gymnastik. Aber, dasselbe genügt noch nicht den Anforderungen der Gesundheitspflege. In Verbindung mit körperlicher Arbeit in freier Luft erst erfüllt die Promenade die von ihr gehegten

Erwartungen. Da nun nicht jeder seine Arbeit unter dem blauen Zelte des Himmels verrichten kann, und das Spazierengehen nicht ausreicht, nicht als vollkommene, sondern nur als einseitige Muskelbewegung betrachtet werden kann, ist es nöthig, täglich alle Muskeln systematisch in Thätigkeit zu sehen, mit anderen Worten: Gymnastik zu treiben.

Jedes Organ, welches geübt, gymnastisch ausgebildet wird, entwickelt sich besser und verrichtet seine Arbeit vollkommener. Da auf gute Entwicklung der Muskelkraft und auf Vollkommen­heit der Muskelthätigkeit es ungemein viel ankommt, sowohl für das Bewegungsleben und den äußeren Bestand des Menschen, wie für den Stoffwechsel und die leibliche ebenso, wie für die geistig- sittliche Gesundheit, ist es unerläßlich, von frühester Jugend an die Kinder beider Geschlechter auch gymnastisch zu erziehen. Gymnastik und abhärtende Hautpflege müssen stets Hand in Hand gehen und einander immer ergänzen.

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Die allgemeine Einführung der Gymnastik in Schulen kann jeder, der es mit der Menschheit gut meint, nur mit Freude an= erkennen. Aber die Schulgymnastik verliert an Werth, wenn sie wie ein Handwerk betrieben, nach der Schablone geübt wird und die Methode des Unterrichts darin den Charakter des Indivi­dualisirenden verliert.

Bei jedem Menschen hat die Leibesübung einen anderen Schwerpunkt. Dies wahrzunehmen, ist Aufgabe des Turnlehrers und des Schularztes. Wenn durch die Gymnastik Krankheits­anlagen getilgt werden sollen, so kann es ohne strenges Indivi­dualisiren keinen Augenblick gehen und der Turnlehrer muß die sämmtlichen Muskelübungen genau dem besonderen Bedürfnisse des Menschen anpassen.

Jede Individualität bedarf einer anderen Menge von Muskel­übung. Ein Mensch hat nach einer halben Stunde Turnens gerade so viel Stoff zersetzt und Kraft verbraucht, als ein anderer nach einer ganzen Stunde Turnens. Die eine Person bedarf zur Er­haltung ihrer Gesundheit und Förderung ihres körperlichen Wachs­thums mehr der Uebung von Armen und Beinen, die andere mehr der Uebung der Brust- und Rückenmuskeln.

Ein Mensch, der mit schwächer entwickeltem Brustkorb zur Welt kommt, muß durch vernünftiges Turnen den Fehler gut zu machen suchen. Dies kann nur, was Gymnastik betrifft, ver­mittels angemessenen Exerzitiums zunächst der Muskeln des