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dich heute wieder verkannt. Du warst göttlich! Du, der erste in Melpomenens Reich. Hier, nimm den Lohn, den dir die Barbaren versagt!"

Mit diesen Worten sezte sie ihm einen Lorbeerkranz auf den Kopf, für welche gerechte That ihr ein Kuß auf die Stirn verliehen wurde. Jeßt, ausgesöhnt die ganze Welt", zog der Unsterbliche seinen Rock aus und setzte sich an den gedeckten Tisch, wo er in Hemdsärmeln und mit dem Lorbeerkranz auf seinem Haupte, Koteletts und Gurkensalat verspeiste.

Jedenfalls waren die Koteletts besser zubereitet als der kalte Gänsebraten, welcher vor wenigen Jahren dem Charakterspieler Leh­feld zu Weimar   von seiner Gattin. vorgesezt wurde, als er Abends aus dem Theater kam, wo er ,, König Richard   den Dritten" dargestellt hatte.

Er hatte sich auf warmen Gänsebraten gespitzt und dieser war falt, talt wie eine Hundenase.

Mit den Worten: Ist das ein Essen für einen König?" warf der erzürnte, in seinem Appetit so schmählich getäuschte Mime die ganze Portion durch das Parterrefenster auf die Straße, wo der Gänsebraten einem Vorübergehenden noch auf den Buckel flog.

Noch lange Zeit bestand in Weimar  , wenn irgendwo ein karges Gericht auf den Tisch kam, die Redensart: ,, Ist das ein Essen für einen König?"

Ja selbst der geniale, in der Theaterwelt einst so hochgefeierte, liebenswürdige Charakterspieler Theodor Döring   mußte einmal selbst bekennen, daß ein bischen Eitelkeit über ihn gekommen.

Das kleine Faktum möge hier den Schluß bilden.

Es war im Anfang der vierziger Jahre, als Döring von Hannover  nach Berlin   zu einem Gastspiel eingeladen wurde, was sein späteres Engagement daselbst bezweckte. Der Hof und die Bürgerschaft zu Han­ nover   befürchteten den Verlust des geschäßen Künstlers, denn alle ber­liner Blätter waren voll des Ruhmes über seine Darstellungen.

Schon bildete sich zu Hannover   ein Komité von Kunstfreunden, welches Döring nach seiner Rückkehr bewegen wollte, den Ort seines Wirkens nicht zu verlassen. Bei Hofe hatte man wichtigere Dinge vor, es galt die Vermählung des Kronprinzen mit einer altenburgischen Prinzessin.

Dörings Gastspiel in Berlin   ist beendigt, er hat vernommen, wie man in Hannover   alles aufbietet, ihn auch ferner zu behalten. Ein­gedenk dessen kommt er mit dem Dampfwagen wieder in Hannover   an, wo, was er nicht wußte, in selbigem Augenblick der Herzog von Alten­ burg   erwartet wurde. Der Bahnhof ist beflaggt, bekränzt, Musik, eine Menschenmenge wogt auf und ab, Döring hält dies für eine Ovation, die ihm gelte, er zieht, am Perron ausgestiegen, seinen Hut und macht eine Verbeugung, bis das Erscheinen von Hofgala- Equipagen, Generälen und Adjutanten mit Ordenssternen ihm doch etwas anderes ahnen lassen.

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Die Sache hatte Heiterkeit erregt; man lachte, und Döring, klug genug, lachte selbst mit, daß er sich einmal geirrt hatte. Wenn ihn später intime Freunde in British- Hotel, wo er zu verkehren pflegte, damit neckten, griff er lächelnd nach seinem Glase und murmelte in dem bekannten spizen Ton: ,, Verfluchte Kerle!"

Der XI. deutsche Feuerwehrtag in Dresden  . Bei der Be­urtheilung der Kulturentwicklung der Völker haben die Volksfeste immer eine große Bedeutung gehabt. Zwar sind unsere Volksfeste keine Nationalfeste im klassischen Sinne, schon weil sich nicht das gesammte Bolt an ihnen betheiligt und auch betheiligen kann, sie sind viel mehr Spezialfeste Turn, Gesang, Schüßenfeste und hier ein Feuerwehrfest; doch spiegelt sich auch in ihnen ein großes Stück natio­nalen Geistes und Strebens, sodaß eine kurze Beschreibung derselben für die ,, Neue Welt" immer einigen Werth hat. Fangen wir mit dem deutschen Feuerwehrtag in Dresden   an.

Am Morgen des 17. Juli war der offizielle Empfang der ankom­menden Gäste; auf allen Bahnhöfen und an den Landungsstellen der Elbe waren Musikchöre stationirt, um die Ankommenden recht feierlich begrüßen zu können. Es langten Festtheilnehmer an aus allen Gauen Deutschlands  , besonders aus Süddeutschland; ferner aus Wien  , Krakau  , Prag   und Brünn  , aus Budapest   und aus mehreren kleineren Städten Desterreich- Ungarns  . Der Beginn der eigentlichen Festlichkeiten erfolgte durch die Eröffnung einer Ausstellung für Feuerwehrutensilien. Von den mannigfachen Gegenständen zeichneten sich besonders aus die in Thätigkeit vorgeführten Dampfsprißen der Firma Egestorff in Linden ( Hannover  ) und der Lausißer Maschinenfabrik in Baußen, leßtere für die berliner Feuerwehr bestimmt. Ferner waren zahlreiche Handsprißen, Leiter und Schlauchwagen, Hansseile, Fadeln, Rauchkappen, Feuer­Hörner, Hydranten, Telephone von Siemens u. Halske, Schläuche von 2. Behrendt's Söhne, Berlin  , und ein elektrischer Feuermelde- Apparat von Gebr. Naglo in Berlin   vorhanden. Dann war vom dresdner Verein eine Versuchsstation zur Bestimmung der Strahlstärke und der von verschiedenen Sprißen ausgeführten mechanischen Arbeit eingerichtet, welche sich allgemeiner Anerkennung erfreute. Von Interesse war auch das Modell einer patentirten Feuerwehrleiter von Essellach in Dresden  , welche von einem fahrbaren Gerüst aus mittels einer Handluftpumpe nach Art der Baumscheeren in die Höhe gebracht und dort befestigt werden kann. Die allgemeine Begrüßungsfeier der Delegirten fand

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am Nachmittag auf der brühlschen Terrasse statt. An dieselbe schloß sich am Abend eine glänzende Illumination der Terrasse und der Elbufer. Dazwischen wurden zahlreiche Feuerwerkskörper abgebrannt, Leucht­kugeln und Raketen stiegen aus dem dunkeln Hintergrunde zum Himmel empor. Die dresdner Gesangvereine trafen auf einem großen illumi­nirten Elbdampfer auf der Elbe   dicht an der Terrasse ein und brachten auf Flügeln des Gesangee" den fremden Gästen ihre herzlichen Grüße dar. Bis zum frühen Morgen herrschte reges Leben auf der Terrasse und es zechten noch lustig mit ihren Gastgebern die braven Feuerwehr­männer aus Osten und Westen, aus Süden und Norden des ganzen, großen deutschen   Vaterlandes.

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werden.

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Der 18. Juli war der eigentliche Festtag, der auch durch die Hauptverhandlungen der Delegirten einen ernsteren Hintergrund hatte. Um 11 Uhr vormittags traten die Delegirten zusammen und wurden begrüßt vom dresdner Oberbürgermeister Stübel. Der Vorsitzende des Feuerwehrtages, Oberinspektor Jung aus München  , sprach zunächst der Stadt Dresden   für ihre Gastfreundschaft den Dank aus. Darauf stattete er Bericht ab über die in Deutschland   bezüglich des Feuerwehrwesens bestehenden gesetzlichen Bestimmungen. Aus dem Referat konnte man entnehmen, daß in dieser Hinsicht die Sachen noch sehr ungünstig liegen. Alte verrottete Verordnungen, besonders in Preußen, stören noch vielfach die freie Entwicklung der Feuerwehren. Mehrere Behörden haben allerdings Besserung zugesagt, doch damit ist noch nichts geschehen. Aus dem Referat des Herrn Jung ging ferner hervor, daß im deutschen Reiche 7636 Feuerwehren mit 558000 Mann und in Desterreich 1825 Feuerwehren mit 125000 Mann dem deutschen   Feuerwehr- Ver­bande angehören. Derselbe repräsentirt demnach 9523 Feuerwehren Von den Beschlüssen des mit einer Armee von 683000 Mann. Delegirtentages sind zwei von allgemeinem Interesse zu erwähnen. Der erstere bestimmt, daß die freiwilligen Feuerwehren verpflichtet sind, einem neu aufzunehmenden Mitgliede bezüglich seiner Gesundheit be­stimmte Fragen vorzulegen und von deren Beantwortung seine Auf­nahme abhängig zu machen, da nach den bisherigen Erfahrungen die Krankenkassen nur zu oft durch unvorsichtige Aufnahmen geschädigt Der andere, auf Antrag Braunschweigs   gefaßte, legt den einzelnen Landesverbänden die Verpflichtung auf, bei ihren Regierungen die Regelung der Verhältnisse der freiwilligen Feuerwehren durch die Gegen diesen Beschluß kann man weiter Landesgeseze anzuregen. nichts haben, doch wäre es noch besser, wenn auf dem Wege der Reichsgeseßgebung das Feuerwehrwesen regenerirt und einheitlich gestaltet würde. Mit Desterreich könnte man sich ja leicht dieserhalb in Verbindung segen. Nach den Verhandlungen fand ein imposanter Festzug statt. Voran ein Zugführer zu Pferde, dann berittene Trom­peter, ein Reiterzug, aus dresdner Bürgern bestehend, inmitten, Standarten in deutschen   und sächsischen Farben, die Scheibenschüßen­gilde mit Emblemen and Fahnen, die Ausschußmitglieder und Dele girten, meist in Uniform, die Turnvereine in endloser Reihe, die Gesangvereine, die Schornsteinfegerinnung in schwarzem Sammettoftür mit silberschimmernder Kraße, die Mitglieder der Feuerwehr- Landes­verbände Desterreich, Altenburg  , Anhalt, Baden  , Bayern  , Braun­ schweig  , Hessen  , Mecklenburg  , Preußen, Reuß, Thüringen  , Württem­ berg  , Sachsen  , zuletzt die beiden dresdner Feuerwehren. Der Festzug ging durch die Hauptstraßen und endigte auf dem Festplate, auf dem vormaligen Artillerie- Kasernenhof. Dort wurden von sämmtlichen Männergesangvereinen drei Quartette gesungen, dann begannen die Uebungen der dresdner Feuerwehren an einem eigens für diesen weck erbauten Steigerhause von etwa 40 Metern Länge, 5 Metern Tiefe und einer Höhe von 4 Stockwerken. Es wurden die verschiedenen Einzelübungen mit großer Bravour ausgeführt: die Uebungen mit dem Rettungssack, der Leine und der Sprung aus dem 4. Stockwert auf eine Prelldecke. Der Angriff auf das Gebäude mit Handsprizen und Leitern bot großes Interesse dar und gelang vollständig.- bends vereinigte ein feierlicher Kommers die Theilnehmer.

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Un 2 Uhr

Am Morgen des 19. Juli machten die Gäste, geführt von ihren Hauswirthen, in verschiedenen kleineren Abtheilungen Ausflüge in die reizende Umgebung der sächsischen Hauptstadt. Gegen 11 Uhr führte die dresdner Feuerwehr, unterstützt durch einige Abtheilungen aus­wärtiger Feuerwehrmänner, höchst interessante Schulübungen, aus, die eine zahlreiche Zuschauermenge herbeigelockt hatten. nachmittags fand ein großartiges Festmahl auf der brühlichen Terrasse statt und des abends eine Abschiedsfeier im linkeschen Bade. Festtheilnehmer waren zufrieden mit dem Verlaufe des XI. Feuerwehr­tages, der hoffentlich außer der schönen Erinnerung, die er den Fest­theilnehmern hinterläßt, auch dauernden Nußen für das weitere Wachsen und Gedeihen des Feuerwehrwesens im deutschen Reiche und in unserem Nachbarlande Desterreich gestiftet haben wird.

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Fan- Neger bei der Schmiedearbeit.( Bild Seite 568.) In dem Stromgebiet des Ogowe( westafrikanische Küste) vollzog sich vor einigen dreißig Jahren ein Prozeß, der lebhaft an die Völkerwanderung und zwar speziell an die Raubanfälle der Katten, Hermunduren und Thüringer   in Süddeutschland   erinnert. Infolge einer bedeutenden numerischen Uebermacht gegenüber den anderen Stämmen und eines sehr energischen Einflusses auf die Verhältnisse der zur Zeit seßhaften Bevölkerung haben sich die aus dem Nordosten eingewanderten Fan­Neger zu einer Macht emporgeschwungen, die selbst für die dort lebenden