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jade mit zierlicher Borte besetzt und den Scheitel mit schwerem Seidentuche verhüllt, das bei der Frau fingerbreit, bei der Jung­frau handbreit zurückgeschlagen war, Fülle und Farbe des glän­zenden, wellig gescheitelten Haars zu zeigen. Halsband, Uhr und Ohrgehänge von lauterem Golde, Lederstiefel und farbige Handschuhe ergänzten den Reiseanzug und stellten den Reichthum ihrer Trägerinnen zur Schau. Neben ihnen ließ ein stolzes Fräulein mit klassischem Profil von Zeit zu Zeit das müde, halb verschleierte Auge über die Tracht der Bäuerinnen gleiten, um mit gefräuselten Lippen wenige halblaute Worte ihrem Ge­fährten zuzuflüstern, der selbstvergessen, wie in wonnigem Be­hagen, den blauen Rauch der Cigarette in die Lüfte blies. Bürger von Mondsee   und Passanten, die einen von der Ufer­szenerie und den Felsgebilden des Drachenstein, die andern von den blauen Fernen der heimatlichen Gebreiten angezogen, kürzten durch leichtes Geplauder, dem die Funken humoristischer Laune und des Wizes loses Spiel belebenden Wechsel verliehen, die rasche Ueberfahrt.

,, Nun, Jungfrau," hob Mathias unter leichtem Erröthen Mutter und Tochter, beide hübsch, obwohl neben dem fein­an, als die Erwartete endlich durch die Thüre eingetreten war, geschnittenen Oval der hochgewachsenen Maid die Wangen der ,, mein Kamerad hat schon, Langweil und möchte nach Haus-; Bäuerin von gröberem Umriß erschienen, im Feiertagsgewande, wenn Sie uns begleiten häten, das gäb' eine lustige Fahrt."- den feinen Wollenrock mit breiten Strichen, die schwarze Seiden­,, Womit wollen Sie Sich denn belustigen?" Wir schwazen und fingen.. und.." Werfen mich zum Vergnügen an der tiefsten Stelle in den See?"- Warum nit gar! Sie dürfen uns schon vertrauen." ,, Wo wollen Sie mich aber in Gilgen laffen?" führ Sie zu meiner Mutter, zeig Ihnen das Heim, die Kuchel, den Garten.."" Und wenn mir alles nicht gefällt?" ,, Dann.. ja dann bring ich Sie morgen nach St. Wolfgang   zurück." Wenn Sie aber Ihre Mutter haben, was soll da noch ein Madel in der Kuchel?" Die Mutter ist alt.. und die Kuchel ist mem." Fahren Sie mit?" unter­stüßte Johannes die Bitte; ,, auch in Gilgen gibt es gute Leute.. und den Mathes kenne ich bald zwanzig Jahre."- Es war ein langer, tiefer Blick, den die Maid auf das Gesicht des älteren Schiffers heftete und die Stimme klang inniger, aber auch ernster, als sie leiser erwiderte:" Glaub' Ihnen alles, was Sie sagen, aber mitfahren.. das kann nicht sein!" Nun, Jungfrau," bersetzte dieser in lebhafter Erregung, indem er aufsprang und ihre Hand zu fassen versuchte: so sehen Sie Sich zu uns, bis wir fahren.. zu meinem Kameraden, der Sie gar zu gerne hat." Ein Augenblick der Ueberlegung, dann wehrte sie ent­schieden ab: ,, Nein, nein;.. hab' auch dazu nicht Zeit." Der stolze Jüngling warb nicht mehr; gleichgültige Bemerkungen endeten die Wechselreden; lautlos leerten beide ihren Krug auf einen Trunk zur Neige. Um neun Uhr müssen wir daheim sein, Um neun Uhr müssen wir daheim sein, Hanst.. gute Nacht!" Kein Bug des Mundes verrieth den Fehlschlag füßer Hoffnung, als Mathes an der Seite des Freundes das Zimmer verließ, kein Wort, kein Blick ließ ahnen, daß der Liebe Müh' umsonst gewesen.

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Goldig leuchteten die waldgekrönten Höhen, silberfarbig schil lerte der Wasserspiegel und durch das Baumgezweige strich er­frischende Morgenluft, als ich am nördlichen Ufer des Sees zu dem Heiligthum pilgerte, das der Bischof von Regensburg  - wie die Legende meldet für sich selber in der Wildniß auf­gerichtet hatte. Am Rande eines Wiesenplans, der zwischen mauersteilem Fels und sanftgerundeter Halde den Ausblick auf das verborgene Gemäuer des Falkenstein" eröffnet, rieselte ein Quell aus dem Gestein; hier ruht auf losen Pfosten ein Bretter­dach zu Schutz und Schirm des Wanderers und halbverwischter Bilder, deren Inhalt die Unterschrift in holperigen Versen zur Erläuterung dient. Man sieht ein Häuflein frommer Christen beten im Glauben an die Heiligkeit des Priesters, dem Kaiser Otto das reiche Bisthum Regensburg   verleiht; sieht den Bischof aus dem Stadtgewimmel fliehen, in strenger Abgeschiedenheit den Himmel zu erwerben und den Teufel Felsenwände zerreißen, um den Klausner zu verderben. Doch betend wehrt dem Sturz der Bischof durch seine ausgestreckten Hände. In Wassernoth stößt er an diese Felsenstelle und seitdem sprudelt hier die Wunder­quelle." Merkwürdiger als der Zauber des Bösen und die Thaten des Heiligen erscheinen jedoch Zelle und Kapelle des Eremiten in dem grünumlaubten Fels. Eine Höhle hat der Klausner zur Stätte der Andacht erkoren, zum Tempel umgestaltet in dem stillen Frieden einer wildromantischen Natur. Ünten der lieb­liche See, oben Quellgeriesel, Wald und Wiesengrün.. wer empfände nicht heute noch die Reize dieser idyllischen Einsiedelei, deren Gründung alte Ueberlieferung an den Namen des berühmten Kirchenfürsten knüpft?

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Auf lauschigem Pfade durch den Wald hinab nach Winkel, auf breiter Straße von der Meierei zum Schlosse Hüttenstein, dessen gothischen, von Thürmen flankirten, mit Erkern und Bogen­fenstern auf erhöhte Terrasse gestellten Prachtbau rückseitig ein wundervoller, zwischen Wiese, Wald und laubigen Hain gebetteter Weiher begrenzt. Vom Wegesrande sieht man tief in der dunklen, von Rohr und Binsen durchzogenen, von Schmetterlingen um­gaukelten Flut des Waldsaumes schattenhaftes Spiegelbild. Durch wandert man den Tann bis Schärfling, so erschließen die letzten Bogen der verschränkten Wipfel' den Ausblick auf des Mondsees sonnbeglänzten Spiegel und das grüne, vom trotzigen Firste des Schafberges überragte Hügelland. Alpenfahrer rüsteten zum Aufstieg auf die Warte, Reisende zur Fahrt nach Mondsee   oder zum Verweilen in dem belebten Hospiz und das Verdeck des Dampfers wurde von Fremden, Stadt- und Landbewohnern ge­füllt, unter denen zwei Bäuerinnen aus Vöcklabruck   allgemeine Neugier erweckten.

Mondsee   war erreicht. Was in dem Ort zu schauen, der zu Tassilo's Zeit schon durch gelehrte Mönche und weltgewandte Alebte des Benedektinerklosters Glanz und Ruhm gewann und der in unsern Tagen, von Gelehrten der Residenz zur Sommer­frische erhoben, immer anmuthvollere Züge dem Landschaftsbilde verwebt, das ist in dem trefflichen Büchlein des pflanzenkun­digen Forschers Hinterjuber zu lesen; der Staub des Kloster­archivs, dessen Folianten und Pergamente die Hoffnung auf Schriften und Belege über den Wolfgangaltar wach erhielten und das bewegte Treiben in der Lindenstraße, wenn die Touristen kommen oder gehen, mag photographischer Spiegelung entzogen bleiben. Auch über Volksbrauch und Sitte war wenig zu er= fragen, da selbst die Hochzeitsfeier keine alterthümlichen Formen bewahrt, nicht immer Musika und Tanz das Mahl begleiten, an dessen Reichhaltigkeit man den Wohlstand des Paares ermißt. Sonntags sammeln sich die Bauern nach der Kirche in der Schenke und enthüllen beim Labetrank die Licht- und Schatten­seiten ihrer nicht immer gutgearteten, bisweilen herben, derben Natur, während Bursche und Mädchen durch Wohlgestalt und den Ausdruck der Befriedigung erfreuen, wenn sie im saubern Sonntagskleide die Staffage des Kirchenplazes bilden. ganzen ist das Leben heiter, Armuth wenig fühlbar, und die Geselligkeit der Bewohner gleicht manche Uebelstände aus, hilft mit Kränzchen und Tanzvergnügungen über die Einförmigkeit und Dede des Winters hinweg, bis das Dampfschiff neue Gäste an das malerische Seegestade führt.

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Auf der Fahrt nach Zell am Moos   begegnete uns auf offnem Wägelein ein holdes Frauenbild, das die Blüthe der Jugend auf dem feingeschnittenen Gesichte trug. auf dem feingeschnittenen Gesichte trug. Wer ist die Maid?" erklang unwillkürlich die Frage beim Anblick der rasch vorüber­eilenden Gestalt. Eine Bäuerin von Oberbergkirch.. Mutter von fünf Kindern," bedeutete uns lächelnd die Begleiterin. Un­möglich, das Mädchen kann kaum zwanzig Jahre zählen!" Vielleicht erst neunzehn; aber sie hat mit vierzehn Jahren dem Manne die Hand gereicht und der Himmel ihrem Bunde nicht den Segen der Liebe versagt."

Schon hatten wir das Schienengeleise überschritten, aber noch sah man den Kirchthurm von Straßwalchen   in weiter Ferne und erst nach einer halben Stunde hielt das Fahrzeug an der Bahn. Mühsam klommen die Passagiere auf der hohen Stiege zu den Wartesälen hinan, sausend flog das Feuerroß durch weitgestreckte, hügelige Auen den Kuppeln der erzbischöflichen Residenz entgegen, über deren Dächermeer der Binnenkranz von Hohensalzburg   im Abendsonnengolde blizzte. So unerfreulich das Gedränge in und vor der Halle, so entzückend der Blick über Dom und Kloster auf den Felsenrücken des Mönchsberges, über Häuser und Gärten auf das Laubgewirr des Kapuzinerberges.. so beruhigend die Stille in dem Gartenzimmer des Regenbogen", als in den Schatten der Dämmerung des Bildes Farbenglanz verschwand.

In früher Morgenstunde begann die Umschau am Ufer der Salzach und der Aufstieg zu dem Buchenhain des Klosterberges, der von dem Seitenvorsprung eine malerische Ansicht des Flusses und der Stadt, vom Gipfel ein großartiges Rundgemälde mit den Riesen des Hintergrundes erschließt. Nachdem die Propheten­köpfe von der Thür der Kapuzinerkirche, Alterthümer, Bilder­