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als in den von Forel beobachteten Ameisenkolonien wobei die nur angefangenen oder noch nicht vollendeten Hügel nicht einmal mitgezählt sind. Ein Acker enthielt 33, ein anderer 25, im Durchschnitt jeder 29 Hügel. Die Hügel befinden sich in der Regel auf den westlichen und nördlichen Abhängen der Boden­frümmungen, deren Beschaffenheit sandig ist und haben einen durch schnittlichen Umfang von zehn bis zwölf Fuß an der Basis und zwei bis drei Fuß Höhe; doch gibt es einzelne, welche sich bis zu der enormen Größe von 58 Fuß Umfang und 4-5 Fuß Höhe erheben! Immer finden sich einzelne Hügel, welche von ihren Bewohnern verlassen sind, ohne daß man, außer in ein zelnen Fällen, bestimmt sagen fann, aus welchem Grunde dieses geschehen ist. Cook ist der Ansicht, daß ein solcher Wechsel der Wohnung bisweilen nur Folge einer Laune, Liebhaberei oder dgl. sei. In der Regel bildet eine kleinere Anzahl von Nestern( 6-12) eine sogen. Familiengruppe; sie sind rings um ein größeres Nest gruppirt, welches den Mittelpunkt oder Mutter" hügel bildet und von welchem die anderen offenbar abstammen. Oft ist das Mutternest bereits verlassen und im Verfall begriffen, während die Tochterkolonien emporblühen. Die Nester bestehen aus Erde oder Sand, welche Stoffe aus dem Untergrund des Bauplatzes an die Oberfläche geschafft und mit Blättern, Holzstückchen, Gras­stengeln, Kiefernadeln, Strohhalmen und ähnlichem Material vermengt worden sind. Mitunter sieht man die Oberfläche der Hügel ganz mit einzelnen Baumblättern bedeckt, welche die flei ßigen Arbeiterinnen abgeschnitten und herbeigeschleppt haben, um der Heimat Schuß gegen das Wetter zu gewähren. Einfallende Regenschauer lassen übrigens die Erdarbeiten der Ameisen in verstärktem Maße vor sich gehen, da der nasse oder feuchte Boden für ihre Zwecke weit brauchbarer ist, als der trockene. Was die innere Einrichtung der Nester betrifft, so fand sie Cook nicht wesentlich verschieden von dem, was darüber anderweitig bekannt geworden ist; auch die mitunter höchst ingeniöse Art des Bauens ist ebenso bekannt wie bewunderungswürdig. Obgleich die Ameisen sehr rasch arbeiten, glaubt Cook doch die Zeit, welche nöthig war, um die ältesten und größten der beobachteten Hügel bis zu ihrer gänzlichen Vollendung entstehen zu lassen, auf fünf bis sieben Jahre berechnen zu müssen; doch kann das Werk unter gewissen günstigen Umständen auch weit rascher vollendet werden. Einzelne Hügel werden von Cook auf ein Alter von mindestens dreißig Jahren geschätzt! Auch der Kompaß wird nach seiner Angabe von den Erbauern der Ameisenhügel berücksichtigt, indem der steile Abhang der Nester mit verhältnißmäßig wenigen, durch besondere Umstände veranlaßten Ausnahmen stets nach Osten, der sanfte stets nach Westen gerichtet ist wahrscheinlich um der Nachmittagssonne so lange wie möglich den Zugang zu er­lauben. Besonders wichtig für das Bestehen der Ameisenstadt sind die Kommunikationsmittel oder die Wege, welche die ein­zelnen Nester oder Familiengruppen untereinander und mit dem Ganzen vereinigen. Sie werden gebildet durch ein großartiges System theils ober- theils unterirdischer Galerien, welche erstern, wie Cook bemerkte, mit großer Regelmäßigkeit stets von Norden nach Süden gelegt werden mit wenigen, durch besondere Um­stände veranlaßten Ausnahmen. Sie erstrecken sich oft von einem einzelnen Punkt aus bis zu einer Entfernung von sechzig Fußen und führen gleichzeitig nach den nächstgelegenen Bäumen, auf denen sich Blattläuse aufhalten, oder nach sonstigen Futterplägen. Die Haupteingänge oder Thore der Ameisennester finden sich gewöhnlich am Fuße des Hügels, um welchen sie ringförmig in mehreren übereinander liegenden Reihen angelegt sind. Außer­dem finden sich aber auch noch einzelne unregelmäßige Deffnun­gen über die ganze Höhe des Hügels verstreut. Sie sind nichts

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anderes als die Ausmündungen der einzelnen Galerien und er­lauben dem Ameisenvolt, bei einem Angriff auf das Nest sofort in großer Menge zur Abwehr zu erscheinen.

Wenn man diese Bauten der kleinen Thierchen mit den Bauten und Kunstwerken der Menschen vergleicht, so erscheinen dieselben im Verhältniß zur Körpergröße ihrer Erbauer, wie Herr Cook ausgerechnet hat, etwa tausendmal so großartig, als die groß­artigsten Bauwerke der Menschen, von denen z. B. hunderttau­send Arbeiter während dreißig Jahren an der großen ägyptischen Pyramide bauen mußten. Das System unterirdischer Galerien, welches sich in unbekannte Tiefen erstreckt, mag in der Schwierig­keit und Größe der Arbeit mit den römischen Katakomben ver­glichen werden.

Aber das ohne Zweifel merkwürdigste dieser riesigen Ameisen­stadt oder Kolonie besteht darin, daß, wie dieses schon von den forel'schen Kolonien mitgetheilt wurde, alle ihre Bewohner in einem unverbrüchlichen Verhältniß der Freundschaft und Genossen­schaft mit einander und untereinander leben. Nach den Be­schreibungen von Huber und anderen," sagt Cook ,,, und nach meinen eigenen sonstigen Beobachtungen hatte ich erwartet, man­cherlei Spuren blutiger Gefechte bei den Bewohnern von Camp Riddle zu begegnen. Aber meine Erwartungen wurden nicht erfüllt; im Gegentheil fand ich nur Proben oder Beweise von Freundschaft und Zusammenhalt( confederation) unter den Be­wohnern der verschiedenen Hügel u. s. w." Niemals entstehen z. B. bei dem Melken der Blattläuse oder Gallinsekten Zwistig­keiten, während andere Ameisen bekanntlich auf das heftigste um den Besitz ihres geliebten Melkviehs kämpfen. Jede Ameise einer solchen Kolonie ist an jedem einzelnen Plaze derselben gleichsam wie zu Hause, und bringt man eine Anzahl Ameisen mit ihren Eiern und Puppen aus den entferntest von einander gelegenen Nestern zusammen, so beginnen sie sofort eine Gemein­schaft zu bilden, nehmen auch fortwährend andere, von fernen Theilen der Kolonie hinzugebrachte Kameraden auf. Man muß darnach," sagt Cook, annehmen, daß diese Myriaden kleiner Geschöpfe, welche mehr als 1600 einzelne Nester bewohnen, in einer vollständigen Freundschaft oder Verbrüderung leben- also in einer Republik, welche durch die Zahl ihrer Einzelstaaten und die Menge ihrer Bevölkerung die sanguinistischsten Erwar­tungen über die Zukunft unserer großen amerikanischen Republik in den Schatten stellt." Auch irgend etwas, das nur an Eifersucht zwischen den einzelnen Nestern oder an sogen. Lokal­patriotismus erinnert hätte, war nicht zu entdecken."-Beschä digungen an einzelnen Nestern werden, wie ebenfalls bereits von Forel berichtet wurde, mit vereinten Kräften rasch ausgebessert. Ebenso unterliegen kleinere oder größere Thiere, welche man auf die Oberfläche der Nester wirft, z. B. große Spinnen, Kröten, Schlangen, rasch den vereinten Kräften der Kolonisten und wer­den bis auf das Skelett abgenagt.

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Dieser Schilderung der großen pennsylvanischen Ameisenstadt reiht Cook noch eine große Menge interessanter Einzelheiten und Beobachtungen über die Gewohnheit, Lebensweise, Kunstfertigkeit u. s. w. des merkwürdigen Thieres an, welche alle hier auf­zählen zu wollen, die Grenzen dieses Aufsages weit übersteigen würde. Da übrigens alles Wesentliche mit dem schon von frü­heren Beobachtern Gesehenen übereinstimmt, so wird es dem ver­ehrten Leser, der sich für dieses Thema interessirt, ein Leichtes sein, sich darüber aus mancherlei Schriften, insbesondere der im Eingang erwähnten populär gehaltenen Schrift des Verfassers, welche augenblicklich bei Thomas in Leipzig in dritter und be­deutend vermehrter Auflage im Erscheinen begriffen ist, des weiteren zu unterrichten.

Mein Freund, der Klopfgeist.

Eine Spiritistengeschichte aus dem letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts. Von S. E.

( I. Der Autor und Held der Geschichte stellt sich vor.) An einem Julivormittage des Jahres 1876 saß ich am Klavier und ließ meine Hände phantasirend über die Tasten gleiten. Meine Hände denn meine Gedanken flogen nicht minder phantasirend ihres eigenen Wegs. Möglich, daß die Töne, welche dem Piano entquollen, in voller Harmonie standen mit meinen Gedanken; wenigstens erinnerte ich mich

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nachher dunkel, daß ich mit so etwas wie der Variation eines chopin'schen Walzermotivs anfing, und daß ich mich dann, als ich fühlte, wie der Sturm der Töne dem Orfan der Gefühle, welcher in meiner Brust tobte, nicht gewachsen sei, blindlings in die unentwirrbare Wildniß jener tausendfach verschlungenen Akkord­fetten einer lißt'schen Tarantella stürzte--, was ich aber weiter aus den in gerechtfertigter Verzweiflung auffreischenden