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Unterseeisches Observatorium und elektrische Lampe. Von| wieviel Dingen im Himmel und auf Erden unsere Schulweisheit um die Wende des neunzehnten Jahrhunderts sich noch wird träumen lassen, wer könnte es annähernd nur berechnen? Ist doch heute schon, selbst bei dem Unwahrscheinlichsten, nichts dringender geboten, als Vorsicht mit der Behauptung: Das ist unmöglich!" Ein Gebiet nach dem andern büßt das Reich des Unmöglichen ein und fast täglich finden weitere Grenzregulirungen statt zwischen ihm und seinen eroberungssüchtigen, unerbittlichen Besiegern: Kunst, Wissenschaft und Erfindung. Seitdem wir wissen, daß wir die Schwingungen in dem uns umgebenden Luft- und Aethermeere, deren Zahl zwischen achtund vierzigtausend in der Sekunde liegt, als Ton hören, daß wir die, deren Zahl sich nach Billionen berechnet, als Wärme fühlen, daß wir die noch schnelleren als Licht und Farbe sehen, haben wir uns den Ariel unter den Genien der Civilisation, die Elektrizität, zu den verschiedensten Zwecken dienstbar gemacht. Das Licht braucht, um den Weg von der Sonne zur Erde zurückzulegen, acht Minuten. Die Schnelligkeit, mit der die Elektrizität dem Menschen Briefträger dient, ist ungefähr die gleiche. Die Räume der Erde find verschwindend gegen dieselbe, und die Botschaften, welche diese Kraft bringt, eilen der Drehung der Erde, die mit einer Geschwindigkeit ge= schieht, welche die der Kanonenkugel um mehr als das Zehnfache übertrifft, voraus, um zu weit früherer Tageszeit im fernen Westen einzu treffen, als zu der sie im Osten abgesendet wurden. Die unsichtbare und gewichtslose Vermittlerin des menschlichen Gedanfenaustausches hat man in neuester Zeit als Trägerin des Lichtes verwendet. Aber nicht nur über blühende Felder, deren Ertragsfähigkeit verdoppelt werden soll, und volkreiche Städte, die man von dem gesundheitsgefährdenden Gaslicht
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Auf der oberen Seite dieses an starken Ketten hängenden Cylinders befindet sich eine ziemlich fleine Deffnung, die sich selftthätig öffnet und schließt. Den Boden des Cylinders bildet eine starke Glasplatte. Damit dieselbe dem Druck des Meerwassers genügend Widerstand zu leisten vermag, ist der untere Theil des Cylinders mit Alaunwasser gefüllt, welches einen entsprechenden Gegendruck ausübt. In dem obern Theil des Cylinders befindet sich eine nach dem System Foucand konstruirte elektrische Lampe, die durch Leitungsdrähte mit zwei elektrischen Maschinen auf der Erdoberfläche in Verbindung steht und nach unten durch den
Unterseeisches Observatorium und elektrische Lampe.
zu befreien sucht, sollen sich die elektrischen Lichtatome verbreiten, auch in| die ewig trüben Meeresdämmerungen, wo im Seetang die Ertrunkenen ruhen, die der Sturm in die gurgelnde Tiefe gesogen, und der Moloch der Habgier das Strandgut bewacht, sollen ihre Strahlen dringen. Zu den neuesten Hülfsmitteln des unterseeischen Rettungswesens gehört das von dem französischen Ingenieur Bazin erfundene Observatorium mit elektrischer Beleuchtung, wie es unsere Abbildung darstellt. Daffelbe kam zum erstenmal in der Nähe von Cherbourg ( französischer Hafenort) zur Anwendung, wo das Schiff Alabama " zugrunde gegangen war und mit Hülfe der bazin'schen Erfindung untersucht wurde. Unser Bild stellt den unterseeischen Schauplatz dar, auf welchem der Erfinder selbst die Vorzüge seiner Apparate nachgewiesen hat. Links, in ziemlich beträchtlicher Höhe über dem Meeresboden, sieht der Leser die unterseeische elektrische Laterne, deren verfifal stehender Cylinder 4 Fuß 6 Zoll( englisch ) hoch ist und 4 Fuß im Durchmesser hat.
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Glasboden ein helles Licht ausstrahlt, welches den Meeresgrund auf einen Umkreis von circa 100 englische Fuß Durchmesser hell erYeuchtet, sodaß die Taucher bei dem Licht, das während einer Dauer von sechs Stunden stetig fortleuchtet, ihre Arbeiten bequem ausführen können. Wie man auf unserm Bilde sehen kann, gelangen die in bekannter Weise ausgerüste ten Taucher in die Meerestiefe auf die früher schon von uns beschriebene Art. Das bazin'sche Observatorium, auf unserm Bilde
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zur Rechten, dient dem Leiter der unterſeeischen Expedition zum Aufenthalt. Es hat die Form einer nach aufwärts gerichteten Kanone, ist bei ungefähr 2 Fuß Durchmesser 9 Fuß hoch und mit zwei runden, durch Glas verschlossenen Deffnungen versehen, durch welche der in dem Observatorium Weilende die Arbeiten der Taucher beobachten kann. Hat er Befehle zu geben, so werden dieselben leicht vernehmbar, da bekanntlich das Wasser den Schall gut leitet. In diesem Observaein torium vermag Mann 3/4 Stunden bequem auszuhalten. Wird durch irgend einen Zufall das Glas einer Ausgucköffnung verleßt, sodaß das Wasser in die Deffnung bringt, so begibt sich der im Observatorium Befindliche in den helmförmigen Aufsatz des Apparats, wo er ganz gut sieben bis acht Minuten aushalten kann, während welcher Zeit er seine
Signale gibt und mittels der Ketten, an welchen das Observatorium befestigt ist, auf die Meeresoberfläche befördert wird. Selbst eine kleine Verzögerung hat noch keine üble Folge. Die von dem Erfinder wiederholt ausgeführten Experimente sind bisher stets von glücklichem Erfolg gefrönt gewesen und haben ihm eine ganze Sammlung verschiedenartiger Sachen eingetragen, die er von den Wracks untergegangener Schiffe wieder zutage förderte, deren viele schon seit einer langen Reihe von Jahren auf dem Meeresgrunde ruhten und ohne Beihülfe der elektrischen Beleuchtung des Meeresgrundes für immerdar dort geruht hätten. Möge unser Fortschritt sich in jeder Richtung fortbewegen, ebensogut abwärts als aufwärts und vorwärts, den Trost kann uns niemand rauben, daß das Weltmuseum der Erfindungen immer reicher wird, und daß das Zeughaus neuentdeckter Naturkräfte sich von Jahr zu Jahr vergrößert. Jede Erfindung auf naturwissenschaftlichem Felde ist ein Troß der Menschenseele, der, wie Jakob mit seinem Jehova, mit
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