italienischen Künstlerinnen Signora Agelini und Laßlo, sodann die Herren Pardini, Leboretta, Mezzoletti und der Hofschauspieler Döring. Noch aber war die Zahl nicht geschlossen. Es kam der Stern'sche Gesangverein, besonders aber die königliche musikalische Kapelle und Frau von Ovim, die ehemalige hochgefeierte Charlotte von Hagn .
1851
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So strömte denn auch jenem Konzert die ganze vornehme Welt troz doppelter Eintrittspreise zu und erfreute sich an den Vorträgen, welche mit der Ouvertüre zu„ Hans Sachs " von Lorging eröffnet wurden. Ich saß es war am 20. Februar recht still und eingedenk vergangener Tage in einer Parquetloge und dachte: Armer Lorging, heute vor vierzehn Jahren wurde zu Leipzig deine erste Oper:„ Die beiden Schüßen" gegeben. Welcher Jubel, welche Lust, als nach Beendigung der Vorstellung dich eine Zahl deiner Freunde in Auerbachs Keller empfing. Die gefüllten Weingläser erhoben sich auf dein Wohl und auf ferneres gedeihliche Schaffen. Ach, das war eine köstliche Zeit!" Und heute? Viele Kenner lauschten den Klängen der obgenannten Duvertüre, sowie der von der Köster gesungenen Sopran- Arie aus dieser Oper.
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Es war eine Cavatine, mehr in gemüthlich- heiterem Stile geschrieben, und man sah es etlichen an, daß wehmüthige Betrachtungen über sie kamen; sie mochten bewußt werden der Fähigkeiten eines Künstlers, der in dem Treiben des Tages nie zur Ausarbeitung eines gerundeten Orchesterwerkes gekommen ist. Er konnte sich freilich nicht zur Sommerzeit, wie Meyerbeer , auf ein Landgut nach Meudon bei Paris , oder, wie Mendelssohn , nach Interlaken in der Schweiz begeben, um dort ungestört der Muse zu huldigen. Der Arme mußte fast täglich auf der leipziger Bühne in der Oper, im Schau- und Trauerspiel, sowie in der Posse mitwirken.
Das Konzert an jenem Abend gab einen Ertrag von etwas über 1078 Thalern, und viele deutsche Bühnen suchten durch Vorstellungen zum besten der Nachgelassenen Lorgings eine Ehrenschuld abzutragen. So tamen denn nach und nach gegen 15000 Thaler zusammen, welche das von Meyerbeer gebildete Comité verwaltete und die Familie vor Mangel schüßte. Ja, Anerkennung erst dann, als sich mit der kleinen Erdöffnung auf dem Kirchhofe für den müden Dulder der Himmel öffnete! Das Loos so vieler Geister, die erst der Tod lebendig macht!
Wasserversorgung und Wasserreinigung.
Von Rothberg- Lindener.
Wer fühlte nicht eine Art stolzer Genugthuung, wenn er Gelegenheit findet, sich die Ueberlegenheit der geistigen und materiellen Leistungen unserer Zeit, verglichen mit denen früherer Perioden durch Thatsachen klar zu machen, oder doch wenigstens womit wir uns ja großentheils zufrieden geben müssen mit Eifer diese Ueberlegenheit behaupten hört? Wie müssen wir doch die edlen Spanier der Zeit vor etwa einem Jahrhundert bemitleiden, da die Frage, ob einer dürren, verschmachtenden Gegend das frucht- und labungbringende Wasser durch Anlegung eines Kanals zugeführt werden solle, von einer dafür angesehenen, weisen und sachverständigen Kommission dahin entschieden wurde, daß solches Beginnen durchaus verwerflich und gegen die heilige Ordnung sei: denn wenn die Vorsehung gewollt hätte, daß jene Gegend Wasser besize, so würde sie es schon längst selbst hingeleitet haben! Wenn wir aber ohne Voreingenommenheit überlegen, ob denn nicht hin und wieder dasselbe Prinzip, nur in verhüllter Gestalt und bei weniger einfachen Gelegenheiten, uns doch gleichfalls noch entgegentrete? wenn wir zur Abhülfe klar erkannter Uebelstände die von Natur und Vernunft vorgezeichneten Wege, die ja immer irgend wie dem Gewohnten zuwider laufen müssen, einzuschlagen gewillt sind, so werden wir finden, daß uns Genossen ,, unserer großen Zeit" das Vorgehen auf dem einzig möglichen Wege und nach einem unzweifelhaft vortreff lichen Ziel verlegt wird und oft mit Erfolg durch Vetos, die mit jenem spanischen in der Verwechslung von Gewohnheit und heiliger Ordnung übereinkommen und nur statt der Berufung auf das Nichtwollen der Vorsehung als Schild ihrer Willkür sich des Hinweises auf angebliche Naturgesetze oder historisch nothwendig entwickelte Thatsachen, die entgegenstünden, bedienen; welche weise und wissenschaftlich aussehenden Gründe uns verblüffen sollen! Beispiele liegen wohl in jedermanns Erfahrung! Wo es sich aber gar um Uebelstände handelt, die aus nicht leicht erkennbaren, oder nicht so einfach zu beseitigenden Umständen hervorgehen, da lassen wir nur zu oft unsere Aufmerksamkeit auf Nebenwege und Nebendinge ableiten und uns, angesteckt durch den so sehr verbreiteten Schachergeist, bei der Behauptung, dies oder jenes müsse vorher erst noch gethan werden, durch Abschlagszahlungen in wenig oder oft gar nicht gemeinnüßlichen Dingen auf längere Zeit hin zufriedenstellen, während nach Er reichen des Hauptzieles, unbeirrt auf dem gradesten Wege, diese Kleinigkeiten uns nebenbei mit zufallen müßten.
So ist es mit vielen sogenannten hygienischen Maßregeln, die da getroffen werden, weil als gewiß zu erkennen ist, daß das Zusammenwohnen und Arbeiten größerer Menschenmengen Ursache zu sonst vermeidlichen Gesundheitsschädigungen ist, die sich aber nur gegen die bereits ausgebildeten Krankheiten und deren Verbreitung richten. Dabei bekennen unsere Hygieniker von Fach selbst diejenigen Maßregeln als die wirksamsten und einzig radikalen, welche eine gesunde und kräftige Erziehung des Heranwachsenden Geschlechts, sowie angemessene und gesunde
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Lebensweise des arbeitenden, erwachsenen verbürgen. Warum also nicht die zum letztern Ziel führenden zuerst, aber auch so gründlich ausführen, daß das Resultat sicher ist?
Unter den Einrichtungen, welche man den Bewohnern der größeren und auch mancher kleineren Städte als hygienische Wohlthaten in neuerer Zeit gewährt zu haben sich rühmt, nehmen die eine Versorgung mit reinem, gesundem Wasser bezweckenden eine der ersten Stellen ein. Die Frage der Versorgung der Bewohner einer Ortschaft mit Wasser ist nun zwar als eine die Fürsorge der Verwaltungsbehörden angehende auch früher schon angesehen worden, doch wesentlich nur in Hinsicht auf die Quantität. Man erledigte sie einfach dadurch, daß Vorrichtungen zum Schöpfen oder Pumpen von Wasser aus dem nächsten Flusse, falls ein solcher vorhanden, und zur Leitung an eine beschränkte Bahl von Ausflußpunkten getroffen wurden; oder aber, indem durch Vorschrift die Anlage besonderer Brunnen in jedem einzelnen Gehöft erzwungen wurde. Jezt hingegen wird bei Aufwerfen eines Projektes für Wasserzuführung gewöhnlich der meiste Nachdruck auf die Qualität oder Güte des zu liefernden Wassers gelegt. Es ist ein unzweifelhaftes Verdienst der Forschung nach dem Herkommen der Keime der bösartigen Infektionskrankheiten, als welche Pilzkeime angenommen werden, die Aufmerksamkeit auf die Wasserfrage der Städte hingelenkt und den Anstoß zur Einführung von großen Wasserleitungen gegeben zu haben; ein Verdienst, das auch dann bleiben wird, wenn die Gewißheit, mit der man in unreinem Brunnenwasser schon den Centralherd der Ausbreitung von Krankheitskeimen in Pilzform gefunden zu haben meinte, sich nicht in dem geglaubten Umfang bestätigen sollte, wie es nach den neueren Arbeiten der Professoren Nägeli und Pettenkofer den Anschein hat.
Die heftigsten Meinungsstreitigkeiten bei Aufstellung der Pläne zu Wasserwerken sind aber in der That über den unsichern Punkt der Qualität geführt worden, oft so sehr, daß man die kritische Untersuchung, ob man auch an Menge genug haben würde, aus den Augen verlor. Und doch ist das letztere mindestens ebenso wichtig für Anforderungen, deren Berechtigung und nothwendige Befriedigung leicht zu beurtheilen sind. Denn daß zunächst das Vorhandensein der genügenden Menge von Wasser, das ohne Beit- oder Arbeitsaufwand jederzeit zu haben ist, Veranlassung gibt, ein größeres Quantum davon auf Reinhaltung des Körpers und der Kleidung, der Wohnräume und Gebrauchsgeschirre zu verwenden, daß aus demselben Grunde eine entstehende Feuersgefahr oft noch beseitigt wird, daß durch die Besprengung der öffentlichen Wege im Sommer der Staub getilgt und dadurch sowie infolge der durch die Wasserverdunstung verbreiteten Kühle und die Ozonisirung der Luft der Aufenthalt gesünder wird das sind unzweifelhafte Thatsachen.
Viel schwieriger aber ist eine befriedigende Antwort zu be kommen auf die Fragen: wie die Beschaffenheit eines gut und rein zu nennenden Wassers sich ausweisen müsse? warum das