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neuerdings zur möglichsten Abhülfe der Uebelstände zugleich immer eine Filtration eingerichtet worden. Dieselbe besteht wohl überall in einem Durchsickern des Flußwassers durch Schichten von zuerst feinem, dann gröberem, reinem Sand und Kies. Daß die Temperaturschwankungen dadurch nicht ausgeglichen werden, ist selbstverständlich, ebensowenig die wechselnden Zusammensetzungen des Abdampfrückstandes. Es werden hauptsächlich nur die gröberen organischen Stoffe und Schlammtheilchen bei dieser Art Abdampfrückstand Organ. Substanz 26 3,45 27
Hamburgische Wasserleitung
22,5
17,45 8
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Filtration zurückgehalten, und zwar umso unvollkommener, je mehr der Strom mit solchen Schlamm- und Schmußtheilchen gesättigt ist, wodurch zugleich die Rückhaltungsfähigkeit dieser Filter um so rascher abnimmt und aufhört. Einige Zahlen erweisen sowohl die zunehmende Verunreinigung auch eines großen Stromes nach der Mündung hin, als auch den Grad der Wirkſamkeit der Filtration am einfachsten. Es enthielt Elbwasser in 100000 Theilen bei:
Salpetersäure
Man sieht, daß die in der letzten Reihe angezeigte organische, also fäulnißfähige Substanz von hamburger Leitungswasser das früher festgestellte Maximalquantum( 5 Theile) um mehr als die Hälfte übersteigt, froß Verminderung derselben um 54 Prozent durch die Filtration; während in allen oben angegebenen Analysen von Quellwasser der betreffende Gehalt sehr erheblich darunter bleibt. Und doch ist für die Filtration im großen Maßstab, welchen alle kommunalen Wasserversorgungsanstalten verlangen, eine andere Art der Einrichtung der Kosten wegen nicht möglich.
Um Wasser für den Hausgebrauch reinigen zu können, sind seit längerem zahlreiche Arten von Filtern im Handel empfohlen worden, von denen die meisten jedoch sich nüzlicher für ihre Fabrikanten und Händler, als für die nach reinem Wasser dürstenden Benutzer erwiesen haben. Ein solcher Filterapparat muß den Ansprüchen genügen, neben Billigkeit des Apparats und des in ihm befindlichen, eigentlich die Reinigung vollziehenden Materials, das nach kürzerer oder längerer Zeit in jedem Fall erneuert werden muß die Reinigung des in höherem Grade als die in Wasserwerken eingerichteten Sandflilter zu bewirken. Auch muß die Bedienung ganz einfach und die Erneuerung oder Reinigung des filtrirenden Materials selbst leicht zu bewerkstelligen sein.
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Unter diesen Bedingungen können überhaupt nur in Betracht kommen die künstlichen Filtrationen durch Knochenkohle, durch sogenannte plastische Kohle und durch Eisenschwamm in Verbindung mit Grus von Marmor oder gewöhnlichem Kalkstein, oder mit Knochenkohle.
Die in kleine Stückchen zerbrochene Kohle aus bei Luftabschluß geglühten thierischen Knochen wird bekanntlich im ausgedehntesten Maßstab in der Zucker-, Spiritus- und andern Fabrikationen als Filtermaterial benutzt. Sie bietet bei ihrer großen Porosität der durchziehenden Flüssigkeit eine ungemein große Oberfläche dar und wirkt nicht nur mechanisch durch Zurückhalten von sichtbaren, schwebenden Theilchen reinigend, sondern entfernt auch mancherlei Farbstoffe und gelöste organische Substanzen, sowie von Gasen besonders das Ammoniak. Aber indem sie diese Stoffe in den Poren zurückhält, verstopfen sich dieselben nach und nach, und die Kohle büßt ihre Absorptionsfähigkeit ein. Wenn die abgesonderten Unreinigkeiten zum größern Theil organischer Natur waren, so läßt sich das Filtrationsvermögen von Knochenkohle einige male, wenn auch nicht bis zum anfänglichen Grad, erneuern durch das sogenannte Wiederbeleben, das in Auswaschen mit verdünnter Salzsäure und erneutem Glühen in verschlossenen Gefäßen besteht.
So fungirt die Knochenkohle auch bei der Filtration von Wasser anfänglich ganz vorzüglich. Nach etwa dreimonatlichem Gebrauch aber hat sie diese Eigenschaft so sehr verLoren, daß das Wasser sogar noch verunreinigter das Filter verläßt, als es aufgegeben wird. Die Entwicklung der Ausgußthierchen scheint durch solches verunreinigte Filter sogar noch er heblich befördert zu werden. Es bedarf also ein Knochenkohle filter der sorgfältigen Kontrole, um den Zeitpunkt des beginnenden ungenügenden Filtrirens zu erkennen; sowie auch beim Einkauf von frischer Knochenkohle diese erst probirt werden muß, da der Unkundige alte, ausgenutzte und trotz Wiederbelebens nicht mehr brauchbare Kohle nicht von ungebrauchter, neuer unterscheiden kann. Die im Handel sehr empfohlenen Filter aus geformter künst licher oder sogenannter plastischer Kohle stehen den oben besprochenen bei weitem nach. Ihr Filtrationsvermögen ist, auch so lange sie neu sind, erheblich geringer und nimmt mehrfach rascher ab. Das als sehr leicht behauptete Reinigungsverfahren des Filter kolbens durch Ausbürsten mit reinem Wasser ist nur ein äußer liches und, da grade die inneren Poren der Kohle wesentlich
Chlor
Schwefelsäure
Kalt
Magnesia
Härte
0,14
3,83
4,80
5,6
1,6
7,8
Spur
2,97
2,40
6,7
0,73
7,7
1,85
2,75
5,04
0,73
6,1
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wirksam sein sollen, nur wenig vorhaltend. Dabei enthalten die geformten Filter oft feine, nicht sofort bemerkbare Risse, sodaß sie beim Gebrauch leicht springen. Eine öftere Erneuerung der Filterkolben aber macht diese Reinigungsmethode zu einer ziemlich kostspieligen.
Schon seit langer Zeit wollte man beobachtet haben, daß auf Schiffen faules Wasser, das in eisernen Behältern mitgeführt wurde und durch das„ Rollen" des Schiffes in seinen einzelnen Schichten in immer erneute Berührung mit den Wänden solcher Behälter kommt, in seiner Beschaffenheit sich bessere. Professor Bischof in Glasgow erprobte nun in neuerer Zeit die Wirkung von aufs feinste zertheiltem Eisen( Eisenschwamm) als Filtermaterial und fand dieselbe verhältnißmäßig äußerst günstig. Der Eisenschwamm ist metallisches Eisen, das aus Eisenoxyd dargestellt wird, ohne daß die einzelnen Partikelchen, wie bei Bildung von gewöhnlichem Roheisen, in eine kompakte, flüssige Masse zusammenschmelzen. Es ist dann so schwammartig porös und locker, daß ein Liter davon nur 2,4 Pfund wiegt, während das gleiche Volumen festen Eisens über 15 Pfd. wiegt. Die Versuche ergaben folgende Wirkungen des Eisenschwamms auf hindurchfiltrirtes, unreines Wasser: Reduzirung eines Theils ( 28 Prozent) der vorhandenen Salpetersäure zu Ammoniak; Zersegung eines Theils der organischen stickstoff- sowohl als kohlenstoffhaltigen Substanz und Verminderung derselben; Auflösung von etwa 10 Milligramm Eisen pro Liter Wasser durch die darin enthaltene Kohlensäure und zwar unter Bildung von kohlensaurem Eisenoxydul. Letzteres oxydirt sich bald zu kohlensaurem Eisenoxyd, das als sehr feiner gelblicher Niederschlag das Wasser trüben würde. Bischof ließ nun nach dem Durchfiltern durch Eisenschwamm das Wasser noch durch Kalksteingrus gehen, welches diesen Eisenoxydschlamm völlig beseitigt. Die Befreiung des Wassers von freiem Ammoniak( das jedoch meist nur in sehr unerheblichen Mengen vorkommt) geschieht dagegen nur in sehr geringem Maße. Diesem Uebelstand wurde später dadurch abgeholfen, daß Bischof statt des Kalksteingruses wiederum Knochenkohle anwandte, die in dieser Kombination eine mehrfach verlängerte Wirksamkeit zeigt, da durch sie nunmehr nur ein schon im Wesentlichen gereinigtes Wasser zu passiren hat. Derartige Filter erwiesen sich noch nach acht Monaten unausgesetzten Gebrauchs durchaus wirksam. Zum Hausgebrauch wird das Filtermaterial am einfachsten in einem Gefäß von Steinzeug, das über seinem eigentlichen Boden noch in einiger Höhe einen durchlöcherten Siebboden enthält, unter dem sich das reine Wasser sammeln kann, auf diesem Siebboden in der Weise aufgeschichtet, daß zu unterst eine 4 Zoll hohe Schicht von Kalkstein oder Knochenkohle gebracht wird, darauf etwa 6 Zoll gröbern und auf diesen 2 Zoll hoch feinsten Eisenschwamm.
Der hier zu verwendende Eisenschwamm soll im Großen zum Preise von ungefähr nur 22 Mark der Centner herzustellen sein, und ein Filter, das 5 Liter, also etwa 12 Pfd., davon enthält, im stande sein, ein Quantum von 100000 Liter Wasser mit vollständiger Wirksamkeit zu reinigen.
Die Erfahrung, daß destillirtes und Regenwasser auf Blei, also auch auf Bleiröhren, durch welche solches Wasser geleitet wird, eine auflösende Wirkung ausüben, und da die tückische, gefährliche Wirkung von Blei in jeder Form, das in den menschlichen Organismus gelangt, bekannt ist, gab zu großen Befürchtungen wegen einer allgemeinen Gefährdung der Gesundheit Veranlassung, wenn das Wasser öffentlicher Leitungen, wie überall üblich, in den feineren Verzweigungen durch Bleiröhren in die Häuser geführt wird. Vielfache Versuche haben aber festgestellt, daß nur dann eine solche Besorgniß begründet ist, wenn das Wasser erheblichere Mengen von Salpetersäure oder deren Salzen enthält; daß gelöstes Blei aber nicht nachzuweisen ist, wenn das