Wasser einige Härtegrade besitzt; die Verbindungen von kohlen­sauren Erden, die im Wasser gelöst sind, erweisen sich also in dieser Hinsicht sehr vortheilhaft für unsere durch Blei geführten Leitungen. Wird Wasser, in dem aufgelöstes Blei enthalten

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ist, durch ein Eisenschwammfilter geleitet, so wird ihm dieser schädliche Bestandtheil vollständig entzogen; es ist das eine Er­scheinung, die auf chemischer Umseßung mit dem Eisen beruht, und die kein anderes Filter zeigen kann.

Die deutschen Landsknechte. Kulturhistorische Skizze von Manfred Wittich.

Auf das Zusammenlaufen der Geworbenen folgte die Muste­rung. Darüber schreibt Fronsperger vor: Das Musterheer ,, soll sein gut aussehen haben und mit allem Fleiß daran seyn, daß ein fendlein mit 400 guter Kriegsknecht besetzt, die gesundt und wolgemut seyn, vnd der keinen mustern oder passieren lassen, der krumm, lahm oder tadelhafftig sey;...

Item soll er auch einem jeglichen Fendlein nicht mehr denn 50 guter geschickter Hackenschüßen, und jedem ein Gulden über sein gewöhnliche Besoldung, und nicht mehr geben oder passieren lassen."

Ferner soll er fleißig aufsehn haben", daß keiner auf eins andern Namen durchgehe( durch das aus 2 Hellebarden und einer darüber gelegten Lanze gebildete Thor).

Nach der Musterung ward der Eid in die Hand des Regi­mentsschultheißen geleistet und im Ring wurden die hohen Aemter" vorgestellt: des Obersten Leutnant( locotenante= Plazhalter, Stellvertreter), der Proviantmeister, der Quar­tiermeister, der Profos, d. i. der öffentliche Ankläger und Urtheilsvollstrecker, dann jedem Fähnlein sein Hauptmann und dessen Leutnant; die Landsknechte selbst wählten dann unter Leitung des Feldweibels den Gemeinweibel, theilten sich in Rotten von 10 Spießen und setzten sich ihre Rottmeister. Der Oberst, der ,, Diktator der Soldatenrepublik", erhielt hundertfachen Monatssold, also 400 Gulden rheinisch und 200 Gulden für 8 Trabanten und besaß große Gewalt. Der Schult­heiß, zum Stab des Oberst gehörig, mußte peinlichen und bür­gerlichen Rechtes kundig und ein besonders ehrbarer und frommer Mann sein. Der Profos schuf im Lager einen Markt, dessen Kaufleute und Mercatanten( Marketender) er streng in Zucht und Schutz hielt, Steckenknechte, Stockmeister und der Freimann( Henker) waren ihm beigegeben.

Bunt sah der Troß aus, dem ein besonderer Weibel vor­stand, weil nach altgermanischer Sitte auch der Kriegsknecht ,, sein ehlich Weib"( und nach strengen Artikelbriefen nur dieses!) mit ins Feld schleppte. Dieser Weibel mußte mit Hülfe des Rumormeisters den Troß so schwenken und ziehen lassen, daß er nicht hinderlich werde, wohl aber ,, vor den Feind ein nach­denkliches Ansehen gebe."

Wichtig ist uns ferner noch die glänzende Gestalt des Fähn­drich, der geloben mußte, beim Fähnlein Leib und Leben zu lassen, und an einer und der andern Hand beschädigt, sein Fähn­lein ins Maul zu nehmen, sobald er aber vom Feinde über­rungen sei, sich eher darin zu wickeln und zu sterben, als es mit

Gewalt verlieren."

Ein farbenprächtiges Gemälde bot ein solch Regiment beson­ders deshalb dar, weil an heutige Uniformen nicht gedacht wer­den darf und dem freien Belieben in der Tracht alle Freiheit gegeben war. Dft sah die Gesellschaft natürlich recht abgerissen und elend aus. Wenn sie aber etwan eine Stadt plünderten und mit der langen Ehle", der Lanze, Seide und Sammt ab­messen" konnten, entfalteten die frummen Landsknechte einen kolos salen, phantastischen Kleiderluxus, wobei grelle Farben, Unmassen von Stoff, Gepufftes und Gebauschtes sowie Geschlitztes eine große Rolle spielten. Die besten Meister des 15. und 16. Jahr­hunderts verewigten die Gestalt des Landsknechtes im Bilde, wir nennen nur Namen wie Daniel Hopfer  , Jost Ammann  , Peter Flötner, Manuel, genannt Deutsch  , Lucas Cranach  , Lucas von Leyden, Beham und viele andere.

Eine verhängnißvolle Schattenseite des Landsknechtslebens war es, daß sie, wie auch unsere heutigen Soldaten, nach langer Dienstzeit ihr Handwerk vergessen hatten. Damals nun juchten sie auf eigne Faust Kleinkrieg, Plünderung und Gewalt aller Art übend, ihr Kriegshandwerk einfach fortzusehen als ,, gar­dende" Landsknechte, wie man das nannte. Gabe gehrend, Speis und Trank, wohl auch Geld und Geldes werth, nahmen sie mit Gewalt, was ihnen versagt wurde. Die ,, Lungerer und

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( Schluß.)

| Gardebrüder" existirten dann nur bis in das 17. Jahrhundert hinein, wo sie dem Landvolk förmlich zur Aushaltung über­wiesen wurden. Im großen Kriege", dem dreißigjährigen, tritt diese Landplage übrigens unter einem andern Namen, unter dem der Marodeurs, auf, welche Bezeichnung entweder von marode" fommt, womit man entkräftete Leute bezeichnete, die infolge der überstandenen Unbilden und Anstrengungen des Krieges nicht mehr Reihe und Glied halten können und nur sich umhertreibend durch Erpressung, Diebstahl und Gewaltthat ihr Leben fristen, oder es soll diese Benennung vom Korps des General Marode im 30jährigen Kriege herstammen, welches sich durch Zuchtlosigkeit dergestalt auszeichnete, daß man alle plündernd und stehlend umherstreifenden Nachzügler der Heere Marodebrüder nannte. Johann Jacob von Wallhausens 1615 gedrucktes Kriegswerk, ein Katechismus erlesenster Dichtkunst, gibt ein bös Gemälde der Heerzustände, die wir als schon bei den früheren Landsknechten vorhanden annehmen müssen. Bei 3000 Mann deutschem Kriegs­volk findest du gewöhnlich 4000 Weibsvölker und Buben, und bei solchem Gesindlein Fluchen, Placken, Stehlen und lose, böse Händel, daß ein Heide darob erstarren würde. Höherer Sold wird ertrozt, so daß 3000 Mann auf sechs Monat mehr als noch einmal so theuer sind als für ein ganzes Jahr nach Kontrakt und Billigkeit. Dazu käme noch Laufgeld, Handgeld, Liegegeld, zu geschweigen der Schindereien der Bauern durch den Troß, Entschädigung für Durchzug durch Freundesland und des Schadens auf dem Abdankeplay. Sind nach so theuren 6 Monaten die Regimenter fern in Ungarn   abgedankt, laufen diese bezahlten Soldaten ins Reich auf die Gart" den Winter durch. In allen Fürstenthümern an Oestreichs Grenze ist von den Herren ausdrücklich jedem Bauern befohlen, den ,, Gartenden" einen Heller zu reichen, weshalb sich die meisten Soldaten auf die Abdankung freuen. Brächte man das den armen Unter­thanen Abgemauste zuhauf, so könnte man jährlich 30000 Mann in Ungarn   besolden." Und außerordentlich ähnlich, wenn nicht gleich, dürfen wir uns das ,, Hausen und Practisiren" der Lands­knechte denken, wenn sie ihrer Dienste entlassen wurden.

Dazu kamen noch die häufigen Meutereien bei etwa aus­bleibendem Sold, oder auch, wenn die Herren, pochend auf ihre Gewalt, mit dem ausgemachten Lohnsatz nicht zufrieden, höheren zu ertrozen suchten.

Das wechselvolle, unsichere Leben ließ in dem Kriegsvolk den Grundsatz fest und fester werden, daß man jeden gebotenen Genuß nach Kräften ausnußen müsse, und diese Lebensweisheit hat im Sprüchwort folgende Fassung gefunden:

,, Ein Landsknecht   und ein Beckerschwein Die sollen allzeit voll seyn,

Denn sie nicht können die Zeit ausrechen, Wenn man ihnen wird die Kehl  ' abstechen." Wenn freilich die Dinge schief gingen, so mußte ein Landsknecht  auch entbehren und dulden und mit dem schlechtesten vorlieb nehmen: ein Landsknecht   muß Spißen von Radnägeln verdauen können, und: man findet selten einen alten Landsknecht  , sagten die Leute.

Spiel, Trunt, galante und ungalante Liebesabenteuer, Fluchen, Raufen und allerlei Gewaltthat waren an der Tagesordnung. Der Landsknecht Stahl   nahm nur vier Gulden Monatssold, denn nähm' er acht, söff er sich todt." So wird von einem Chronisten berichtet.

Interessant ist das Lied, welches ausschließlich den Zweck hat, den ,, Landsknechtorden" zu preisen, und aus dem wir ein paar Wendungen ausheben wollen. Es beginnt:

Gott genad dem edlen Kayser also frommen, Maximiliano, bei dem ist auf kommen Ein Orden, zeucht durch alle Land Mit Pfeiffen und mit Trummen, Landsknecht   sind sie genannt.