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Der Vergleich mit einer geistlichen Ordensbrüderschaft wird dann humoristisch fortgeführt:
Fasten und beten lassen sie wol bleiben,
Sie meinen, Pfaffen und Münch sollens treiben, Die haben dervon ihren Stift.
Und weiterhin:
Wenn sie denn ihr Kapitel*) wollen halten,
Viel Spieße und Helleparten sieht man walten.
Da die Landsknecht sessen im sauß, Praßten und einander zusoffen. Der Teuffel stellt sich hintern Ofen, Hört wie die Landsknecht theten sagen, Wie's mit den Feinden hetten geschlagen, Gestürmt, geraubet und gebrannt In diesem und in jenem Land, So große Streich, daß im fürwar Gleich gen Berg stunden all sein Har.
Am Ende des Liedes bekennt sich in einer der erhaltenen Fassungen der hinter dem Ofen hing, ohne daß ihn Belzebock bemerkte, Da winkt einer der Zecher dem Wirth, er solle den alten Hahn, zum Verfasser Görg Graff, der auch sonst genannt wird als hernehmen, rupfen und braten. Der höllische Bote bezieht diese Dichter und zugleich Landsknecht : hatte doch das bürgerliche Weisung auf sich, eilt von dannen und gibt im Fegefeuer dem Element eine Menge Anschauungen und Gepflogenheiten mit- Obersten der Teufel Bericht, der auf Grund desselben beschließt, nie gebracht aus dem Handwerks- und Zunftverband zum Landsknechts - einem Landsknecht die Pforten der Hölle zu öffnen. So sind denn brauch, und dieser und die Meistersingerei waren nach einem fun- die„ frummen Landsknecht" aus Himmel und Hölle ausgesperrt. digen Geschichtsschreiber des deutschen Heerwesens Geschwister.
Hans Sachs , der allem Anschein nach selbst dereinst auch Landsknecht gewest", hat sich mit dem frumen Orden" des Landsknecht gewest", hat sich mit dem frumen Orden" des öfteren beschäftigt. Prächtig ist der Schwank:„ Das Gespräch
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Sanct Peter mit den Landsknechten."
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Neun armer Landsknecht zogen auß Und garteten von Hauß zu Hauß, Dieweil kein Krieg im Lande was. Eins morgens da trug sie ihr straß Hinnauff biß für das Himmel Thor, Da klopften sie auch dauor,
Wollten auch in den Himmel garten. Als sie Sankt Peter bei Marter, Leiden und Sakrament fluchen und schwören hört, vermeint er, sie reden von heiligen Dingen, und bestimmt den Herrn, sie hereinzulassen, der aber Petrus gewarnt hat und ihm zur Bedingung macht, sie dann auch wieder hinauszubringen. Die neuen Gäste treibens wie auf Erden und heben schließlich Händel von der besten Sorte" an. Da will sie nun Petrus begütigen, wird aber von ihnen weidlich zerbläut, sodaß er die Hülfe des Herrn in Anspruch nehmen muß. Der heißt ihn einen Engel vor das Himmelsthor zu schicken und mit einer Trommel Lärm schlagen zu lassen, was sich denn auch be= währt. Aber Sankt Peter ist seit der Zeit geheilt und mag nie mehr einem Landsknecht Einlaß geben.
Aber auch der Böse mag von solchem Besuch nichts wissen, auch der Nobiskrug , die Hölle, ist dem, frommen Orden" verschlossen, wie uns Hans Sachs in einem Gedichte desselben Jahres ( 1557) belehrt. Der Satan hält Hofstaat und es kizelt ihn die Neugier, die neue Brüderschaft kennen zu lernen, und er spricht:
,, Man sagt, es seh in teutschen Landen Gar ein böses volt aufferstanden, Welche man nennet die Landsknecht , O, der mir jr ein Duzet brecht, Daß ich nur seh, was für Leut wern. Man saget, sie fasten nit gern, Sie sind lieber allezeit voll, Mit schlemmen, prassen sey in wol, Achten sich betens auch nit vil, Sonder man sagt wie ob dem Spil Sie übel fluchn und palgn darneben, Auch wie sie nit vil Almuß geben, Sonder lauffen selb auff der Gart, Essen oft übel und ligen hart, Doch dienen sie geren allezeit Eim Kriegsherren, der in Gelt geit, Er habe gleich recht oder nit,
Da bekümmern sie sich nit mit.
Schließlich wird einer vom diabolischen Hofgesinde, namens Belges bock, ausgesandt, ein Dußend von der merkwürdigen Sippe herbeizuschaffen. Der Sendling geht auf die Erde in ein Wirthshaus, * Rathsversammlung geistlicher Herren.
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Auf einem fliegenden Blatt jener Zeit frißt der Teufel, in Mönchsgewand dargestellt, Pfaffen, die auf dem Weg der Verdauung in Landsknechte verwandelt, auf der andern Seite wieder zum Vorschein kommen. Ein um Gnade flehender Pfaffe fällt auf die Knie, und auf dem Spruchband, welches aus seinem Munde herausfliegt, steht zu lesen:
Ach, lieber Wolfint*), laß mich leben,
Ich will doch selbs ein Landsknecht geben!
Der Mund des Volkes, welches soviel von den gardenden Landsknechten zu dulden hatte, ist nicht gut auf sie zu sprechen und hat manches böse Wort auf sie gemünzt. Landsknechte be„ Landsdürfen keiner Kazen, sie können wohl selber mausen." knechte haben zur Arbeit krumme Finger und lahme Hände, aber zu Mausereien und Beuteholen sind alle krummen Hände grade geworden." ,, Landsknechte lassen nichts liegen, als Mühlsteine und glühend Eisen."
,, Wo die Landsknecht sieden vnd braten
Vnd die Geistlichen zu Weltlichen Sachen rathen, Vnd die Weiber führen das Regiment, Da nimbts selten ein gut end."
Und nun zum Schluß das Urtheil eines Zuständigen:„ Da siehst du, wie ich bin, das sind die Früchte des Krieges! Drei Dinge sollten einen jeden vom Krieg abschrecken: die Verderbung und Unterdrückung der armen, unschuldigen Leute, das unordentliche und sträfliche Leben der Kriegsleute und die Undankbarkeit der Fürsten , bei denen die Ungetreuen hoch kommen und reich werden und die Wohlverdienten unbelohnt bleiben." So faßte der Vater der frommen Landsknechte, Georg Frundsberg , dessen Lebenselement doch der Krieg war, die Summa seiner Erfahrungen zusammen, als er zu sterben kam, nachdem er sich über eine Meuterei seiner ,, lieben Kinder", wie er glaubte, einen Schlaganfall geholt hatte.
An einer andern Stelle wird berichtet, daß ein frommer Kriegshauptmann sich in seinem Gewissen beschwert fühlte über die Thaten der Gewalt, die das Kriegshandwerk mit sich brächte, und Luthern seine Noth klagte. Der entgegnete ihm: Waffengewalt in gerechter Sache, nicht des Angriffs oder Raubes halber, sondern in ehrlicher Nothwehr sei statthaft."
Trotz alledem und alledem ist aber der Krieg und alles was drum und dran hängt, ein Unglück der Menschheit. Schade, daß diese Wahrheit nur gar so sehr blos Sonntagstheorie bei den Völkern ist und lahmgelegt wird durch ein fliegendes Wort des größten Landsknechtsvolkes des Alterthums, der Römer: ,, Willst du den Frieden, so rüste den Krieg." Ebenso wahr und wahrer ist es, daß das stete Rüsten ebenso häufig den Krieg gebiert. Auf welchen Bahnen die Kulturvölker der Neuzeit wandeln und wandeln müssen, ist männiglich bekannt und darüber kein Wort weiter nöthig.
*) Uebername des Teufels.
Mein Freund, der Klopfgeist.
Eine Spiritistengeschichte aus dem letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts. Von H. E.
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( IV. Wie der Klopfgeist klopft und musizirt. Wie er Nacht macht| lang," bestätigte sich glücklicherweise nicht. Die Todesstille, und Licht. Wie das Medium singt und der Klopfgeist spricht.) Endlich war das Lied zu Ende. Die Befürchtung Aloys Mezigs, der mir zuflüsterte:„ Nu geht's wahrscheinlich noch verschiedenemale so los die gröhlen manchmal zwei Stunden
welche nach Beendigung des Gesanges eingetreten war, unterbrach plötzlich ein dreimaliges, deutlichst wahrnehmbares Klopfen an der Zimmerdecke, dem freudige Bewegung fast aller der Anwesenden folgte.