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werden soll. Auch in Hannover machte man ähnliche Versuche. Als aber sich die Taufzeugen weigerten, auf die Fragen zu antworten, wird den Geistlichen die Weglassung der Ceremonie gestattet, ihnen aber anempfohlen in der Taufrede derselben ,, in angemessener Weise" Ausdruck zu geben. Im 1. Jahrhundert wurde bei den Christen der Exorzismus von der Bischöfen oder Presbytern( Kirchenälteste) ausgeübt, später nahm man dazu Glieder der niedern Geistlichkeit, die eigens dazu vom Bischof geweiht, und mit einem Buch, welches die Beschwörungsformeln enthielt, versehen wurden. Fasten und Beten seitens des Beschwörers und der Besessenen galten als Vorbereitungen. Bei dem Aft selbst kniet der letztere bedeckten Hauptes mit dem Kruzifig in der Hand in der Kirchenthür, der Exorzist spricht seine Beschwörungsformeln, Gebete und Psalmen, schlägt die Zeichen des Kreuzes, legt die rechte Hand auf das Haupt des Besessenen und beschwört den bösen Geist im Namen Jesu auszufahren. So war's allgemein Brauch. Unsere Illustration zeigt zwar eine Ausnahme, doch auf die wird es ebensowenig ankommen wie auf die, nach welcher sich in früher Zeit bereits Privatpersonen die Fähigkeit des Teufelaustreibens zutrauten und das wenig dankbare Geschäft übten. Denn wenig dankbar mag es sein, eingewurzelte Bosheiten, Schlechtigkeiten mit leerem Ceremonienkram auszutreiben. Denn's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster: Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus." Hineingeschlüpft" sind sie aber mit der mangelnden oder falschen Erziehung, die finstre Unwissenheit ist ihr Element. Darum mehr Licht in die Köpfe, dann werden auch die Dämonen bald die Lust verlieren, den Exorzisten noch Arbeit zu machen. Aufklärung heißt die einzig wirksame Zauberformel, und Hebung des Menschen in geistiger Beziehung ist der einzig wahre von Erfolg gegen die Spufgeister begleitete Exorzismus!
Wissenschaftlicher Rathgeber.
nrt.
Halle. 2. H. Für Formerei und Eisengießerei ist zu empfehlen: Wissenschaftlichtechnisches Handbuch des gesammten Eisengießereibetriebes. Von E. F. Dürre. Leipzig , Bearbeitung des Guſſes, Emailliren zc. behandelt. Eine umfassendere Kenntniß der geArthur Felix", das in Beherrschung des Stoffs und guter Darstellung Formerei, Gießerei, sammten Eisenhüttenkunde ist zu erlangen aus: ,, Bruno Kerl , Grundriß der Eisenhüttentunde. Leipzig , Arthur Felix", oder dem uoch ausführlicheren( und theurerern) ,, Handbuch der Eisenhüttenkunde von Bercy , bearbeitet von H. Wedeling." Ferner enthält ,, A. Ledebur, Berg- und hüttenmännische Zeitung" vieles in diesem Fach Wichtige( z. B. über dichten Guß", Jahrg. 1874).
als jemals. Die Phantasie hat den Menschen doch nie im Stich gelassen und sie hat namentlich da, wo sie nicht durch die Vernunft ge= reinigt in ihrer ursprünglichen Naivetät nach Belieben schaltete, sich wunderbar schöpferisch erwiesen, wenn auch ihre Leistungen in quali tativer Hinsicht vor den Augen des wirklichen Kulturmenschen wenig Gnade gefunden. Wie der Mensch, so sein Gott, drum ward Gott so oft zu Spott". Mit diesem schönen Spruch hat Goethe das Wesen des landesüblichen Götterglaubens trefflich gekennzeichnet. Und wenn das Christenthum das ,, Wir glauben all einen Gott " vorschreibt, so dürfen wir nicht vergessen, daß das ,, Wir" von tausenden und millionen ausgesprochen wird, von denen jeder einzelne seinen eigenen, seinem Vorstellungsvermögen entsprechenden Begriff von dem Wesen hat, welches ihn von dem Uebel erlösen und ihn zu dem so sehnlich ersehnten Reich des Friedens verhelfen soll. Da jedoch dieses Wesen von den Teufeleien, die im Menschen stecken, befreit sein muß, wenn ihm nicht anders seine erhabene Mission mißlingen soll, so ist erklärlich, wenn zugleich mit dem Repräsentanten der absoluten Vollkommenheit dessen Extrem, die ,, Spottgeburt von Dreck und Feuer", entsteht, als warnendes Exempel und strafende Macht für die gestrauchelten Menschenfinder. Daß der Beelzebub mit seinen Trabanten bisher in dieser Welt" viel bessere Geschäfte machte, als alle guten Geister, wag wohl seinen Grund darin haben, daß seine Herrschaft die angenehmere war. Ehrliche Mühe hat man sich gegeben, um sie ihm streitig zu machen, oft ist es auch gelungen, aber noch öfter sind die eifrigen Streiter selbst erlegen und in der Praxis seine gewiegtesten Anhänger geworden. Bibelsprüche und Psalmen sind in den wenigsten Fällen die geeigneten Mittel, um den Teufel zu erschrecken, und wenn er sich auch hie und da den Anschein der Furcht gibt, so thut er es doch nur, um sich zu verstecken oder selbst psalmirend unter der Maske scheinheiliger Frömmigkeit sein Wesen um so toller zu treiben. Unser Bild zeigt uns eine Teufelbeschwörungs- und Austreibungsszene, die man technisch Exorzismus nennt. Wahrlich, die vom Satanas Besessene, ein Mädchen im blühendsten Alter, macht ganz den Eindruck, als hätte sie den Teufel im Leibe. Ihre, zu ihren Häupten stehende, das Weihrauchgefäß haltende üppige Schwester scheint das zu wissen und uns will bedünken, als hätte der Künstler durch die graziöse Stellung und den Gesichtsausdruck auch das Warum angedeutet. Ob der Böse durch den Weihrauchduft sich verlocken, durch die frommen Sprüche des eifrigen Paters erschrecken lassen wird, um seine schöne Wohnung zu verlassen, wer weiß es?- Der sichtlich fromme Eifer der dabei Thätigen sowie die Verblüfftheit der an der Eingangsthür stehenden bornirten Domestiken thut zwar sein mögliches, aber ob dieser Umstand nicht schuld sein dürfte, wenn alle Bemühungen erfolglos sein sollten? Der Exorzismus war schon früh bei Orientvölkern und Juden, siehe das Neue Testament, im Brauch und wurde auch mit in das Christenthum mit den Teufeln herübergenommen. Bei der Taufe der Neubekehrten wurde er angewandt, weil man den, bei den Heiden üblichen Gößendienst als Teufelswerk ansah und man durch die Beschwörung den Täufling von allem Heidnischen zu entlasten zu können glaubte. Jeder heidnische Teufling wurde demnach als ein vom Teufel besessener betrachtet. Jm 4. Jahrhundert wird der Exorzismus auch bei der Kindertaufe eingeführt, und zwar so, daß zuerst der taufende Priester oder der ihm beigegebene Exorzist den unsaubern Geist aushauchte, um nach diesem dem Täufling den heiligen Geist symbolisch einzuhauchen. Mit der kirchlichen Sanktion der Erbsünde im 5. Jahrhundert erst wird der Exorzismus allgemein eingeführt. Man gebrauchte die Formel: Fahre aus du unreiner Geist und gib Raum dem heiligen Geist", oder auch: Ich beschwöre dich bei dem Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, daß du ausfahrest und weichest von diesem Diener Jesu Christi !" Die Nestorianer, eine christliche Sekte, welche sich in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts begründete und namentlich seit 489 in Persien und Indien als die chaldäischen oder Thomaschristen bekannt und verbreitet, hatten die Teufelsbeschwörungen nicht aufgenommen, ebensowenig die schweizerischen Reformatoren, Zwingli und Calvin , dagegen aber die Lutheraner. Luther selbst soll sie zwar nicht für unbedingt nöthig gehalten haben, aber sein Glaube an den Teufel und Dämonen dürfte doch wesentlich dazu beigetragen haben, daß seine Anhänger diesen Gebrauch beibehalten haben. Als ihn im Jahre 1558 die preußische Kirchenordnung wegläßt, protestiren sogar die Landstände gegen diesen vernünftigen Schritt der Kirchenbehörden. Das 18. Jahrhundert mit seinen gewaltigen Kämpfen gegen den blinden Glauben und der Unwissenheit beseitigt ihn endlich ganz aus dem Ritual der protestantischen Konfession, aber 1822 brachte ihn die berliner ,, Hof- und Domagende" wieder in Vorschlag, nachdem die Taufhandlung mit den Worten: ,, Der Geist des Unreinen gebe Raum dem heiligen Geiste" nebst den Zeichen des Kreuzes an Stirn und Brust des zu Taufenden und der sich an diesem richten- Körperkräfte auf gleicher Stufe erhalten kann, wird einmal vom Gesammtgewicht der Nahden Frage: ,, Entsagst du dem Bösen und seinem Wesen?" begleitet
Stadtilm . G. F. hat seine Wette verloren. Gute Wärmeleiter sind nur die Metalle, und zwar die edlen die besten, z. B. Gold fünfmal besser als Blei. Dagegen sind Erde, Luft, Wolle, Glas, Haare, Asche, Kohle, Holz, Schnee, Stroh 2c. schlechteste wärmeleiter. Sollte G. F. vielleicht die Diathermanität oder Fähigkeit, strahlende Wärme( ohne eigene Erwärmung) durchzulassen, im Sinne gehabt haben? Glas ist mittelmäßig diathermant; diese Eigenschaft hängt mit seiner Durchsichtigkeit nicht zusammen, auch fast undurchsichtig schwarzes Glas ist ebenso diatherman.
Burgstädt . Engelmann- will wissen, wozu Nußbaumsaft gut ist. Es ist uns nicht bekannt, daß man zu technischer Verwendung den Nußbäumen Saft abzapfe. Jedoch wird Nußschalenextrakt bereitet, der außer zum Haarfärben technische Verwerthung findet zur Imitation von Nußbaumholz. Das kann nach folgendem Rezept geschehen. Auf das gehörig trodne und erwärmte zu beizende Holz wird eine unter Erwärmung bis zum Kochen und Umrühren bereitete Beize aus i Pfd. Nußschalenextrakt und 6 Pfd. Wasser ein bis zweimal aufgetragen. Nachdem das Holz halbtrocken geworden, wird es noch mit Auflösung von 1 Pfd. rothem chromsauren Kali in 5 Pfd. kochend heißem Wasser überstrichen. Nach völligem Trocknen kann es wie gewöhnlich geschliffen und polirt werden, denn die Farbe ist 1-2 Linien tief eingedrungen. Besonders auf Rothbuchenund Erlenholz läßt sich amerikanisches Nußbaumholz auf diese Weise täuschend imitiren. Lindenau Plagwis. K. M. E. M. und K. H. a) zu zahlreicheren Experimenten brauchbare Elektrisirmaschinen lassen sich zwar größer und fleiner fonstruiren, aber die Konstruktion derselben läßt sich nicht vereinfachen, da alle Theile nöthig find, noch ist sie überhaupt einfach genug, um jemanden ohne genaue Abbildungen Anleitung zur Her stellung geben zu können. Theile von Holz, Glas, Metall, Seidenstoff kommen in Be tracht und müssen sehr exakt gearbeitet und zusammengestellt werden. Bu einigen einfachen Versuchen kann der Elektrophor dienen. Er besteht aus einem dünnen Harzkuchen, gegossen ist, und aus einem metallinen Deckel von etwas kleinerem Durchmesser. Der der in einen Teller von Eisenblech oder einen solchen von Holz mit Stanniol überzogen, Dedel hängt an seidnen Schnuren zum Aufheben desselben, ohne ihn mit der Hand direkt zu berühren. Wenn man den Kuchen mit einem Fuchsschwanz peitscht, wird er negativ elektrisch. Sezt man dann den Deckel darauf und berührt denselben, so gibt er nach dem Aufheben einen positiv elektrischen Funken. Die Masse zu dem Kuchen besteht aus 8-10 Theilen Schellack und 1 Theil venetianischem Terpentin, oder noch besser, aus 5 Th. Schellack, 5 Th. Mastig, 2 Th. venetianischem Terpentin und 1 Th. Marineleim. b) Eine Voltaische Säule wird in folgender Weise hergestellt: Man löthet Platten von Zink und Kupfer von 1-4 Boll Durchmesser aneinander. Dieselben werden dann zwischen zwei Glassäulen, die in der Weite ihres Durchmessers von einander abstehen, so aufeinander geschichtet, daß zwischen je zwei solcher Plattenpaare eine Filz oder Tuchscheibe von etwas fleinerem Durchmesser zu liegen kommt, die in einer Auflösung von Kochsalz in Essig oder von Salmiat in Wasser eingeweicht worden ist. Die gleich namigen Metalle, z. B. sämmtliche Zinkscheiben, müssen nach unten oder oben liegen. An die erste Zink - und letzte Kupferplatte sind Drähte mit Klemmschrauben angelöthet. Die Glassäulen steden oben und unten in Holzplatten. Um eine stärkere Wirkung zu erzielen, legt man 40-50 Plattenpaare aufeinander, will man aber mehr benutzen, so baut man lieber zwei Säulen in umgekehrter Ordnung auf, da sonst die Flüssigkeit aus den Filzplättchen ausgepreßt wird. Wird zwischen die Bint- und Kupferklemmschrauben ein Draht eingeschaltet, so entsteht ein elektrischer Strom. e) Brot, Kartoffeln und Fett ( selbstverständlich ist die genügende Menge Wasser daneben zu genießen) enthalten allerdings die zum Leben nöthigen Stoffe; ob aber bei täglichem Genuß derselben ohne Abwechslung das körperliche Wohlbefinden erhalten bleibt, ist zu bezweifeln; ob ein im Wachsen begriffener Mensch sich bei dieser Ernährung vollkommen ausbildet und ein arbeitender seine rung und von dem Verhältniß dieser einzelnen Lebensmittel unter einander abhängen. Inhalt. Die Schwestern, Roman von M. Kautsky( Fortsetzung). Wasserversorgung und Wasserreinigung, von Rothberg- Lindener ( Fortsetzung). Die deutschen Landsknechte. Kulturhistorische Stizze von M. Wittich( Schluß). Mein Freund, der Klopfgeist. Eine Spiritistengeschichte aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, von H. E.( IV.) Milchwein oder Kumys. Karl Lebrecht Immermann( mit Borträt).Exorzismus( mit Illustration). Wissenschaftlicher Rathgeber.
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