Epigonen gestattet war, die einstige Pracht und Herrlichkeit in ihren Ueberresten aufzusuchen und sie mit ihren eigenen Einrichtungen, nicht immer zum Vortheil derselben, zu vergleichen. Beim Anblick der ver­schütteten, aber dadurch vor dem Verfall bewahrten Stadt geräth man in Zweifel, ob man mehr über die Wuth der Elemente oder über die Unzerstörbarkeit der Materie staunen soll. Dr. M. T.

Der kölner Dom   in seiner Vollendung.( Schluß.) Köln   sank immer tiefer und tiefer und kein Mensch dachte mehr an den Ausbau des Doms. Als die Heere der französischen   Republik der reichstädtischen Herrschaft ein Ende machten, war es auch um den letzten Rest von Wohlstand geschehen. Die Bevölkerung war von 150,000 Seelen auf 39,000 zusammengeschmolzen. Leer war der Hafen, in dem sich einst eine stolze Flotte von Kauffahrteischiffen gewiegt, öde das Kaufhaus, und verlassen erschienen die weiten Hallen, die Zunsthäuser und die Märkte. Ein Heer Bettler, 5000 behaupten die zeitgenössischen Ge­schichtsschreiber, durchzog die Straßen und belästigte die Fremden. Ganze Stadtviertel wurden in Weingärten umgewandelt. Im Jahre 1779 30g man innerhalb der Ringmauer Kölns 15,000 Ohm Wein. Dieses Elend kontrastirt gar seltsam mit den Berichten, die uns der Historiker Aeneas Sylvius   und der italienische Dichter Petrarca   von der alten Herrlichkeit Kölns   entworfen, eine Herrlichkeit, die sich im Kirchen­bau kundgab, denn das ,, deutsche Rom  ", wie Antonius von Worms die Kapitale der Rheinlande nennt, hatte soviel Kirchen, als Tage im Jahr. Erst dem 19. Jahrhundert blieb es vorbehalten, bessere Ver­hältnisse für Handel und Gewerbe anzubahnen und somit auch an die Möglichkeit der Vollendung des Doms zu denken. Dichter und Denker erhoben ihre Stimme zur Mahnung und Anregung, die herrliche Kathedrale als Symbol der deutschen Einheit von allen Stämmen aus­bauen zu lassen. 1807 erschien Boifferée's Prachtwerk über den Dom, das die Kenntniß des unvollendeten Bauwerkes in allen Schichten des Volkes vermittelte, 1814 forderten Joseph Görres   und Max von Schenkendorf   zum Weiterbau auf. Im selben Jahre fand Baurath Moller den Originalplan in Darmstadt   auf und wies die erforderlichen Mittel des Ausbaues nach. Es war die höchste Zeit, das Meisterwerk gothischer Baukunst vor dem nahenden Verderben zu retten, als der Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Dritte die verwitterten und sonst schadhaft gewordenen Säulen, Bögen und Wölbungen unter Ahlerts und dann unter Zwirners Leitung restauriren ließ. 1842 bildete sich ein Central- Dombauverein, dessen Vorsitzender der Alterthumsfreund Friedrich Wilhelm der Vierte wurde. Am 14. August des Sturm­jahres 1848 feierte man nach Vollendung des Langschiffes die sechste Säkularfeier der Grundsteinlegung. Die im Jahre 1855 bewerkstelligte Vollendung des Nord- und Südportals erschloß dem Dombau erhöhtes Interesse und neue Geldquellen. Nachdem man den Ausbau des Haupt­portals, an unserem Bilde unter den beiden Thürmen, und 1859 auch die Vollendung der Thürme in Angriff genommen hatte, wurde die überhaupt noch erforderliche Summe zu 3,600,000 Thaler veranschlagt, trotzdem seit dem Jahre 1824 bereits 1,838,655 Thaler auf Bau und Ausschmückung des Doms verwendet worden waren. Nach Zwirners im Jahre 1861 erfolgten Tode übernahm der Vollender des Dombaues, Baumeister Richard Voigtel   die Leitung. 1863 waren Langschiff und Querschiff eingewölbt, der Transsept vollendet und dadurch die Formen­schönheit des Riesenbaues übersichtlich geworden. Seit der im Jahre 1863 eingeführten Dombaulotterie nahmen alle Stände regen Antheil an der Förderung des Baues. 1867 wurde die Schlußfiale auf den Wimperg über dem Mittelportale der Westfassade gesetzt. Zur selben Zeit hatte man zum Behufe des Weiterbaues des Südthurmes den alten baufälligen Krahn entfernen müssen, der ein halbes Jahrtausend lang das Wahrzeichen der rheinischen Metropole gewesen ist. Am nördlichen Thurme wurde die Kreuzblume am 21. Juli, und am süd­lichen am 14. August 1880, also am Gründungstag des 632. Bau­jahres aufgesett. Um den äußeren und inneren figuralen Schmuck zu schildern, müßten wir ein Buch schreiben, und wollen uns deshalb nur auf die Angabe der Größenverhältnisse beschränken. Der Dom ist wie alle großen Kirchen des Mittelalters, in Form eines Kreuzes gebaut. Sieben Kapellen umgeben den Chor, dessen Höhe 200 Fuß beträgt. Die ganze Länge wird im Aeußeren zu 466 Fuß, die durchschnittliche Breite zu 175 Fuß angenommen. Die Länge des Querschiffes beträgt 274 Fuß, seine Breite 128 Fuß; die Höhe des Mittelschiffes vom Bo­den 150, und bis zur oberen Kante der Gallerie 154 Fuß. Im In­neren haben folgende Messungen stattgefunden. Ganze Länge des Schiffs 433 Fuß; Breite des Langschiffs 144 Fuß, des Mittelschiffs 42 Fuß. Höhe vom Boden bis zum Gewölbe 143 Fuß, Höhe der großen Gewölbepfeiler 106 Fuß, Länge des Querschiffs 238 Fuß.

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Höhe eines Fensters in den Seitenschiffen 43 Fuß, Breite desselben 16 Fuß. Höhe des großen Fensters 52 Fuß, Breite desselben 17 Fuß. Die beiden Thürme sind 500 Fuß hoch. Im Decimalmaß zu 157 Meter berechnet, sind sie das höchste Bauwerk der Erde, dem sich die andern Hochbauten in nachstehender Reihenfolge unterordnen: Der Dachreiter des Doms zu Rouen   151,12, die Nikolaikirche in Hamburg  144,20, das Münster   in Straßburg   142,10, die Petruskirche in Rom  138, die Pyramide des Cheops   in Gizeh   137, Sankt Stephan in Wien   136,70, die Kathedrale in Amiens   134, die Pyramide Chephrens 133, Sankt Martin in Landshut   132,50, der Dom zu Freiburg   im Breisgau 125, die Kathedrale zu Antwerpen   123, der Dom zu Florenz  119, die Paulskirche   in London   111,80, der Dom zu Mailand   109, das Rathhaus in Brüssel   108, der Invalidendom   in Paris   105, der Dom zu Magdeburg   103,60, der Dom zu Augsburg   102, die Ma­thenakirche zu Wesel   102, der Schloßthurm zu Dresden   101, die Lieb­frauenkirche in München 99, die Petrikirche in Berlin   88, der Kirch­thurm in Erkelenz   81,50, das Münster   zu Ulm   80, die Notre- Dame­Kirche in Paris   68, die Sophienmoschee in Konstantinopel   58, der schiefe Thurm in Pisa   47, der Triumphbogen de l'Etoile in Paris   44, das Pantheon des Agrippa   in Rom   43, der Obelisk auf dem Place de la Concorde   in Paris   27 Meter hoch. Die Thürme des kölner  Doms bestehen aus 4 Stockwerken, der vierte als Achteck gebildet und überragt von den rosettenartig durchbrochenen Helmen, deren Spizen die riesigen Kreuzblumen krönen. Am Fuße der Helme steigen schlank und luftig konstruirte Fialen und breite Wimperge über den Fenstern auf. Die beiden unteren Geschosse haben an jeder Seite zwei Fenster mit doppeltem Maßwerk, während der dritte nur eins besißt. Passend angebrachte Heiligenfiguren erhöhen die Pracht der ungemein mannig­fach gegliederten Ornamentit. Die Thurmriesen sind da, wo sie noch mit der Westfassade zusammenhängen, wuchtig und beinahe zu schwer gebildet. Man sieht aber an den Eckpfeilern, wie sie allmählich sich frei und leicht entwickeln, indem diese sich verjüngen. Wo die Thürme sich über das Mittelschiff emporheben, nimmt der Eindruck des Leichten, Schlanken und Zierlichen zu, der seinen Höhepunkt erreicht bei den durchbrochenen, pyramidenförmig aufsteigenden, in den Ecken ausge­zackten Helmen, deren Spize die schon erwähnten Kreuzblumen bilden. Diese selbst sind 15 Meter hoch und bestehen aus einem Stengel, einer unteren breiten Blätterkrone, einer oberen und einem birnenartig ge­stalteten Knopf, auf welchem die Blizableiter angebracht sind, Von der Spitze des Blizableiters bis zur Sohle des Grundbaues dürfte eine Entfernung von beiläufig 600 Fuß sein, denn der erste Schilderer des Domes, Boisserée, erzählt, daß er in einen Schacht, der am Strebe pfeiler des südlichen Thurmes gegraben worden, niederfuhr, ohne bei 40 Fuß Tiefe den Anfang des Fundaments zu finden. Die Glocken befinden sich im dritten Stockwerk des südlichen Thurmes. Es sind dies die 540 Centner schwere, aus im Jahre 1870-71 eroberten fran­zösischen Kanonen von Hamm   in Frankenthal   gegossene Kaiserglocke, dann die Pretiosa, Speciosa und die Dreikönigenglocke, die kürzlich zer­sprang und sich augenblicklich zum Umguß in Dresden   befindet. Die Thurmuhr, mit freiem Pendel konstruirt, ist aus der Fabrik von Johann Manhardt in München   hervorgegangen. Möge uns der Leser zum Schluß in das Innere des Domes folgen, in dessen schier unüber­sehbaren Räumen die Vollendungsfeier am 15. Oftober 1880 abge= halten wurde. Wir treten unter den Thürmen, also durch das west­liche Portal ein. Vor uns breitet sich das Langhaus mit seinen beiden Nebenschiffen aus. Hohe gewaltige Säulen streben wie Riesenstämme empor. Altäre und Standbilder schrumpfen zu nebensächlichen Deko­rationen zusammen. Das Langhaus ist durch 48 freistehende Säulen in fünf Gänge getheilt, von denen der mittlere die doppelte Breite der übrigen hat. Auf den Steinplatten zittern die mannigfachen Farben der gemalten Fenster. Die kostbaren Glasmalereien sind Geschenke ver­schiedener Fürsten, freier Städte und Privatleute. Ein eigenthüm­liches Gefühl ergreift den Beschauer. Es ist die Macht der Kunst, die uns aus diesem wunderbaren Bauwerk wie die Majestät des Waldes anweht, dessen Riesenstämme den Himmel zu tragen scheinen. Es ist ein Wald voll hoher Bäume, Die Zweige seh' ich fröhlich blüh'n, Und aus den Wipfeln fromme Träume Zum fernen Reich der Geister fliehn.

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Es ist die Arbeit einer Reihe von Geschlechtern, die ihre Ge­danken mit stets erneuter Lust dem einen großen Plane zuwendend denselben immer freier, in stets mehr geläuterter Schönheit zu ent­wickeln vermochten. Die reiche Entfaltung aller Künste zu einem Zweck steigt in Gestalt des kölner   Doms wie ein Lobgesang der mensch­lichen Ausdauer von der Erde zum Firmament empor. Dr. M. T.

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Inhalt. Die Schwestern, Roman von M. Kautsky( Fortsetzung).-Ein Musterinstitut für volksthümliche Naturkunde; der bota­nische Garten zu Breslau  , von Rothberg- Lindener. Aennchen von Tharau ist's, die mir gefällt." Mein Freund, der Klopfgeist. Eine Ein Hauch von Lessings Geiste( Schluß). Adam Gottlob Dehlenschläger( mit Porträt). Restaurirte Ansicht vom Innern der Wohnung des Aedilen Bansa   in der verschütteten Stadt Pompeji  ( mit Illustration). Der kölner Dom   in seiner Vollendung( Schluß).

Spiritistengeschichte aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, von H. E.( VII.)

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Südstraße 5).

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Expedition: Färberstraße 12. II. in Leipzig  . Druck und Verlag von W. Fink in Leipzig  .