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in der nächsthöheren Wesensstufe überwiegt bereits das Glücks-| die Sage schon in seinem siebenten Jahre ähnliches erleben. Er gefühl, das, je weiter hinauf jedes Wesen fortschreitet, desto mehr zunimmt.
Hier auf Erden gilt es nun, der späteren Begierden- und Bedürfnißüberwindung vorzuarbeiten, die Vergeistigung zu beschleunigen. Deshalb soll jeder Mensch sich eifrigst bemühen, seine Leidenschaften zu unterdrücken und durch Beispiel und Lehre auch an dem Heile seiner Mitmenschen arbeiten. Wer zügellos Wer zügellos und lasterhaft lebt, ist seines eignen Unheils Schmied, denn auf jeder Stufe der Wesensentwicklung ist das Wesen nichts andres, als das Geschöpf seiner eignen Vervollkommnungsarbeit auf der vorangehenden Stufe. Alle Menschen sind Brüder und einander gleich. Kasten und Rang sind bedeutungslos und verwerflich, nicht minder ist es, nach Buddha, das Eigenthum. Auch nationale Beschränktheit kennt der Buddhismus nicht.
Dabei ist er von dem warmen Hauche absolutester Toleranz und bewundernswerther Freisinnigkeit durchweht. Keine andre Religion verwirft er ganz, allen tritt er nur gegenüber als höchste, erleuchtetste Religionsform, zu der alle andern sich verhalten wie der Widerschein zum Schein, das schwache Abbild zum Vorbild, oder auch wie mangelhafte Vorbereitung zur erhabenen Vollendung. Aus diesem Grunde war der Buddhismus in höherem Grade, als selbst das gegen alle möglichen Arten des Voltsaberglaubens gleichfalls tolerante Christenthum geeignet, andre Religionen zu verdrängen. Der Buddhismus behandelte sie alle nur als niedere Formen der Erkenntniß; er suchte sie nicht zu vernichten, sondern zu durchdringen, duldete, daß sie sich wie Schlacken an den glänzenden Stahl seiner imposanten Weltanschauung ansetzten. Das war seine Stärke, aber auch seine Schwäche; wie es ihn vorzüglich fähig machte, andre Religionen aufzusaugen, so belastete es ihn auch mit dem Fluche, mehr wie andre verballhornt und entstellt zu werden.
Am Klarsten zeigt sich beides in China , wo der nüchterne, im Verhältniß zur Buddhalehre äußerst geistesbeschränkte Konfuzianis mus heute noch dem Namen nach nicht untergegangen ist; aber auch nur dem Namen nach und als äußerlich festgehaltene Richt schnur für das praktische Leben. Man braucht den durchsichtigen Schleier der Konfutse- Moral, mit dem das moderne Chinesenthum kokettirt, garnicht erst zu lüpfen, um überall auf den ausgesprochensten, freilich von aller denkbaren Thorheit, allem nur ersinnlichen Wahn verunstalteten Buddhismus zu stoßen.
Wie wir sowohl bei der Taoreligion als bei der Lehre des Konfutse auf merkwürdige Aehnlichkeiten mit dem Christenthum gestoßen sind, so begegnen wir ihnen auch bei dem Buddhismus , und bei diesem mehr als bei irgendeinem sonstigen Religionssysteme. Die christliche Nächstenliebe gleicht der buddhistischen Brüderlichkeit wie ein Ei dem andern. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid!" rief der Heiland von Nazareth den Armen und Niedrigen zu, und der Heiland von Benares , Buddha, that es nicht minder. Und wie dieser wanderte fünf bis sechshundert Jahre später sein jüdischer Nachfolger, von Jüngern aus dem Volke umgeben, seine Heilslehre predigend, im Lande umher.
Aber das ist noch lange nicht alles, was die beiden Stifter der beiden siegesmächtigsten Religionen gemein haben.
Jesus ward bekanntlich von einer Jungfrau geboren. Sakjamuni( d. i. der Lehrer aus dem Geschlechte der Sakja) mit dem Beinamen Gautama ( der Einsiedler) und Buddha( Weiser) auch. Die Mutter des Nazareners hieß Maria, die des Buddha Maja. Beide waren verlobt, als sie den Heiland auf übernatürliche Weise empfingen; Maria mit einem Zimmermann, Maja, die Königstochter, mit einem Königssohne. Letztere befruchtete ein fünffarbiger Strahl, der durch eine Wunde an ihrer Seite ihr in den Leib drang.
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Am vierzigsten Tage nach Jesu Geburt , nach vorhergegangener Beschneidung, fand seine Darstellung im Tempel statt. Dort erwartete den ,, Trost Israels " der alte, gottesfürchtige Simeon, um ihn als den langerwarteten Messias zu begrüßen und zu verkünden. Bei Buddha's Taufe spielte die Rolle des Simeon der alte heilige Asita, der in tiefer Rührung die künftige Größe des Neugebornen weissagte.
Als Jesus zwölf Jahre alt war, fanden ihn die Eltern eines Tages im Tempel mitten unter den Schriftgelehrten, die er anhörte und fragte.„ Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten*)." Buddha läßt
*) Evang. Luc. 2, 47.
zeigt sich als so junger Knabe vor seinen Lehrern derart verständig und weise, daß sie es aufgaben, ihn zu belehren, denn er wußte längst alles, was sie ihm mitzutheilen vermochten. Um Jesus auf sein großes Werk vorzubereiten, ward er ,, vom Geiste in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm"), der Teufel, und wollte ihn verführen, aus Steinen Brot zu machen, sich von der Zinne des Tempels hinabzulassen, um sich die Anbetung des Volkes im Sturme zu erobern, und versprach ihm schließlich alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, wenn er niederfallen wolle, ihn, den Satan, anzubeten. Der Teufel machte natürlich mit alledem gründlich Fiasko, und Jesus fing von der Zeit an, zu predigen.
Auch Buddha entsagte der Welt, um sich in der Einsamkeit auf seinen hohen Beruf vorzubereiten. Er fastete und kaſteite sich aber nicht vierzig Tage, sondern sechs Jahre, und zieht sich sogar noch ein zweitesmal in die tiesste Waldeinsamkeit zurück, um noch neunundvierzig Tage darin auszuhalten. kommt zu ihm wie zu Jesus der Teufel und versucht ihn, indem er ihm die Freuden der Welt verheißt, aber Buddha siegt gleichfalls über die Versuchung und sammelt von dieser Zeit Apostel um sich und predigt seine Lehre dem Volke.
Nun
Diese Momente der Uebereinstimmung zwischen den Ueberlieferungen von Geburt und Leben des christlichen und buddhistischen Heilands sind zu zahlreich, sie ähneln und decken einander viel zu sehr, als daß sie Ergebnisse des Zufalls sein könnten. Eine der beiden Religionen hat offenbar die Traditionen der andern einfach kopirt; das ist wahrscheinlich nicht absichtlich geschehen, nicht Frucht eines frommen Betruges, sondern eine Folge der Wanderung solcher Ueberlieferungen von Mund zu Mund, von Volk zu Volk, und aus einem Religionsgebiet ins andre; eine Wanderung, auf der jedenfalls mehrfach Dertlichkeiten und Volkstheile berührt wurden, die weder von der einen noch von der andern Religion genug wußten, um festzuhalten, welcher die betreffenden Mittheilungen von Rechtswegen zugehörten.
Daß der ursprüngliche Eigenthümer dieser Details von dem Leben des Heilands der Buddhismus war, dafür spricht das höhere Alter dessellen. Ehe das Christenthum noch geboren ward, hatten sich die Buddhisten sicherlich schon um die Lebensschicksale ihres Religionsstifters gekümmert und die Priester dafür gesorgt, daß deren Geschichte sich den Herzen der Gläubigen fest ein-. prägte.
Daß nun dennoch von den Traditionen der christlichen Kirche eine oder die andre von Geburt und Leben ihres Messias eindringen konnte in die der buddhistischen, braucht nicht bestritten zu werden; äußerst unwahrscheinlich aber ist, daß sich fremde Ueberlieferung fast vollständig an die Stelle einer bereits eingebürgerten zu drängen vermochte, so zwar, daß die ältere jede Spur selbständigee Existenz verlor; umsomehr, als das Selbstgefühl der weitaus verbreiteteren älteren Religion solchem Aufgeben des eigenen Legendenbesitztums wohl als unüberwindliche Schranke entgegengestanden hätte.
Wir haben also alle Ursache, die Behauptung gelehrter christlicher Theologen, die Buddhasagen seien der Lebensgeschichte Christi entlehnt, zurückzuweisen; solche mit den nächstliegenden Geschichtsannahmen in grellem Konflikte stehende Behauptung bedürfte zwingender Beweise, wenn sie acceptirt werden sollte. Dem unparteiischen Beurtheiler bleibt demnach nichts andres übrig, als einen Theil der Erzählungen des Neuen Testaments , über dessen Entstehungszeit man bekanntlich noch garnicht im reinen ist, als eine Kopie der bezüglichen Buddhasagen zu be= trachten, eine Kopie, die, meinem Geschmacke nach, als nicht immer gelungen bezeichnet werden kann.
Diese Annahme erscheint übrigens umso gerechtfertigter, wenn man bedenkt, daß die christliche, speziell römisch- und griechischkatholische Hierarchie, die gesammte Priesterorganisation auch nichts weiter ist, als eine Nachahmung der buddhistischen bis in die unbedeutendsten Details hinab.
Die Buddhisten haben heute noch ihren Papst und ihre Kardinäle, ihre Bischöfe und Weltpriester, ihre Mönche and Nonnen. Sie taufen ihre Kinder wie wir, sie konfirmiren sie, sie lesen Messen, beten Paternoster, nehmen dabei Rosenkränze zuhülfe, hantiren mit geweihten Kerzen, besprengen sich mit Weihwasser,
*) Evang. Metth. 4, 1-3.