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" Freilich hat der Geist nur über sie Macht, wenn sie der gegenüber hatte der stämmige Handwerker Platz genommen, der Herr vorher magnetisirt hat. Und ich habe schon immer gedacht, in der vorigen Sitzung der Leidensgefärte meines Raseurs gewenn sie einmal eine Zeitlang, vielleicht ein Jar oder wenigstens wesen war. Zwei oder drei Personen waren mir unbekannt, daein paar Monate fort wäre vom Herrn, sodaß er garnicht wüßte, für war weder der alte Herr, noch die ältliche Jungfer erschienen, wo sie wäre, dann könnte sie noch gerettet werden. Aber anders denen die Geistererscheinungen der vorigen Sigung gegolten gewiß nicht.- Doch was red' ich da ich weiß ja garnicht, hatten. Ich kümmerte mich diesmal viel weniger um die Anwas ich sage, adieu, Herr Doktor, ach, ich bitt' Sie, denken wesenden, als das vorigemal, auch über die mir noch ganz UnSie nur, Sie hätten von mir garnichts gehört--" bekannten ließ ich nur einen flüchtigen Blick gleiten, obwol die Damit war sie, ehe ich mich's versah, zur Tür hinaus. Ich eine durch den tiefen Schleier, der ihr Gesicht verbarg, die Neuging ihr nach, ich rief nach ihr, aber die Alte blieb verschwunden.gierde eines weniger mit seinen eigenen Angelegenheiten BeschäfIch ging zum Fenster, lehnte meine heiße Stirn an die Scheiben tigten auf sich gelenkt hätte. und starrte ins Blaue. Die Gedanken wirbelten mir in tollem Reigen durchs Hirn, mein Herz pochte laut.
Was thun?
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Sie Athanasia, die Bezaubernde, für die in mir verzehrende Leidenschaft flammte, war dem Verderben nahe. Wenn sie eine Zeitlang fort wäre vom Herrn, so-- daß er garnicht wüßte, wo sie wäre dann könnte sie noch gerettet werden-" sagte ihre alte, gewiß in herzlicher Liebe für sie besorgte Vertraute. Sicherlich hatte sie recht, ja sicherlich! Aber wie sie von ihrem Vater trennen, wo sie verbergen? Und sie wollte ja doch nicht fort. Oder wenn sie vielleicht doch wollte, wenn sie jener Stimme folgen möchte, der einmal wenigstens im Leben kein Mensch zu widerstehen vermag, sei er auch der willensstärkste und verstandeskälteste dem Rufe der Liebe?
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Ich kämpfte einen schweren Kampf, sollte ich es versuchen? Und wenn es mun gelang, was dann? Was sollte geschehen mit meiner Braut, mit meinem mit dem armen Aennchen?
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Troß heißestem Gedankenringen gelang es mir nicht, zu einem Entschlusse zu kommen. Suche dich erst zu beruhigen, rief es in mir, bevor du dir zu handeln vorseßest. Und es litt mich nicht länger im Zimmer, ich hing memen Ueberrock um und stürmte hinaus.
Draußen stieß ich wieder auf Hanna. Erst wollte sie. entschlüpfen; dann aber blieb sie stehen und fragte, ob es denn war wäre, was Kunz sage, daß der Barbier heute Nacht bei mir geschlafen; sie hätte vorhin schon fragen wollen, aber-- Sie brach ab. Ich bejate und fügte auch hinzu, weshalb er bei mir Herberge gesucht. Sie mochte wol noch mehr auf dem Herzen haben, aber ich brachte es nicht über mich, sie länger anzuhören, ich mußte ins Freie und allein sein mit mir.
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Zwei Tage darauf fand wirklich eine Spiritistensißung statt. Sie begann und verlief anfangs genau so, wie die erste, der ich beigewont hatte. Auch die Teilnemer waren im ganzen dieselben. Herr Aloys Meßig saß, wie damals, neben mir und uns schräg
Nach dem üblichen Höllenspektakel erschien wieder die geheimnißvolle Ampel an der Zimmerdecke, jenes milde Dämmerlicht bestralte den Kreis der Anwesenden und in ihrem Lehnstule lag Athanasia, wie es mir schien, angegriffener, beängstigender geisterhaft, als ich sie je gesehen hatte. Mich meinen Gefülen hinzugeben, blieb mir keine Zeit: der Klopfgeist begann zu reden. Anfangs die üblichen frömmelnden, nichtssagenden Redensarten, die an niemanden besonders adressirt waren. Dann unterbrach sich die Gespensterstimme mitten in einem Saße, um fortzufaren: ,, Ah, du mein Freund? Du hast die Bücher des neuen Evangeliums studirt hast du gefunden, was du mit heißem Bemühen gesucht: Täuschung, Betrug?"
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Eine atemlose, unheimliche Stille herrschte nach diesen, wie Aller Augen aus tiefer Steingruft emporschallenden Worten. hingen an meinen Lippen, keine andre Lippe rürte, kein Glied regte sich, nur das Medium selbst, nur Athanasia-- beim Himmel, auch mir verging fast der Odem, als ich sah, wie es in dem Busen des sonst immer bewegungslos wie ein Marmorbildniß daliegenden Mädchens wallte und wogte.
,, Du willst, oder du kannst nicht antworten, mein Freund?" Mit Gewalt preßte ich die Antwort über die Lippen:„ Ich habe geforscht mit aller mir zu Gebote stehenden Geistestraft- und ich habe gefunden des Erstaunlichen, des mit den Erfenntnißmitteln unserer bisherigen Wissenschaften nicht Erklärlichen viel, sehr viel."
Was ich bekannte, erregte allgemeine Sensation. Leise Ausrufe, wie: Also doch! Er ist bekehrt! Die guten Geister haben gesiegt über den Unglauben! Gott sei Dank!" schwirrten von rechts und links an meinem Ohre vorüber.
Herr Aloys Mezig plaßte in die allgemeine Erregung mit einem heftigen Hustenanfall hinein, er geberdete sich, als ihm etwas im Halse stäke, so daß er trotz der Bewegung, welche ob meiner Antwort auf die Fragen des Klopfgeistes durch die buntzusammengewürfelte Gesellschaft ging, doch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich lenkte. ( Fortsetzung folgt.)
Die Weihnachtsglocken!
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Zum Weihnachtsfest&
Horch, es hallt ihr Schlag In alter Weise wieder durch die Tale,
Dort schwimmt der Mond, und sanft verglüt der Tag, Und wundersam ist mir mit einemmale;
Das Abendrot webt goldig durch die Bäume,
Und nieder steigt ihr, süße Kinderträume!
Laß mich dich halten, hehre Abendstunde, Mit allen deinen Zaubern weile still, Vernimm, was ich aus tiefstem Seelengrunde Aus brünst'gem Herzen zu dir sagen will: Wie Kinder, die des Herzens Wunsch erzälen, So laß mein heiß' Gefül mich dir vermälen!
Du bist so selig, fried- und freudevoll,
Doch draußen tobt der Kampf auf allen Gassen, Des Hasses Eifer finsterm Wahn entquoll, Der Liebe sind die Menschen schier verlassen; Die bleiche Not geht fröstelnd durch die Lande, Und unsre Torheit wert ist sie der Schande.
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Wer denkt der Botschaft, die uns schrieb die Kraft Des heil'gen Geists der Menschheit ins Gewissen, Ward sie verweht im Sturm der Leidenschaft, Hat sie der Toren plumpe Hand zerrissen? Mit Blindheit ist die Menschenwelt geschlagen, Und zweifelnd fragt das Herz: Wann wird es tagen?
Du hehrer Geist, der diese Stunde waltet, Man rühmt, man preiset deine sel'ge Macht: Gieß aus dein Licht in Herzen, die erkaltet, Und die verhönt die Warheit und verlacht, In Liebe laß im Tiefsten sie entbrennen, Und alle was das höchste ist
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erkennen!
Erkennen, daß das Heil uns nur ersteht, Wenn jeder treu dem anderen verbündet, Mit Mut und Kraft die Bahn des Rechtes geht, Am Schönen, Edlen seinen Geist entzündet. Dann, Fest der Weihnacht, würd' dir rechte Weihe: Denn Menschen trüg' die Erde,- ächte, freie!
Mag Vogler.