brauche, um auf das köstlichste sich zu nären, und nur die Diamanten vom Boden aufheben dürfe, um ein reicher Mann zu werden. Von andrer Seite hat man überreichlich auf dieses Paradies räsonnirt. Es sei der Inbegriff alles Schmuzes auf Erden, stroße von Ungeziefer und allerlei kleinem und großem Raubzeug, Klima und Witterung seien ungesund und zum Teile vielen Europäern sogar tötlich; die Kost sei nicht zu genießen, die Diamanten stecke wolweislich die Regierung im Verein mit einer kleinen 3al privilegirter Kapitalisten, in die Tasche, und die übrigen kolossalen Reichtümer des Landes gehörten vorläufig, und warscheinlich noch auf sehr lange Zeit hinaus, niemand anderem, als dem Boden selbst, dem man sie, u. a. in Anbetracht der hauptsächlich durch ihre Abwesenheit glänzenden Verkehrswege und Verkehrsmittel, absolut nicht entreißen könne, u. s. w.
Diese beiden grundverschiedenen Widersprüche sind nun einander wert und würdig; in beiden steckt manches Ware, in beiden viel Falsches und Verlogenes.
Brasilien ist ein von der Natur verschwenderisch ausgestattetes Land; aber bei ihm, wie sonst so oft in der Welt, bewärt sich das Sprüchwort: Wo viel Licht, da viel Schatten.
Brasilien ist ungeheuer groß, nur etwa um den zehnten Teil fleiner, als Europa , denn es hat einen Flächeninhalt von mer als 154 000 Quadratmeilen, dafür sind aber seine gewaltigen Ländermassen dem Kulturmenschen erst ungefär zum vierten Teile völlig bekannt und höchstens zum zwanzigsten Teile sind sie angebaut. Auch die Menge der Bevölkerung stet in gar feinem Verhältnis zur Ausdehnung des Landes; dasselbe hat wenig mer als 10 millionen Einwoner, ungerechnet eine schwer zu schäßende Bal von Indianern, deren kleinerer Teil, angeblich 500 000 Stöpfe start, halbkultivirt und der brasilianischen Regierung untertan ist, wärend der vermutlich weitaus größere, nach der warscheinlichsten Schäßung gegen eine million Seelen umfassende, zwar innerhalb der Grenzen des Kaiserreichs lebt, aber von dessen Herrschaft so wenig zu fülen bekommt, als der Vogel in der Luft.
Brasilien ist aber nicht nur eines der allergrößten Reiche der Erde, es ist vielmer in der Tat auch eines von den aller reichsten, ein Land, von dem Professor Agassiz one Wagnis behaupten konnte, es sei schlechthin das produktivste der Erde, das geeignet sei, seinen Bewonern den Erwerb ihrer Lebensmittel ganz besonders leicht zu machen.
Neben Achat, Topasen, Saphiren, Rubinen, Smaragden finden sich in den quarzreichen Alluvien( dem angespülten Erdreich in und an den Flußbetten) Diamanten und daneben das geschäßteste der Edelmetalle, das Gold, häufig begleitet von den beiden andern Edelmetallen Platin und Palladium.
Von den vielfach weit nüßlicheren Metallen, welche aber nicht die Ere genießen, zu den edelen gerechnet zu werden, findet sich hauptsächlich Eisen, in Erzen aller Art von teilweise vorzüglicher Beschaffenheit und großer Mächtigkeit. Auch Steinkolen sind vorhanden in kaum zu erschöpfender Menge. Außerdem harren fast alle Mineralien, die es gibt, in dem brasilischen Boden, mer oder minder verbreitet, der Hand des Bergmanns .
Noch mer als der Reichtum des Bodens drängt sich der Anerkennung des Forschers die Fülle und Mannichfaltigkeit der brasilianischen Pflanzenwelt auf. Auf einer Landfläche, die nur eine halbe Quadratmeile umfaßte, hat Agassiz 117 verschiedene wertvolle Holzarten angetroffen, die fast alle Farben repräsentirten und zumeist für die feinste Politur empfänglich waren.
Ueberreich sind die brasilianischen Urwälder an mereren Cedernarten, dann an Fernambuk-, Jakaranda-, Campeche- und Mahagoniholz, an Baumwollbäumen, dem Wollbaum Barrigudo, an Kakaobäumen, Bananen und andern Fruchtbäumen, an Palmen verschiedenster Art, darunter die Tucunapalme, deren Blätterfasern zu allerhand Geweben, zu Stricken u. dergl. verarbeitet werden u. s. w. ins schier Endlose. Hinzugefügt sei noch, daß Hinzugefügt sei noch, daß man von gewissen brasilianischen Bäumen z. B. auch Wachs gewinnen kann, welches zur Kerzenfabrikation zu gebrauchen ist, daß andre ein Mark oder einen Saft haben, welcher zur Narung dient, noch andere in ihren Säften den Menschen berauschende Genußmittel darbieten; daß es endlich eine Palmenart gibt, von der die Indianer alles gewinnen, was sie zu ihres Lebens Notdurft und Narung gebrauchen, nämlich neben Nuzz- und Bauholz Trank und Speise, Stricke und Angeln, Waffen und Harpunen, Arznei und Stoff zu ihren Ruhelagern, schließlich auch leider und selbst Musikinstrumente. Der heilkräftigen Pflanzen ist gleichfalls Legion; hier genüge es, Sassaparilla, Ipecacuanha, Jalappa und China anzufüren.
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Nicht minder sind Boden und Klima allen erdenkbaren Plantagenprodukten günstig, dem Kaffeebaum wie dem Zuckerror, der Teestaude wie der Tabakpflanze, und in manchen Landesteilen leistet die Erde in ununterbrochener Reihenfolge zwanzig Ernten, one Düngung zu verlangen.
Alles in allem kannte man schon vor zehn Jaren etwas mer als 20 000 Pflanzenarten, welche Brasilien eigentümlich sind. Gleichfalls sehr reich ist das einheimische Tierreich vertreten. Am geringsten an zal zeigen sich die Arten der großen vierfüßigen Raubtiere. Von diesen verdienen die Unzen( amerikanische Tiger oder Jaguare) zuerst erwänt zu werden, weil sie die furchtbarsten Raubtiere Brasiliens sind. Sie sollen Menschen nur selten angreifen und, wenn sie sich einmal an die pikante Kost des Menschenfleisches gewönt haben, sich am meisten für Neger und Mulatten, weniger für Indianer und am wenigsten für Weiße interessiren. Die Indianer revanchiren sich dadurch, daß auch sie das Fleisch und Fett des Jaguars nicht verschmähen, trotz des ihm anhaftenden Geruches, und daß sie das leztere sogar als Parfüm gebrauchen, mit dem sie sich den Körper einbalsamiren. Uebrigens wissen auch die weißen Bewoner Brasiliens der Unze eine gute Seite abzugewinnen. Erwischen Sie nämlich gelegentlich Unzensäuglinge, so zämen sie dieselben und benutzen sie an Stelle von Hofhunden.
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Den nächsten Rang in der brasilianischen Raubtierwelt nemen die, in manchen Gegenden sogar in großer Anzal vorkommenden amerikanischen Löwen - auch Silberlöwen, Kuguare oder Pumas genannt ein. ein. Der Puma wagt sich an Menschen noch viel weniger, als der Jaguar, und get sogar großen Tieren, Pferden, Maultieren, selbst größern Hunden, aus dem Wege. Auch sein Fleisch wird hier und da genossen. Von gefärlichen Raubtieren, welche zu den Säugetieren gehören, hat sonst Brasilien nicht viel zu leiden, man müßte höchstens noch einige Arten blutsaugender Fledermäuse hierher rechnen, über deren Schädlichkeit oder Unschädlichkeit die Berichte weit auseinandergehen. Nach den einen kommt es vor, daß brasilische Pflanzer wegen dieser Fledermäuse ihre Pflanzungen verlassen mußten, um wenigstens ihre Pferde und sonstigen Nutztiere zu retten, wärend sie nach andern nur geringfügigen Schaden anrichten.
Das größte einheimische Säugetier Amerikas , der Tapir, war vor Zeiten in Brasilien sehr häufig zu finden, gegenwärtig jedoch sind die Tapire selten geworden. Den Menschen werden sie nicht anders, als durch die Verwüstung der Zuckerrorpflanzungen unangenem, dafür aber auch durch sein wirklich wolschmeckendes Fleisch und sein nicht weniger brauchbares Fell nützlich. Von den unschädlichen Vierfüßlern Brasiliens dürften Stachelschweine und Faultiere unsern Lesern am bekanntesten sein.
An gefärlichen Amphibien- und Reptilienarten ist Brasilien reicher. Alligatoren bis zu 16 Fuß Länge finden sich in seinen Flüssen, und Schlangen, darunter neben den Boas auch Klapperschlangen, machen in großer Mannichfaltigkeit die Wälder, wenn nicht grade sehr unsicher, so doch jedenfalls unheimlich.
Dafür sind aber auch die nüßlichsten aller Reptilien, die Schildkröten, in den brasilianischen Gewässern massenhaft vertreten. Nicht nur ihr Fleisch ist zum Essen und ihre Riesenpanzer zur Anfertigung des Schildkrot trefflich zu nüßen, sondern auch ihre Eier sind als Narungsmittel und zur Herstellung eines dem Olivenöl an Güte gleichgeachteten Dels hochzuschätzen.
Von der bunten Schar der südamerikanischen Vögel haben hier vor allem Anspruch auf Erwänung der amerikanische Strauß oder Emu, dann von den Reiherarten die rote Löffelgans und der rote Ibis, und den kleinsten, aber auch einen der interessantesten und schönsten Vögel nicht zu vergessen, der prachtvoll gefiederte Kolibri.
Am häufigsten von den Säugetieren sind die Affen und von den Vögeln die Papageien, die beide scharenweise anzutreffen sind und mit ihrer von argem Spektakel begleiteten Beweglichkeit die brasilischen Landschaften oft mer beleben, als dem Reisenden angenem ist.
Von Insekten sind die mit ausgezeichnetem Honig ausgestatteten Bienen als die nüßlichsten, und die von einem einzigen Naturforscher in 14 000. Arten gesammelten Nacht- und Tagschmetterlinge als die schönsten aufzufüren. Recht störend treten dagegen vielfach die Ameisen auf, und mer als sie die Mostitos, jene berüchtigte Stechmückenart, und die Sandflöhe, denen nach Bancroft nichts weiter felt, als daß sie hüpfen könnten, um das ganze heiße Amerika total unbewonbar zu machen.
( Schluß folgt.)