Einiges über der kostbarern Metalle und Elemente
Herkommen, Preise und Verwendung.
Die allgemeinen Vorstellungen von den materiell edelsten und kostbarsten Besißtümern pflegen über Gold, Edelsteine und Perlen gewönlich nicht hinauszugehen. Die ächten Spißen, die, freilich nicht ihren Verfertigerinnen, mit Gold reichlich aufgewogen werden, haben doch wesentlich nur in den Augen luxustreibender Frauen solchen Wert und sind dabei allzu vergänglich. Wenn sie abgenutzt sind, ist ihr Wert verbraucht. Auch die Kostbarkeit der Perlen ist keine dauerhafte; Alter und häufige Benußung machen sie unansehnlich, häßlich; einige Tropfen starken Essigs vertilgen ihren Schimmer, ja ihr Dasein unwiderbringlich. Die Schäßung der edlen Steine ist eine sehr wechselnde, je nachdem bald hier, bald dort zalreichere Exemplare einer Gattung aufgefunden werden, dabei ist ihr Zufallswert noch durch Feuer vernichtbar, selbst der Diamant ist in einige Liter fast wertloser Kohlensäure umwandelbar. Da bleiben die goldnen doch die dauerhaftesten Schäße, sicher vor Rost und Motten, weder durch Feuer noch chemische Agentien entwertbar: aus allen Legirungen oder Lösungen läßt dies Metall sich in voller Natur wieder herstellen. Das ist der Vorteil seines elementaren Wesens, den in verschiedenem Grade noch andre Metalle mit ihm teilen, kostbarere und geringer gewertete.
Der Beginn, nicht der speziellen Wertschätzung, die der Schmied etwa für Eisen hat, sondern der gesellschaftlich allgemeinen, ist ja in nationalen Grenzen schon beim Kupfer, dessen Besitz in einigem Quantum, das geprägt ist, doch jederzeit und an jedem Ort das Sattessen ermöglicht. Aber in unsern Scheidemünzen nemen wir das Kupfer befanntlich zum Vielfachen seines Marktpreises in Tausch, der jetzt nur 70 Pfennige pro Pfund beträgt, sodaß danach ein Beamter mit monatlich 250 Mark Gehalt mit 357 Pfund Kupfer ausgelönt werden müßte. Wenn auch Zinn mit 1 Mart und Quecksilber mit 2,50 M. pro Pfund bezalt werden, so sind sie doch zu geringwertig, als daß wir uns bei ihnen aufhalten. Dem Nickelmetal, das für 4 M. pfundweis zu kaufen ist, ist in unsern Marken nun auch die zweifelhafte Ere widerfaren, daß es, wenn mit den bekannten, noch in keiner vorsintflutlichen Erdschicht entdeckten mytologischen Ungeheuern gestempelt, die wir gewonheitsmäßig Adler nennen, in allen Händen gleiche Schäzung erfaren muß, die gleich dem zweiundeinhalbfachen des richtigen Wertes ist; also ein Pfund Nickel in Geldgestalt gilt bei uns zehn Mark. So sind die großen und kleinen Nickel freilich sicher, nicht in den Schmelztigel für Neusilber( bestet aus Kupfer, Nickel und Zink) zu wandern!
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Das rötlich- weiße Wismutmetall, zwar schon doppelt so teuer als Nickel, als gediegenes Metall, aber nicht häufig in der Natur vorkommend, erweist sich vorwiegend durch seine leichte Schmelzbarkeit, zumal wenn mit Zinn und Blei legirt, nüßlich. Können doch mittels solcher Legirung, die schon bei 91° Celsius, also unterhalb der Hiße des siedenden Wassers schmilzt, nicht nur Druckformen und Stereotypen, sondern sogar Holzschnitte abgeklatscht( clichirt) werden!
Indem wir die Metalle und einige ihnen änliche Elemente in der Reihe, als ihre Marktpreise( die immer pro Pfund angegeben werden) steigen, kurz weiter vorfüren, gelangen wir nun schon zu einem merk würdigern Sonderling, dem Natrium. Es ist das Metall, das in der Soda und im Kochsalz steckt und in Anbetracht der Schwierigkeit, es aus diesen Substanzen rein herauszubekommen, mit 10 Mark billig genug zu haben ist. Doch benimmt es sich noch gar nicht edelmetallisch, bleibt an der Luft keinen Augenblick glänzend, schwimmt auf Wasser, zersetzt es und verbrennt dabei. Wenn man es unzersezt aufbewaren will, muß man es ganz untergetaucht unter Petroleum halten. Doch kann man mittels seiner manche edleren Metalle aus ihren Verbindungen herstellen.
Ein leicht entberliches Metall, das als Begleiter des Zinks auftritt und in seinen Eigenschaften zwischen diesem und dem Zinn ſtet, ist das Kadmium. Nur seine größere Seltenheit bedingt den gegen Zink hohen Preis von 11 Mark 50 Pfg.
Dagegen rürt der mer als fünffach höhere Preis des Aluminiums ( 56 Mark für Barren, 65 Mark für Blech, 79 Mark für Drat) einzig von der zu seiner Herstellung nötigen, sehr umständlichen Arbeit und der Verwendung des schon erwänten Natriums dabei her, denn das Metall ist im oxydirten Zustand enthalten in der fast überall vorhandenen Tonerde, und vielen massenhaft vorkommenden Mineralien. Seine schäßbarste Eigenschaft, neben seiner Geschmeidigkeit( es kann wie Gold und Silber zu Blättchen ausgeschlagen werden) ist seine Leichtig feit, es ist nur den vierten Teil so schwer als Silber und besitzt nur ein Drittel der Schwere des Zinns oder Eisens. Wer also sein Leben glaubt gegen gewaltsame Angriffe mit einer metallnen Schußwer versichern zu müssen, der kann sich einen Aluminiumpanzer zulegen und trägt ihn dreimal leichter, als einen stälernen. Zur Münzprägung könnte dieses Metall sehr tauglich erscheinen, als Ersatz der Silberscheidemünze, es würde den Beutel weniger beschweren, und Falschmünzen wäre ausgeschlossen, da kein zweites so leichtes Metall von änlichen Eigenschaften existirt; aber das Aluminium hat die nicht ganz noble Passion, sich in Seifensiederlauge rasch aufzulösen zu einem Kleckschen ganz ordinären Thons man denke sich den Lärm im Staate, wenn solche traurige Metamorphose mit den 2- und 5 Groschenstücken in den Händen waschender Frauen öfters vorfämen!
Das Kalium kostet zwar 85 Mark, zeichnet sich aber vor dem ihm
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sonst in seinen Eigenschaften durchaus änlichen Natrium nur durch noch größere Leichtigkeit aus.
Das Silber mit ungefärem Wert von 90 Mark schließt sich nun an; in unsern Scheidemünzen lassen wir es nach künstlich gesteigertem Wert kursiren, wärend die alten Silbertaler bekanntlich noch immer zitternd am Scheidewege harren müssen, ungewiß, ob sie degradirt in den Nickelrang und außer Landes gejagt werden sollen, oder ob sie wieder millionenweis in den dunklen Schacht der Bankkeller als teilweise Notendeckung hinabgeschlungen werden sollen? Das sehr seltne Selen, zwar nicht zu den Metallen gehörig, halb metallisch glänzend, schwarz von Farbe, als Pulver rot, ein Begleiter des Schwefels in der Natur, zeigt sich bei dem anderthalbfachen Preise des Silbers( 137 Mark) von höchst merkwürdigen Eigenschaften. Im amorphen Zustand ist es Isolator für Elektricität, wenn frystallinisch, leitet es dieselbe und zwar, wenn es beleuchtet ist, besser, als in der Dunkelheit. Die Leitungsfähigkeit des Selens nimmt mit der Stärke der Beleuchtung zu, und es wird, in höchst auffallender Uebereinstimmung mit der Netzhaut des Auges, von denjenigen Teilen des Spektrums am meisten beeinflußt, welche das Auge am stärksten erregen. Auf diese Eigenschaften hin hat der durch seine genialen elektrischen Erfindungen und Konstruktionen bekannte Siemens ein Photometer( Instrument zum messen der Leuchtstärke) hergestellt, das physikalisch von höchstem Interesse ist.
Das filberweiße Magnesiummetall, das sich aber schon bei 30° durch Wasser oxydirt, ist zwar in seinen chemischen Verbindungen in Mineralien massenhaft genug vorhanden, aber schwierig metallisch rein darzustellen; man bezalt es daher in Pulverform mit 110 Mark, in Gestalt von Barren mit 190 Mart, als Drat oder in Bandstreifen mit 200 Mark. Es findet in der Form von Drat sehr wichtige Anwendung. Brennt man nämlich solchen an einem Ende an, so seßt sich die Verbrennung ununterbrochen fort und mit so intensivem und optisch wirksamem Licht, daß man wie bei Tageslicht dabei photographiren kann. So hat man z. B. bei Magnesiumlicht unterirdische Tempel- und Gräberbauten in Aegypten photographirt: ein zwar kostspieliges, auf andre Weise aber garnicht mögliches Verfaren.
Das zinnweiße, ser schwer schmelzbare Molybdän, für 250 Mark käuflich, kommt oxydirt oder mit Schwefel verbunden, ser selten und spärlich in der Natur vor. Daher ist das molybdänsaure Ammoniat , das der Chemiker im Laboratorium häufig benußt, eines seiner kostbarsten Reagentien.
Das Thallium, ein bleiänliches, weiches, leicht schmelzbares Metall, ist zwar in der Natur verbreiteter, als das vorhergehende, in Mineralien, salinischen Wässern und sogar in Pflanzenaschen, wird aber immer nur als sehr geringe Beimengung gefunden. In Stücken kostet das Metall 340 Mark.
In seinen Erzen sehr verbreitet, in geringer Menge auch ein häufiger Begleiter des Eisens, ist das Mangan. Das Metall ist dem Gußeisen änlich und sehr spröde. Nur die ungemein große Schwierigkeit, es von allen Beimengungen zu befreien, rechtfertigt den Preis von 500 Mark. In Legirung mit Eisen dagegen, als sogenanntes Ferromangan, findet es im großen Anwendung zur Bereitung des Bessemerstals; das Pfund einer solchen Legirung kostet freilich nur Mt. 1,50, trotzdem darin 40 bis 70% Mangan enthalten sind.
Wir gelangen nun, als zum nächſtteurern, zu dem wenigstens seinem Ruf nach allgemeiner bekannten Platin. Als edles Metall kommt es nur gediegen vor, und zwar in, die Ausbringung des Erzes lonender, Menge hauptsächlich nur in Südamerika , mer noch am Ural. Doch dürften aus beiden Ursprungsgegenden zusammen järlich kaum 50 Centner des Metalls gewonnen werden. Daß aber der Geldwert dieser Produktion nicht ganz unbedeutend ist, kann sich der Leser berechnen, wenn er erfärt, daß der Preis pro Pfund gegenwärtig für Platinmor oder Schwamm 650 Mark, für Blech und Drat 575 Mark beträgt. Seine Schwerschmelzbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die meisten chemischen Agentien lassen es zur Anfertigung verschiedener chemischer und technischer Apparate fast unentberlich erscheinen. Das Platinmor, d. i. so fein verteiltes Metall, daß es wie schwarzes Pulver erscheint, verdichtet Gase und so besonders den Sauerstoff der Luft in solchem Maße in seinen Boren, daß es durch seine Vermittlung dritte Substanzen entzündet( wie z. B. Wasserstoff) oder oxydirt, so z. B. den Alkohol zu Essigsäure( Schnellessigfabrikation).
Das Tellur, in seinem Verhalten dem Selen änlich, aber silberweiß und von starkem Metallglanz, foftet 750 Mark, one eine technische oder chemische erwänenswerte Anwendung zu finden.
An das Eisen erinnert das chemische Verhalten des Chrommetalls, das hart, spröde, schwerer schmelzbar als Platin und zinnweiß von Aussehen ist; seine chemischen Verbindungen finden als Erdfarben, zum Zeugfärben, als Beizen und im chemischen Laboratorium häufige Verwendung; derjenigen des Metalls aber dürfte der hohe Preis von 900 Mart noch lange im Wege steken.
In einigen seltenen Mineralien kommt das Metall Titan oxydirt vor, das in seinem Verhalten dem Zinn änelt; da es mit 1200 Mark pro Pfund bezalt wird, rangirt es hier unmittelbar vor:
Gold, das laut Gesetz bei uns 1392 Mark das Pfund Feingold gilt. Seine Eigenschaften sind bekannt genug, wenn auch so mancher Grund hat, etwas öftere Berührung mit ihm in geprägter Form zu wünschen. Die Licht und Schattenseiten des Wirkens und Treibens des verwandlungsfähigsten aller Metalle im sozialen Leben sind